Tausendfacher Missbrauch! Toleriert, verschwiegen, hingenommen.

[Slartibartfass]

Die Kinder. Die Kinder. Kann denn nicht nur einmal Jemand an die Kinder denken?

Es waren, wenn überhaupt, "bedauerliche Einzelfälle". Wenn sie ans Licht kamen, dann wurde ein wenig bedauert, der zuständige Pastor/Diakon bzw die Pflegerin wurde evtl gerügt und strafversetzt. Mehr passierte nicht. Es waren ja nur "bedauerliche Einzelfälle". Diakonie und Carritas hielten es nicht für notwendig, sich zu entschuldigen. Aufarbeitungsbedarf gab es nicht. Einzelfälle halt.

„Prügel mit Lederriemen, Gummischläuchen oder Stöcken gezielt ins Gesicht. Der Zwang, Erbrochenes aufzuessen – wir bekamen so lange nichts zu essen, bis wir das Erbrochene nicht komplett aufgegessen hatten.“, Vergewaltigungen. Dutzende, hunderte, tausende, wahrscheinlich sogar zentausende und hunderttausende von Heimkindern durchlebten bis in die siebziger Jahre die Hölle auf Erden. Und das unter dem Deckmantel von "christlicher Nächstenliebe" und christlichen Heimen.


Jetzt will die ev. Landeskirche in Niedersachsen das Thema aufarbeiten. Sie geht alleine in Niedersachsen von 50000 Missbrauchsfällen in ihren Einrichtungen aus. Und es ist unwahrscheinlich, dass diese Verbrechen nur in Niedersachsen und nur in ev. Einrichtungen passierten. Ende letzten Jahres gestand schon die kat. Kirche in Norddeutschland ähnliche Verbrechen ein. Auf Irland zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. „Wie oft stürze ich schweißgebadet aus meinem Bett, weil ich diese Kerle an meinem Bettende stehen sehe, wie sie mir zuwinken, wie sie mich in ihr Zimmer zerren, um mich zu vergewaltigen und die Eingeweide aus mir herauszuprügeln.“


Oh Mann, ich könnte echt kotzen. Jetzt, 40 bis 50 Jahre später wird das Schweigen endlich gebrochen. Auch die Kommunikation über und die Recherchen im Internet werden wohl Gründe sein, wieso sich jetzt immer mehr Betroffene melden - Sie haben gemerkt, dass ihr Martyrium doch kein "Einzelfall" war. Sie haben gemerkt, dass sie nicht alleine sind.
Dass die Organisation, unter deren Augen dieser Missbrauch stattfand, jetzt als Seelsorger bereitstehen will, mag den Betroffenen wie blanker Hohn vorkommen.

Die Kinder. Die Kinder! Sie leben auch 50 Jahre nach den schrecklichen Taten mit der Scham und mit den Albträumen. Jetzt werden sie aber endlich wahrgenommen.
 

[Albrecht]

Dazu kommentarlos eine Seite von Betroffenen.

[Slartibartfass]

Um diesen Thread nochmal aus der Versenkung zu holen.

Jahrelanger sexueller Missbrauch an Berliner Jesuitenschule.

[breughel]

Triebe lassen sich nicht unbedingt per Dekret abschalten.
Es wird immer wieder solche Berichte geben und es wird noch mehr Fälle geben, die erfolgreich verschwiegen werden.

[Behind blue eyes]

Ich verstehe nicht wie Menschen zu so etwas im Stande sein können.
Das ist wirklich mit das schlimmste was es gibt.
Doch leider Gottes gibt es solche Menschen und was dagegen tun kann man eigentlich auch nicht.

[Slartibartfass]

Doch leider Gottes gibt es solche Menschen und was dagegen tun kann man eigentlich auch nicht.

Man könnte aufhören, es zu verschweigen und zu verschleiern.

[Michael Hein]

Aus der TAZ dazu:

http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/der-fall-des-katholizismus/

http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/krise-heizt-streit-um-zoelibat-an/

http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/die-kirchenvaeter-und-die-angst/

http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/aufarbeitung-zwischen-bio-und-mathe/

[wassolls]

Doch leider Gottes gibt es solche Menschen und was dagegen tun kann man eigentlich auch nicht.

Man könnte aus der katholischen Kirche austreten.

[Blubb]

Doch leider Gottes gibt es solche Menschen und was dagegen tun kann man eigentlich auch nicht.

Man könnte aus der katholischen Kirche austreten.

Und das bringt jetzt genau was?

[wassolls]

Das ist eine Art von Protest.
Und wenn es um Geld geht, dann wird schnell reagiert.

[Blubb]

Halt ich wenig von, da man so den Erzkonservativen das Feld überlässt, die das lieber heute als morgen alles unter den Tisch fallen lassen möchten. Reformbewegungen gibt es auch in der katholischen Kirche so einige. Veränderungen können, zugegebenermaßen in der Theorie, eigentlich nur aus einer Organisation selbst kommen.

[wassolls]

da man so den Erzkonservativen das Feld überlässt

Ich glaube das eher das Gegenteil passiert und sich die Erzkonservativen dann AUCH Gedanken machen müßen.

[Blubb]

da man so den Erzkonservativen das Feld überlässt

Ich glaube das eher das Gegenteil passiert und sich die Erzkonservativen dann AUCH Gedanken machen müßen.

Das ist aber, wenn ich ehrlich bin, ein bisschen blauäugig und arg kurz gedacht.

[ae8090]

Hat das wirklich was mit konservativ oder liberal zu tun? Oder schlicht mit Machtmissbrauch, mit begünstigenden Strukturen, die es an vielen Stellen gibt, mit fehlgeleiteter Sexualität (warum sollte es solche bei Konservativen oder bei Liberalen häufiger geben?)

[Blubb]

Hat das wirklich was mit konservativ oder liberal zu tun? Oder schlicht mit Machtmissbrauch, mit begünstigenden Strukturen, die es an vielen Stellen gibt, mit fehlgeleiteter Sexualität (warum sollte es solche bei Konservativen oder bei Liberalen häufiger geben?)

So meinte ich das nicht. Ich habe beim Lesen erzkonservativer Beiträge dieser Tage das Gefühl, dass die noch am ehesten ein Interesse daran haben, den ganzen Skandal so schnell wie möglich im Sande verlaufen zu lassen.

Eine wirklich interessante und gelungene Diskussion gab es für zwei Monaten im Deutschlandfunk. Dort meinte einer der Diskutanten, dass diejenigen, die diese psychische Störung an sich entdecken, in das Zölibat flüchten und hoffen, dass es mit der dort gelebten Enthalsamkeit schon funktionieren wird.

Aber auch liberalere Strukturen können Missbrauch begünstigen. Da gebe ich Dir vollkommen Recht.