0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Ich hatte heute um die Mittagszeit an verschiedenen Stellen in der Stadt zu tun, so dass mir der Demozug mehrfach über den Weg lief. Den Vorfall mit der Bundesflagge habe ich auch beobachtet und war nicht nur an der Stelle ensetzt. Ausgerechnet das Symbol der Republik, des demokratischen Deutschlands und der Freiheit!Mir fiel aber auch noch weiteres auf. Nun gehört zur Freiheit, dass sich jede/r so kleiden mag, wie er/sie es möchte. Trotzdem sei mir die Anmerkung erlaubt, dass ich in dem letztlich nicht sehr großen Häuflein von Menschen ausnehmend viel schwarz beobachten konnte, sehr viele Klamotten, die offenbar schon vor Jahren in die Altkleidersammlung hätten sollen. Bei etlichen Gestalten möchte ich gar nicht wissen, wann die sich das letzte Mal gewaschen haben und (Itzehoe ist nicht sehr groß, da kennt man das eine oder andere Gesicht) von nicht wenigen weiß ich, dass sie es vielleicht erstmal mit Arbeit versuchen sollten.Mittendrin ein Kleinlaster, in dem der (Ver-)Führer der armseligen Horde residierte, sie anführte, lenkte und aufpeitschte. Da stellte sich mir schon die Fage nach dem freien oder unfreien Willen. Ob sich die Getränkevorräte für die etlichen Bier- und auch Schapsflaschen, die ich in den Händen so mancher Teilnehmer gesehen habe, auf der Ladefläche befanden, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Jedoch hätte allein das offen sichtliche für eine mittlere Fete gereicht.Insgesamt: Mich schauderte. Diese Ansammlung von verführten Gestrauchelten war ein Spiegelbild und somit eine Kopie dessen, was sie zu bekämpfen vorgeben.
PS: Fast komisch wirkte da schon die Episode an der Ecke Dithmascher Platz - Lindenstraße, als die "Menge" skandierte: Wir ham den Krieg verloren, wir ham den Krieg verloren, wir ham, wir ham, wir ham den Krieg verloren. Von nicht wenigen der Teilnehmer/innen dieses Zuges weiß ich, dass sie weder die Daten der letzten Kriege benennen können, in die Deutschland sich und seine Nachbarn verstrickt hat, geschweige denn Verlauf, politische Hintergründe etc. Dafür sahen sie nicht viel weniger abgerissen aus, als jene deutschen Soldaten, die nach der furchtbaren Schlacht von Stalingrad in die nicht viel weniger furchtbare russische Gefangenschaft wanderten.
Um nicht falsch verstanden zu werden, möchte auch ich nun noch einmal betonen, dass ich den Beitrag von Trudi sehr gelungen finde. Denn wie gesagt: Mit Kritik habe ich kein Problem, nur mit aus der Luft gegriffenen Beschimpfungen und Unterstellungen.Ich war Ordnerin auf der Demonstration, kann und darf den Menschen aber nicht verbieten, ihre Meinung (z.B. in Form von Parolen) zu äußern, solange diese inhaltlich nicht in den Bereich der Volksverhetzung fallen. Und selbst dann lassen die Gesetzte leider sehr viel zu, wie man bei rechtsradikalen Demonstrationen immer wieder sehen kann. Auch der Neonazi, der meinte, am Nachmittag vor dem Lichtschauspielhaus den Hitlergruß zeigen zu müssen und "Sieg Heil" rufen zu müssen, wurde von den anwesenden Polizeibeamten nicht beachtet.Sicherlich hätte die Bevölkerung sich von einem rechtsradikalen Aufmarsch durch Itzehoe weniger gestört gefühlt, als von "linken Chaoten", da die Neonazis wahrscheinlich ruhiger gewesen werden. Aber in einer Zeit, wo am 1. Mai 2006 etwa 1000 Neonazis durch die Rostocker Innenstadt marschieren dürfen, 14 Jahre nach den Brandanschlägen auf die „Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber“ im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen;wenige Wochen nach dem Angriff auf einen Deutsch-Äthiopier in Potsdam, der nun zwar nicht mehr im künstlichen Koma, doch noch immer auf der Intensivstation, liegt und nur wenige Tage nach einem brutalen Überfall auf einen 39 Jahre alten Togoer in Wismar sowie nach einem Angriff auf einen 18-jährigen Kongolesen in München ist es meiner Meinung nach bitternötig, laut und entschieden gegen den zunehmenden Rechtsextremismus vorzugehen! Denn wozu Schweigen und Wegschauen führt, das zeigt uns die Geschichte unseres Landes.