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VERSCHIEDENES => SPASS BEISEITE => Thema gestartet von: Katja am Dienstag, 15. November 2011 - 10:20:17

Titel: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Katja am Dienstag, 15. November 2011 - 10:20:17
Ich koche grade auf allerhöchstem Niveau!
Seit Wochen/Monaten suchen wir eine(n) Hausmeister/-in, der auf der Basis einer geringfügigen Beschäftigung bei uns das macht, wofür uns durch das Ehrenamt keine Zeit bleibt.
Einen Griff ins Klo haben wir schon gemacht, relativ schnell stellte sich danach aber ein junger Mann vor, der sich aus seiner Hartz IV-Situation durch  Arbeit herausholen wollte.

Er hatte an seinem Wohnort einige ältere Damen, denen er den Garten machen sollte - im Winter Schnee schippen, im Herbst Laub fegen, kleinere Erledigungen etc.
Das wollte er NICHT, ohne auch angemeldet zu sein - durch die Zahl seiner möglichen 'Kunden' wäre eine einzelne Anstellung aber nicht möglich.
Die Arge riet ihm, sich einen Gewerbeschein zu holen und diese Tätigkeiten als Hausmeister-Service anzubieten. Das tat er - so weit - so gut.

Heute wollte er dann also bei uns anfangen - kam pünktlich und in Arbeitskleidung. Eine Wohltat.
Wir hätten zu reden - mir sträubten sich die Nackenhaare - das verhieß nix Gutes!

Sein kleines Notizbüchlein war schnell gezückt - eine Menge Zahlen hatte er sich notiert.

Er dürfe -laut Aussage der Arge- nicht wie im Internet angegeben 165,-- Euro ohne Abzug dazu verdienen, sondern nur 100,--. Von jedem weiteren 100 Euro-Schein 'Verdienst' blieben ihm dann nur noch 20,-- - so hätte er dann (nach Abzug von Fahrtkosten etc.) einen Stundenlohn von rund 2 Euro, was keinesweg ausreicht.

Abgesehen davon, daß wir nun WIEDER ohne Hilfe dastehen (und es mich tierisch nervt!!), frage ich mich ernsthaft, warum scheinbar niemand eine klare Aussage treffen kann, wer wieviel dazuverdienen darf. Denn auch UNS hatte man beim Jobcenter erklärt, daß ein Hartz VI-ler 14,9 Wochenstunden arbeiten und dafür 165,- Euro ohne Abzug behalten kann.
Jetzt weiß ich zumindest, warum wir immer noch keinen Hausmeister haben...
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: chiquitita am Dienstag, 15. November 2011 - 10:47:11
das ist aber leider die realität,ich war auch mal in so einer situation die 165€ die ich zuverdienen durfte mussten auch die zusätzlichen betreuungskosten für meine kinder decken und die anfallenden fahrtkosten, so wurde es mir jedenfalls bei der arge gesagt.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Mullepapa am Dienstag, 15. November 2011 - 11:21:35
Im Grunde ist es ganz simpel !
Als Basis gehen wir von einem 400€ Job aus ! Frei und OHNE Abzug sind lediglich 100 €
Von den restlichen 300 belässt die Arge einem dann ca. 20 % also etwa 60 €uro.

Von diesem Geld müssen dann natürlich auch die entstehenden Unkosten gedeckt werden.

Nachtrag: Bevor es zu Mißverständnissen kommt: Die 100 sind immer frei auch wenn man nur z.B. 150 € "verdient" hat
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Rhaco am Dienstag, 15. November 2011 - 11:46:03
Ich kenne mich mit den Gegebenheiten der ARGE zum Glück nicht aus. Aber ich habe manchmal das Gefühl, daß einige nicht wirklich arbeiten wollen, sondern sich stattdessen lieber den Allerwertesten platt sitzen. Und da kommt die Ausrede bzgl. eines Stundenlohnes von 'nur' 2 Euro doch wie gerufen...

So...den Rest meiner Gedanken behalte ich jetzt mal für mich. Ich bin nämlich wieder mal kurz vorm platzen.... :fluchen
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Paul Schrader am Dienstag, 15. November 2011 - 12:04:54
Er dürfe -laut Aussage der Arge- nicht wie im Internet angegeben 165,-- Euro ohne Abzug dazu verdienen, sondern nur 100,--.

Hast Du mal einen Link für mich? Würde das mit den dort angegebenen 165 EUR gern mal nachlesen.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Itzeflitze am Dienstag, 15. November 2011 - 12:07:19
Mal ehrlich, Rhaco: Würdest DU für 2 Euro pro Stunde arbeiten?

Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Rizzi am Dienstag, 15. November 2011 - 12:11:24
Mal ehrlich, Rhaco: Würdest DU für 2 Euro pro Stunde arbeiten?

Die 2 Euro gibt es zusätzlich zur gewährten Stütze von Vater Staat.

Wenn das mit den 2 Euro der Tatsache entspricht, wäre die Rechnung für einen 10 Stunden Tag:

Möglichkeit a)
50 Euro Stütze und faul nichts tun

Möglichkeit b)
50 Euro Stütze + 20 Euro Verdienst = 70 Euro Gesamt
und 10 Stunden sich anbieten, beweisen und bewerben, dass man arbeiten kann und so möglicherweise in nen festen Job rutscht.


Für mich gäbe es NUR eine Möglichkeit !!!
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Sanni am Dienstag, 15. November 2011 - 12:19:39
Mal ehrlich, Rhaco: Würdest DU für 2 Euro pro Stunde arbeiten?

Die 2 Euro gibt es zusätzlich zur gewährten Stütze von Vater Staat.

Wenn das mit den 2 Euro der Tatsache entspricht, wäre die Rechnung für einen 10 Stunden Tag:

Möglichkeit a)
50 Euro Stütze und faul nichts tun

Möglichkeit b)
50 Euro Stütze + 20 Euro Verdienst = 70 Euro Gesamt
und 10 Stunden sich angebote, bewiesen und beworben, dass man arbeiten kann und so möglicherweise in nen festen Job rutscht.


Für mich gäbe es NUR eine Möglichkeit !!!

Gerade formulierte ich ähnliches - Rizzi war schneller  :D

Genau DAS ist die Krux, da geht keiner für 2 € arbeiten ZUSÄTZLICH ist das Zauberwort!
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ae8090 am Dienstag, 15. November 2011 - 12:24:59
Mal ehrlich, Rhaco: Würdest DU für 2 Euro pro Stunde arbeiten?

Das ist die falsche Sichtweise. Wenn der H IVer beispielsweise einen400-Euro-Job hat und diesen Betrag voll ausschöpft für 14,9 Wochenstunden entspricht das einem Stundenlohn von ca. € 6,30.

Dieser von ihm selbst erarbeitete Teil seines Lebensunterhaltes wird dann von der Allgemeinheit auf das gesetzliche Mindestmaß aufgestock, wobei genannter Schlüssel zur Anrechnung kommt. Das ist glaube ich wichtig immer wieder zu sagen: Niemandem wird etwas von seinem selbst erarbeiteten Geld weggenommen, sondern die Transferleistung wird entsprechend gekürzt und das ist, zumindest solange wir kein Grundeinkommen für alle haben, nicht mehr als recht und billig!

Hätten wir dieses Grundeinkommen, wäre der Mann sicherlich sofort bereit, die Arbeit zu machen, weil sich dann die Summen aufaddieren.


@ Katja: evtl habe ich jemanden für Euch
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Katja am Dienstag, 15. November 2011 - 13:00:49
Er dürfe -laut Aussage der Arge- nicht wie im Internet angegeben 165,-- Euro ohne Abzug dazu verdienen, sondern nur 100,--.

Hast Du mal einen Link für mich? Würde das mit den dort angegebenen 165 EUR gern mal nachlesen.

Nein, Paul, hab ich nicht - ich hatte seinerzeit mit dem Jobcenter telefoniert und dort gleichlautende Aussagen bekommen. Der Mensch, der sich bei uns vorstellte, hat seine Auskünfte im Internet gefunden.

Für mich stand außer Frage, daß das korrekt war (ich hatte ja genau diese Auskunft) - UNS interessiert das ja auch nicht, denn ER hat seinen Verdienst mit der Arge abzugleichen. Allerdings sind MIR auch scheinbar falsche Auskünfte erteilt worden: er dürfe nur 14,9 Wochenstunden arbeiten, hieß es am Telefon - heute erzählte mir der Arbeitssuchende, daß er 17,9 Wochenstunden arbeiten dürfe.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Katja am Dienstag, 15. November 2011 - 13:02:17

@ Katja: evtl habe ich jemanden für Euch

Dann, ae8090, würde ich Dich in mein Nachtgebet mit einschließen... ;)
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Johomo am Dienstag, 15. November 2011 - 13:25:30
Eins verstehe ich nicht, wenn man sich einen Gewerbeschein besorgt, gilt man dann nicht als selbständig und man kann verdienen soviel man will?
Ich habe von und über der Arge überhaupt keine Ahnung. Weiß nur eins, als ich mir mal einen Gewerbeschein besorgt habe, wurde ich sofort als selbständig behandelt und die BG hat sich bei mir gemeldet.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Rizzi am Dienstag, 15. November 2011 - 13:32:22
Eins verstehe ich nicht, wenn man sich einen Gewerbeschein besorgt, gilt man dann nicht als selbständig und man kann verdienen soviel man will?
Ich habe von und über der Arge überhaupt keine Ahnung. Weiß nur eins, als ich mir mal einen Gewerbeschein besorgt habe, wurde ich sofort als selbständig behandelt und die BG hat sich bei mir gemeldet.

Natürlich kann man soviel verdienen, wie man will.
Man kann dann auch so lange arbeiten, wie man möchte.

Wenn so eine Person sagt: "Ich darf von der arge nur xx Stunden / xx Euro", dann meint die Person damit, sie selber will nur xx Stunden / xx Euro arbeiten, weil es bei der Anrechnung sodann darüber hinaus zu Abzügen der "Grundversorgung", also Alg 1 oder 2, kommen würde.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Rhaco am Dienstag, 15. November 2011 - 13:55:45
Mal ehrlich, Rhaco: Würdest DU für 2 Euro pro Stunde arbeiten?

Ehrliche Antwort...ich wäre froh, wenn ich arbeiten könnte. Und noch ehrlicher...ja, ich würde das tun. Da es in meinem Leben aber
nie Langeweile geben wird, wird sich mir diese Frage nie stellen.  ;D

Nur mal so am Rande...ich bekam gestern beim Vorbeispringen am TV-Gerät mit, daß eine Frau (ich glaub Mutter von 5 ! Kindern), ohne Partner...nebst ihrer Tätigkeit als Hausfrau noch einige Stunden täglich als Tellerwäscherin tätig war. Sie verdiente mit ihrer Tätigkeit
100 Euro weniger, als wenn sie HARTZ IV beziehe...die will auch nicht zu Hause verblöden und nur vorm Fernseher sitzen und sich
billige soaps anschauen. Und das finde ich lobenswert udn vorbildlich.


Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Rizzi am Dienstag, 15. November 2011 - 13:58:32
...  und sich billige soaps anschauen.

Das nennt sich Scripted Reality !   ;)
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Johomo am Dienstag, 15. November 2011 - 16:57:12
Eins verstehe ich nicht, wenn man sich einen Gewerbeschein besorgt, gilt man dann nicht als selbständig und man kann verdienen soviel man will?
Ich habe von und über der Arge überhaupt keine Ahnung. Weiß nur eins, als ich mir mal einen Gewerbeschein besorgt habe, wurde ich sofort als selbständig behandelt und die BG hat sich bei mir gemeldet.

Natürlich kann man soviel verdienen, wie man will.
Man kann dann auch so lange arbeiten, wie man möchte.

Wenn so eine Person sagt: "Ich darf von der arge nur xx Stunden / xx Euro", dann meint die Person damit, sie selber will nur xx Stunden / xx Euro arbeiten, weil es bei der Anrechnung sodann darüber hinaus zu Abzügen der "Grundversorgung", also Alg 1 oder 2, kommen würde.
Tja, jetzt verstehe ich endlich die arge Meinung über die Hartz IV Empfänger.     :peitsch           Danke für die Aufklärung.  8)
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: chiquitita am Dienstag, 15. November 2011 - 18:12:55
Mal ehrlich, Rhaco: Würdest DU für 2 Euro pro Stunde arbeiten?
jeder mensch ist verpflichtet für seinen lebensunterhalt selber zu sorgen, das heisst man sollte auch den stolz besitzen und für 2€/stunde zu arbeiten und sich bewusst machen das die einen dafür schufften damit die anderen ihre stütze bekommen und das ist beschämend.
hartz 4 sollte eigentlich nur für absolute notlagen gedacht sein, meine meinung
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Rhaco am Dienstag, 15. November 2011 - 18:25:16
Meine ganz ehrliche Meinung....alle, die faul ohne jegliches Zutun in der Ecke hocken, den sollte man alles steichen, Kinder, Auto, Fernsehen, Computer wegnehmen...Was meint ihr, wie schnell die ein oder anderen plötzlich in die Hufe kämen.

Entschuldigung, aber ich reg mich grad tierisch über jemanden auf, der in seinem Leben noch nie gearbeitet hat...demjenigen wird ein Job in Elmshorn angeboten und als Ausrede kommt 'sorry, die Verkehrsverbindung funktioniert um diese Uhrzeit nicht'......Uargh....
 :peitsch     Da geht mir der Hut hoch, da könnte ich ausrasten, ausflippen und schreien, daß die Heide wackelt! Solchen Leuten sollte man absolut alles streichen...Punkt, Ende, Aus!!!
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: swetlana am Dienstag, 15. November 2011 - 18:32:24
Gestern gab es um 23.30 in der ARD eine Dokumentation namens "Die Hartz-Maschine", die genau zu diesem Thema passt. Interessant und sehr sehenswert, die Doku ließ mich einigermaßen fassungslos zurück.....
Dabei ging es auch um diverse Bildungsträger, die mit den Hartz4-Empfängern noch dicke Geschäfte machen, ohne dass den Betroffenen wirklich geholfen wird.
Interessant auch die Konsequenzen, die die Niederlande seit einiger Zeit - und das wohl mit großem Erfolg - gezogen haben: Wer gesundheitlich in der Lage ist zu arbeiten, der wird zu gemeinnützigen Tätigkeiten herangezogen, sonst wird ihm knallhart die Kohle gesperrt.

Zur Sendung:
http://programm.ard.de/TV/Programm/Jetzt-im-TV/die-hartz-maschine/eid_281067024123058?start_time=22&datum=14.11.2011&list=themenschwerpunkt&start=22

Der Beitrag zum Nachsehen in der ARD-Mediathek:
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517

:swetlana:
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Katja am Dienstag, 15. November 2011 - 18:48:42

Interessant auch die Konsequenzen, die die Niederlande seit einiger Zeit - und das wohl mit großem Erfolg - gezogen haben: Wer gesundheitlich in der Lage ist zu arbeiten, der wird zu gemeinnützigen Tätigkeiten herangezogen, sonst wird ihm knallhart die Kohle gesperrt.

Das soll bei uns ja ganz ähnlich funktionieren - bei den sogen. 1-€-Jobbern. Daß es da zu ....hhhmm... nenne ich es mal 'Kommunikationsschwierigkeiten' kommt, und dann doch keine Sanktion erfolgt, liegt in der wirtschaftlichen Situation vieler Vermittler dieser Kräfte.

Darüber hinaus dürfen diese 1-€-Jobber nun auch nicht alles für die Gemeinnützigkeit tun - will sagen: wenn wir (als e.V.) den 1-€-Jobber Blätter im Garten fegen lassen, darf er das nicht. Zaun aufstellen? Darf er nicht! Katzen streicheln - darf er! Aber wie bitte schön kann man an solchen 'Arbeiten' sehen, ob dieser Mensch sich im ersten Arbeitsmarkt behaupten kann? Wie kann ich ihm eine Empfehlung geben, wenn ich ihn nie habe arbeiten sehen?

Für alle Arbeiten, für die man auch eine Firma beauftragen könnte (nicht WÜRDE!), dürften wir diese Kräfte nicht einsetzen - darum haben wir uns ganz bewußt für einen Mitarbeiter auf der Basis der sogen.geringfügigen Beschäftigung entschieden.
Aber selbst DAS ist scheinbar unmöglich.

Wer bei uns arbeiten würde, hätte durchaus noch Zeit für Job 2 und sogar 3 - bei allen zusammen gäbe es einen Lohn, mit dem man sicher nicht in Luxus, aber doch mit einem gewissen Maß an Stolz leben könnte.
Doch hier heißt es immer nur: ich gehe für 2 Euro die Stunde nicht arbeiten.
Dafür reicht der Stolz dann wohl....

Ich bin immer noch sauer!
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Luise am Dienstag, 15. November 2011 - 18:55:31
165 Euro darf man ohne Abzug dazu verdienen, wenn man ALG-I-Empfänger bei der Agentur ist.
100 Euro sind frei, wenn man ALG-II-Empfänger beim Jobcenter ist. Alles drüber wird zu 80% angerechnet.

Darüber hinaus dürfen ALG-II-Empfänger so lang arbeiten und so viel dazu verdienen, wie sie wollen. Am besten so viel, dass sie gar keine aufstockenden Leistungen mehr benötigen.

Kann man übrigens alles wunderbar nachlesen, nämlich HIER fürs ALG I: http://www.arbeitsagentur.de/nn_25648/Navigation/zentral/Buerger/Arbeitslos/Alg/Nebenverdienst/Nebenverdienst-Nav.html

und HIER fürs ALG II:
http://www.arbeitsagentur.de/nn_549792/zentraler-Content/A07-Geldleistung/A071-Arbeitslosigkeit/Allgemein/Alg-II-Freibetraege.html


Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ae8090 am Dienstag, 15. November 2011 - 19:56:19
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Dienstag, 15. November 2011 - 23:37:52
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!

Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: NF am Dienstag, 15. November 2011 - 23:58:40
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!

Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.

Wenn Geringverdiener und Arbeitslose gegeneinander ausgespielt werden, nimmt die Gesellschaft Schaden.
Ein Sozialstaat -und das ist Deutschland immer noch- muss die schwachen Mitglieder so unterstützen, dass sie in einem absehbaren Zeitraum wieder die Verantwortung für sich und andere übernehmen können.

Unbestritten ist, dass jedes Mitglied nach seinen Fähigkeiten dazu beizutragen hat.
Hier erneut Debatten zulasten von Menschen zu führen, die auf die solidarische Unterstützung der Gesellschaft angewiesen sind -und diesen Zustand lieber heute als morgen beenden würden- erweckt einen fatalen Eindruck...

Die Lösung ist so einfach - der Abstand muss vergrößert werden, das Bundesverfassungsgerichts hat unlängst über die Höhe der ALG II-Leistungen so geurteilt. Die Umsetzung fehlt, auch wenn es erste zögerliche Versuche der Annäherung durch die Koalition gibt...
 
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ae8090 am Mittwoch, 16. November 2011 - 08:11:01
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!

Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.

Natürlich bekommt ein 1-€-Jobber den einen Euro zusätzlich zu seinen Leistungen. Aber darum ghing es hier doch gar nicht. Hier ging es, wen ich es recht verstanden habe, in dem Ausgangsposting von Katja um einen ALG-II-Em,pfänger, der einen 400-Euro-Job bei der Katzenhilfe annimmt. Und wenn er 14,9 Stunden in der Woche arbeitet und dafür 400,-- Euro im Monat bekommt, sind das eben nicht zwei Euro die Stunde sondern ca. € 6,30.

Dass dann die Hilfen der Allgemeinheit entsprechend gekürt werden, liegt auf der Hand. Dass die betreffende Person diese Kürzung gedanklich wieder von seinen 400,-- Euro abzieht, lässt tief auf seine Denke blicken: Er betrachtet die Hilfen der Gemeinschaft offenbar schon als eine Art Grundeinkommen. Mit dieser Art zu denken ist er m.E. im Bereich der ALG-II-Empfänger/innen kein Einzelfall.

Und nein, NF, das ist hier keine Diskussion zu Lasten der Schwächsten, die der Hilfe dringend benöten. In Deutschland bekommt jeder die Hilfe, die ihm zusteht (von den Massen an fehlerhaften Bescheiden der Jobcenter mal abgesehen; das liegt aber daran, dass das System ALG II so kompliziert geworden ist, wo es doch viel einfacher hätte werden sollen. Und ich weiß, dass die Mitarbeiter/innen der JC wöchentlich mit neuen Bestimmungen traktiert werden. Mir tun die manchmal richtig leid) und niemand muss hungern.

Und was NF schreibt ist völlig korrekt: Der Abstand zwischen vielen Löhnen und ALG-II-Leistungen stimmt nicht. Und das liegt nicht nur an den zu niedrigen Löhnen!
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Katja am Mittwoch, 16. November 2011 - 08:35:16
Nur um das richtig zu stellen: der Stundenlohn bei uns beträgt 7,50 €. ;) (nein, ich zähle keine Erbsen...)

Es ist einfacher, einen 1 €-Jobber zu finden, als jemanden, der als geringfügig Beschäftigter arbeiten möchte. In den vergangenen Wochen haben wir Angebote bekommen, bei denen wir die zu erledigenden Aufgaben in Schwarzarbeit hätten vergeben können - und das aus den Reihen der Leistungsbezieher!
Da es wirkklich sehr, sehr schwierig ist, ÜBERHAUPT jemanden zu bekommen, war die Versuchung schon sehr groß - wen wundert es da noch wirklich, wenn Unternehmen lieber Schwarzarbeiter beschäftigen, als daß ein Auftrag flöten geht?



Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Mittwoch, 16. November 2011 - 10:33:18
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!

Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.

Natürlich bekommt ein 1-€-Jobber den einen Euro zusätzlich zu seinen Leistungen. Aber darum ghing es hier doch gar nicht. Hier ging es, wen ich es recht verstanden habe, in dem Ausgangsposting von Katja um einen ALG-II-Em,pfänger, der einen 400-Euro-Job bei der Katzenhilfe annimmt. Und wenn er 14,9 Stunden in der Woche arbeitet und dafür 400,-- Euro im Monat bekommt, sind das eben nicht zwei Euro die Stunde sondern ca. € 6,30.

Dass dann die Hilfen der Allgemeinheit entsprechend gekürt werden, liegt auf der Hand. Dass die betreffende Person diese Kürzung gedanklich wieder von seinen 400,-- Euro abzieht, lässt tief auf seine Denke blicken: Er betrachtet die Hilfen der Gemeinschaft offenbar schon als eine Art Grundeinkommen. Mit dieser Art zu denken ist er m.E. im Bereich der ALG-II-Empfänger/innen kein Einzelfall.

Und nein, NF, das ist hier keine Diskussion zu Lasten der Schwächsten, die der Hilfe dringend benöten. In Deutschland bekommt jeder die Hilfe, die ihm zusteht (von den Massen an fehlerhaften Bescheiden der Jobcenter mal abgesehen; das liegt aber daran, dass das System ALG II so kompliziert geworden ist, wo es doch viel einfacher hätte werden sollen. Und ich weiß, dass die Mitarbeiter/innen der JC wöchentlich mit neuen Bestimmungen traktiert werden. Mir tun die manchmal richtig leid) und niemand muss hungern.

Und was NF schreibt ist völlig korrekt: Der Abstand zwischen vielen Löhnen und ALG-II-Leistungen stimmt nicht. Und das liegt nicht nur an den zu niedrigen Löhnen!

An dem Punkt, an dem ich in die Diskussion hier einstieg ging es schon darum, aber egal.

Und die Zahl der fehlerhaften Bescheide geht deutlich zurück. Aber es ist schon so: Die MitarbeiterInnen im Jobcenter kommen der Flut an Änderungen kaum hinterher, ähnlich wie beim Finanzamt.  Zudem ist die EDV derart starr, da kann man kaum ein Komma ändern. Und da verursacht teils unverständliche, ellenlange Bescheide, die kaum einer durchblickt.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: rizzo am Mittwoch, 07. Dezember 2011 - 22:15:21
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!

Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.

Natürlich bekommt ein 1-€-Jobber den einen Euro zusätzlich zu seinen Leistungen. Aber darum ghing es hier doch gar nicht. Hier ging es, wen ich es recht verstanden habe, in dem Ausgangsposting von Katja um einen ALG-II-Em,pfänger, der einen 400-Euro-Job bei der Katzenhilfe annimmt. Und wenn er 14,9 Stunden in der Woche arbeitet und dafür 400,-- Euro im Monat bekommt, sind das eben nicht zwei Euro die Stunde sondern ca. € 6,30.

Dass dann die Hilfen der Allgemeinheit entsprechend gekürt werden, liegt auf der Hand. Dass die betreffende Person diese Kürzung gedanklich wieder von seinen 400,-- Euro abzieht, lässt tief auf seine Denke blicken: Er betrachtet die Hilfen der Gemeinschaft offenbar schon als eine Art Grundeinkommen. Mit dieser Art zu denken ist er m.E. im Bereich der ALG-II-Empfänger/innen kein Einzelfall.

Und nein, NF, das ist hier keine Diskussion zu Lasten der Schwächsten, die der Hilfe dringend benöten. In Deutschland bekommt jeder die Hilfe, die ihm zusteht (von den Massen an fehlerhaften Bescheiden der Jobcenter mal abgesehen; das liegt aber daran, dass das System ALG II so kompliziert geworden ist, wo es doch viel einfacher hätte werden sollen. Und ich weiß, dass die Mitarbeiter/innen der JC wöchentlich mit neuen Bestimmungen traktiert werden. Mir tun die manchmal richtig leid) und niemand muss hungern.

Und was NF schreibt ist völlig korrekt: Der Abstand zwischen vielen Löhnen und ALG-II-Leistungen stimmt nicht. Und das liegt nicht nur an den zu niedrigen Löhnen!

Sehr schöner Beitrag meiner Meinung nach :clap

Ich habe momentan fast täglich mit Hartz IV-Empfängern auf Jobsuche zu tun und würde als Erfahrungswert oberflächlich betrachtet lediglich ca. 10% der Kategorie "vermeintliche Sozialschmarotzer ohne Arbeitswillen" zuordnen. Hier mal zwei Beispiele, die meiner Meinung nach zeigen, dass es auch bei diesen Menschen bei genauerer Betrachtung nicht ganz so einfach ist.

Fall 1:
Familie mit Vater+Mutter+Kind
Mutter arbeitet stundenweise im Pflegebereich, Vater hat einen Handwerksberuf erlernt, ist aber wegen gesundheitlicher- und schweren Alkoholproblemen langfristig nicht arbeitsfähig und kriegt "Hartz IV". Das Kind ist vormittags im Kindergarten und nachmittags beim völlig überforderten Vater (es wird häufiger mal "laut"). Die Mutter weiß um die Probleme, kann sich aber nicht von dem Mann trennen. Das Jugendamt sieht keinen Handlungsbedarf.
Der Arbeitgeber bietet der Frau eine Vollzeit-Stelle an. Dagegen "wehrt" sie sich, weil sie dann noch länger von ihrem Sohn getrennt ist und das Geld, was Sie verdient voll auf die staatliche Unterstützung angerechnet wird, so dass sie monatlich nur wenige € mehr auf dem Konto hätten als jetzt. Hinzu kommt, dass der Pflegejob ihr jetzt schon gesundheitliche Beschwerden beschert, die durch eine Vollzeitstelle vermutlich nicht besser werden würden.
Zusätzlich dazu sind beide Eltern aufgrund fehlender Bildung nicht in der Lage, Ihre Anliegen bei der Bürokratie sachlich vorzutragen und werden durch ihre "Emotionalität" schnell als unverbesserliche Querulanten abgestempelt.

Fall 2:
Ein Handwerksgeselle hat als Jugendlicher zwei Kinder gezeugt. Weder zur Frau noch zu den Kindern hat er aus unbekannten Gründen keine Beziehung (mehr). In seinem Beruf hat er quasi keine Aufstiegsmöglichkeiten und würde bei Aufnahme einer Arbeit langfristig ca. 100-200€ mehr auf dem Konto haben, weil der Rest seines Gehalts an Unterhalt für seine Kinder draufgeht.

In beiden Fällen könnte man den Leuten sicherlich (zu Recht) vorhalten, dass sie in fast allen anderen Ländern der Welt zwangsläufig Arbeit aufnehmen müßten, weil sie sonst von und auf der Strasse leben müssten. Viele von uns würden zumindest behaupten, dass sie "selbstverständlich auf jeden Fall" alles daran setzen würden, trotzdem eine Arbeit zu finden, aber mir kann keiner erzählen, dass die "Arbeitsunwilligkeit und Faulheit" in beiden Fällen nicht nachvollziehbar ist.

Daran muss sich meiner Meinung nach etwas ändern. Deshalb gefällt mir der Beitrag von ae8090, der sich eventuell mit dem abgegegriffenen Satz "Arbeit muss sich wieder lohnen." zusammen fassen läßt, auch wenn die FDP damit offenbar etwas völlig anderes zu meinen scheint als ich.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Edendorf am Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 11:05:40
 :meinemeinung

Arbeit muss sich wieder lohnen, und was noch wichtiger ist: Nichtarbeit darf sich nicht mehr lohnen!
Sonst wären wir bei der Piratenpartei, die ein Grundeinkommen für alle fordert...
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Kuno am Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 12:00:26
GEFÄLLT MIR: "Nichtarbeit darf sich nicht mehr lohnen."
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 18:34:47
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!

Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.

Natürlich bekommt ein 1-€-Jobber den einen Euro zusätzlich zu seinen Leistungen. Aber darum ghing es hier doch gar nicht. Hier ging es, wen ich es recht verstanden habe, in dem Ausgangsposting von Katja um einen ALG-II-Em,pfänger, der einen 400-Euro-Job bei der Katzenhilfe annimmt. Und wenn er 14,9 Stunden in der Woche arbeitet und dafür 400,-- Euro im Monat bekommt, sind das eben nicht zwei Euro die Stunde sondern ca. € 6,30.

Dass dann die Hilfen der Allgemeinheit entsprechend gekürt werden, liegt auf der Hand. Dass die betreffende Person diese Kürzung gedanklich wieder von seinen 400,-- Euro abzieht, lässt tief auf seine Denke blicken: Er betrachtet die Hilfen der Gemeinschaft offenbar schon als eine Art Grundeinkommen. Mit dieser Art zu denken ist er m.E. im Bereich der ALG-II-Empfänger/innen kein Einzelfall.

Und nein, NF, das ist hier keine Diskussion zu Lasten der Schwächsten, die der Hilfe dringend benöten. In Deutschland bekommt jeder die Hilfe, die ihm zusteht (von den Massen an fehlerhaften Bescheiden der Jobcenter mal abgesehen; das liegt aber daran, dass das System ALG II so kompliziert geworden ist, wo es doch viel einfacher hätte werden sollen. Und ich weiß, dass die Mitarbeiter/innen der JC wöchentlich mit neuen Bestimmungen traktiert werden. Mir tun die manchmal richtig leid) und niemand muss hungern.

Und was NF schreibt ist völlig korrekt: Der Abstand zwischen vielen Löhnen und ALG-II-Leistungen stimmt nicht. Und das liegt nicht nur an den zu niedrigen Löhnen!

Sehr schöner Beitrag meiner Meinung nach :clap

Ich habe momentan fast täglich mit Hartz IV-Empfängern auf Jobsuche zu tun und würde als Erfahrungswert oberflächlich betrachtet lediglich ca. 10% der Kategorie "vermeintliche Sozialschmarotzer ohne Arbeitswillen" zuordnen. Hier mal zwei Beispiele, die meiner Meinung nach zeigen, dass es auch bei diesen Menschen bei genauerer Betrachtung nicht ganz so einfach ist.

Fall 1:
Familie mit Vater+Mutter+Kind
Mutter arbeitet stundenweise im Pflegebereich, Vater hat einen Handwerksberuf erlernt, ist aber wegen gesundheitlicher- und schweren Alkoholproblemen langfristig nicht arbeitsfähig und kriegt "Hartz IV". Das Kind ist vormittags im Kindergarten und nachmittags beim völlig überforderten Vater (es wird häufiger mal "laut"). Die Mutter weiß um die Probleme, kann sich aber nicht von dem Mann trennen. Das Jugendamt sieht keinen Handlungsbedarf.
Der Arbeitgeber bietet der Frau eine Vollzeit-Stelle an. Dagegen "wehrt" sie sich, weil sie dann noch länger von ihrem Sohn getrennt ist und das Geld, was Sie verdient voll auf die staatliche Unterstützung angerechnet wird, so dass sie monatlich nur wenige € mehr auf dem Konto hätten als jetzt. Hinzu kommt, dass der Pflegejob ihr jetzt schon gesundheitliche Beschwerden beschert, die durch eine Vollzeitstelle vermutlich nicht besser werden würden.
Zusätzlich dazu sind beide Eltern aufgrund fehlender Bildung nicht in der Lage, Ihre Anliegen bei der Bürokratie sachlich vorzutragen und werden durch ihre "Emotionalität" schnell als unverbesserliche Querulanten abgestempelt.

Fall 2:
Ein Handwerksgeselle hat als Jugendlicher zwei Kinder gezeugt. Weder zur Frau noch zu den Kindern hat er aus unbekannten Gründen keine Beziehung (mehr). In seinem Beruf hat er quasi keine Aufstiegsmöglichkeiten und würde bei Aufnahme einer Arbeit langfristig ca. 100-200€ mehr auf dem Konto haben, weil der Rest seines Gehalts an Unterhalt für seine Kinder draufgeht.

In beiden Fällen könnte man den Leuten sicherlich (zu Recht) vorhalten, dass sie in fast allen anderen Ländern der Welt zwangsläufig Arbeit aufnehmen müßten, weil sie sonst von und auf der Strasse leben müssten. Viele von uns würden zumindest behaupten, dass sie "selbstverständlich auf jeden Fall" alles daran setzen würden, trotzdem eine Arbeit zu finden, aber mir kann keiner erzählen, dass die "Arbeitsunwilligkeit und Faulheit" in beiden Fällen nicht nachvollziehbar ist.

Daran muss sich meiner Meinung nach etwas ändern. Deshalb gefällt mir der Beitrag von ae8090, der sich eventuell mit dem abgegegriffenen Satz "Arbeit muss sich wieder lohnen." zusammen fassen läßt, auch wenn die FDP damit offenbar etwas völlig anderes zu meinen scheint als ich.

Abgesehen von Deinen häufigen OT-Seitenhieben auf die FDP:

Natürlich muss sich Arbeit lohnen! Grundsicherung bedeutet eben nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Befriedigung von Grundbedürfnissen zum überleben.
Anstregungslosen Luxus kann sich meist nur wohlhabende Erben leisten. Sei ihnen gegönnt.

Der Rest schuftet also, dass er über die Runden kommt.

Im ALG-II- Bereich gibt es viele, individuelle, teilweise komplexe Situationen. Alle sicherlich nachvollziehbar, verständlich etc.
ALG-II ist auch deshalb so kompliziert geworden, weil (ähnlich wie im Steuerrecht) Einzelfallgerechtigkeit hergestellt werden soll. Ein passendes Gesetz für jeden Individualfall. Das überfordert Staat! Richter tun ein Übriges. jedes Urteil eines Sozialgerichts hat auswirkungen, erfordert Änderungen. Das verkompliziert die Sache so unerträglich.
Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:

Wieviele Mütter müssen entsprechend den ganzen Tag Arbeiten, um leben zu können? Das Ziel kann doch nciht sein, von H4 zu leben und nur so zu arbeiten, dass mir möglichst wenig von der Grundsicherung abgezogen wird. Das Ziel ist doch, einen Job zu haben, der einen selber ernährt, oder? Das ist doch ein Stück Unabhängigkeit!
Und wenn Vater + Mutter + Kind im H4-Bezug sind, dann haben sie Leistungen, die so schlecht nicht sind. Klar, es ist schwer damit über die Runden zu kommen - aber das Problem hat jeder Geringverdiener (und der bekommt keine Zusatzleistungen oder Vergünstigungen wie Bildungs- und Teilhabepaket oder Sozialpass.)
Man muss immer überlegen, was man Brutto verdienen muss, um ähnliches Geld Netto zu haben.

Und zu Fall 2 fällt mir eh nix ein. Der will sich doch offensichtlich nur um seine Unterhaltsverpflichtung drücken. Und das auf Staatskosten, gleich doppelt. Denn er kassiert H4 und für den Kindsunterhalt kommt der Staat ja dann auch noch auf! Immerhin hätte er bis zu 200 EUR mehr in der Tasche als H4. Sind 200 EUR nix???? Dafür habe ich kaum Verständnis!

Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!
 
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Moni84 am Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 18:45:23
Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!

Ach, das sind doch nur 350.000 Menschen. Die sind bestimmt nur zu faul, sich einen besseren Job zu suchen  >:D.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Katja am Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 18:54:31
Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!

Ach, das sind doch nur 350.000 Menschen. Die sind bestimmt nur zu faul, sich einen besseren Job zu suchen  >:D.

Diese 350.000 Menschen haben meinen vollsten Respekt!!
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: rizzo am Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 20:02:40
Abgesehen von Deinen häufigen OT-Seitenhieben auf die FDP:

Häufig? Beabsichtigt war lediglich der "Arbeit muss sich wieder lohnen."-Seitenhieb. Vielleicht liegt es an den Medien oder dem Koalitionspartner, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die FDP seitdem sie im Bund mitregiert, irgendwas substantielles in Richtung "Lösung des Problemkomplexes ALG II" gehört zu haben. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass ich das schuldhaft verpasse habe.

Zitat
Natürlich muss sich Arbeit lohnen! Grundsicherung bedeutet eben nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Befriedigung von Grundbedürfnissen zum überleben.
Anstregungslosen Luxus kann sich meist nur wohlhabende Erben leisten. Sei ihnen gegönnt.

Ob es Erben wohlhabender Eltern gegönnt sein soll, den Luxus anstrengungslos zu geniessen ist glaube ich fiskalpolitisch umstritten, aber das gehört jetzt nicht hier her.

Zitat
Der Rest schuftet also, dass er über die Runden kommt.

Ob ein z.B. ein Topmanager wirklich schuften musste für die 13 Mio Dollar Abfindung, die er erhält, weil er wegen Erfolglosigkeit rausgeworfen wurde, sei mal dahin gestellt, aber für die Masse der Leute trifft Deine Aussage sicherlich zu
Zitat
[...]
Und zu Fall 2 fällt mir eh nix ein. Der will sich doch offensichtlich nur um seine Unterhaltsverpflichtung drücken. Und das auf Staatskosten, gleich doppelt. Denn er kassiert H4 und für den Kindsunterhalt kommt der Staat ja dann auch noch auf! Immerhin hätte er bis zu 200 EUR mehr in der Tasche als H4. Sind 200 EUR nix???? Dafür habe ich kaum Verständnis!

Es ging mir bei den Beispielen auch nicht darum, um Verständnis (="Mitleid") für das Verhalten der beiden Betroffenen zu werben, sondern einfach mal zu zeigen, wie schwierig es ist, unter den gegebenen (gesetzlichen) Umständen Leute zu motivieren,  sich intensiv um eine geregelte Arbeit zu bemühen.

Zitat
Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!

Ein weiteres Problem, auf dass ich noch gar nicht eingegangen bin sind diese unsäglichen Zeitarbeitsunternehmen, die für eine Arbeitnehmerstunde vom Auftraggeber 20€+/Stunde kassieren und lediglich 4-6€ an die Arbeitnehmer auszahlen. Dabei sind unbezahlte Überstunden, ständiger Druck vom Arbeitgeber und den (angestellten) Kollegen sowie die andauernde Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes noch gar nicht eingerechnet. Im Bereich der gering qualifizierten Jobs ist das amerikanisch "hire and fire" schon längst Realität- seltenst werden Arbeitnehmer dort zu anständigen Tarifen irgendwann mal von einem Unternehmen unbefristet übernommen.

Ich habe auch mit Leuten zu tun, die Mitte/Ende 40 sind und sich seit 10 Jahren in diversen Zeitarbeitsfirmen reingehängt haben und letztlich doch immer wieder auf der Strasse standen. Mit der realistischen Perspektive, sich bis zur Rente - die natürlich voraussichtlich wegen zu geringer Beiträge aufgestockt werden muss - weitere 10-20 Jahre durchzuschlagen, wäre ich auch nicht motiviert, jeden Job zu nehmen, der mir angeboten würde.
Auch in Bezug auf einen gesetzlichen Mindestlohn und der Regulierung/Kontrolle der Zeitarbeitsbranche ist unsere derzeitige Bundesregierung ja eher "zurückhaltend", um es mal vorsichtig auszudrücken...
   
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Moni84 am Freitag, 09. Dezember 2011 - 08:32:02
Diese 350.000 Menschen haben meinen vollsten Respekt!!

Ich hoffe, die Ironie war erkennbar.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Freitag, 09. Dezember 2011 - 10:11:08
...
Ein weiteres Problem, auf dass ich noch gar nicht eingegangen bin sind diese unsäglichen Zeitarbeitsunternehmen, die für eine Arbeitnehmerstunde vom Auftraggeber 20€+/Stunde kassieren und lediglich 4-6€ an die Arbeitnehmer auszahlen. Dabei sind unbezahlte Überstunden, ständiger Druck vom Arbeitgeber und den (angestellten) Kollegen sowie die andauernde Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes noch gar nicht eingerechnet. Im Bereich der gering qualifizierten Jobs ist das amerikanisch "hire and fire" schon längst Realität- seltenst werden Arbeitnehmer dort zu anständigen Tarifen irgendwann mal von einem Unternehmen unbefristet übernommen.
...

Da bin ich bei Dir!
Damals wurde die Büchse der Pandora aufgemacht, indem man den Zeititarbeitsfirmen ihr heutiges Geschäftmodell ermöglicht hat.

es wäre besser gewesen, hätte man den Kündigungschutz flexibilisiert. Ja, das wird einigen auch nicht gefallen, aber was hilft es, wenn ein Unternehmen in der Krise u.a. an den Personalkosten pleite geht, weil es mehr Personal hat, als es dann benötigt..
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: rizzo am Freitag, 09. Dezember 2011 - 10:24:37
[...]
es wäre besser gewesen, hätte man den Kündigungschutz flexibilisiert. Ja, das wird einigen auch nicht gefallen, aber was hilft es, wenn ein Unternehmen in der Krise u.a. an den Personalkosten pleite geht, weil es mehr Personal hat, als es dann benötigt..

Erstaunlicherweise hört man selbst von den Langzeitarbeitslosen öfter mal den Vorschlag, den Kündigungsschutz zu flexibilisieren.

Ein befreundeter Inhaber eines mittelständischen Unternehmens hat mir mal erzählt, dass er einen Mitarbeiter, der einen unbefristeten Vertrag hatte, wegen quasi Arbeitsverweigerung rausgeschmissen hatte. Es gab vorher Mitarbeitergespräche, Abmahnungen und auch der Betriebsrat war mit der Kündigung einverstanden. Der Mitarbeiter hat dann gegen die Kündigung geklagt. Beim Arbeitsgericht sind meinem Kumpel dann die Ohren abgefallen, als der Richter als "Schlichtungsangebot" 2000€ Abfindung vorschlug.

Andererseits wird der Kündigungsschutz ohnehin schon von vielen Unternehmen umgangen. Gerade bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen kann man als Arbeitgeber mit Hilfe von (unbezahlten) Praktika, Einstiegsqualifizierungen, Probezeit und mehrfach verlängerbaren befristeten Arbeitsverträgen einen Arbeitnehmer ziemlich lange "unverbindlich testen". Die Leute, die wegen angeblichen Fehlverhaltens fristlos gekündigt werden, hat glaube ich auch noch niemand gezählt.
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Rizzi am Freitag, 09. Dezember 2011 - 11:40:16

Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:


Möchte nur kurz feststellen, dass ich gar nichts hierzu geschrieben hatte !
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: breughel am Freitag, 09. Dezember 2011 - 11:42:31

Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:


Möchte nur kurz feststellen, dass ich gar nichts hierzu geschrieben hatte !
Singular udn Plural werden oft verwechselt
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Freitag, 09. Dezember 2011 - 14:50:56

Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:


Möchte nur kurz feststellen, dass ich gar nichts hierzu geschrieben hatte !

Rizzi - Rizzo: Da kann man schonmal den Überblick verlieren, sorry.  8)
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Freitag, 09. Dezember 2011 - 14:54:21
[...]
es wäre besser gewesen, hätte man den Kündigungschutz flexibilisiert. Ja, das wird einigen auch nicht gefallen, aber was hilft es, wenn ein Unternehmen in der Krise u.a. an den Personalkosten pleite geht, weil es mehr Personal hat, als es dann benötigt..

Erstaunlicherweise hört man selbst von den Langzeitarbeitslosen öfter mal den Vorschlag, den Kündigungsschutz zu flexibilisieren.

Ein befreundeter Inhaber eines mittelständischen Unternehmens hat mir mal erzählt, dass er einen Mitarbeiter, der einen unbefristeten Vertrag hatte, wegen quasi Arbeitsverweigerung rausgeschmissen hatte. Es gab vorher Mitarbeitergespräche, Abmahnungen und auch der Betriebsrat war mit der Kündigung einverstanden. Der Mitarbeiter hat dann gegen die Kündigung geklagt. Beim Arbeitsgericht sind meinem Kumpel dann die Ohren abgefallen, als der Richter als "Schlichtungsangebot" 2000€ Abfindung vorschlug.

Andererseits wird der Kündigungsschutz ohnehin schon von vielen Unternehmen umgangen. Gerade bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen kann man als Arbeitgeber mit Hilfe von (unbezahlten) Praktika, Einstiegsqualifizierungen, Probezeit und mehrfach verlängerbaren befristeten Arbeitsverträgen einen Arbeitnehmer ziemlich lange "unverbindlich testen". Die Leute, die wegen angeblichen Fehlverhaltens fristlos gekündigt werden, hat glaube ich auch noch niemand gezählt.

Richtig. Bei einem gelockertem Kündigungsschutz wären solche Verwindungen nicht nötig, da man dann ja entsprechend reagieren kann. So sieht der Arbeitgeber natürlich zu, das er nach dem Motto geht: Drum prüfe wer sich ewig bindet...
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: Slartibartfass am Freitag, 09. Dezember 2011 - 15:04:35
Ich glaube nicht, dass "die Arbeitgeber" bei einem gelockertem Kündigungsschutz auf die Möglichkeit eines halb- oder ganzjährigen unbezahlten Praktikums verzichten möchten. :(
Titel: Re: ...dann lieber Hartz IV!
Beitrag von: rizzo am Freitag, 09. Dezember 2011 - 23:39:05
Ich glaube nicht, dass "die Arbeitgeber" bei einem gelockertem Kündigungsschutz auf die Möglichkeit eines halb- oder ganzjährigen unbezahlten Praktikums verzichten möchten. :(

So in die Richtung war der Absatz auch von mir gemeint. Eine einseitige Lockerung des Kündigungsschutzes wird vermutlich nicht direkt das Ende der Zeitarbeit nach sich ziehen... ::)

Meiner Meinung nach muss man einen angemessenen gesetzlichen Mindestlohn finden, der dann ohne wenn und aber für alle Arbeitnehmer zu gelten hat.  Hoffentlich dringt diese Zahl dann auch in alle Bevölkerungsschichten durch, so dass der Lohn auch eingefordert werden kann. Nicht zuletzt muss es ausreichend Kontrollen und rigide Strafen für alle Arbeitgeber geben, die keinen Mindestlohn zahlen- dies sollte im Übrigen auch im Interesse aller Arbeitgeber sein, damit ehrliche Arbeitgeber nicht nachher am Markt untergehen, weil die Wettbewerber Lohndumping beitreiben.