Autor Thema: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig  (Gelesen 34609 mal)

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Albrecht

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #75 am: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 12:44:12 »
Asozial ist sicher der falsche Begriff in diesem Zusammenhang.
Ich bin schon in der Lage, die aus meiner Sicht richtigen Begriffe zu verwenden!

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #76 am: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 12:50:52 »
Asozial ist sicher der falsche Begriff in diesem Zusammenhang.
Ich bin schon in der Lage, die aus meiner Sicht richtigen Begriffe zu verwenden!

War ja nur eine Anregung aus meiner Sicht.
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #77 am: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 12:52:55 »
Diese Definition nehme ich mal auf in das Wörterbuch 'Deutsch-groundstar/groundstar - Deutsch' ;)


Dann kann ich auch bald mein eigenes Wörterbuch herausgeben - und da Du fleißig für mich sammelst, teile ich gerne mit Dir.  ;D
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.

ae8090

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #78 am: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 13:12:15 »
Mal ein bisschen Butter bei die Fische, weil das betriebswirtschaftliche Wissen von Albrecht z.B. doch ähm, sagen wir mal optimierungspotentialhaltig ist:

Gestern habe ich mit einem Bäcker hier aus Itzehoe gesprochen. Er bezieht seine Brötchenrohlinge, die sogenannten Backlinge, von einem Großisten.

Beispiel eines der Brötchen aus seinem Sortiment, beliebig herausgegriffen:
Der Backling kostet im Einkauf 27 ct. Der Ladenpreis für genau dieses Brötchen liegt bei 40 ct, Mehrwersteuer runter bleiben ca 32.

Insgesamt ist für den Verkäufer / die Verkäuferin in dem Brötchen 1 bis max 1,5 ct enthalten. Letzteres ist schon hochgegriffen.

Wenn der betreffende Mitarbeiter nun 7,00 Euro Stundenlohn bekommen soll, sind das für den Arbeitgeber ca 10.00 Euro.

Jetzt darf sich jeder selbst ausrechnen, wieviel Brötchen der / die Verkäufer/in pro Stunde (und nicht nur zwischen 7.00 und 8.00 Uhr, sondern jede Stunde) mindestens verkaufen muss, damit sich das rechnet.

Albrecht: Du hast mich sofort auf Deiner Seite, wenn es darum geht, Dumpinglöhne zu verhindern. Und ich bin froh, dass sich unsere neue Bundesregierung, anders als die drei Bundesregierungen zuvor, das auf ihre Fahnen geschrieben hat und genau diesen Punkt im Koalitionsvertrag festgehalten hat. Und wie ich schon an anderer Stelle in diesem Forum schrieb: Ob man das am Ende dann "Mindestlohngesetz" nennt oder "Lohnabstandsgebotswahrungsgesetz" oder noch irgendwie anders, ist mir ziemlich schnuppe. Die Sache ist wichtig, nicht Begriffsklauberei.

Dennoch, um zum eigentlichen Thema zurückzukommen, muss ich noch nicht einmal in einem Vergleich Dumpinglöhne zugrunde legen, sondern kann von ganz normalen Tariflöhnen ausgehen und komme zum Ergebnis, dass unter manchen Konstellationen sich Arbeit schlicht nicht lohnt. Einer der Gründe: Meine Frau z.B. ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Bekäme sie jetzt ein Kind, würde sich ihr Gehalt nicht ändern. Es bliebe, wie es ist. Wäre sie Hartz-IV-Empfängerin, bekäme sie mehr Geld.

Warum soll also jemand, der nach Tarif 2.200 Brutto verdient, verheiratet ist und drei Kinder hat, noch arbeiten gehen, wenn er de facto mit Transferleistungen auf das gleiche Geld kommt?

Und übrigens: ich staune immer wieder, wenn ich erlebe, was sich so manche ach so armen und gebeutelten Hartz IV-Empfänger leisten können. Die teuren belegten Brötchen von der Tankstelle, die ich hier an anderer Stelle einmal erwähnte mögen nur ein Beispiel sein. Kürzlich saß ich in einer Pause mit ALG--II-Empfängerinnen zusammen. Die fliegen alle im Sommer in die Türkei in Urlaub.

Ich jedenfalls kann mir das nicht leisten!

Und auch die über € 700 ,-- teure Klassenreise nach Florenz, die sich ein Hartz IV - empfangender Papa für sein Kind vor Gericht eerstritten hat, hätte ich mir bzw einem meiner Kinder nicht erlauben können. Mein Kind wäre hier geblieben!

Und derlei Beispiele ließen sich nahezu beliebig fortführen.

Offline Slartibartfass

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #79 am: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 13:20:28 »
Beispiel eines der Brötchen aus seinem Sortiment, beliebig herausgegriffen:
Der Backling kostet im Einkauf 27 ct. Der Ladenpreis für genau dieses Brötchen liegt bei 40 ct, Mehrwersteuer runter bleiben ca 32.
Ca 33,6 Cent. :)
Normal bin ich ja kein Pfennigfuchser, aber bei
Zitat
Insgesamt ist für den Verkäufer / die Verkäuferin in dem Brötchen 1 bis max 1,5 ct enthalten.
diesen Werten ist es schon eine Größenordnung.


Zitat
Einer der Gründe: Meine Frau z.B. ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Bekäme sie jetzt ein Kind, würde sich ihr Gehalt nicht ändern. Es bliebe, wie es ist. Wäre sie Hartz-IV-Empfängerin, bekäme sie mehr Geld.
Dafür würde Deine Frau Kindergeld bekommen, sowie einen höheren Freibetrag bei der Steuer.



Beim Rest stimme ich Dir zu. :)
Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.

Johomo

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #80 am: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 13:29:19 »
Beispiel eines der Brötchen aus seinem Sortiment, beliebig herausgegriffen:
Der Backling kostet im Einkauf 27 ct. Der Ladenpreis für genau dieses Brötchen liegt bei 40 ct, Mehrwersteuer runter bleiben ca 32.
Ca 33,6 Cent. :)
Normal bin ich ja kein Pfennigfuchser, aber bei
Zitat
Insgesamt ist für den Verkäufer / die Verkäuferin in dem Brötchen 1 bis max 1,5 ct enthalten.
diesen Werten ist es schon eine Größenordnung.


Ca. 37,4 Cent! Es sei denn, Du verzehrst sie im Laden!

Offline Slartibartfass

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #81 am: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 13:34:11 »
Beispiel eines der Brötchen aus seinem Sortiment, beliebig herausgegriffen:
Der Backling kostet im Einkauf 27 ct. Der Ladenpreis für genau dieses Brötchen liegt bei 40 ct, Mehrwersteuer runter bleiben ca 32.
Ca 33,6 Cent. :)
Ca. 37,4 Cent! Es sei denn, Du verzehrst sie im Laden!
Stimmt. 7% MWSt.
Somit wurden aus angenommenen 32 Cent 37,4. Eine Steigerung des Roherlöses um ca 100 Prozent!
Da freut sich die Buchhaltung. :)
« Letzte Änderung: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 14:34:51 von Slartibartfass »
Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.

Albrecht

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #82 am: Mittwoch, 17. Februar 2010 - 14:49:58 »
weil das betriebswirtschaftliche Wissen von Albrecht z.B. doch ähm, sagen wir mal optimierungspotentialhaltig ist:
Mein betriebswirtschaftliches Wissen reicht zumindest dafür, deinem Bäcker zu empfehlen, er möge seine Produktpalette erweitern. Durch die real möglichen Synergieeffekte ließen sich durchaus wirtschaftliche Vorteile generieren.

ae8090

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #83 am: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 08:16:10 »
weil das betriebswirtschaftliche Wissen von Albrecht z.B. doch ähm, sagen wir mal optimierungspotentialhaltig ist:
Mein betriebswirtschaftliches Wissen reicht zumindest dafür, deinem Bäcker zu empfehlen, er möge seine Produktpalette erweitern. Durch die real möglichen Synergieeffekte ließen sich durchaus wirtschaftliche Vorteile generieren.

schwach Albrecht, da hätte ich nun eine etwas qualifiziertere Antwort erwartet.



heute in der faz.net ein Gastbeitrag von Christian Lindner, Generalsekretär der FDP:

Zitat
Die Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft hatten davor gewarnt, den Staat „zu einem Tag und Nacht arbeitenden Pumpwerk der Einkommen“ (Wilhelm Röpke) zu machen. Das Sozialstaatsprinzip sollte nicht gegen das Leistungsprinzip ausgespielt werden. Die Warnung ist verhallt. Wahlkämpfe wurden mit der Ausdehnung sozialer Transfers gewonnen - nicht mit der Steigerung ihrer Wirksamkeit. In einem der am besten finanzierten Wohlfahrtssysteme sind viele Menschen dauerhaft von Arbeit und Bildung ausgesperrt. Obwohl soziale Zwecke bald ein Drittel der Wirtschaftsleistung beanspruchen, werden Sozialhilfekarrieren erblich. Der Wohlfahrtsstaat hat Eigenverantwortung entbehrlich gemacht, Aufstiegswillen gebremst und Mitmenschlichkeit durch anonyme Rechtsansprüche ersetzt - und damit Mentalitäten geprägt.
Quelle und kompletter Artikel: faz.net


Blubb

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #84 am: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 09:21:00 »
Und auf SpOn gibt es heute mal einen relativ ausgewogenen Artikel. Das Kieler IfW pflichtet Guido Westerwelle nämlich in der Sache bei.

breughel

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #85 am: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 09:28:53 »
Die Unabhängigkeit der drei "führenden" Wirtschaftsforschungsinstitute" ist ja bekannt - jedes Institut neigt unabhängig einer gewissen Richtung zu.
Es ist wie beim Sport- man soll nicht alles so genau und kritisch betrachten, das belastet doch sehr.

Blubb

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #86 am: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 09:31:13 »
Es ist wie beim Sport- man soll nicht alles so genau und kritisch betrachten, das belastet doch sehr.

 ::)

Habe ich irgendwo gesagt, dass ich die Diagnose des IfW unkritische betrachte? Ich habe hier einfach nur einen Artikel gepostet. Ich bin mir sehr wohl bewusst, was das IfW für Positionen vertritt.

Hör mal auf so zu tun, als hättest Du die Wahrheit gepachtet.
« Letzte Änderung: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 09:38:03 von Blubb »

breughel

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #87 am: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 09:40:59 »
Wiederholungen sind nicht nur bei mir in...

Nein, Du schriebst von einem relativ ausgewogenen Artikel  - was immer das ist  - das bezieht sich auf den SpOn.
Dann wird ohne Bewertung erklärt, da Kieler Institut teile inhaltlich die Sichtweise Westerwelles - was ich so da auch nicht genau lese.
Als angehender Jurist ist das hier doch ein gutes Training für dich.
Dein Berufsalltag wird voll sein von Besserwisserei, Dominanzstreben und Aggression.
Da ist das hier doch sehr zivilisiert - und soll auch so bleiben.

Blubb

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #88 am: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 13:07:49 »
Bei der taz (!) gibt es einen höchst interessanten Kommentar und über die darin enthaltene These lässt sich sicher kontrovers diskutieren.

P.S.: Man sieht schon im dortigen Kommentarbereich, dass der Artikel manch vermeintlichem Grünen-Wähler so gar nicht schmeckt.
« Letzte Änderung: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 13:14:00 von Blubb »

ae8090

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Re: Regelsätze für "Hartz IV" sind verfassungwidrig
« Antwort #89 am: Donnerstag, 18. Februar 2010 - 13:57:53 »
Bei der taz (!) gibt es einen höchst interessanten Kommentar und über die darin enthaltene These lässt sich sicher kontrovers diskutieren.

P.S.: Man sieht schon im dortigen Kommentarbereich, dass der Artikel manch vermeintlichem Grünen-Wähler so gar nicht schmeckt.

Zitat
Was der FDP-Vordere zu sagen hat, erzeugt Resonanz. Unabhängig davon, ob realistisch ist, was er sagt - dass das Arbeiten zu Niedriglöhnen nicht lohnt, dass mit sozialstaatlichen Alimentationen alles nur sozialistischer werde, dass eine Existenz unter den materiellen Bedingungen eines Hartz-IV-Tarifs besser sei als arbeiten zu gehen: So empfinden sehr viele unter den Freiberuflern, unter Lohnabhängigen, Gewerkschaftern und solchen, die an der Supermarktkasse ihren Lohn verdienen, aber genau wissen, dass mit dem Geld vom Staat nicht minder schlecht über die Runden zu kommen wäre.
ebd

das ist einfach nur korrekt auf den Punkt gebracht