Autor Thema: Gewerbsmäßiges Betteln?  (Gelesen 11671 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

TR

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #30 am: Donnerstag, 03. September 2009 - 13:40:06 »

Du scheinst Dich ja mit den Obdachlosen gut zu verstehen, daß sie Dir so bereitwillig Auskunft über ihre Einkünfte geben!
Ich behaupte, daß 30 bis 40 Euro pro Tag schon unrealistisch sind.


Ja sicherlich, denn einige von Ihnen fragen mich, ob Sie an meinem Geschäft sitzen dürfen, so komme ich ins Gespräch und wenn Schuhbedarf besteht kaufen Sie auch bei mir. Denn auch Bettler brauchen gute Schuhe, einige sind Stammgäste, die haben ihren festen Tourenplan im Sommer in Schleswig-Holstein, kommen quasi regelmäßig. Das sind diejenigen die ihr Leben nicht anders bestreiten wollen.

Teatime

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #31 am: Freitag, 04. September 2009 - 07:18:07 »
Eine wahre Begebenheit zum Thema:
Statt Kleingeldes für den Obdachlosen gab es eine Dose Hundefutter. Dankend nahm der Mann sie an, sagte aber traurig: "Um meinen Hund kümmern sich  immer alle...."
Mein Gedanke dazu: "Aber das Geld für die Hundesteuer ist da?" - Zugegeben etwas überspitzt, würde ich so auch nie direkt sagen, denn ich kenne ja die Hintergründe nicht. Aber wie Du schon sagst: auch ein Hund kostet Geld (Fressen, Arzt, Pflege usw.)
Zitat
Und deshalb gibt es immer mein 'Taschengeld' - also Kleingeld, welches ich meistens lose in der Hosentasche habe.
Mache ich aus Prinzip nicht.

Zitat
Sehr erstaunlich ist übrigens, daß wir bei der Tier-Tafel NICHT EINEN Obdachlosen haben, der für sein Tier Futter bei uns holt....
Na, dann weise doch den Hundebesitzer, dem Du Dosenfutter und Kleingeld gibst, einfach mal darauf hin. Vielleicht weiss er es ja auch gar nicht. Nur anschliessend nicht beschwehren, wenn da plötzlich anschliessend 50 Obdachlose mit ihren Hunden vor Deiner Tür stehen.  >:D

Blubb

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #32 am: Freitag, 04. September 2009 - 09:12:16 »
@Teatime: So habe ich auch mal gedacht, bis ich einen entsprechenden Bericht im Fernsehen gesehen und mir klar wurde, dass der Hund meist der einzige Freund und Vertraute und dieser auch in den meisten Fällen der einzige ist, zu dem eine wirklich tiefe und innige Bindung besteht, die die Leute "in dieser Welt" hält.
In vielen Städten, so wie auch in dem Bericht (in Berlin war es glaube ich?!), gibt es Tierärzte, die einmal in der Woche kostenlos die Tiere sich anschauen und auch behandeln.
Für das Fressen gibt es eben die Tiertafeln etc..
Ich möchte deine Denkweise nicht verurteilen, weil ich eben auch so gedacht habe und diese Denke ja auch relativ einfach ist, aber man muss sich einfach mal klar machen, was es bedeutet, wenn viele von den Obdachlosen keinen Hund mehr haben.

Teatime

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #33 am: Freitag, 04. September 2009 - 10:26:37 »
Ich möchte deine Denkweise nicht verurteilen, weil ich eben auch so gedacht habe und diese Denke ja auch relativ einfach ist, aber man muss sich einfach mal klar machen, was es bedeutet, wenn viele von den Obdachlosen keinen Hund mehr haben.
Wie kommst Du jetzt auf meine Denkweise? Habe ja nicht gesagt, dass ich etwas dagegen habe, dass die Obdachlosen sich einen Hund halten. Nur in dem Fall beschwerte sich der Mann, dass der Hund was zu essen bekommt, er aber nicht. Und nur darauf bezog ich mich. Dass es bei ihm natürlich den Eindruck erweckt, der Hund ist den Menschen mehr wert, als er selbst, ist sicherlich vom Spender so auch nicht gewollt.

Es gibt auch in großen Städten Ärzte, die mit ihrer mobilen Praxis rumfahren und den Obdachlosen helfen - kostenlos. Ich meine, ich habe mal einen Bericht darüber aus Köln im Fernsehen gesehen.

Das eigentliche Problem ist doch aber, dass die gewerbsmässigen Bettler (und die nenne ich jetzt auch bewusst abwertend so) von den Obdachlosen kaum noch zu unterscheiden sind. So ist es natürlich auch einfach, alle über einen Kamm zu scheren. Durch diese vielen schwarzen Schafe werden die echten Notleider nun auch noch doppelt bestraft.

Zudem bin ich auch der Meinung, dass in Deutschland eigentlich keiner mehr hungern müsste. Leider haben - so meine Einschätzung - viele Menschen inzwischen auch keinen Mut mehr, zur Behörde zu gehen um dort um Hilfe zu bitten oder sich bei einer kostenlosen Tafel anzustellen. Manchmal ist es wohl auch der Stolz, der sie davon abhält.

Paul Schrader

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #34 am: Sonntag, 30. Mai 2010 - 11:40:19 »
Betteln scheint sich in Itzehoe wieder zu lohnen. Man nehme dafür ein kleines Tier und schon zieht die Mitleidstour. Diese Herren erholen sich gerade von ihrer anstrengenden Arbeit und betrachten die neuesten Schnappschüsse auf ihrem neuen Touchscreen-Handy:



Für die Brillenträger:



Hunde haben die Herren ja desöfteren dabei, neu ist aber das Tier, das in dieser Tasche (unten auf dem Foto) verweilen darf:



In der Tasche befindet sich ein junges Katzenbaby! Gestern saß der Herr mit ihr vor dem Hertie-Gebäude. Ich habe noch nie ein so ruhiges Katzenbaby gesehen. Ich kenne sie nur recht verspielt.

Ich verstehe durchaus, wenn es Bedürftige gibt, die nicht zu den Ämtern gehen möchten, um dort um Unterstützung zu bitten - wer aber diesen Herren nur einen Cent in den Hut wirft, ist mit dem Klammerbeutel gepudert und ziemlich realitätsfern!

Katja

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #35 am: Sonntag, 30. Mai 2010 - 12:14:02 »
Hast Du meine Telefonnummer nicht mehr? EIN Katzenbaby?? Ich gehe morgen mal gucken, ob ich sie finde....

Offline Itzeflitze

  • Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 2.645
  • Geschlecht: Weiblich
  • Wieder Hamster- und Katzenfreak
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #36 am: Montag, 31. Mai 2010 - 08:56:40 »
Kann man das mit der Katze zur Anzeige bringen und die Polizei rufen, wenn man den Typen damit entdeckt?

Katja

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #37 am: Montag, 31. Mai 2010 - 09:30:00 »
Seit der beispielhaften Demostration des Begriffes 'Diplomatie', so virtuell veranschaulicht von Capitano auf dem Dackelrennen  :lach, werde ich es erst im Guten probieren und dann erst mit Schläge drohen.
Wenn nichts hilft (je nachdem, wie als das Baby ist, könnte die Polizei helfen) werde ich es zur Not auch rauskaufen... das geht wohl immer und ist sicher auch beabsichtigt. Aber das eben nur, wenn nichts anderes mehr geht!

Offline Itzeflitze

  • Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 2.645
  • Geschlecht: Weiblich
  • Wieder Hamster- und Katzenfreak
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #38 am: Montag, 31. Mai 2010 - 09:57:13 »
"Rauskaufen" sehe ich auch als letzten Weg, obwohl ich fürchte, dass gerade diese Leute daraus noch eine Geschäftsidee entwickeln  >:(

Katja

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #39 am: Montag, 31. Mai 2010 - 13:49:01 »
Vielleicht war das Wetter zu schlecht - aber heute Morgen (gegen 10:30h) war er noch nicht da.
Swetlana hatte allerdings mehr Glück!  :-* :-* (es ist schön zu wissen, daß unsere Katzenhilfe-Mitglieder sich so gut kümmern!!)
Aber ich überlasse es Dir, swetlana, darüber zu berichten und sage noch einmal DANKE SCHÖN!!!

Prinzipiell, Anne, bin ich absolut Deiner Meinung: kauft man ein Tier heraus, nimmt der Typ beim nächsten Besuch in Itzehoe gleich 2 Katzen mit! Aber in diesem Fall war es nicht nötig. Alles im grünen Bereich :)

swetlana

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #40 am: Montag, 31. Mai 2010 - 17:55:52 »
Ich habe den Mann mit der Katze heute - bewaffnet mit einer Dose Katzenfutter - vor Hertie besucht. Er kommt, wenn ich es richtig verstanden habe, aus Slowenien und verbringt bettelnd ein paar Monate im Jahr in Deutschlands Fussgängerzonen, um sein Sozialgeld in Höhe von EUR 300,- (verheiratet, 8 Kinder) aufzubessern.
Die Katze hat er von Zuhause mitgebracht und nimmt sie auch wieder mit dorthin zurück. Er hat mehrere davon.
Die Katze, die er an der Leine hält, ist ca. 5-6 Monate alt und machte auf mich keinen ungesunden oder verstörten Eindruck. Sie war verschmust, verspielt und stand sicher nicht unter Beruhigungsmitteln.

Wenn ich diesen Eindruck gehabt hätte, hätte ich das Tier sofort mitgenommen - und zwar, ohne nett zu fragen.

Ich habe ihm gesagt, dass das, was er da macht, keine artgerechte Haltung für eine Katze ist. Er sagte, die Katze schlafe mit seinem Hund, den er nicht dabei hatte, in einem Lager und bekomme genug zu fressen. Um dies zu untermauern, zückte er gleich eine Dose Katzenfutter und fütterte sie. Sie war zwar hungrig, aber nicht so, wie wenn sie seit Tagen nicht gefüttert wurde.

Ich fragte ihn dann, ob er die Katze verkaufen würde. Er sagte, das sei er schon öfter gefragt worden, aber seine Kinder würden ihn erschlagen.
Ein wenig später hakte er dann doch noch mal nach: Was ich denn für sie bezahlen würde...

Zum Abschied merkte ich noch an, dass mir sein Schlafplatz bekannt sei und ich mich von Zeit zu Zeit vergewissern würde, wie es dieser Katze geht. Ich sagte ihm freundlich, dass ich ggfs. die Behörden einschalten würde, wenn ich den Eindruck hätte, er würde nicht gut für die Katze sorgen. Hoffe, er hat das verstanden.

Fazit: Es gibt keine Handhabe und aus meiner Sicht im Moment keinen Grund, dem Mann die Katze wegzunehmen. Sie ist kein Baby mehr und offensichtlich auch nicht krank.

Wenn jemand ihn und das Tier die nächsten Tage sieht und neue oder andere Eindrücke hat, möge er hier berichten!

swetlana

Katja

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #41 am: Montag, 31. Mai 2010 - 17:58:28 »
Du bist richtig klasse, swetlana!! RICHTIG klasse! :-*

Offline ToRü | ToРуз

  • Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 9.868
  • Geschlecht: Männlich
  • ☆☆☆☆
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #42 am: Montag, 31. Mai 2010 - 18:00:41 »
Ich habe den Mann mit der Katze heute - bewaffnet mit einer Dose Katzenfutter - vor Hertie besucht. Er kommt, wenn ich es richtig verstanden habe, aus Slowenien und verbringt bettelnd ein paar Monate im Jahr in Deutschlands Fussgängerzonen, um sein Sozialgeld in Höhe von EUR 300,- (verheiratet, 8 Kinder) aufzubessern.
Die Katze hat er von Zuhause mitgebracht und nimmt sie auch wieder mit dorthin zurück. Er hat mehrere davon.
Die Katze, die er an der Leine hält, ist ca. 5-6 Monate alt und machte auf mich keinen ungesunden oder verstörten Eindruck. Sie war verschmust, verspielt und stand sicher nicht unter Beruhigungsmitteln.

Wenn ich diesen Eindruck gehabt hätte, hätte ich das Tier sofort mitgenommen - und zwar, ohne nett zu fragen.

Ich habe ihm gesagt, dass das, was er da macht, keine artgerechte Haltung für eine Katze ist. Er sagte, die Katze schlafe mit seinem Hund, den er nicht dabei hatte, in einem Lager und bekomme genug zu fressen. Um dies zu untermauern, zückte er gleich eine Dose Katzenfutter und fütterte sie. Sie war zwar hungrig, aber nicht so, wie wenn sie seit Tagen nicht gefüttert wurde.

Ich fragte ihn dann, ob er die Katze verkaufen würde. Er sagte, das sei er schon öfter gefragt worden, aber seine Kinder würden ihn erschlagen.
Ein wenig später hakte er dann doch noch mal nach: Was ich denn für sie bezahlen würde...

Zum Abschied merkte ich noch an, dass mir sein Schlafplatz bekannt sei und ich mich von Zeit zu Zeit vergewissern würde, wie es dieser Katze geht. Ich sagte ihm freundlich, dass ich ggfs. die Behörden einschalten würde, wenn ich den Eindruck hätte, er würde nicht gut für die Katze sorgen. Hoffe, er hat das verstanden.

Fazit: Es gibt keine Handhabe und aus meiner Sicht im Moment keinen Grund, dem Mann die Katze wegzunehmen. Sie ist kein Baby mehr und offensichtlich auch nicht krank.

Wenn jemand ihn und das Tier die nächsten Tage sieht und neue oder andere Eindrücke hat, möge er hier berichten!

swetlana

Der Hammer: Bettelurlaub in Deutschland! Haben die dafür schon 'nen Reiseverantalter? Dann hat er sicher 'ne Billigtour genommen - oder ist beschissen worden: Itzehoe als Bettelort?

Sorry, aber den konnte ich mir nicht verkneifen.
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.

swetlana

  • Gast
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #43 am: Montag, 31. Mai 2010 - 18:03:52 »
Tja, so siehts aus, groundstar!
Ich könnte auch nicht ausschließen, dass ich dasselbe tun würde, wäre ich an seiner Stelle.
Und du?

Sorry, den konnt ich mir jetzt echt nicht verkneifen.

swetlana

Offline ToRü | ToРуз

  • Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 9.868
  • Geschlecht: Männlich
  • ☆☆☆☆
Re: Gewerbsmäßiges Betteln?
« Antwort #44 am: Montag, 31. Mai 2010 - 18:11:00 »
Tja, so siehts aus, groundstar!
Ich könnte auch nicht ausschließen, dass ich dasselbe tun würde, wäre ich an seiner Stelle.
Und du?

Sorry, den konnt ich mir jetzt echt nicht verkneifen.

swetlana

Tja, aber mit den organisierten Bettlern ist das so eine Sache. In München und Hamburg können die davon schon recht gut leben. Bis zu 350 EUR pro Tag werden da pro Bettler erbettelt...

Und ob die Geschichten immer so stimmen...

Und wenn es sogar, wie auf Pauls Bildern zu sehen ist, für ein Handy langt, dann hält sich mein Mitgefühl in sehr engen Grenzen! Daher auch die Bemerkung, denn es gibt in der Tat zahllose, vor allem osteuropäische Bettlerbanden, die sich gut organisieren.

Wer echte Not hat in diesen Ländern, der kommt kaum zum Betteln nach Deutschland. Wovon auch?
« Letzte Änderung: Montag, 31. Mai 2010 - 18:17:04 von groundstar »
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.