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Bekommen wir wieder einen Exklusiv-Bericht?
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na klar, hier ist er:
HSV gegen 1899 Hoppenheim
Nachdem es zuvor tagelang geschifft hatte, als hätte jemand die Sintflut 2.0 ausgerufen, zeigte sich gestern das Wetter von seiner besten herbstlichen Seite. Zwar kühl, aber – zumindest meistens – sonnig. Schon morgens freute ich mich auf den Trip nach Hamburg zum Spiel.
Da die beste Ehefrau von allen, nämlich meine, aus dem badischen Kraichgau kommt, nur 15 km von einem gewissen Sinsheim entfernt, blieb natürlich die eine oder andere Frotzelei nicht aus. Was meine bessere Hälfte ziemlich kühl ließ. Erstens ist sie HSV-Mitglied und zweitens verweist sie ab und an darauf, dass sie früher eigentlich Gladbachfan war. Und die Gladbacher sollten an diesem Spieltag ja auch eine hübsche Rolle spielen …
Söhne und Tochter hatten dieses Mal anderweitige wichtige Dinge zu tun, also war klar, wenn auch erst kurzfristig, dass ich alleine gen Volkspark losfuhr. Unterwegs war zwischen Itzehoe und Elmshorn das Ergebnis des Wetters der vergangenen Tage links und rechts der A 23 zu beobachten: Eine grandiose Seenlandschaft, wo sonst Äcker und Koppeln die Straße säumen. Ob die Landbesitzer das auch so grandios finden, möchte ich allerdings dahingestellt sein lassen.
Flugs und gut durchgekommen, ich fahre gerne schon in Halstenbek ab, um dann über Schenefeld nach HH-Lurup zu kommen und im Vorhornweg zu parken. Klappt meistens sehr gut. Gestern auch, Hinweg, wie auch Rückweg.
Nun hatte ich ja noch eine Karte frei, so dass ich mich, statt sofort ins Stadion zu gehen, zunächst einmal zum Kassenhäuschen aufmachte. Vielleicht finde ich ja noch jemanden, der für ein paar Euro mit rein möchte. Warum soll ich die Karte verfallen lassen? Fand ich, wir waren uns schnell handelseinig und schon ging’s rein in die Gute Stube.
Die Stimmung war recht gut, schon beginn des Spiels, obwohl der HSV ja mit zwei Niederlagen im Gepäck von seinen beiden Auswärtsspielen im DFB-Pokal und in der BL zurückkam. Ich persönlich war skeptisch, was das Spiel angeht, aber soll ich mitten in der Nordkurve den Spielverderber spielen?
Der HSV hatte eine lange Liste von Verletzten zu beklagen, neben Rost fehlte u.a. noch Aogo, Jansen und van Nistelroy und einige andere. Aber immerhin konnte Petric wieder spielen und das sollte noch wichtig werden.
Das Spiel begann und sofort entwickelte sich ein munteres Spielchen, ich war angenehm überrascht von meinem HSV. Doch der ersten Paukenschlag ließ nicht lange auf sie warten: Hoffenheim spielte einen schnellen Angriff auf der rechten Seite, ein Pass in die Mitte und Pitroipa (176 cm, 60 kg) berührte seiner körperlichen Überlegenheit den Hoffenheimer Ba (189 cm, 84 kg) leicht, der daraufhin wie eine gefällte deutsche Eiche krachend auf den Boden schlug. Elfmeter mit folgendem 0:1 für Hoffenheim von Salihovic. Drobny ohne jede Chance.
In meiner näheren Umgebung waren (naturgemäß) so ziemlich alle der Meinung, dass das ein völlig unberechtigter Elfer war. Lediglich ich hielt ihn für vertretbar. Nachdem ich die TV-Aufzeichungen gesehen habe, könnte es in der Tat sein, dass er etwas überzogen war. Nun ja, egal, Hoffenheim führte und er HSV musste mal wieder einem Rückstand hinterherlaufen.
Doch trotz (böse Zungen sagen: grade wegen) des Rückstandes entwickelte sich weiter ein teils packendes Duell beider Mannschaften. Der HSV kämpfte endlich mal, so wie nicht nur ich es gerne von ihm sehe. Was der HSV an vorbildlicher kämpferischer Verbissenheit mit ins Spiel einbrachte, brachte Hoffenheim an Aggression und natürlich auch ihrem zweifelsfreiem spielerischen Können mit.
Und so gab es packende Zweikämpfe, gute spielerische Aktionen auf beiden Seiten und Torchancen vor beiden Toren. Und so war der Ausgleich für den HSV nach einer Standardsituation (Ecke) und auf Vorarbeit von Petric durch Heiko Westermann die fast logische Folge. Dass grade Westermann das Tor geschossen hat, hat mich ganz besonders gefreut. Grade er hatte in den Minuten zuvor ein paar unglückliche Aktionen gezeigt und der Missfallen des Publikums war unüberhörbar. Doch das war natürlich im Moment des Jubels wie weggeblasen.
Mit dem Ausgleich auch gleich der Halbzeitpfiff und ab ging’s in die Kabinen.
In der zweiten Halbzeit ging es munter weiter. Die beiden Teams schenkten sich nichts und einen kleinen Paukenschlag gab es auch zu Beginn der zweiten Halbzeit. Und von der oben bereits genannten etwas strittigen Szene beim Elfmeter und einigen nicht weiter wichtigen Kleinigkeiten einmal abgesehen, aus meiner Sicht die einzige wirklich Fehlentscheidung des Schiris. Der HSV kommt ca. 50 Minute über halb rechts mit einem wunderbaren Angriff bis an die Strafraumgrenze, dort tanzt Petric grade noch außerhalb des 16ers seinen Gegenspieler Compper aus und ist dann frei durch, önnte durchstarten Richtung Keeper und Tor, wird dann aber von Compper von hinten von den Beinen geholt.
Aus meiner Sicht klare rote Karte für Compper, doch der Schiri gibt nur gelb. Vermutlich hat er Petric deshalb nicht als letzten Mann angesehen, weil tatsächlich auf etwa gleicher Höhe an der Strafraumgrenze an der anderen Strafraumseite noch zwei Verteidiger rumliefen. Doch meines Erachtens waren die so weit weg, dass die gar nicht mehr ins Spiel hätten eingreifen können (es sei denn, die hätten Siebenmeilenstiefel an). Schade, dass die ARD in der Sportschau genau diese Szene nicht gezeigt hat. Die hätte ich gerne noch mal gesehen.
Das Spiel ging weiter, der Freistoß brachte nichts ein. Schade. Der HSV entwickelte mehr und mehr Übergewicht, Hoffenheim musste mehr und mehr zurückstecken, blieb bei Kontern aber immer wieder gefährlich und hatte ebenso wieder HSV mehrfach die Führung auf dem Fuß.
Die erzielte am Ende dann der HSV durch den besten Mann des Tages, durch Mladen Petric. Ze Roberto setzte sich auf der linken Angriffsseite wunderbar durch, kann fast von der Grundlinie reinflanken und Petric kommt mit ungeheurer Wucht fast von der Strafraumgrenze angelaufen, trifft den Ball optimal ungefähr zwei, drei Schritte vorm Fünfmeterraum genau mit der Stirn, die Kugel zappelt im Netz. 2:1. Ein unbeschreiblicher Jubel bricht sich Bahn. Das Tor hat was gelöst!
Hoffenheim versucht in den verbleibenden neun Minuten plus Nachspielzeit noch auf den Ausgleich zu drängen, doch bis auf eine wirklich gute Chance konnten sie dem HSV nicht mehr gefährlich werden.
Abpfiff, Jubel und Feiern war der Rest.
Besonders zu gefallen wusste auf HSV-Seite in meinen Augen Petric und Ze Roberto und nach seiner Einwechslung auch Son, auch wenn letzterer eine riesige Torchance versiebte. Der junge Mann ist erst 18, der darf das.
Ab zum Auto, rauf auf die A 23 (wieder in Halstenbek) und schnell nach Hause. Um 18.35 Uhr saß ich vor der Sportschau.