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STADT - LAND - STÖR => LANDFUNK => Thema gestartet von: Katja am Montag, 14. Januar 2008 - 07:51:27

Titel: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Katja am Montag, 14. Januar 2008 - 07:51:27
Protest gegen Eingriffe

Aus Protest gegen geplante Eingriffe in den natürlichen Flussverlauf haben tausende Anwohner und Naturschützer "Fackeln für die Elbe" entzündet. Nach Angaben des Hamburger BUND-Landesgeschäftsführers Manfred Braasch beteiligten sich zwischen Dresden und Hamburg rund 10.000 Menschen an der Aktion gegen "überdimensionierte Verkehrsprojekte". Mit weiteren 10.000 Teilnehmern wurde für den Elbabschnitt zwischen der Hansestadt und Cuxhaven gerechnet.
 
Die Flusslandschaft der Elbe zählt zu den größten Bioreservaten in Deutschland. Zugvögel nutzen den Flusslauf nach Angaben von Naturschützern als Rast- und Überwinterungsgebiet. Für den Weißstorch ist die Elbe der wichtigste zusammenhängende Lebensraum.
 
Allein in Dresden kamen nach Veranstalterangaben rund 3000 Menschen an die Elbe, um vor allem gegen den Bau der Waldschlösschenbrücke zu protestieren. Auf Transparenten machten sie auf die drohende Zerstörung des Elbtals aufmerksam. Der Bau der Brücke in der geplanten Form würde das Dresdner Elbtal den UNESCO-Welterbetitel kosten. Dresden war deshalb für die Umweltorganisation BUND einer der Schwerpunkte bei der länderübergreifenden Aktion.
 
In Hamburg entzündeten rund 300 Bürger im Hafen ihre Fackeln. Sie protestierten vor allem gegen die geplante Elbvertiefung. Den Plänen zufolge soll der Fluss für rund 350 Millionen Euro ausgebaggert werden, damit der größte deutsche Containerhafen für Schiffe mit bis zu 14,5 Meter Tiefgang ungehindert erreichbar ist.
 

Die Aktion "Fackeln für die Elbe" richte sich gegen Bauprojekte, "die dem Lebensraum Fluss und seinen Auen unumkehrbare Schäden zufügen und die Hochwasserrisiken verschärfen", hieß es in einer Mitteilung. Mehr als 40 Initiativen, Verbände und Vereine machten an mehr als 35 Orten der Elbe symbolisch Licht - gegen die Elbvertiefung zwischen Cuxhaven und Hamburg, gegen die Vertiefung der Mittel- und Oberelbe, gegen den geplanten Saale-Seitenkanal und den gerichtlich durchgesetzten Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden.

Quelle: n-tv.de
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Katja am Montag, 14. Januar 2008 - 10:43:22
Kann mich mal jemand schlau machen?
Ich finde nämlich nirgends etwas (für mich) Nachvollziehbares, was gegen eine Elbvertiefung spricht - was dafür spricht, ist mir schon klar.

Man hantiert in den Kontra-Argumentationen mit sehr vielen Zahlen, aber eine Kernaussage finde ich nicht - außer mit dem Hinweis auf die Hydrodynamik und der Erosion.
Damit kann ich nicht viel anfangen - ist einer von Euch in der Lage, mir das einfach zu erklären?

Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Johomo am Montag, 14. Januar 2008 - 10:48:09
Je tiefer die Elbe, desto mehr Wasser, umso schwächer die Deiche!
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Katja am Montag, 14. Januar 2008 - 10:52:29
Na ja, aber wäre der Aushub nicht gleichzeitig Material für die Verstärkung der Deiche?
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: DerDerbste am Dienstag, 15. Januar 2008 - 17:28:27
Na ja, aber wäre der Aushub nicht gleichzeitig Material für die Verstärkung der Deiche?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Elbschlick so "lecker" und unbelastet ist, dass man nachher Schafe raufstellen möchte...

Vor 1-2 Wochen kam eine nette Doku im TV, da haben sie die Elbe sehr nett dokumentiert. Wusste nicht dass es so viele nette Ecken gibt, die man nicht kennt.
War ein Zweiteiler, von Volker Lechtenbrink gesprochen. Glaube im NDR.

(Flaute beendend :))
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Johomo am Dienstag, 15. Januar 2008 - 17:50:53
Hab ich auch gesehn. War wirklich schön  :)
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Katja am Dienstag, 15. Januar 2008 - 18:50:08
Heute habe ich in den Nachrichten gesehen, daß die Dresdner Umweltschützer eine 300-jährige Buche besetzt haben - die soll nämlich auch weichen, um eine Brücke über die Elbe zu ziehen.

Bekloppt - die UNESCO droht sogar das Prädikat "Weltkulturerbe" zu entziehen; dieser Titel ist an die Verpflichtung gbunden, das Erbe vor Zerstörung zu schützen.

Man, man, man - der Baum war gesund ...
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: DerDerbste am Dienstag, 15. Januar 2008 - 18:51:34
M.W. ist die Buche heute gefällt worden...
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Johomo am Dienstag, 15. Januar 2008 - 18:55:04
Mal eine Frage:
Was bedeutet eigentlich Weltkulturerbe? Was sind die Vorteile oder Nachteile der einzelnen Regionen oder Bauwerke?
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Martin100 am Dienstag, 15. Januar 2008 - 19:50:40

Hallo,

Mal eine Frage:
Was bedeutet eigentlich Weltkulturerbe? Was sind die Vorteile oder Nachteile der einzelnen Regionen oder Bauwerke?

Ist die Frage erst gemeint?

Es geht darum, das ein Weltkultur"Erbe" erhalten und nicht vernichtet wird.

Der Uno Charta geht es nicht um Vorteile oder Nachteile der Region, es geht um Erhaltung.

Gruß Martin
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Johomo am Dienstag, 15. Januar 2008 - 20:09:38
Es bleibt doch alles erhalten. Wird doch nur eine Brücke dazu gebaut. :angel:
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Slartibartfass am Dienstag, 15. Januar 2008 - 21:32:05
(In der Hoffnung, dass ich es richtig in Erinnerung habe.)

Die Stadt Dresden will diese Brücke nicht bauen, sie muss sie bauen. Bei einem  Bürgerentscheid haben 2005 über 67% der Dresdener für den Bau dieser Brücke gestimmt. Und an diesen Entscheid muss sich die Stadt Dresden halten. Mindestens eine Klage der Stadt Dresden gegen den zwingend einzusetzenden Baubeginn haben die Gerichte abgewiesen.

Nur zur Anregung und alles, wie gesagt, AFAIR.  8)



PS
Auch  :dagegen
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Martin100 am Mittwoch, 16. Januar 2008 - 19:55:07
Hallo,

Es bleibt doch alles erhalten. Wird doch nur eine Brücke dazu gebaut. :angel:

Naja, die Brücke wird nicht dazu gebaut, sondern auf etwas gebaut.

Gruß Martin
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Helmut am Donnerstag, 17. Januar 2008 - 12:38:02
Zitat
Tiefensee schreibt an Milbradt
 
Baustopp für Waldschlößchenbrücke gefordert

Im Streit um die Waldschlößchenbrücke in Dresden bemüht sich Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee nun um einen Kompromiss. Wie die "Sächsische Zeitung" berichtet, forderte er den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt auf, den Bau der Brücke zu verschieben. Um den Welterbestatus für das Dresdner Elbtal zu erhalten, sollte die Landesregierung bereit sein, "auch eine Lösung ins Auge zu fassen, die mit einer zeitlichen Verzögerung verbunden ist", zitiert das Blatt aus dem Brief.

Tiefensee schrieb ferner: "Angesichts des Schadens, der dem Ansehen Deutschlands bei der Aberkennung des Welterbestatus droht, würde ich es begrüßen, wenn die Kompromisssuche nicht eingeengt wird."

Fördermittel gefährdet
Außerdem erneuerte Tiefensee seine Warnung, dass der Bund Fördermittel für den Brückenbau zurückfordern könne. Einem Gutachten aus dem Bundeskanzleramt zufolge gehe er weiter davon aus, dass der Verlust des Unesco-Welterbetitels durch den Brückenbau zugleich einen Verstoß gegen das Völkerrecht bedeute. In diesem Fall könnte der Bund die Gelder zurückziehen.


Quelle: tagesschau.de (http://www.tagesschau.de/inland/waldschloesschenbruecke12.html)

Könnte vielleicht ja doch noch was gehen
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: pixi am Samstag, 12. April 2008 - 22:40:58
Vor lauter klugen Bemerkungen habt ihr das Thema Elbvertiefung vergessen.
Wenn die Elbe stark vertieft wird können noch größere Schiffe nach Hamburg.
Das ist gut für die Wirtschaft. Größere Schiffe erzeugen aber auch einen viel größeren Sog. das ist gefährlich für die Uferbefestigung und für die Uferlandschaft.
Elbvertiefung führt zu schneller auflaufenden und höher auflaufenden Hochwassern und bei Sturmfluten wird es dann sehr gefährlich.
Schon  jetzt ist Hamburg gefährdet bei Hochwasser.
In Dresden könnte auch ein Tunnel helfen.
Und da Du anscheinend keine Ahnung hast Katja sag ich es dir. Mit dem Schlick kann man keine Deiche erhöhen. Das ist nun wirklich bekannt.
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Katja am Samstag, 12. April 2008 - 23:04:37

Und da Du anscheinend keine Ahnung hast Katja sag ich es dir. Mit dem Schlick kann man keine Deiche erhöhen. Das ist nun wirklich bekannt.

Neee, eben nicht - sonst hätte ich nicht gefragt!
Da Du aber (wenigstens davon) Ahnung zu haben scheinst:
mach mal den Erklär-Bär!
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: pixi am Sonntag, 13. April 2008 - 09:53:58
Das war gerade noch höflich Katja.
Antwort: Versuch mal aus Sand und Schlick einen festen Damm zu bauen der hält.
Und außerdem gibt es Schadstoffe. Und willst Du den alten Deich abreißen oder den Schlick oben drauf kippen?
Das ist einfach zu erkennen und da kannst Du auch darauf kommen.
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Martin100 am Sonntag, 13. April 2008 - 18:55:42
Hallo,

Antwort: Versuch mal aus Sand und Schlick einen festen Damm zu bauen der hält.

Warum kein Sand?

Zitat wicki:

..
Deiche bestehen meist aus einem Sandkern, der von einer ein bis zwei Meter dicken Schicht aus bindigem Material bedeckt wird. Darauf wird zur Vermeidung von Erosion bzw. zur Erhöhung der Stabilität Gras angepflanzt. Sowohl um die Grasnarbe kurz und dicht zu halten als auch um den Boden fest zu trampeln, werden Deiche oft von Schafen beweidet. Wenige Deiche haben eine Teerdecke, meist Schardeiche, die dem Wasser ohne schützendes Vorland ausgesetzt sind wie zum Beispiel am Eidersperrwerk.
..

und wenn man Schlick entwässert hat man Sand.

Das Problem der Elb- und Nordseedeiche ist nicht der "statische" Wasserdruck,
sondern die dynamische Kraft des Wellenganges. (Hochwasser tritt an unserer Küste
im bei Sturm auf). Diese Kraft versucht man mit eine flachen Form des Deichprofiles zur
Seeseite hin und durch eine beständige Deckschicht zu lösen.

Gruß Martin

Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: pixi am Sonntag, 13. April 2008 - 19:41:16
Ok Martin du bist sehr klug.
Nehmen wir also den Schlick und entwässern ihn nachdem wir ihn aus der Elbe holten.
Wir legen am besten ein Spülfeld an, warten bis der Sand ziemlich fest ist und fahren dann mit Lastwagen zum Spülfeld und holen den Sand da ab und fahren ihn zum Deich denn natürlich gibt es überall schon einen Deich an der Elbe.
Oder wir bauen einen neuen Deich vor den alten Deich.
Wenn der Deichkern dann steht dann bauen wir noch Kleie und Grassoden darauf.
Oder sollen wir den Sand auf den alten Deich schütten und neue Kleie und Gras darauf setzen?
Klingt irgendwie nicht sehr einleuchtend und wirtschaftlich. Wird aber sicher so gemacht wenn Du es weißt. Also hat Katja recht.
Elbe ausbaggern, das ist gut für die Deiche.
Das Problem mit dem Ufer und dem Deichfuß bei Ausbaggerung und das schnellere Auflaufen der Flut möchtest du nicht auch noch überprüfen?
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Martin100 am Montag, 14. April 2008 - 17:14:10
Hallo

..
Nehmen wir also den Schlick und entwässern ihn nachdem wir ihn aus der Elbe holten.
Wir legen am besten ein Spülfeld an, warten bis der Sand ziemlich fest ist
..
So ist das. Siehe Finkenwerder, Glückstadt, teilweise auch Industriegebiet
Brunsbüttel. Dort wo in Wellenkamp die Meierei steht, war auch mal ein Spülfeld.

..
Oder wir bauen einen neuen Deich vor den alten Deich.
..

Dem ist auch so. Bei Deichneubauten wird immer versucht die Deichline zu zuverkürzen.

..
Klingt irgendwie nicht sehr einleuchtend und wirtschaftlich.
..

Schon mal einen Deich gebaut?

..
 Wird aber sicher so gemacht wenn Du es weißt. Also hat Katja recht.
Elbe ausbaggern, das ist gut für die Deiche.
..

Wo habe ich geschrieben, das daß Vertiefen der Fahrrinne der Elbe keine Auswirkungen
haben könnte? Ich habe hier nur eine Beitrag zur Technik des Deichbaues geschrieben.

Gruß Martin
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Desinfector am Montag, 14. April 2008 - 21:21:22
Das vernünftigste wäre doch normalerweise ein Tiefwasserhafen in Küstennähe.
Sowas wie es also bei Wilhelmshaven geplant ist.

Ja und dann gehen eben diei Jobs in HH flöten.
-Es gibt heute sowieso keine sicheren Jobs in der freien Wirtschaft.
Titel: Re: Fackeln für die Elbe
Beitrag von: Capitano am Montag, 14. April 2008 - 22:11:05
Ein Hafen ist nicht definiert als Anlegestelle für Schiffe, sondern als Schnittpunkt der verschiedenen Verkehrsträger Seeschiffe - Küstenschiffe - Binnenschiffe - Bahn und Straße. Diese Infrastruktur ist in Hamburg über Generationen gewachsen und hat in den letzen Jahren unglaublich zugelegt. Fahr mal so in Richtung Finkenwerder oder Altenwerder, was da allein an Lagerfläche neu aufgebaut wurde bzw. sich gerade im Aufbau befindet. Das sind Quadratkilometer!

Die Elbvertiefung als "gut für die Wirtschaft" zu bezeichnen ist leicht untertrieben. Hamburg ist als zweitgrößter Hafen Europas und sechst- oder siebtgrößter Hafen der Welt ein wirklicher Global Player und ein wesentlicher wirtschaftlicher Motor im ganzen Norden. Wenn Hamburg nicht mitzieht bei diesen globalen Anforderungen, wird es seine Vormachstellung sehr schnell verlieren und zwar an die Holländer und Belgier und nicht an Wilhelmshafen.

Die weltgrößte Reederei Maersk Sealand läuft schon heute Hamburg nicht an, weil Ihre größten Schiffe nicht die Elbe hochkommen.

Die Elbvertiefung schafft ohne Zweifel mehr oder weniger große Umweltprobleme:

Vor allem wird die Strömungsgeschwindigkeit weiter zunehmen, was zu einer stärkren Erosion führt. Ob die Hochwasserhöhen bei Strumfluten tatsächlich so hoch werden, dass Hamburg jeden Herbst oder Winter absäuft ist aber wohl zu bezweifeln. Die Anwohner in Blankenese /Falkenstein haben evtl. Anlaß zur Befürchtung, dass ihre Grundstücke etwas schneller als bisher in Richtung Elbe absacken.

Die oben angesprochene Behauptung größere Schiffe = größerer Sog ist so auch nicht richtig. Das ist eher (auch heute schon) ein Problem der Geschwindigkeit, mit der Schiffe die Elbe hochbrackern.

Ich meine, dass das Thema sehr komplex ist. Niemand kann oder sollte die Notwendigkeit der Elbvertiefung mit ungeprüften Stammtischargumenten vom Tisch fegen.

Es handelt sich übrigens schon um die 6. Elbvertiefung. Der Schlick, der aus der Elbe geholt wird wird wohl  größtenteils in der Elbmündung wie gehabt verklappt werden.