Die Diskussion um den Videobeweis geht wieder los, vorangetrieben durch MM, nach seinem Fehler im letzten Spiel. Ich kann mir den Videobeweis auch nicht so recht vorstellen, obwohl krasse Fehler immer wieder nerven. Aber wird es durch Analyse und daraus resultierenden Korrekturen wirklich besser? Ich glaube eher nicht.
Die Schiedsrichter sind sich nicht einig. Trotz Gegenwind durch die Kollegen hat der dreimalige Welt-Schiedsrichter Markus Merk sein Engagement für die Einführung des Videobeweises im Profifußball verteidigt und Pläne für den Einsatz des technischen Hilfsmittels konkretisiert. "Ich kann es nicht mehr verantworten, dass Dinge passieren, die allen wehtun", sagte er im Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung (Dienstag-Ausgabe). Es gehe bei möglichen Fehlentscheidungen auch um große wirtschaftliche Umfänge.
Merk hat auch ein Konzept als theoretische Diskussionsgrundlage erarbeitet. "Ich bin für ein Vetorecht für beide Trainer und den Schiedsrichter, die je zweimal im Spiel eine Überprüfung verlangen können", erklärte der 45-Jährige.
Die endgültige Entscheidung bei strittigen Szenen soll nach Ansicht von Merk von einem "Dreiergremium" getroffen werden. "Es kann nicht der sein, der die Entscheidung unten auf dem Spielfeld trifft, da würde man dem Schiedsrichter wieder den schwarzen Peter zuschieben", sagte Merk: "Es muss von neutraler Seite gemacht werden. Drei neutrale Menschen entscheiden innerhalb von ein paar Sekunden."
Bundesliga-Referee Thorsten Kinhöfer ging unterdessen auf Konfrontationskurs zu Merk und sprach sich gegen den Videobeweis aus. "Ich halte ehrlich gesagt gar nichts davon. Dann überprüfen wir bald jeden Einwurf und jede Ecke. Das bringt nichts. Dann haben wir nur noch mehr Diskussionen als ohnehin schon", sagte Kinhöfer im Interview mit ard.de.
Der 39 Jahre alte Unparteiische aus Herne hält vielmehr solche Situationen wie am vergangenen Samstag im Ligaspiel zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund für falsch, als Merk das 1:0 durch Markus Rosenberg trotz Abseits anerkannt hatte und die Szene kurz darauf auf der Großleinwand im Stadion zu sehen war. "Es kann nicht sein, dass wir Schiedsrichter so vorgeführt werden", meinte Kinhöfer und forderte die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf, "da sofort einzuschreiten".
Die DFL sieht laut Holger Hieronymus, Geschäftsführer Spielbetrieb, allerdings keinen Grund für eine Reaktion. "Die Klubs wissen ja, dass sie vorsichtig mit strittigen Szenen umgehen sollen. In der Regel tun sie das auch mit hoher Sensibilität", sagte Hieronymus auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (sid): "Wir wollen doch den Vereinen auch nicht untersagen, die Tore zu zeigen. Und wir wollen nicht den Oberschiedsrichter spielen."