Autor Thema: Steuersparmodell  (Gelesen 2689 mal)

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Steuersparmodell
« am: Donnerstag, 22. September 2011 - 09:26:28 »
Da hat Hr. Schäuble wieder mal richtig was geschafft - das neue Steuersparmodell á la Schweiz ist unterschrieben!

Eigentlich sollten künftig alle Steuern hinterziehen-der Vorteil liegt ja auf der Hand. Konsequenter kann man die Steuermoral in einem Land kaum untergraben...diesen Gedanken fasst man spätestens, wenn man sich die Berichterstattung über das Steuerabkommen mit der Schweiz ansieht.

Es hat für Deutschland nur einen (einmaligen)Vorteil und sonst nur Nachteile.

Der Vorteil: Die Konstruktion ist einfach: Die Altfälle - die Rede ist von rund 150- 200 Milliarden Euro -  zahlen pauschal einen Teil ihres versteckten Vermögens, für künftige Einnahmen ab 2013 gibt es eine Abgeltungssteuer, rund ein Viertel der Erträge geht dann an den Staat.
Die Nachteile aber, sie wiegen schwerer: Das Abkommen belohnt die Steuerhinterzieher, weil sie straffrei bleiben - und dazu noch anonym. Und darüber hinaus kommen sie billiger weg als die Steuerehrlichen. Außerdem haben die Steuerflüchtlinge genug Zeit, ihr Geld in andere Steueroasen zu verschieben.

Ergebnis/Fazit:
Das Finanzministerium hat  (ohne Not) schlecht verhandelt und sich runterhandeln lassen!
Die USA haben es viel konsequenter gehandhabt - mit der Drohung zur Schließung Schweizer Bankfilialen und Verhaftung der Mitarbeiter bei Verdacht auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung...jetzt haben die Amis alle gewünschten Daten!!!
Aber was für die USA gilt, gilt noch lange nicht für uns (in Europa/Deutschland).

Einen Trost gibt es trotzdem: Das beste an diesem Abkommen ist, dass es mangels Regierungsmehrheit im Bundesrat wohl nie in Kraft treten wird ;D


EINFACH MAL MACHEN.
KÖNNTE JA GUT WERDEN.

Michael Hein

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Re: Steuersparmodell
« Antwort #1 am: Donnerstag, 22. September 2011 - 09:37:59 »
Einen Trost gibt es trotzdem: Das beste an diesem Abkommen ist, dass es mangels Regierungsmehrheit im Bundesrat wohl nie in Kraft treten wird ;D

Das will ich doch stark hoffen! Das ist schon ein ziemliches "Saustück" was sich unsere Regierung da mal wieder leistet! Dazu auch in der TAZ. Da kommt man sich als kleiner ehrlicher Steuerzahler doch mal wieder absolut versch... vor!

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Steuersparmodell
« Antwort #2 am: Donnerstag, 22. September 2011 - 10:54:55 »
...
Der Vorteil: Die Konstruktion ist einfach: Die Altfälle - die Rede ist von rund 150- 200 Milliarden Euro -  zahlen pauschal einen Teil ihres versteckten Vermögens, für künftige Einnahmen ab 2013 gibt es eine Abgeltungssteuer, rund ein Viertel der Erträge geht dann an den Staat.

Die Nachteile aber, sie wiegen schwerer: Das Abkommen belohnt die Steuerhinterzieher, weil sie straffrei bleiben - und dazu noch anonym. Und darüber hinaus kommen sie billiger weg als die Steuerehrlichen. Außerdem haben die Steuerflüchtlinge genug Zeit, ihr Geld in andere Steueroasen zu verschieben.
...

Das ist doch eher eine typisch deutsche Neiddebatte. Der Vorteil ist doch, dass der deutsche Fiskus ab 2013 seinen Teil bekommt.

Warum regt sich im übrigen niemand darüber auf, das es auch ausländische Steuerflüchtlinge in Deutschland gibt (auch aus der Schweiz oder aktuell auch Griechenland), die hier anlegen und deren Daten der deutsche Staat den jeweiligen Ländern nicht zur Verfügung stellt? Was da gefordert wird, ist doch bitte keine Einbahnstrasse.

Übrigens handelt es sich gerade bei in der Schweiz angelegtem Geld oft um bereits in Deutschland versteuertem Geld: Die Leute legen es in der Schweiz an ( dort gibt es oft interessantere, lukrativere Finanzprodukte) und erhalten dort Zinsen - die sie dann hier nicht angeben ( Das ist dann natürlich nicht OK).
Natürlich gibt es auch die Fälle, die ihr Geld am deutschen Fiskus vorbeischleusen.

Übrigens wurde bisher kein einziger Fall von Steuerhinterziehung bekannt, der von einem deutschen Gericht aufgrund der Steuer-CDs als Beweismittel verurteilt wurde. Der einzige Effekt: Die Zahl der Selbstanzeigen stieg, weil viele Menschen Angst hatten entdeckt zu werden. Aber wie geschrieben: Kein einziges Urteil aufgrund des Beweismittels "Steuer CD": Das hat auch gute Gründe....
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.

Michael Hein

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Re: Steuersparmodell
« Antwort #3 am: Donnerstag, 22. September 2011 - 11:01:23 »
Das ist doch eher eine typisch deutsche Neiddebatte. Der Vorteil ist doch, dass der deutsche Fiskus ab 2013 seinen Teil bekommt.

Die auch in den USA geführt wird offensichtlich ...
Kriminelle Steuerhinterzieher und Banken kaufen sich einfach mal so für einen kleinen Betrag frei und das soll ich auch noch gut finde?  :nono
Das hat rein gar nichts mit Neid, aber sehr viel mit Gerechtigkeit zu tun!

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Steuersparmodell
« Antwort #4 am: Donnerstag, 22. September 2011 - 11:12:20 »
Das ist doch eher eine typisch deutsche Neiddebatte. Der Vorteil ist doch, dass der deutsche Fiskus ab 2013 seinen Teil bekommt.

Die auch in den USA geführt wird offensichtlich ...
Kriminelle Steuerhinterzieher und Banken kaufen sich einfach mal so für einen kleinen Betrag frei und das soll ich auch noch gut finde?  :nono
Das hat rein gar nichts mit Neid, aber sehr viel mit Gerechtigkeit zu tun!

Wow - dann bist Du also auch für den steuergerechten Abbau der kalten Progression?
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Michael Hein

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Re: Steuersparmodell
« Antwort #5 am: Donnerstag, 22. September 2011 - 12:20:56 »
Wow - dann bist Du also auch für den steuergerechten Abbau der kalten Progression?

Absolut ja. Und für die Anhebung des Spitzensteuersatzes.

Offline NF

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Re: Steuersparmodell
« Antwort #6 am: Donnerstag, 22. September 2011 - 13:46:17 »
Wow - dann bist Du also auch für den steuergerechten Abbau der kalten Progression?

Absolut ja. Und für die Anhebung des Spitzensteuersatzes.


und vor allem bin ich erst einmal dafür, das offensichtliche Ungerechtigkeiten/Betrügereien nicht KLEIN geredet werden.
 
Vielleicht gilt ja dann bald auch im Umkehrschluss für alle Steuerbetrüger grundsätzlich der ermäßigte Steuersatz von 7% - würde der Logik der augenblicklichen Steuerpolitik ja konsequent folgen.
Die Amis holen sich was Ihnen zusteht - warum wir nicht?
Wir wären nicht mal die Bösen - weil wir uns an dem vorgelebte Procedere einfach nur beteiligen...und daher nicht mal sonderlich mutig sein müssen!
Und wenn hier einer fragt WARUM - gibt man ihm zur Antwort : Der Vorteil ist doch, dass der deutsche Fiskus ab 2013 seinen Teil bekommt...
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Re: Steuersparmodell
« Antwort #7 am: Donnerstag, 22. September 2011 - 14:22:00 »
Wow - dann bist Du also auch für den steuergerechten Abbau der kalten Progression?

Absolut ja. Und für die Anhebung des Spitzensteuersatzes.

Die Angebung des Spitzehsteuersatzes triftt, entgegen der landläufigen Meinung, nicht hauptsächlich Reiche. Die haben ihr Geld längst gesichert.
Er trifft hauptsächlich das Fundamet unserer Wirtschaft - den Mittelstand. Die Eigenkapitalquoten dort sind vergleichsweise unterirdisch, die Abhängigkeit von Banken daher sehr groß. Den Banken, die jedoch immer seltener finanzieren (können). Daher hat eine weitere Abschöpfung des Mittelstandes folgen für den Arbeitsmarkt - egal ob Niedriglöhne oder Arbeitsplatzabbau.

Die Forderung, den Spitzensteuersatz anzuheben hat daher reine Symbolkraft, ist eine reine Kampfforderung von Parteien, die denselben Steuersatz zu ihren Regierungszeiten absenkten. Genauso die unsinnige Forderung nach einer Vermögenssteuer, die mehrfach vom Verfassungsgericht als nicht verfassungskonform beurteilt wurde und die es deswegen nicht mehr gibt.
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Offline ToRü | ToРуз

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Re: Steuersparmodell
« Antwort #8 am: Donnerstag, 22. September 2011 - 14:35:14 »
Wow - dann bist Du also auch für den steuergerechten Abbau der kalten Progression?

Absolut ja. Und für die Anhebung des Spitzensteuersatzes.


und vor allem bin ich erst einmal dafür, das offensichtliche Ungerechtigkeiten/Betrügereien nicht KLEIN geredet werden.
 
Vielleicht gilt ja dann bald auch im Umkehrschluss für alle Steuerbetrüger grundsätzlich der ermäßigte Steuersatz von 7% - würde der Logik der augenblicklichen Steuerpolitik ja konsequent folgen.
Die Amis holen sich was Ihnen zusteht - warum wir nicht?
Wir wären nicht mal die Bösen - weil wir uns an dem vorgelebte Procedere einfach nur beteiligen...und daher nicht mal sonderlich mutig sein müssen!
Und wenn hier einer fragt WARUM - gibt man ihm zur Antwort : Der Vorteil ist doch, dass der deutsche Fiskus ab 2013 seinen Teil bekommt...

In den USA beträgt der Spitzensteuersatz 35%.

"Gerecht" (das Wort will ich in Sachen Fiskus lieber nicht so oft benutzen) wäre es, wenn Steuerausnahmen beseitigt würden; was helfen ein angehobener Spitzensteuersatz wenn man sich durch zahllose Steuerausnahmetatbestände dann doch arm rechnen kann? Das wäre ein Schritt in Richtung Steuergerechtigkeit.

Übrigens könnte mit der Anhebung des Spitzensteuersatzes auch eine Verschiebung der Grenzsteuersätze der unteren Regionen stattfinden, denn wir haben ein linear-progressives Steuermodell. Will heißen: Die vermeintliche reichen mögen zwar mehr bezahlen, aber alle anderen dann eben auch...

Und die Kernfrage ist eben: Was steht dem Staat zu? Er hat derzeit so hohen Steuereinnahmen wie noch nie zuvor, mit steigender Tendenz. Vor 10 Jahren hatte der Fiskus noch knapp 100 Mrd. EUR weniger an Einnahmen! Trotzdem steigt auch die Verschuldung an. Also ist doch die Gretchenfrage:

Muss der Staat noch mehr Geld haben oder muss er anfangen zu sparen und mit seinen Mitteln besser haushalten?

Man bedenke: Der größte Batzen geht in Arbeit + Soziales, ca. 25%. darum ist es kaum Verwunderlich, dass bei Sparrunden als erstes dort angesetzt wird.

Ich denke nicht, dass noch mehr Geld zu einer Absenkung der Verschuldung führt denn offenbar führ noch mehr Geld zu noch viel mehr Ausgaben. Wohin soll das führen?
« Letzte Änderung: Donnerstag, 22. September 2011 - 14:49:47 von groundstar »
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