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STADT - LAND - STÖR => NEUES AUS ALLER WELT => Thema gestartet von: Katja am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 07:52:47

Titel: Klage für Kinder
Beitrag von: Katja am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 07:52:47
3 Familien haben Klage vor dem Verfassungsgericht eingereicht, weil sie den Harzt IV-Satz für Kinder dem der Erwachsenen angleichen wollen.
Federführend bei diesem Prozeß gegen den Staat ist ein Mann, der meint, 210 Euro pro Nase seiner 3 Söhne reichen nicht aus. In seiner Gegenrechnung, in der auch Kosten für Sportverein o.ä. mit einbezogen wurde, stellt er fest, daß Kinder deutlich mehr Geld 'brauchen'.

Was meint Ihr?
Wo hört die Verantwortung des Staates auf und fängt die der Eltern an?


Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Bernd am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 10:13:19
Dieser Strang wird wahrscheinlich interessant und lang werden.
Zunächst müsste man wissen, welche Einkünfte die Familie, die aus wie viel Personen besteht, zur Verfügung hat, um in einem angemessenen Raum trocken und warm leben zu können.

Zu den Kosten für den Wohnraum kommen Lebensmittel, Energie, Wasser und Abwasser, Müllentsorgung, Pflichtversicherungen und ähnliche Zwangskosten im ebenfalls adäquaten Rahmen hinzu.

Kommen außergewöhnliche Belastungen durch körperliche Behinderungen oder Krankheiten hinzu?
Wie alt sind die Kinder? Sind sie schon oder noch in Ausbildung? Sind sie erwerbsfähig?

Es kämen sicherlich noch viele Fragen zur Einschätzung der Situation hinzu!

Wahrscheinlich geht Katjas Frage in die Richtung, wie hoch die Kosten die durch Gesellschaft im sozialen Umfeld durch den Staat gedeckt werden müssen oder sollten.
Wie hoch ist der soziale Druck der Gesellschaft (Wirtschaft?), um in ihr schadlos existieren zu können? Da kommen jetzt die Familie, ihre Individuen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Tragen.
Kann es einer Familie ohne Auto, Unterhaltungselektronik, populären Markenprodukten, Reisen, Genussmitteln u.a. gelingen, gesund und zufrieden zu leben, um gemeinsam nach Verbesserungen welcher Art auch immer, zu streben?
Welche psychischen Belastungen muss die Kleingruppe (Familie oder Einzelperson) ertragen können?
Wo muss oder kann nur der Staat helfen?

Ich bin auf die weiteren Beiträge hier sehr gespannt.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Bernd am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 10:59:10
Ergänzung: Die Bereitschaft für den Staat und die Gesellschaft arbeiten zu wollen, sehe ich als Voraussetzung.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: scence am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 11:07:11
Für mich kommt so etwas auf den Einzelfall an. Ich persönlich habe nichts gegen Sportvereine ,meine Kids haben die auch besucht ,alternativ wird aber soetwas auch an den meisten Schulen angeboten.Ein Problem sehe ich eher darin ,dass es sehr viele Familien gibt ,wo keinen Anspruch auf Unterstützung haben und letztendlich mit weniger Geld auskommen müssen .
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: swetlana am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 11:17:03
Wie immer werden sich bei diesem Thema die Geister scheiden.

Ich kenne Familien, in denen die Eltern arbeiten gehen, die sich aber trotzdem nur mit Ach und Krach ein kleines Auto leisten können und von einem Urlaub mit der Familie schon seit Jahren nur träumen.
Es gibt aber auch Familien, die trotz Hartz4 ihren Kindern jeden Tag eine ausgewogene Mahlzeit kochen und sich mit gebrauchter oder älterer Unterhaltungselektronik begnügen.

Ich möchte diese vor dem VG klagenden Familien nicht vorverurteilen, falls die Hartz4-Sätze für Kinder wirklich ungerecht sein sollten. Vielleicht bringt diese Klage durch die zu erwartende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes mal Klarheit, ob diese Sätze wirklich zu niedrig sind. Wer anderes als diese Instanz sollte das entscheiden?

Auf der anderen Seite gruselt es mich bei dem Gedanken, dass die beauftragten Anwälte der Familien bestimmt nicht von diesen, sondern vom Steuerzahler und somit auch von denen bezahlt werden, die auch schlecht vergütete Jobs annehmen und einen niedrigeren Lebensstandard in Kauf nehmen anstatt die Hilfe des Staates in Anspruch zu nehmen.

swetlana
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: wutz am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 11:17:58
Ergänzung: Die Bereitschaft für den Staat und die Gesellschaft arbeiten zu wollen, sehe ich als Voraussetzung.

Der Satz ist gut. !!
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Katja am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 11:34:38
Durch die Tier-Tafel komme ich mit den Bedürftigen zusammen - mindestens einmal im Monat. Darum habe ich -so glaube ich- einen ganz guten Einblick in manche 'Fälle', die anderen verborgen bleiben.

2 dieser 'Fälle' möchte ich erzählen - ich bemühe mich um eine objektive Schilderung.

Fall 1
Eine junge Frau der ersten Stunde (Mai oder Juni 2008) kam mit einem Kleinkind in der Karre zur Ausgabe, wies ihr Bedürftigkeit mittels Harzt IV-Bescheid nach. Regelmäßig sah ich die Frau und das Kind (heute kann es selbst laufen) einmal im Monat. Im Frühjahr diesen Jahres war ein Bäuchlein unübersehbar. Das Kind wurde vor Kurzem geboren.

Fall 2
Seit Bestehen der Tier-Tafel kommt eine Frau regelmäßig zu den Ausgabeterminen. Sehr oft hat sie ihr SCHULPFLICHTIGES Kind dabei (die Ausgaben finden von 9 bis 12 Uhr statt). Auf Nachfrage(n), ob eventuell schulfrei oder 'schon wieder Ferien' seien ;), bekam ich die Antwort: "Nö, er fühlte sich heute nicht gut!"
Wie gesagt: EINMAL wäre okay, beim zweiten Mal wäre es mir sicher auch nicht aufgefallen, doch das Kind kommt regelmäßig mit. Nun fällt es auf, wenn es mal NICHT dabei ist!

 


Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Albrecht am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 12:01:01
Bevor hier jeder seine ihm bekannten Einzelfälle schildert, möchte ich darauf hinweisen, dass das Bundessozialgericht die durch den Gesetzgeber willkürlich festgelegten reduzierten Sätze für Kinder für verfassungswidrig hält. Da der Gesetzgeber diesen Mangel bisher nicht beseitigt hat, muss das Verfassungsgericht über die Angelegenheit befinden und den Gesetzgeber zu einer verfassungsgemäßen Festlegung der Sätze zwingen.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: scence am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 12:31:58
Darum geht es hier jetzt ,glaube ich gar nicht ,sondern es war unsere Meinung gefragt .Wie bereits gesagt ,gibt es viele Familien ,wo wenigstens ein Elternteil arbeiten geht und teilweise viel weniger Geld zur Verfügung steht .Sollche Fälle wie Katja hier beschreibt ,sind auch leider keine Einzelfälle.Ich selbst habe eine ähnliche Erfahrung gemacht ,eine  Frau ständig am Jammern ,dass das Geld vorne und hinten mit Hartz4 nicht reicht.Ich sagte ihr ,sie solle sich doch mal in der Firma ,XXX vorstellen,die suchen gerade jemand ,bekam ich zur Antwort : nee ,da wird mir ja Alles gestrichen und unterm Strich habe ich dann noch weniger.Ich möchte nicht Alle in einen Sack stecken ,es geht sicherlich vielen ,wo Hartz4 bekomen nicht gut und denen es zu Recht zusteht und aber auch das Gegenteil ist sehr oft der Fall.In den letzten Tagen konnte man ja auch hören und lesen ,dass sehr viele für teilweise 3 oder 4 Eur schaffen gehen .Und das rechne mal auf den Monat aus.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Albrecht am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 12:57:04
Darum geht es hier jetzt ,glaube ich gar nicht ,sondern es war unsere Meinung gefragt .
Ob es darum geht oder nicht - auch bei Meinungsäußerungen darf man Fakten berücksichtigen. Dazu gehört, dass es ein Ammenmärchen ist, dass jemand der arbeitet, weniger Geld zur Verfügung hat als wenn er nicht arbeitet.

Wer den Bedarf für Kinder genauer wissen will, sollte sich DIES (http://tinyurl.com/yhb7zuk) mal durchlesen.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: swetlana am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 13:19:46
Dazu gehört, dass es ein Ammenmärchen ist, dass jemand der arbeitet, weniger Geld zur Verfügung hat als wenn er nicht arbeitet.

Diese Aussage von dir, lieber Albrecht, halte ich wiederum für ein Ammenmärchen.

swetlana
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Albrecht am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 13:26:31
Diese Aussage von dir, lieber Albrecht, halte ich wiederum für ein Ammenmärchen.
Wer ein Einkommen unterhalb der Bedarfssätze nach Hartz IV bezieht, hat Anspruch auf ergänzende Sozialhilfe!
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 13:27:37


            Wessen Einkommen unter dem Hartz IV Satz liegt, kann aufstocken,

            zusätzlich zahlt dir ARGE cà. 20% auf sein Nettoeinkommen.

            Arbeit soll sich lohnen ! Das offizielle Motto von HartzIV

            Das halte ich für eine vernünftige Regelung !
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: DerDerbste am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 13:31:32
Diese Aussage von dir, lieber Albrecht, halte ich wiederum für ein Ammenmärchen.
Wer ein Einkommen unterhalb der Bedarfssätze nach Hartz IV bezieht, hat Anspruch auf ergänzende Sozialhilfe!

Allerdings muss ich mich ggf. mit Kfz oder ÖPNV zum Arbeitsort bewegen, was mehr oder weniger viel Geld kostet. Und da ist beim "zuhause bleiben" gefühlt natürlich mehr Geld da bzw. tatsächlich übrig.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 13:36:25



         @DD , womit wir wieder bei der generellen Bereitschaft sind ,

                   sein eigenes Geld zuverdienen und eben möglichst dem Staat

                   NICHT auf der Tasche zuliegen.


                   Ansonsten halte ich aber einen Betrag von 210€ pro Kind

                   für angemessen, Ausnahme natürlich bei besonderen Belastungen.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Katja am Mittwoch, 14. Oktober 2009 - 17:48:05

Ob es darum geht oder nicht - auch bei Meinungsäußerungen darf man Fakten berücksichtigen. Dazu gehört, dass es ein Ammenmärchen ist, dass jemand der arbeitet, weniger Geld zur Verfügung hat als wenn er nicht arbeitet.

Wer den Bedarf für Kinder genauer wissen will, sollte sich DIES (http://tinyurl.com/yhb7zuk) mal durchlesen.

Ich glaube, Albrecht, da bist Du auf dem Holzweg! Wenn der alleinerziehenden Mutter mit Job die Waschmaschine kaputt geht, ihre Kinder auf kostenintensive Klassenfahrt geht, die Schulbücher gekauft werden müssen, die GEZ bezahlt werden will, die Mietnebenkostennachzahlung ansteht (die Liste wäre noch laaaaange weiter zu führen), DANN erzähle bitte nicht, sie hätte mehr übrig.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Albrecht am Donnerstag, 15. Oktober 2009 - 13:00:06
erzähle bitte nicht, sie hätte mehr übrig.
Meine Aussage war und ist:
Dazu gehört, dass es ein Ammenmärchen ist, dass jemand der arbeitet, weniger Geld zur Verfügung hat als wenn er nicht arbeitet.
Darin steht mit keinem Wort etwas von "mehr übrig haben"!
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Capitano am Donnerstag, 15. Oktober 2009 - 13:06:37
Mal eine kurze Beispielrechnung, korrigiert mich bitte wenn ich das falsch sehe:

Jemand verdient netto 800 EUR. Er/sie kann aufstocken aus - je nach Bedarf und erhält 20% oben drauf, also 160 Tacken.

Er/sie soll also für 160 Euros mehr im Monat abz. evtl. Fahrtkosten regelmäßig morgens früh aufstehen, einen schlecht bezahlten Dreckjob annehmen usw usw...?

Da fällt die Entscheidung pro Arbeit sicherlich nicht leicht.

 
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Donnerstag, 15. Oktober 2009 - 13:31:29
Mal eine kurze Beispielrechnung, korrigiert mich bitte wenn ich das falsch sehe:

Jemand verdient netto 800 EUR. Er/sie kann aufstocken aus - je nach Bedarf und erhält 20% oben drauf, also 160 Tacken.

Er/sie soll also für 160 Euros mehr im Monat abz. evtl. Fahrtkosten regelmäßig morgens früh aufstehen, einen schlecht bezahlten Dreckjob annehmen usw usw...?

Da fällt die Entscheidung pro Arbeit sicherlich nicht leicht.

 

            Da legst Du den Finger auf die Wunde, allerdings kann man, in diesem Beispiel , Fahrgeldzuschuss beantragen.

            Du kannst sogar, wenn es wirtschaftlicher ist mit dem Auto zufahren, ein Darlehen bis 1500.-€ für einen Gebrauchtwagen

            bekommen. (in bequemen Raten zurückzahlbar) Also die ARGE macht schon was um zu motivieren.

            Aber knapp bleibt es , so oder so.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Albrecht am Donnerstag, 15. Oktober 2009 - 16:02:50
Er/sie soll also für 160 Euros mehr im Monat abz. evtl. Fahrtkosten regelmäßig morgens früh aufstehen, einen schlecht bezahlten Dreckjob annehmen usw usw...?
Das ist aber nicht das Problem der staatlichen Hilfe, sondern das liegt an asozialen Niedriglöhnen!
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Donnerstag, 15. Oktober 2009 - 16:43:24
Er/sie soll also für 160 Euros mehr im Monat abz. evtl. Fahrtkosten regelmäßig morgens früh aufstehen, einen schlecht bezahlten Dreckjob annehmen usw usw...?
Das ist aber nicht das Problem der staatlichen Hilfe, sondern das liegt an asozialen Niedriglöhnen!

            Nicht ausschließlich, wenn Du 8€ brutto hast und einen 30 Std Job, liegst Du netto bei etwa 800,-€
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Albrecht am Donnerstag, 15. Oktober 2009 - 17:36:06
Ich erhebe mit keiner meiner in diesem Forum getätigten Aussagen einen Ausschließlichkeitsanspruch! >:D
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Capitano am Donnerstag, 15. Oktober 2009 - 22:07:12
            Nicht ausschließlich, wenn Du 8€ brutto hast und einen 30 Std Job, liegst Du netto bei etwa 800,-€

Und damit bekommt man dann 160 EUR mehr als wenn man nicht arbeitet.
Anders ausgedrückt man arbeitet 30 Std/Woche = 120 Std/Monat für einen effektiven Stundenlohn von EUR 1,33.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Donnerstag, 15. Oktober 2009 - 23:40:37
            Nicht ausschließlich, wenn Du 8€ brutto hast und einen 30 Std Job, liegst Du netto bei etwa 800,-€

Und damit bekommt man dann 160 EUR mehr als wenn man nicht arbeitet.
Anders ausgedrückt man arbeitet 30 Std/Woche = 120 Std/Monat für einen effektiven Stundenlohn von EUR 1,33.

            Ja, Capitano, das mag sein, aber wenn Du nicht immerwieder deine Kontoauszüge,

            dein ganzes Finanzgebare darlegen willst, dann machst Du das.

            Ein Bekannter, hat jetzt einen Job, würde aber noch 120.-€ von der ARGE bekommen, hat der ARGE geschrieben,

            er will das Geld nicht, er will mit der ARGE nichts mehr zutun haben.


            Es gibt diese Leute, die auf eigenen Füssen stehen können !

            Die nicht sagen, für 1,33€ pro Std. bleib ich mit dem Hintern zu Hause !


            Allerdings sind diese Leute meist über Fünfzig Jahre alt .
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: wellenkamper am Freitag, 16. Oktober 2009 - 15:12:10

[/quote]

           

            Die nicht sagen, für 1,33€ pro Std. bleib ich mit dem Hintern zu Hause !


            Allerdings sind diese Leute meist über Fünfzig Jahre alt .
[/quote]



wie will einer denn überleben bei einen stundenlohn von 1,33 euro.
sorry aber ich würde da lieber mit dem arsch zuhause bleiben.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Freitag, 16. Oktober 2009 - 15:59:22


           

            Die nicht sagen, für 1,33€ pro Std. bleib ich mit dem Hintern zu Hause !


            Allerdings sind diese Leute meist über Fünfzig Jahre alt .
[/quote]



wie will einer denn überleben bei einen stundenlohn von 1,33 euro.
sorry aber ich würde da lieber mit dem arsch zuhause bleiben.
[/quote]

            Capitano und sagten : er / sie arbeitet für 1,33 € die Stunde, zuzüglich Hartz 4 , zuzüglich cà 20 Perzent

            auf seinen Nettoverdienst, er/ sie steht sich also besser !


            Wobei er tatsächlich für 8.-€ die Stunde 30 Std. die Woche arbeitet, cá 800.-€ netto verdient,

            es wird der Rest aufgestockt .
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: ae8090 am Samstag, 17. Oktober 2009 - 00:35:26
Es ist sicherlich ein schwieriges Thema. Es wird immer Menschen geben, die meinen, jeder Euro, den ein Arbeitsloser erhält, ist einer zuviel und es wird auch immer Menschen geben, die nicht nur der Unterstützung bedürfen, sondern die meinen, diese Unterstützung sei zu knapp bemessen.

Das liegt in der Natur der Sache.

Allerdings:

Das derzeitige System H4 war gedacht, dass es in besonderer Weise nicht nur Bedürftige unterstützt, sondern auch zur Aufnahme von Arbeit animiert. „Fördern und fordern“ war das Schlagwort.

Aufgrund meiner Erfahrungen kann ich diesen Versuch nicht wirklich als gelungen ansehen, auch wenn ich das Grundanliegen und die Grundidee nach wie vor für berechtigt halte.

Beruflich habe ich seit vielen Jahren mit Menschen zu tun, die oft und gerne als „arbeitsuchend“ bezeichnet werden, und ich weiß mittlerweile, dass dieses Adjektiv oftmals nur ein Euphemismus ist.

Und nein, bevor hier von erlauchten Kritikastern wieder Mal die Moralinkeule geschwungen wird: Nein, ich diffamiere und diskriminiere hier keinen einzien H4-Empfänger. Ich spreche ausschließlich von meinen Erfahrungen.

Aber ich weiß eben aus meiner tagtäglichen beruflichen Erfahrung, dass viele – zu viele! – nicht wirklich an einer Arbeitsaufnahme interessiert sind. Leider verschließen vor allem die Parteien und Organisationen, die sich nach eigenen Worten der Arbeiterbewegung verpflichtet fühlen, davor die Augen. Dabei hat „Arbeiterbewegung“ doch etwas mit „Arbeit“ zu tun und nicht mit „Arbeitsverweigerung“.

Jedenfalls waren meine Großeltern stolz darauf zu arbeiten und der Bewegung anzugehören, meine Eltern waren und sind es ebenso (auch wenn sie aus Altersgründen nicht mehr arbeiten und schon lange nicht mehr SPD wählen –welcher Arbeiter tut das noch? Die SPD ist schon lange die Partei der Lehrer und Sozialpädagogen, aber mitnichten die Partei der Arbeiter/innen! Von der KPD-SED-PDS-WASG-DieLinke gar nicht zu reden.) und auch ich bin stolz auf meine Arbeit, so schwierig sie auch im Einzelfall sein mag. Und der Stolz ist unbeschadet der Tatsache, dass ich kein Arbeitnehmer mehr bin, sondern quasi die „Seite des Schreibtisches“ gewechselt habe und mittlerweile seit 2001 selbständig tätig bin.

Ich bin auch Arbeitgeber und ich glaube, dass meine Mitarbeiter/innen inkl. der Azubis, die ich seit 2001 hatte, samt und sonders nicht wirklich zu leiden hatten. Und trotzdem habe ich mich von zweien vor der Zeit trennen müssen, von einer Mitarbeiterin und sogar von einer „Azubine“. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich eher freiwillig ein Magengeschwür bekomme, als so etwas durchzuziehen. Dafür bin ich viel zu sehr meiner eigenen, auch persönlichen und familiären Tradition verhaftet.

Doch in meiner täglichen Arbeit wie auch in meinem privaten Umfeld erlebe ich zu oft H4-Empfänger/innen, die nicht wirklich gewillt sind, Arbeiten zu gehen.

Warum?

Ganz einfach: Weil es ihnen nicht schlecht genug geht!

Gewiss, gewisse Anschaffungen müssen unterbleiben, doch recht betrachtet, muss niemand des Hungers leiden und die Bude bleibt auch nicht kalt - was auch gut so ist! Wer der Unterstützung bedürftig ist, muss selbige auch bekommen!

Allerdings habe ich den Eindruck, dass nicht alle, die H4 (offiziell ALG 2) bekommen, es wirklich bekommen müssten. Viel zu oft steht einer Arbeitsaufnahme am 1. Dezember ein urplötzlich auftretendes Unwohlsein am 30. November entgegen, welches am 2. Dezember urplötzlich wieder abgeklungen ist. Ein Schelm, wer böses dabei denkt!

Oder angebotene Arbeitsverträger werden abgelehnt mit der Begründung, dass noch ein anderes Angebot vorläge. Und bei Nachfrage einige Tage später: Nö, ich habe noch nix.

Da meine eigene Tochter fast jeden Tag mit dem Fahrrad fast 10 km zu ihrem Ausbildungsplatz fährt und abends retour, weiß ich, dass das eine Strecke ist, die man nicht nur in der „guten alten Zeit“ per Pedes zurücklegen konnte, sondern heutzutage ganz genauso. Für eine/n H4-Empfänger/in ist diese Entfernung allerdings Grund genug, einen angebotenen Arbeitsvertrag sausen zu lassen und lieber arbeitslos zu bleiben.

Wer wirklich intewressiert ist, möge bitte folgede Rechnung aufmachen: Sie bekäme bei diesem Job 1.400 Job brutto. Mag jemand das Netto ausrechnen? Und nun umgekehrt: Was bekommt sie als faktisches Haushaltseinkommen durch H4? Mag das mal jemand in ein hypothetisches Bruttoeinkommen umrechnen? Aber bitte alles als Einkommen rechen, was auch Einkommen ist. Wir alle müssen unsere Krankenversicherung bezahlen und unsere Rentenversicherung auch und ebenso unsere Miete wie unsere Heizkosten!)

Oh, ja, ich könnte noch viele derlei Geschichten erzählen. 1.500 Euro für einen Job für Ungelernte. Kein Schulabschluss nötig, keine Ausbildung nötig, nur ein Führerschein. Völlig uninteressant für H4-Empfäner. Vor allem, wenn sie Kinder/Familie haben!

Wer vier Kinder hat und H4 bekommt, müsste bei Arbeitsaufnahme deutlich über 3.000 brutto verdienen, um mit Arbeit mehr zu haben als ohne Arbeit. Das klappt sicherlich für jene/n, der/ die ein Super Abi hat und Betriebswirtschaft, Jura und Informatik parallel in acht Semestern studiert und die Promotion schon zu Studienzeiten mit „summa cum laude“ abgeschlossen hat.

Wer allerdings in entsprechender familiärer Situation und ungelernt ist und vielleicht keinen oder einen schlechten Schulabschluss hat, der wird dieses Geld durch seiner eigen Hände arbeit niemals erreichen. Warum soll er dann überhaupt arbeiten gehen? Zuhause ist doch auch ganz nett. Geld kommt ja.

Ich mag deshalb auch nicht in den Chor derjenigen einstimmen, die meinen, die H4-Empfänger würden zu wenig Geld bekommen. Ich weiß einfach, dass es anders ist.

Weitere Beispiel, die das etwas anschaulich beleuchten mögen:
Ich habe ein Seminar mit zehn Arbeitslosen. Wir machen Frühstück. Ich hole mein Pausenbrot heraus, welches ich mir morgens zuhause geschmiert habe.

Mindestens fünf meiner Teilnehmer holen die Tüte vom Bäcker heraus und packen das Pausenbrötchen, welches der Bäcker geschmiert und belegt hat, heraus. Kosten: Zwischen 1 und 2 Euro pro Stück. Jeden Tag!

Mindestens zwei, wahrscheinlich drei weitere gehen nach nebenan zur Tankstelle (sic!) und kaufen sich dort ein belegtes Brötchen. Kostenpunkt: 2,50 Euro!!

Für diese 2,50 Euro mache ich mir mindestens die halbe Woche meine Pausenbrote!


Einzelfall?

Ja, sicher sind Einzelfälle. Es sind 7 bis 9 Einzelfälle auf eine Gruppe von 10 Personen. Selbstverständlich alles Einzelfälle!


Ein weiteres Beispiel:

Meine Frau und ich gehen einkaufen. Bei Lidl z.B oder bei Plaza. Meine Frau verdient nicht schlecht, brutto die „2“ vorne und die zweite Zahl ist dichter an der „9“ als an der „1“, mein Einkommen schwankt naturgemäß, aber insgesamt gehören wir nicht zu den Geringverdienern.

Ich kenne viele H4-Empfänger/innen aus IZ und Umgebung und ich sehe sie auch beim Einkaufen. Meine Frau und ich suchen uns günstige Produkte, oftmals die sog. „No-Name-Produkte“, damit die Wochenrechnung erträglich bleibt. Und wie oft habe ich an der Kasse direkt vor mir oder direkt hinter mir Menschen, die ich die Woche über noch im Seminar hatte, den Korb voll mit den teuren Markenprodukten.

Sorry, ich lebe gerne und gerne gut. Ich esse leidenschaftlich und koche liebend gerne und bekoche vor allem gerne Gäste. Und ich kann es mir nicht leisten, ständig die teuren Markenprodukte zu kaufen! Manchmal und sehr gezielt ja, aber in der Breite: Nein! (Übrigens: Wie in einem anderen Faden bereits dargelegt, hat es auch in meinem Leben Phasen gegeben, wo das Geld mehr als nur knapp war. Und in solchen Phasen bin ich so manches Mal kilometerweit gelaufen oder mit dem Fahrrad gefahren, nur weil ich wusste, dass dort ein bestimmtes Produkt wenige Pfennig / Cent günstiger war!)

Und noch ein Beispiel:
Ich hätte mir auch keine Klassenreise für meine Kinder nach Florenz für über 700 Euro leisten können, wie es von einem Berliner Gericht einem H4-Empfänger zugesprochen worden ist. Ich hätte schlicht und einfach meinem Sohn oder meiner Tochter sagen müssen: Sorry, Kind, Du musst Zuhause bleiben, Dein Papa hat nicht genügend Geld für eine solche Reise.

Und stellt Euch vor: Ich wäre stolz darauf gewesen! Arbeiter müssen nicht jeden Scheiß mitmachen, den die reichen Fazken sich ausdenken! Und ich habe genügend Vertrauen in meine Kinder, dass die das auch verstanden hätten.

Nun gut, dieses Vertrauen in seine Kinder hatte der betreffende Papa wohl nicht. Er wird wissen, warum...

Ich hätte mir übrigens auch das Geld für eine Privatschule nicht leisten können (betreffender Papa hatte seine Sprösslinge zur Waldorfschule gebracht). Hier mag der geneigte Leser nun einwenden, dass der betreffende Papa das Schulgeld ja von dem Schulverein gesponsert bekommen hat. Völlig ok, aber jeder Arbeitnehmer hätte das als geldwerten Vorteil versteuern müssen! Warum wird es dem H4-Empfänger nicht entsprechend abgezogen, wenn er denn meint, dass die allgemeine staatliche Schule nicht gut genug für seine Kinder sei?

Ja, gewiss, alles Einzelfälle.

70 – 80 % Einzelfälle.

Und den übrigen 20- 30%, denen helfe ich lieben gerne durch meine Steuern! Und wenn es sein muss arbeite ich für diese 20- 30% auch noch ’ne Stunde mehr. Weil das wirklich Menschen sind, die der Unterstützung und meine Solidarität bedürfen.

Den Rest trifft genauso meine Verachtung wie jene, die meinen, jeder Kritik an H4-Empfängern mit hinlosen Klassenkampfparolen begegnen zu können. Pisa ist eben doch überall!
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: scence am Samstag, 17. Oktober 2009 - 01:49:50
sehr gut beschrieben ,denn es ist wirklich so. Und nun wird H4 noch einmal schön nachgebessert.Und diejenigen wo arbeiten ,werden *eigentlich* ausgelacht.Es gibt sie sicher ,die Härte-und Einzelfälle.Ist völlig in Ordnung ,sie sollen auch unterstützt werden.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Katja am Samstag, 17. Oktober 2009 - 08:39:07
ae8090 - für diesen Beitrag bekommst Du nicht nur meinen (imaginären, leider undotierten) Pulitzer-Preis, sondern auch noch meinen vollsten Respekt, meine absolute Zustimmung und in mein Nachtgebet schließe ich Dich auch noch ein!!
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Johomo am Samstag, 17. Oktober 2009 - 08:48:27
ae8090 - Du bist der Einzelfall in der Masse, weil Du es endlich mal auf den Punkt bringst wie die Masse denkt, aber nicht sagt, weil sie Angst haben, sonst als Einzelfall angesehen zu werden
Ich danke Dir für diese Ausführungen und schreibe weiter als Einzelfall in der Masse.  :clap
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: wellenkamper am Samstag, 17. Oktober 2009 - 09:26:23
sehr genau auf dem punkt gebracht ae8090 - danke.

wir dürfen aber nicht vergessen das es nicht möglich sein wird das alle menschen arbeit bekommen. es wird immer menschen geben die kein bock haben zur arbeit.
dieses beispiel vom einkaufen sehr schön aber glaubt ihr das machen h4 menschen jeden tag. das ist die sicht nach aussen aber wie sieht es hinter den kulissen aus bein denen.

deiner tochter zolle ich respekt ich bin vor 15 jahren zur ausbildung nach dägeling mit fahrrad gefahren. welcher jugendlicher würde das noch machen ausser deine tochter.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Samstag, 17. Oktober 2009 - 13:30:03



          @ae8090

          Das war mal ungeschminkt, das ist genau meine Meinung,ich habe nun lange genug

          Erfahrung mit dieser Sache, und kann Deine Einschätzung nur bestätigen.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Capitano am Samstag, 17. Oktober 2009 - 13:50:12
Unzweifelhaft hat ae8090 den Nagel wohl ziemlich genau auf dem Kopf getroffen. Das ist der Eindruck bzw. Meinung, den die meisten wohl haben.

ABER:

Nur einen kleinen Schritt weiter und wir erreichen Stammtischniveau und bald ist von Zwangsarbeit und Essensmarken die Rede. Also Vorsicht.

Man darf nicht vergessen, dass die offenbar zunehmende Verarmung und Bedürftigkeit ein gesellschaftliches Problem ist und zwar ein sehr großes Problem.

Und nach meiner Meinung ist es sehr wichtig darüber nachzudenken, wie man Armut vermeidet und nicht nur wie man mit Armut umgeht. Einfach nur zu sagen, dass die meisten Hartz IV-Empfänger nur zu faul sind zum arbeiten hilft da nicht so wirklich.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Samstag, 17. Oktober 2009 - 14:16:40


        @Capitano,

        ich habe geschätzte 6 Wochen, gefühlte 1 1/2 Jahre in 4 Jahren H4 in den Warteräumen (zusammengerechnet)

        der ARGE verbracht, was da an Gesprächen zu hören ist, ae8090 hat eine Einschätzung abgegeben,

        ich kann aber bestäigen, es ist Realität !

        Das es ein enorm wichtiges Thema ist, Leute wieder in Arbeit zubringen ist unbestritten.

        Aber in den Köpfen klarzumachen , eigenes Geld zuverdienen, nicht mehr vom Staat abhängig

        zusein, das scheitert oft auch am mangelnden Stolz, so lassen sich viele eben lieber regelmässig

        demütigen, sie finden ja genügend Gesprächspartner mit denen sie prachtvoll auf die ARGE schimpfen

        können und sich bestätigt fühlen.

        Wenn man mit den Mitarbeitern dann sprechen kann und auf Arbeit drängt, wird häufig die "58ger"

        Regelung angeboten, dh. man bekommt keine Vermittlungsangebote mehr, bleibt unbehelligt

        und bekommt H4 bis zur Rente.  Das kann es ja nicht sein, wenn man dann den Leuten mit

        seinem Wunsch aber immerwieder auf den Keks geht, dann kommt, wie bei mir, sogar eine

        Ausbildung mit Jobgarantie dabei heraus ! Und ich bin 60 Jahre alt !


        Also, es geht, wenn auch nicht immer .
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Blubb am Samstag, 17. Oktober 2009 - 16:44:33
Zunächst mal ist festzuhalten, dass ae8090s Post sicherlich ganz großer Sport ist. Stringent, sehr genau beobachtend und vor allem gut zu lesen.
Sicherlich hat aber auch Capitano Recht, denn eine solche Diskussion droht oftmals in eine sehr unsachliche Richtung zu rutschen, indem man viele Hartz-IV-Empfänger einfach als faul und bequem bezeichnet, auch wenn sicherlich ein gewisser Grad an Wahrheit dahinter steckt. Damit verdeckt man aber nur das massive Problem, dass sich hinter dem Begriff Armut verbirgt.
Man muss sich drei Fragen stellen.

1. Was ist Armut?

Von was reden wir hier eigentlich? Wer gilt als "arm"? Da wir uns in einer Industrienation befinden, sprechen wir nich von "absoluter Armut", sondern von "relativer Armut". Ich verweise auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/Relative_Armut).

2. Was hat Armut für Folgen?

Auch hier bietet der Wikipedia-Artikel mit Quellen belegte Beispiele. Aber um mal konkret zu werden, kann man das von ae8090 gennante Beispiel mit der Klassenfahrt aufgreifen. Wer in Armut lebt, ist nicht fähig zu sozio-kulutureller Teilhabe und dazu gehören Theater- und Kinobesuche ebenso wie Klassenfahrten oder auch Mitgliedschaften in Sportvereinen, nur um mal ein paar Dinge zu nennen. So etwas ist aber wichtig, denn wer daran nicht teilhaben kann, entfernt sich zusehends aus der Gesellschaft an ihren Rand, wird also ausgegrenzt. Die krasse Folge sind Parallelgesellschaften und zunehmende Ghettoisierung. Einhergehend mit fehlender Teilnahme an der Gesellschaft, sind auch auch immer (!) fehlende Bildungschancen. All diese Dinge sind aber wichtig für die die Entwicklung und Bildung eines Menschen, vor allem bei Kindern. Der Hinweis "Man muss ja nicht alles mitmachen, was sich die reichen Fatzkes ausdenken" (Allein über die Formulierung kann man schon streiten) ist da wenig hilfreich, denn er zementiert soziale Ausgrenzung. Und darauf will man dann stolz sein? Wohl eher weniger.
Und wohin soziale Ausgrenzung führt, muss man wohl auch keinem erklären. Nämlich zu persönlicher Frustation, Depressionen etc., d.h. Armut kann krank machen. Wir sprechen hier vin massiven Auswirkungen auf die Psyche eines Menschen.

3. Wie bekämpfe ich Armut?

Das ist nun die wirklich zentrale Frage. Und hier stehen sich zwei Lösungsansätze gegenüber, nämlich Etatismus und Liberalismus, d.h. ist der Staat hier stärker in der Pflicht oder der Einzelne durch Eigeninitiative. Dabei muss man auch nicht näher auf das Hartz-Konzept eingehen, da es dort auch sicherlich einige schwerwiegende Kritikpunkte (http://de.wikipedia.org/wiki/Hartz_IV#Kritik) gibt. Welches der beiden genannten Konzepte hilfreich lässt sich aber gar nicht so einfach beantworten. Hier gilt die Weise "Sowohl als auch". Sicherlich kann und darf sich der Einzelne nicht zurücklehnen und sagen: "Lieber Staat, ich bin arm. Bitte mach mal." Eigeninitiative muss immer die Wurzel sein. Nur leider muss man auch feststellen, dass viele sich nicht mehr selber helfen können, was ein direkter Ausfluss der Folgen von sozialer Ausgrenzung ist. Diese Menschen muss der Staat sozusagen an die Hand nehmen und sie auf den richtigen Weg schicken. Wie weit diese Hilfe nun gehen muss, darüber lässt sich nun vortrefflich streiten. Ist es sinnvoll einen flächendeckenden Mindestlohn einzuführen oder setzt man weiter auf den sogenannten Kombilohn? Wie gleicht man soziale Härten der Hartz-Gesetze aus oder schafft sie ganz aus der Welt?
Jedenfalls ist festzustellen, dass im Bereich der Lösungsansätze auf allen Ebenen höchst unsachlich diskutiert wird. Dem Thema und schon gar nicht den Betroffenen ist damit geholfen, wenn man die ganz Diskussion immer wieder auf "bösen sozialistischen Mindestlohn" und "bösen kapitalistischen Niedriglohnsektor" reduziert. Sicherlich haben die verschiedenen politischen Parteien und unterschiedliche Ideen, was auch prinzipiell als gut anzusehen ist. Aber oben gennante Diskussionsproblematik ist nicht zielführend.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Blubb am Samstag, 17. Oktober 2009 - 16:57:15
Kleiner Nachtrag, falls da etwas falsch rübergekommen sein sollte: Ich meine nicht die von ae8090 angesprochene Klassenfahrt konkret, sondern Klassenfahrten allgemein.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Samstag, 17. Oktober 2009 - 17:52:47



          @Blubb

          Um auch nur einen Lösungsansatz für dieses Problem zufinden, (H4 Emfpänger in Arbeit zu bringen)

          es müssen Jobs vorhanden sein, da sind gemeinnützige Stellen sehr kreativ.

          Es müssen Oualifizierungsmöglichkeiten, nicht nur angeboten werden, sondern verpflichtend

          für den weiteren Leistungsbezug sein. (Nicht die üblichen Bla, Bla Maßnahmen)

          Das für Ältere. Für Jüngere müssten teilweise die Ausbildungsabläufe verschlankt werden,

          zB. in der Altenpflege, diese Ausbildung ist enorm zeitaufwendig, teuer und fast unzumutbar

          für den Ausbildungsbetrieb.

          Viele jugendliche H4 Empfänger haben noch nie gearbeitet, das scheint mir die schwierigste Gruppe zusein.

          Und ganz, ganz wichtig ist die massive Berufsvorbereitung in der Schule. Hier muss der Start

          ins Berufsleben ganz anders und wesentlich praxisorientierter vorbereitet werden.


          Natürlich hat eine lange Zeit der Arbeitslosigkeit psychische Folgen, man wird auch nie alle Menschen erreichen

          können, flankierende Maßnahmen, an die Hand nehmen sind da bestimmt nicht verkehrt,

          aber der Mensch muss auch wollen, das ist sehr wichtig.

         
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: scence am Samstag, 17. Oktober 2009 - 23:33:01
Zitat
Viele jugendliche H4 Empfänger haben noch nie gearbeitet, das scheint mir die schwierigste Gruppe zusein.

Warum denn wohl? In den meisten Fällen wurde es Ihnen nicht anders vorgelebt.Die Bildung von zu Hause ist meist schon sehr mangelhaft, ganz zu schweigen von der Motivation.Und sobald kein Einkommen da ist ,brauchen nur die Unterlagen für H4 unterschrieben werden.
Das nächste Problem ist:(Bsp:)
Unser Junior hat 1 1/2 Jahre ein Praktikum nach dem anderen gemacht.Er war damit eine billige Arbeitskraft. In einer Bäckerei hier in IZ ist er 6 Tage die Woche für 3 Monate morgens um 2 Uhr auf Arbeit und das für lau und die Hoffnung auf eine Ausbildung.Und sobald die Anfrage nach einer Ausbildung kam ,war er raus ,der nächste Praktikant wurde eingestellt. Jetzt ist er im 3. Ausbildungsjahr in Husum.Auch da haben wir Ausgaben : Zugfahrten und Miete müssen dort bezahlt werden.Und da hat er noch nicht einmal gegessen.Sorry ,aber ich bekomme da immer noch einen dicken Hals ,wenn ich lese ,da wollen Leute mehr Geld wegen einem Sportverein.Mich interessiert es nicht ,ob wir Zuschüsse bekommen würden oder nicht ,für mich ist einfach wichtig ,dass ich meine Kinder ordentlich fürs Leben vorbereitet habe und darin liegt meine Verantwortung und wenn ich dass nicht kann ,dann hätte ich mir früher überlegen sollen ,ob ich Kinder möchte oder nicht.
Ich kann nicht mit dem Gedanken durch die Gegend ziehen : ach ,in D läßt man mich nicht verhungern.Noi ,es wird einem einfach zu einfach gemacht.Diese Leute machen alles richtig ,eben nur völlig falsch.



Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Slartibartfass am Dienstag, 20. Oktober 2009 - 19:07:05
Gerade beim Durchzappen gesehen: "Und wenn mal ein Loch in der Hose ist, dann können wir keine neue Hose kaufen, und am Wochenende mit dem Kleinen ins Stadion zu gehen ist auch nicht drin."

Als Kind habe ich auch Kleidung vom Kleidertausch oder aus dem Second-Hand-Shop getragen, und wenn da mal ein Loch in der Hose war, dann kam da ein Flicken drauf. Und ein Stadionbesuch (heute 29 Euro, damals vieleicht 15 Mark) stand bei uns auch nicht auf der Tagesordung sondern war eher ein Jahreshighlight. Vieleicht hätte wir damals auch einfach klagen sollen.



Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Kuno am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 07:32:26
ich hab geträumt, dass alle Firmen und "Institutionen" die sogenannte "1 € "Kräfte beschäftigen,diese sofort einstellen müssen.

das war richtig gut für den Arbeitsmarkt.
(habe leider keine Ahnung wieviele das sind)

Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Johomo am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 09:00:09
ich hab geträumt, dass alle Firmen und "Institutionen" die sogenannte "1 € "Kräfte beschäftigen,diese sofort einstellen müssen.

das war richtig gut für den Arbeitsmarkt.
(habe leider keine Ahnung wieviele das sind)


Hast Du dann auch von Rentenerhöhungen geträumt, die dann aber gewaltig erhöht werden müssten?
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Bernd am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 09:23:45
ich hab geträumt, dass alle Firmen und "Institutionen" die sogenannte "1 € "Kräfte beschäftigen,diese sofort einstellen müssen.

Die Erschaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen sind ein interessantes Thema. Es müsste dafür aber ein neuer Strang geöffnet werden.
Hier geht es darum, welche Kosten für Kinder unterschiedlichen Alters für erwerbslose oder geringverdienende, aber auch verantwortungsvolle Eltern, gemeinsam oder alleinerziehend, vom deutschen Staat getragen werden müssen, damit sie in ihrer Zukunft nicht benachteiligt sind. Der finanielle Aufwand für die Grundbedürfnisse, Betreuung und/oder Pflege und Ausbildung der Kinder muss ermittelt werden. Das ist sicherlich keine einfache Aufgabe, wenn auch noch Lebensort und individuelle Faktoren der Kinder und Eltern in die Ermittlung einfließen sollen. Auf jeden Fall wird die Entscheidung, so wichtig sie auch ist, sehr lange dauern.
Und selbst dann wird es Ein- und Widersprüche geben.

Interessant bleibt die Diskussion darüber.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 15:12:55

         @Slarti

         Als ich 1955 eingeschult wurde, da hättest Du die Schultüten Träger sehen sollen !

         Umgeschneiderte Uniformhosen waren da noch keine Seltenheit, ich hatte eine Trachtenmantel an,

         der mir ungeheuer peinlich und dazu noch zu klein waran.

         Eine Schenkung einer Nachbarin, deren Sohn aus dem guten Stück herausgewachsen war.

         Selbstgestrickte Socken und Pudelmützen waren völlig normal.


         Wenn Du jetzt ein Kind mit einer gestrickten Pudelmütze losschicken willst,

         musst wenigstens ein "Gucci" Logo aufnähen ! Einwenig krank ist das schon.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Katja am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 15:50:15
Die Teenager einer Nachbarin gehen auf ein Gymnasium, Oberstufe. Sie brauchen für den Unterricht je einen Laptop. Es darf natürlich auch nicht irgendeiner sein!

Wenn wir hier darüber reden, was ein Kind kosten darf, sollten wir uns vielleicht auch die Frage stellen, was ein Kind kosten MUSS! 

Ich finde es UNGLAUBLICH, daß die Schule solche Arbeitsmaterialien vorschreibt, die Eltern aber mit der Beschaffung (im Dutzend vielleicht billiger?) alleine läßt. Zwei Kinder auf dem dem Gymnasium und selbst ein Artbeitnehmer mit geregeltem Einkommen hat seine Mühe, denn die Bücher und anderen Lern- und Lehrmittel sind wegen eines Computers ja nicht weggefallen.

Wenn nun ein Hartz IV-Empfänger nur EIN Kind auf dieses Gymnasium schicken will, woher bekommt ER das Geld?


Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Johomo am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 15:52:37

       Als ich 1955 eingeschult wurde, da hättest Du die Schultüten Träger sehen sollen !

         Umgeschneiderte Uniformhosen waren da noch keine Seltenheit, ich hatte eine Trachtenmantel an,

         der mir ungeheuer peinlich und dazu noch zu klein waran.

         Eine Schenkung einer Nachbarin, deren Sohn aus dem guten Stück herausgewachsen war.

         Selbstgestrickte Socken und Pudelmützen waren völlig normal.


         Wenn Du jetzt ein Kind mit einer gestrickten Pudelmütze losschicken willst,

         musst wenigstens ein "Gucci" Logo aufnähen ! Einwenig krank ist das schon.
Im ersten Teil hast Du recht! Das war bei mir genauso. Aber schon ein paar Jahre später, mussten es statt Wrangler-Jeans Lee-Hosen sein. Außerdem gab es später die sogenannten Twisthosen, hinten mit einer Schnalle auf dem A... Da mussten es auch die richtigen sein. Richtig waren die, die Glöckchen am Bein hatten.
Also die Modefrage ist keine Erfindung von heute.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 15:57:18


       @Katja,

       das ist aber schon heftig, einen eigenen Laptop !

       In den Schulen gibt es fast immer einen EDV Raum mit PC usw.

       in dem umschichtig unterrichtet wird !
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: SAPP am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 16:10:41


         @kloebi,

         das ist natürlich richtig , was Du schreibst, die Modefrage wurde auch nicht erst in den späten

         Fünfzigern erfunden, diese Diskussion ist wesentlich älter, es ging ja darum, was ist notwendig,

         das die Frage nach der Notwendigkeit am Zeitgeist scheitert ist logisch.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: ae8090 am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 21:23:44
Auch meine Kinder haben oftmals gebrauchte Kleidung getragen, genauso wie das bei uns war, als wir Kinder / Jugendliche waren. Die Klamotten wurden innerhalb der Familie weitergegeben aber auch im Freundeskreis und / oder der Nachbarschaft. Ich kann da auch nichts bei finden, ganz im Gegenteil: Das ist völlig normal.

Und das (andere) Kinder dann auch mal lästern, hänseln oder von mir aus auch gretheln, auch das ist völlig normal, war schon immer so und wird auch immer so bleiben.

Umso mehr staune ich, wenn ich mich in jüngerer Zeit so umhöre und den Eindruck gewinne, als würde Kindern, die gebrauchte oder gar geflickte Klammoten tragen ein unerhörtes Leids getan. Was müssen die armen "Dinger" leidern, die kriegen ja gleiche einen Schock für`s Leben!!!

Ich glaube, wir jammern manchmal auf ziemlich hohem Niveau und sollten mal wieder die Füße auf den Boden kriegen!

Wie weit der Realitätsverlust offenbar bereits vorangeschritten ist, habe ich heute Abend in einem Artikel bei mopo.de gelesen. Es ging natürlich um die anhängige Klage beim BVerfG und dort wird in einem Absatz über den Kläger berichtet und dieser zitiert:

Zitat
Kläger Thomas Kallay sah das anders. Der Vater einer schulpflichtigen Tochter trat in Pullover und Arbeitsjacke vor die Verfassungsrichter: "Wovon soll ich denn die Raten für einen Anzug bezahlen?" Die zusammen 700 Euro im Monat für seine Familie reichten nicht mal für ein neues Hemd mit Krawatte.
Quelle und vollständiger Artikel: mopo.de (http://www.mopo.de/2009/20091021/deutschland-welt/politik/ein_hamburger_als_hartz_iv_hardliner.html)

Da behauptet er doch glatt, dass er nur 700 Euro für sich und seine Familie bekäme.

Das ist ja nur die eine Hälfte der Wahrheit. Und wie war dieser gute alte Spruch?: Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge!

Er mag in der Tat runde 700 Euro für den Lebensunterhalt bekommen. Aber er bekommt dazu noch Miete und Heizkostenzuschuss und Krankenversicherung und den Mindestbeitrag zur Rentenversicherung und die GEZ - Gebühr und ich weiß nicht, was noch alles.

Jeder, der arbeitet, muss das alles von seinem Einkommen selbst bezahlen. Und darum muss es auch zum Haushaltseinkommen des Herrn Klägers hinzugerechnet werden! Dann dürfte sich die Zahl "700" geschätzt schlicht verdoppeln.

Und wer mag, darf jetzt ausrechen, was Herr Kalley brutto verdienen müsste, um auf ein entsprechendes Nettogehalt zu kommen. (Steuerklasse 3, ein Kind)

Ich weiß, dass H4 nicht reicht, um Reichtümer anzuhäufen. Und das soll es auch nicht! Aber menschenwürdig leben, kann man davon in Deutschland allemal.

Übrigens: Gestern in einem Bericht (evtl dem gleichen, den Slarti gesehen hat) wurde mitleidheischend die "arme" Familie gezeigt, wie sie "nur" Kartoffeln mit Kohlrabi zum Mittag hat.

Und?

Wo ist das Problem?

Ich arbeite verdamt hart, bekomme jeden morgen meinen Arsch um 5.30 Uhr aus dem Bett. Aber auch bei uns gibt's nicht jeden Tag Steak mit Kaviar an Mangrovensauce garniert mit Otternohrläppchen.

Dass das Leben der gezeigten Mutter mit ihren Kindern sicherlich nicht leicht ist, dafür habe ich jedes Verständnis. Ich war selbst einige Jahre alleinerziehender Papa und kann erahnen, wie schwer es die Frau mit ihren Kindern hat.

Aber welch' Anspruchshaltung steckt dahinter, dass ein ganz normals Mittagessen, welches in hunderttausenden, in Millionen von Familien der werktätigen Bevölkerung völlig normal und alltäglich ist, für jene, die nicht arbeiten (aus welchen Gründen auch immer) nicht mehr als ausreichend angesehen wird!

Das ist wirklich Jammern auf verdammt hohen Niveau!

Deutlich realistischer, wenn auch in einer sehr zynischen und arroganten Art und Weise, war da ein H4-Empfänger, mit dem ich die vergangenen drei Tage zu tun hatte. Der rechnete mit gnadelos und kalt vor, was er an Leistungen alles bekommt. Und er hat tasächlich alles mitgerechnet (naja zumindest fast alles). Dann hat er noch seinen 1-€-Job hinzugerechnet, kam auf über € 900,--, die er ausgezahlt bekäme, teilte das durch die ca. 120,- Stunden, die er in seinem 1-€-Job pro Monat arbeitet und kam so auf netto über 7,50 Euro die Stunde.
Und fragt: Und warum sollte ich arbeiten gehen?

Noch ein Wort zu Capitano:
Von Zwangsarbeit etc hat hier niemand gesprochen. Auch wenn ich durchaus eine moralische Pflicht zur Arbeit empfinde.

Sachbezug hingegen halte ich in etlichen Fällen durchaus für sinnvoll. Ich weiß (zu!) viele H4-Empfänger, die mit dem Barem, welches sie bekommen, nicht umgehen können und das Geld, welches für ihre Kinder gedacht ist, dann lieber in Zigaretten oder Alkohol umsetzen oder es in 'nen Daddelautomaten stecken.

Und verallgemeinert hat hier glaube ich auch niemand.

Die einzige Verallgemeinerung, welche mir auf Schritt und Tritt in dieser unseren Gesellschaft und ihrer öffentlichen Diskussion begegnet, ist die völlig unbegründete Annahme, dass alle H4-Empfänger am Hungertuche nagen, nicht menschenwürdig leben könnten und viel lieber arbeiten würden.

Das Gegenteil ist der Fall!
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: Slartibartfass am Mittwoch, 21. Oktober 2009 - 22:01:29
Vor knapp 5 Jahren ist dieser Artikel (http://www.stern.de/politik/deutschland/unterschicht-das-wahre-elend-533666.html) im Stern erschienen, und er ist immernoch aktuell.
Stichwort Bildungsarmut.
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: swetlana am Donnerstag, 22. Oktober 2009 - 11:36:23
Sehr eindrucksvoller Artikel, Slarti.
Wenn man bedenkt, dass er aus 2004 stammt.
Und was hat sich seitdem zum Positiven verändert?

Dieser Satz sagt eigentlich alles:

Seit Jahrzehnten versucht die deutsche Gesellschaft, die Armut mit Geld zu besiegen. Das hat nicht funktioniert. Paul Nolte, Professor für Sozialgeschichte an der International University in Bremen, nennt dies "fürsorgliche Vernachlässigung". Staat, Gesellschaft und auch die Sozialwissenschaften haben versucht, sich von der Verantwortung für die Unterschicht freizukaufen. Die wurde mit Geld ruhig gestellt. Opium fürs gemeine Volk. Doch was die Unterschicht wirklich braucht, das wurde ihr verwehrt.

swetlana
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: swetlana am Donnerstag, 22. Oktober 2009 - 11:44:52
Aber auch bei uns gibt's nicht jeden Tag Steak mit Kaviar an Mangrovensauce garniert mit Otternohrläppchen.

OT: Das würde ich nicht essen!
 :)

swetlana
Titel: Re: Klage für Kinder
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Donnerstag, 22. Oktober 2009 - 11:57:40
Die Harz IV Diskussion ist sehr geprägt durch Emotionen. Menschlich sehr verständlich, in der Sache aber oft Falsch.

Wer zahlt dem Geringverdienenden etwas oben drauf, wenn Wärme, Strom etc. teurer werden? Kann der vor Gericht ziehen und seinen Arbeitgeber auf mehr Lohn verklagen, weil alles teurer wird? Oder muss er irgendwo sparen?

Der Harz IV Satz für Kinder liegt ca. 10 EUR über dem, des steuerlichen Ansatzes für Scheidungskinder. Was ist mit denen?

Es ist eine schwierige Diskussion. Allerdings finde ich es nicht OK, das Hartz IV-Beziehern das Kindergeld als "Einkommen" angerechnet wird und nicht zusätzlich bezahlt wird, so wie es bei jedem Arbeitnehmer auch der Fall ist. Das würde, eventuell, diese Diskussion überflüssig machen.