Hans-Werner Sinn ist ein weltweit anerkannter hervorragender Wirtschaftswissenschaftler.
Doch bei der Erwähnung seines Namens sträuben sich bei mir jedes Mal die Nackenhaare.
Ich erinnere mich gut an eine politische Talkshow, in der er sinngemäß sagte: “Die Arbeitnehmer dürfen nicht den Anspruch haben, von ihrem Einkommen leben zu können.“
Beim Wort „sozial“ schien er Schüttelfrost zu bekommen, bei „Niedriglohnsektor“ und Eigenkapitalrendite“ leuchteten seine Augen.
Ebenfalls ins Fettnäpfchen trat er mit der Behauptung im Tagesspiegel, in der Weltwirtschaftskrise 1929 hätte man die Juden als Sündenböcke beschuldigt, heute wären es eben die Manager. Eine Pseudo-Entschuldigung folgte.
Weitere Aussagen von ihm: “Schuld an der Wirtschaftskrise ist nicht die Gier der Manager und der Banken, sondern Politikversagen, eine anonyme Systemkrise. Es fehlen Regeln.“
Doch ich halte dagegen: Gewiß… die Politiker hätten engere Grenzen ziehen müssen (wenn das überhaupt weltweit geht). Doch die Finanzkrise hat auch eine moralische Seite.
Denn der Grund für die gegenwärtige Krise ist vor allem ein Mangel an Moral. Die Unternehmen, die Banken, die Manager müssen frei über ihre Geschäfte bestimmen können, aber eben auch bestimmte moralische Regeln einhalten, um nicht als raffgierig dazustehen.
Kürzlich sagte Sinn: „Die Renditeziele Josef Ackermanns seien "nicht tolerabel", die Wall Street sei zum Kasino verkommen. Nur der Sozialstaat schütze Deutschland noch vor der Krise."
Man mag es kaum glauben. Hat sich der neoliberale Professor etwa geläutert?