Google Street View

Begonnen von wassolls, Mittwoch, 01. Oktober 2008 - 19:48:12

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Paul Schrader

@wutz: Hast Du Dir Street View schon angeguckt?

wutz

Ja, und etliche unkenntlich gemachte Menschen gesehen. Das ist nur halbherzig gelungen. Sieht eher nach einer Handyaufnahme aus. Leider konnte ich das nicht kopieren. In Oslo und Göteborg habe ich das bemerkt.

Paul Schrader

Siehste. Die abgebildeten Menschen kann man nicht erkennen. Und wo ist jetzt das Problem?

wutz


Paul Schrader

Dann verrate mir doch mal Namen, Adresse und Wohnort der abgebildeten Personen. Außerdem sehe ich bei einer solchen Aufnahme keinen Unterschied zu einem Zeitungsfoto mit einem Foto in die Menge auf dem Weinfest der Itzehoer Woche. Auf solchen Bildern sind die Leute dort auch nicht unkenntlich gemacht oder wurden gefragt, ob sie mit einer Veröffentlichung einverstanden sind.

wutz

Bei mehr als 8 Personen muss man nicht fragen. Ich fahre mal hin und frage ihn/sie.

Paul Schrader

Man muss nicht einmal bei einer Person um Erlaubnis fragen, wenn sich die Person nur um "schmückendes Beiwerk" handelt: Wenn Du also die St.-Laurentii-Kirche fotografierst und gerade jemand vorbei geht, steht einer Veröffenlichung nichts im Wege. Du siehst also, Kameras sind überall und alle sind böse. ;)

Bernd

Ich habe mir die Seiten angeschaut.

Es kann schon interessant oder amüsant sein, virtuell durch noch nie besuchte Städte und ihre Straßen zu kurven. Als Vorbereitung, Nachbereitung einer Reise oder vielleicht, um von berühmten Örtlichkeiten, die man wahrscheinlich nie persönlich besuchen kann, Eindrücke zu gewinnen.

Aber mir fiel auch ein, dass ich bei jedem schriftlichen Kontakt mit einer Person, Behörde, einem Geschäft, einer Firma oder irgendeiner anderen Institution meine Adresse angeben muss, um verlässliche und belegbare Briefe, Unterlagen oder andere Sendungen zu erhalten.

Ich will nicht ...

..., dass weltweit ohne Mühen und Kosten nur durch meinen Namen und meiner Adresse, die ich oft bekanntgeben muss, umfassende Bildinformationen über meine Wohnstraße und das -Gebäude zur Verfügung stehen, die Spekulationen über mein soziales Umfeld oder gar über mich selbst ermöglichen. Auf den Bildern sind die Hausnummern, die eventuell vorhandenen Vorgärten, die Autos vor dem Haus, der Eingangsbereich mit den Zuständen von Türen und Fenstern, dem Zustand der verwendeten Baumaterialien (Stein, Holz, ...), bis hin zur der Fenstergestaltung deutlich zu erkennen. Aus allen Blickwinkeln und Zoommöglichkeiten! Aus dem uns allen bekannten, menschlichen Verhalten führen diese Informationen unweigerlich zu vorgefassten Meinungen. Wer begründetes Interesse an meiner Straße, dem Haus, in dem ich wohne oder an meinem Aussehen hat, der soll sich gefälligst selbst auf die Socken machen und schauen. Das wird er sich jedoch überlegen!

... noch mehr Briefe mit der Adresse <An die Bewohner ...> erhalten, mit Angeboten, deren Inhalt sich auf die weltweit vorhandenen Bilddokumente beziehen. Maler, Glaser, Maurer, Gärtner, Putz- und Reinigungsfirmen, Dekorateure, ... bekommen ohne meine eigene Interessenbekundung nahezu kostenfrei die Möglichkeit zur profitablen Selbstdarstellung inklusive Angeboten, wie ich meine Situation verbessern könnte.

..., dass Google oder ein anderes Unternehmen, die bekanntermaßen nicht wohltätig arbeiten, ohne meine ausdrückliche Genehmigung, zu jeder Zeit, an jeden Ort, für Jeden verfügbar, Bilder meines vermeintlich privaten Bereichs zur Verfügung stellen.

..., dass die Regierung meines Staates dem Treiben zustimmt.

Bernd

Als Ergänzung zu meinem Beitrag:

Der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit gibt Informationen zum Widerspruch gegen die Veröffentlichung von Bildern.
Wen das interessiert, kann HIER klicken.

Bernd

#174
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz informiert,
wen es interessiert, wenn ihr HIER klickt.

Paul Schrader

Und die erste Adresse, die Du Google selbst bekannt gibt, ist Deine eigene - die steht nämlich als Absender im Widerspruch gegen Street View. :-\

Wer neugierig ist, kann übrigens heute schon bei Google Maps Dein Haus von oben betrachten. Aber das ist natürlich ein totaler Unterschied.

Blubb

Ich wollte es gerade schreiben. Mit Google Maps und der dortigen Satellitenfunktion lässt sich eben genau dies auch erreichen, was Bernd auch schon schreibt, nämlich das Umsehen im sozialen Umfeld. Und selbst ohne Google kann ich dies schon erreichen, nämlich wenn ich nur Post hier innerhalb Hamburg verschicke, denn anhand der Postleitzahl lässt sich schon sehen, um welchen Stadtteil es sich handelt. Für den Rest brauche ich dann im Endeffekt auch nicht mehr viel.

Bei Google Maps und den Satellitenbildern hat sich aber kein Mensch darum gekümmert, aber jetzt bei Street View soll es auf einmal anders sein, nur weil man die Häuserfassaden noch zusätzlich sieht. Das will einfach nicht einleuchten. Ich kann mich nur wiederholen: Das, was gerade passiert ist panikmachende Schwarz-Weiß-Malerei.

Google ist eben per se böse, Larry Page und Sergei Brin sitzen irgendwo in einem dunklen Turm. oder so ähnlich. Google ist sicherlich nicht die Heilsarmee, aber auch nicht der Teufel.

Eher sollte man hinterfragen, was Googles Deal mit Verizon für die Netzneutralität bedeutet. Das ist mMn weit mehr problematisch als SV. Das kann man aber dem gemeinen Volk eben kaum in schönen Schlagzeilen und einfachen Statements erklärbar machen, dann nimmt man sich eben SV. Denn ist es ja böse, wenn man Häuserfassaden sieht.

Blubb

Ich vergaß noch zu schreiben, was ich meine. Hier wird die Vereinbarung zusammengefasst und was Netzneutralität ist, kann man hier nachlesen.

EyeofDragon

#178

Bernd

Zitat von: Paul Schrader in Sonntag, 15. August 2010 - 11:06:39
...
Wer neugierig ist, kann übrigens heute schon bei Google Maps Dein Haus von oben betrachten. Aber das ist natürlich ein totaler Unterschied.
Absolut korrekt analysiert!