Autor Thema: Olympiaboykott? Was meint Ihr?  (Gelesen 2089 mal)

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swetlana

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Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« am: Montag, 17. März 2008 - 12:33:55 »
Sicher haben einige von euch in den letzten Tagen die Geschehnisse in Tibet in verfolgt.
Wie steht ihr zu einem Olympiaboykott?

swetlana

Johomo

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #1 am: Montag, 17. März 2008 - 12:37:55 »
Man sollte das olympische Komitee boykottieren, das die Spiele nach China vergeben habt. Denn was können die Sportler dafür, die jahrelang auf dieses Ziel hingearbeitet haben!

Bernd

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #2 am: Montag, 17. März 2008 - 13:42:40 »
Im Sinne des Sports, im Interesse der Sportler und der Sportfreunde in aller Welt halte ich einen Boykott für falsch.

Dieses große Sportereignis mit dem offiziellen Veranstaltungsort Peking wird zu einem großen Medienaufgebot nicht nur am Ort sondern auch im Land führen. Die Journalisten werden sich nicht abhalten lassen, über die Rahmenbedingungen der Olympischen Spiele in China zu berichten.
Das ist eine gute Möglichkeit, mehr Informationen über das Reich der Mitte in die ganze Welt zu liefern. Mit der Vergabe der Spiele hat China der Medienwelt quasi einen "Flaschenöffner" in die Hand gedrückt, dieses Land kennenzulernen.
Und hoffentlich faire Wettkämpfe und andere Veranstaltungen können die Sportler und Zuschauer auch noch erfreuen.

Insgesamt eine Chance auf mehr Verständigung unter den Menschen.
Diese Möglichkeiten gibt es, weltweit betrachtet, nicht häufig.

DerDerbste

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #3 am: Montag, 17. März 2008 - 14:25:20 »
Schön hinfahren, Spaß haben und den einen oder anderen kritischen Bericht aus dem Land abliefern.
In alter Black-Panther-Manier auf dem Siegertreppchen die Tibet-Fahne aus dem Adidas-Anzug ziehen.

Zuhause bleiben ändert nichts.

Capitano

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #4 am: Montag, 17. März 2008 - 14:40:39 »
Boykott hieße die Tür wieder zu schließen, die man ein Stückchen aufgemacht hat. Betonkopf-Politik hilft niemandem.

In China müssen die Machthaber jetzt erkennen, dass sie trotz aller wirtschaftlicher Macht die Menschenrechte nicht mit Füßen treten können. Sie werden um Dialoge nicht herumkommen.

Tibet wird nicht auf einen Schlag seine Souveränität zurück erhalten. Aber in Richtung Erhaltung der eigenen Kultur wird hoffentlich einiges drin sein.



Offline Desinfector

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #5 am: Montag, 17. März 2008 - 16:42:43 »
Zitat
In China müssen die Machthaber jetzt erkennen, dass sie trotz aller wirtschaftlicher Macht die Menschenrechte nicht mit Füßen treten können. Sie werden um Dialoge nicht herumkommen.

Dort sitzt man leider auf einem gewissen hohen Roß,
Das sich Atombombe nennt.

Von daher kann es den Machthabern egal sein.

In China ist man sozusagen A-versichert.

Genau wie Nordkorea auch.

Und wenn ich Iraner wäre, dann hätte ich bestimmt auch gerne die A-Bombe.

Saddam hatte die nicht.
Schwupps sind die Amis reingegangen.

Wir sind doch alle längst von China abhängig.
Oder will jemand 350EUR für einen Kassettenrecorder bezahlen?
Oder 25 EUR für einfache Socken?

Das bezahlt keiner...
gravity sux!

DerDerbste

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #6 am: Montag, 17. März 2008 - 17:22:31 »
Zitat
In China müssen die Machthaber jetzt erkennen, dass sie trotz aller wirtschaftlicher Macht die Menschenrechte nicht mit Füßen treten können. Sie werden um Dialoge nicht herumkommen.
Wir sind doch alle längst von China abhängig.
Oder will jemand 350EUR für einen Kassettenrecorder bezahlen?
Oder 25 EUR für einfache Socken?

Das bezahlt keiner...

China? Wir haben doch Rumänien?  ???
Solange ein Land von Nutzen ist, wird halt nicht genau hingeschaut.

Und wenn Du Socken brauchst... ich frag meine Mom, die strickt Dir welche für unter 25 Euro.
Und die hat garantiert keine chinesischen Wurzeln.  8)

Katja

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #7 am: Montag, 17. März 2008 - 19:24:04 »
Ich versuche schon seit ein paar Jahren Produkte aus China NICHT zu kaufen, leider geht das nicht immer - was aber daran liegt, daß nicht auf ALLEN Teilen tatsächlich 'Made in China' steht.

Wäre ich Sportler, führe ich NICHT nach China, würde diese Spiele boykottieren.

Dabei ist diese Tibet-Geschichte nicht allein der Grund (aber das letzte I-Tüpfelchen!!), sondern ganz einfach die ganze arrogante Politik der Chinesen - innen, wie außen.

Wenn eine Nation sich einen Scheißdreck um die Meinung der Welt kümmert, egal, ob es sich um Menschenrechte, Tier- und Naturschutz handelt oder was auch immer, dann kann ich das nicht mit einem Lächeln unterstützen - ich  würde mit meinem Besuch als Repräsentant (und das sind deutsche Sportler nun einmal!) alles gut heißen.

Ich boykottiere die Spiele auch ohne Sportler zu sein - werde NICHT stundenlang vor dem Fernseher sitzen und die deutschen Sportler anfeuern (sollten sie denn fahren), werde weiterhin Produkte 'made in China' umschiffen - und wenn es sein muß, daß ich dafür meine Socken selbst stricken muß, werde ich auch das tun.

Capitano, Du hast vollkommen Recht: Betonkopf-Politik hilft niemandem - nur haben die Chinesen die Türen zugeschmissen, die gerade ein bißchen geöffnet wurden - der Betonkopf ist DORT.

Außerdem wäre der Boykott ja auch nicht der erste in der Geschichte der olympischen Spiele - nach Moskau sind auch nicht alle Nationen gefahren.


Erinnert Ihr Euch?? 1989 starben 3000 Menschen auf den Platz des himmlischen Friedens - sie haben FRIEDLICH demonstriert für die Demokratie - keine 20 Jahre her.

Ja, Doc Kloebner, das olympischen Komitee ...*seufz*... wie politisch ist der Sport denn wirklich?




Capitano

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #8 am: Montag, 17. März 2008 - 20:26:27 »
Ohne Zweifel, China ist eine kommunistische Diktatur maoistischer Prägung, mit übelsten Verletzungen der Menschenrechte. Tierrechte gibt es dort gar nicht, was aber weniger an der Staatsform als vielmehr an der Mentalität und Tradition liegt.

Die olympischen Spiele sind in erster Linie ein Riesenspektakel mit enormen wirtschaftlichen Gewinnen. Was soll’s? So ist die Welt, Panem et Circenses.

Der Aspekt der Spiele des Friedens ist aber immer noch da.   Man kann jetzt trefflich darüber streiten, ob man die Spiele überhaupt in „solchen“ Staaten austragen sollte. Meine persönliche Meinung dazu: Ja, man sollte.

Man kann das alte Regime nicht einfach abschaffen, indem man die Tür zuschlägt. Ein Boykott hat noch nie wirklich was bewirkt, schon gar nicht die angesprochenen in Moskau/Los Angeles.

Während der Spiele steht das Land im Fokus der Welt, alle werden genau hinsehen und die riesige Reporterschar wird viele Dinge aufdecken. Dadurch wird das Regime unter Druck geraten, sowohl außen- als auch innenpolitisch.

Durch die wirtschaftliche Entwicklung hat es bereits viele Änderungen gegeben in China, nicht nur negatives, wie z.B.  unglaubliche Umweltverschmutzungen. Ich weiß das aus sehr vielen Kontakten die ich in den letzten Jahren beruflich nach China hatte. Ich glaube, dass sich diese Entwicklung nicht umkehren lässt und dass sie durch die Austragung der Spiele verstärkt wird.

Und was die vielen Produkte aus China betrifft: Allein der Umschlag im Hamburger Hafen wird zu mehr als 70% durch den Handel mit China begründet. Es gibt kaum einen Ware die nicht ganz oder teilweise aus China kommt. Und das sind längst nicht mehr  nur Billig-Schund-Sachen.

Katjas schöner Flachbildfernseher der Firma LG kommt von dort, genauso wie z.B. die Sonnenblumenkerne in eurem Bio-Müsli oder auf den Brötchen oder der Apfelsaft, der als Konzentrat per Container kommt oder die Grundstoffe für die meisten Arzneimittel. Von den Textilien ganz zu schweigen, nicht nur die Billigware, sondern auch die Marken wie Tom Tailor, New Yorker usw. lassen dort produzieren. 




Offline Desinfector

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #9 am: Montag, 17. März 2008 - 22:52:02 »
Zitat
Ich versuche schon seit ein paar Jahren Produkte aus China NICHT zu kaufen, leider geht das nicht immer - was aber daran liegt, daß nicht auf ALLEN Teilen tatsächlich 'Made in China' steht.

Wette:

Das schaffst Du nicht.

Kasten Bier (oder was Du sonst gerne trinkst.)  ;D

Mit Deinem Post bereits hast Du bewiesen, dass Du es nicht geschafft hast.
Deine Elektronischen Geräte kommen aus China.

Hurra, Kasten Bier gewonnen

Nein ich trinke kein Bier (kleiner Gag am Rande)

Steht nicht Made in China drauf?
Dann doch mindestens "Made in PRC"
Ist nur das selbe.

Steht tatsächlich Made in (Indonesia, Thailand, Phillipines etcpp) drauf
kommen mindestens die einzelnen elektronischen Bauteile aus China.

Zulieferteile wie kleine Pressteile Stanzformen, Gehäuseteile einfach gebaute
Sachen sind ohne China überhaupt nicht mehr möglich. Jedenfalls nicht zu den
Preisen, an die wir und längst gewöhnt haben.
Und jammern wir nicht immer noch zum Großteil
"ZU TEUER" ?

Edelstahl - das können die in PRC noch nicht so gut,
das kommt zum Großteil noch aus D.

Warum gehen denn die Rohstoffpreise nach oben?
Weil nicht nur die Waren woanders Produziert werden
-Nein, auch die neuen Produktionsstätten mussen produziert werden.

Warum haben wir in den Städten so viele Industrieruinen?

Da zieht doch das eine das andere nach sich.

China wird zum Weltgrößten Entwicklungshelfer in Afrika.
Aber bestimmt nicht, weil die Chinesen den Menschen das lesen beibringen
wollen.
Die Menschen kriegen Wasserbrunnen und neue Eisenbahnlinien.

Das Wasser, damit die Menschen dort für China arbeiten können;
Die Schienen, damit die Rohstoffe außer Landes gebracht werden können.
So einfach geht das.

Und die Gummistaaten in Afrika haben keine Möglichkeit dem was
entgegenzusetzen. Spätestens dann nicht, wenn China ein Anti-AIDS
Medikament haben sollte.

Was macht die EU?
Zuschauen. Daran wird auch ein Herr Böhm nix ändern können.
So muss man das ja wohl sehen...

Mit China und Indien zusammen fahren ca. 1Mrd Menschen "nur" Motorroller oder
Fahrrad. Die wollen auch alle noch ein Auto haben. Nochmal soviele Menschen
haben nicht mal sauberes Wasser oder gar Strom.

Investment-Tips können eigentlich nur lauten:
Rohstoffe, Energieerzeuger, Automobilhersteller.

Olympia:

OK, der Vergleich hinkt, weil man damals (zur Vergabe der Spiele an Berlin)
das noch nicht vorhergesehen hatte,
aber Olympia 1936 in Berlin war doch auch nicht gerade unter den besten
Voraussetzungen gelaufen.
« Letzte Änderung: Montag, 17. März 2008 - 22:57:33 von Desinfector »
gravity sux!

Capitano

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #10 am: Montag, 07. April 2008 - 14:27:27 »
Die Fackel ist aus:

FREETIBET

Helmut

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #11 am: Donnerstag, 10. April 2008 - 12:50:08 »
Ob ein Boykott der Spiele wirklich hilf, halte ich für sehr fragwürdig. Die Geschichte von Olympiaboykotts (nicht nur 1980 und 1984 - kürzlich las ich eine gute Übersicht, weiß nur nicht mehr wo) zeigt eigentlich, dass dieses Instrument allenfalls für die eigene moral-ethische Hygiene gut sein mag, nicht jedoch wirklich etwas ausrichten kann.

Ich halte ein anderes Vorgehen für sinnvoller:

Die "Länder des guten Willens", also jene Staaten, die die Situation in Tibet m.E. zu Recht sehr kritisch sehen udn die jetzt einen Boykott erwägen, mögen doch ihre Athleten und Athletinnen nach Peking entsenden und in Solidarität mit den unterdrückten Tibetern neben dem jeweiligen Hoheitszeichen auf der Brust stolz drei Farbkleckse oder -streifen in blau, rot und gelb in Anlehnung an die Tibetische Flagge tragen.

Was will das IOC dann machen? Will es eine große Zahl, vielleicht die Mehrzahl der Athleten und Verbände sperren? Wohl kaum!

Und es wird auch der chinesischen Zensur nicht gelingen, im TV über derartig viele Brustkörbe einen schwarzen Balken zu ziehen. Und die Menschen in Tibet, sofern sie TV haben, werden dieses Signal verstehen und mündlich weitertradieren an jene, die es nicht via TV erleben konnten.

Capitano

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Re: Olympiaboykott? Was meint Ihr?
« Antwort #12 am: Donnerstag, 10. April 2008 - 13:37:22 »
Sowas Ähnliches ist schon geplant:
(www.sport1.de)

Sportler planen Protest im Netz
Hunderte deutsche Sportler wollen sich im Sportnetzwerk www.netzathleten.de für Menschenrechte und Pressefreiheit in China einsetzen.
Die Bewegung "Sport for human Rights" will während der Olympia ihren Protest offen und sichtbar nach außen tragen. An der Spitze der Bewegung stehen prominente Medaillengewinner wie Stefan Kretschmar (Handball), Dagmar Hase (Schwimmen), Katrin Boron (Rudern) und Stefan Pfannmöller (Kanu).
"Was in Tibet passiert, ist menschenverachtend. Deswegen sollten wir nach China zu den Spielen fahren und dort für die Menschenrechte eintreten, ohne unseren Traum aufgeben zu müssen", so Kretzschmar.
"Wir können als Sportler einfach nicht wegschauen, wenn im Vorfeld der Spiele systematisch Menschenrechte gebrochen werden und die Pressefreiheit mit Füßen getreten wird", stellt Kanute Pfannmöller klar.
Aktive wollen während Olympia ein blau-grünes Bändchen mit dem Slogan "Sport for human Rights" tragen, um der Welt ihren Protest zu mitzuteilen

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