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Wer beispielsweise über Populärmusik aus Vittula gelacht hat, dem kann auch Fleisch ist mein Gemüse wärmstens empfohlen werden: traurige Jugend in den 80ern, pubertäre Sexualnöte, schaurige Provinzgestalten und trotz allem der Traum von einer Musikerkarriere. Nur ist Fleisch ist mein Gemüse doch noch etwas härtere Kost. Weil erstens offenbar alles selbst erlebt ist. Und zweitens die Pubertät mit ihren Qualen überhaupt nicht enden will. Denn Heinz ist schon 23, hat immer noch schwere Akne, wohnt bei Muttern und „schraubt“ in seinem Heimstudio im Keller Playbacks zusammen, auf dem Weg zum Hitproduzenten. Und sein Erfolg bei Frauen rangiert auf einer Skala von 1 bis 10 eher im Minusbereich. Der Alltag ist geprägt vom Daddeln an Spielautomaten, exzessiver Selbstbefriedigung und Musikunterricht, bei dem Heinz seine Schüler mit Fragen nach der „enharmonischen Verwechslung von ges“ quält. Doch auch als der talentierte Hobby-Saxophonist einen Job bei der Tanzband „Tiffanys“ bekommt, ist das keineswegs die Wende zum Besseren. Statt „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“ und willigen Groupies bedeutet das nächtelange Auftritte bei Hochzeiten, Dorfjugendveranstaltungen und Schützenfesten in Garlstorf oder Moorwerder: eine „drittklassige Rumpelband“ in erbarmungswürdig schlecht sitzenden Sakkos und mit einem grauenerregenden Repertoire von G.G. Anderson bis zur „Schützenliesel“....... Schräg ist Fleisch ist mein Gemüse auch, und sehr lustig, zugleich aber todtraurig. Dass seine Geschichte diese Balance zu halten vermag, ist vielleicht das Bemerkenswerteste an Heinz Strunks Buch. Und natürlich, dass eine fürchterliche „Landjugend mit Musik“ zumindest zum perfekten Stoff für ein tragikomisches Lesevergnügen taugt. --Christian Stahl
Krimifreunde werden auch unter www.krimi-couch.de fündig. Dort läßt es sich nach Autoren, Titeln etc. recherchieren. Da dürfte für Krimifreunde immer etwas dabei sein.