Die Straße entlang der Kreidegrube Schinkel bleibt wie der Sandweg dauerhaft für Autos gesperrt. Während Holcim an langfristiger Rohstoffsicherung interessiert ist, hofft die Gemeinde auf eine baldige touristische Nutzung des erdgeschichtlichen Kleinods.
Ohne eine enge Zusammenarbeit mit dem Zementproduzenten Holcim hat Lägerdorf keine Zukunft. Das machte Bürgermeister Uwe Gaetje auf einer Einwohnerversammlung deutlich. Vor vollbesetztem Haus stellte er den Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen vor.
Zuvor zeichnete das Ortsoberhaupt aber ein düsteres Bild von der Ausgangslage. Seine Auflistung der Probleme war geradezu ernüchternd: keine Neubaugebiete, hoher Altbaubestand, sinkende Einwohnerzahlen, überalterte Bevölkerung, ein Rückgang bei Geschäften und Gaststätten - und das alles bei chronisch leeren Kassen. Hinzu kommt ein erheblicher Unterhaltungsstau bei öffentlichen Gebäuden. Gaetje wies auf die "katastrophale Energiebilanz" bei den Schulgebäuden hin. Und im Rathaus seien jetzt die Mieter ausgezogen, weil es ihnen dort im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt gewesen sei. "Da kann man ermessen, wie die Verwaltungsmitarbeiter früher gelitten haben."
Mit dem Holcim-Vertrag sucht Lägerdorf jetzt sein Heil in der Offensive. Die Kamp-Bebauung soll neue Einwohner bescheren, mit dem Bau der nahen Autobahn 20 hofft man auf neue Gewerbebetriebe. Und der Kreideabbau soll künftig touristisch genutzt werden. Laut Gaetje soll noch in diesem Monat eine Werbekampagne für die Suche nach potenten Investoren beginnen. Industriemuseum im Alsen-Hof und Erlebnistouren in der Kreidegrube könnten, so prognostiziert die auch bei der Region IZ federführende Glücksburg Consulting, jährlich 100 000 Besucher nach Lägerdorf locken. Ein Museumsbetreiber, der an seinem jetzigen Standort unzufrieden sei, habe bereits großes Interesse signalisiert.
Aus den Reihen der Einwohner wurden in der Diskussion kritische Stimmen laut. Einige warnten davor, dass mit dem Wegfall von Sandweg und Schinkel der Verkehrsanschluss an Gemeinden wie Rethwisch, Neuenbrook und Dägeling verloren gehe. Lediglich für Fußgänger und Radfahrer soll eine Verbindung erhalten bleiben. Schon jetzt hätten Geschäfte in einem Teil der Dorfstraße mit spürbaren Einbußen zu kämpfen. Mit diesem Thema wird sich nun die Gemeindevertretung noch einmal beschäftigen. Die Einwohnerversammlung votierte einstimmig dafür, den Sandweg dort noch einmal auf die Tagesordnung zu setzen. Kritik gab es übrigens weniger an Holcim, als an den Vereinigten Kreidewerken, die als Verursacher für die Böschungsabbrüche am Sandweg angesehen werden. "Wir Bürger werden für Versäumnisse zuständiger Behörden bestraft", empörte sich ein Zuhörer. Der Holcim-Vertrag an sich wurde nicht mehr groß diskutiert. Werkleiter Morten Holpert machte denn auch deutlich, dass die Vereinbarung das Ergebnis jahrelanger Gespräche und Verhandlungen gewesen sei. "Am Ende hat die Vernunft gesiegt."
Quelle: Norddeutsche Rundschau