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STADT - LAND - STÖR => LANDFUNK => Thema gestartet von: Brilonius am Freitag, 10. September 2010 - 18:50:18

Titel: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Brilonius am Freitag, 10. September 2010 - 18:50:18
Eines vorweg: ich habe Sarrazins neuestes Buch nicht gelesen und kenne die Schwerpunkte des Buchinhalts nur aus den Medien - sie sind z.Z. ja nicht zu überlesen und zu überhören: Migrations- und Bildungsprobleme in Deutschland und Europa, wie sieht unsere zukünftige Wirtschaft aus, Sorgen um den künftigen, vielleicht zu großen muslimischen Bevölkerungsanteil in Deutschland.

Sarrazin versucht mit allerlei Statistiken seine Thesen, so z.B. die vererbbare Intelligenz, zu belegen.
Dies alles fällt auf fruchtbaren Boden: das Verhältnis zum Islam ist besonders nach den Anschlägen auf das World Trade Center gespannt, islamische Terroranschläge verängstigen und die uns fremde islamische Lebensweise verunsichern.
Viele Thesen Sarrazins waren bisher bei uns tabuisiert, sie sind seltsam, sie polarisieren, sind polemisch - aber auch nachdenkenswert und bringen eine Integrationsdebatte in Gang.

Sarrazin wird nun leider, besonders von scheinheiligen Politikern, in eine braune Ecke gestellt. In Deutschland schweigt man lieber zu bestimmten Themen, sonst wird man verteufelt.
Die SPD und die "unabhängige" Bundesbank (hallo, Frau Merkel) wollen ihn loswerden, eine nicht gerade souveräne Reaktion. Gerade die SPD, die sich die Achtung persönlicher Grundüberzeugungen auf ihre Fahnen geschrieben hat (siehe Hamburger Programm der SPD von 2007), muß solch einen Mann und dessen Meinungsfreiheit aushalten können.

Bei aller Skepsis gegenüber Sarrazins polemischen Formulierungen und umstrittenen Äußerungen finde ich die Herausgabe des Buches in Ordnung und stelle fest, daß man in Deutschland anfängt, die eigene, nicht stromlinienförmige Meinung öffentlich auszusprechen und ihretwegen auch auf die Straße zu gehen.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Freitag, 10. September 2010 - 20:17:21
"Man" ist in Deutschland schon lange auf dei Straße gegangen und hat seine Meinung per Demonstration vertreten.
Die ganze nervige Debatte um diesen Herrn, der als SPD-Mann auf dem Parteiticket zu dem Posten kam und schon ewig als Staatsbedienster alimentiert wird und einen kruden Cocktail von Fakten und seinen verschwurbelten Ansichten udn Spekulationen neben seinem Job braute, fand in den Medien statt - das ist also im künstlichen Raum.
Er hat vermutlich das Nervsackgen wegen seiner vielfaältigen platten Aussagen und in der CDU hat eine Dame derzeit das Nazigen. Sowas kommt immer mal vor, ist aber nervig.
Vielleicht macht man mal eine Talkshow mit allen Nervsäcken (Friedman könnte moderieren) zum Thema: Wir haben das Nervgen und können nicht anders.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Purple Joe am Freitag, 10. September 2010 - 22:20:50
"Man" ist in Deutschland schon lange auf dei Straße gegangen und hat seine Meinung per Demonstration vertreten.
Die ganze nervige Debatte um diesen Herrn, der als SPD-Mann auf dem Parteiticket zu dem Posten kam und schon ewig ---

Echt ?   Auf die Strasse für mehr oder besserer Integration?  E twa hier, in diesem verträumten Nest?

Seine "Thesen" fallen auf fruchtbarem Boden nur deshalb, weil diese Themen durch falsch verstandenem Liberalismus tabuisiert wurden.
In Ländern die imho wesentlich liberaler sind als wir hier ist diese Debatte schon alt und hat einen Bart. Beispiel Niederlande oder Frankreich. Oder das superliberale Dänemark, das ja neorechts-liberal regiert wird!

Wir sind hierwirklich in einer schwierigen Situation aufgrund unserer Vergangenheit. Nach meiner Meinung wird das zum Teil auch ausgenutzt.

@Brillionius     ... welche Statistiken ??

Gruß

Purple
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Freitag, 10. September 2010 - 23:28:17
Natürlich nicht in diesem Ort sondern in dieser Nation - bist Du Türke, dass Du das nicht verstanden hast?
Oder bist Du Teil der ostdeutschen bevölkerung, die ja laut Bundeswehrtests dümmer ist - sagt Sarazin.
Jede Nation hat ihre Narren und Hetzer und Verwirrte.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Purple Joe am Samstag, 11. September 2010 - 10:09:01
Natürlich nicht in diesem Ort sondern in dieser Nation - bist Du Türke, dass Du das nicht verstanden hast?
Oder bist Du Teil der ostdeutschen bevölkerung, die ja laut Bundeswehrtests dümmer ist - sagt Sarazin.
Jede Nation hat ihre Narren und Hetzer und Verwirrte.


... du kannst mich nicht provozieren !  ;D ;D  ... dazu fehlt dir nämlich "Etwas" !

Zitat
"Man" ist in Deutschland schon lange auf dei Straße gegangen und hat seine Meinung per Demonstration vertreten.
Die ganze nervige Debatte um diesen Herrn, der als SPD-Mann auf dem Parteiticket zu dem Posten kam und schon ewig ---

Ich wiederhole meine Frage:  Wo und wann wurde durch "Man" für oder gegen die Sachen demonstriert, die TS in seinem Buch behauptet ??

Obwohl ich deine Meinung zu "Hetzer" und "Narren" teilweise nachvolllziehen kann besteht dein Statement doch eigentlich nur aus Kritik gegenüber TS !  Zu dem Rest was ich geschrieben hatte oder Brillionius hast du keine Meinung ? 
Ist Eva Hermann z.B. auch einfach nur ein Opfer dieser verlogenen Moraldebatte ?

 
Purple
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: swetlana am Samstag, 11. September 2010 - 13:53:54
Ist Eva Hermann z.B. auch einfach nur ein Opfer dieser verlogenen Moraldebatte ?
Purple

Apropos.. wer war eigentlich bei Eva Hermann im DaCapo?
sorry für OT!

swetlana
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Paul Schrader am Samstag, 11. September 2010 - 15:11:54
Apropos.. wer war eigentlich bei Eva Hermann im DaCapo?

Die liest doch erst am 16.9.: Klick! (http://www.itzehoe-live.net/index.php/topic,10947.0.html)
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Samstag, 11. September 2010 - 17:06:47
Natürlich nicht in diesem Ort sondern in dieser Nation - bist Du Türke, dass Du das nicht verstanden hast?
Oder bist Du Teil der ostdeutschen bevölkerung, die ja laut Bundeswehrtests dümmer ist - sagt Sarazin.
Jede Nation hat ihre Narren und Hetzer und Verwirrte.


... du kannst mich nicht provozieren !  ;D ;D  ... dazu fehlt dir nämlich "Etwas" !

Zitat
"Man" ist in Deutschland schon lange auf dei Straße gegangen und hat seine Meinung per Demonstration vertreten.
Die ganze nervige Debatte um diesen Herrn, der als SPD-Mann auf dem Parteiticket zu dem Posten kam und schon ewig ---

Ich wiederhole meine Frage:  Wo und wann wurde durch "Man" für oder gegen die Sachen demonstriert, die TS in seinem Buch behauptet ??

Obwohl ich deine Meinung zu "Hetzer" und "Narren" teilweise nachvolllziehen kann besteht dein Statement doch eigentlich nur aus Kritik gegenüber TS !  Zu dem Rest was ich geschrieben hatte oder Brillionius hast du keine Meinung ? 
Ist Eva Hermann z.B. auch einfach nur ein Opfer dieser verlogenen Moraldebatte ?

 
Purple
ich habe keine Lust, groß auf das Thema einzugehen - Brilonius schrieb, man beginnt für ein Thema auf die Straße zu gehen - "man" ist oft auf die Straße gegangen für Integration und Miteinander und für Fremdenhass.
Sarrazin ist einfach ein Nervsack - aus. Er hat das Nervgen und kann nichts dafür. Genauso wie die Vertriebenentante aus der CDU das Nazigen hat.
So ist das nun mal.
Warum sollte ich klarer argumentieren als die?
Es reicht doch, mal ein paar Infos zu verrühren.
Ich habe leider das "manchmal andere nerven Gen" auch - kann man nichts machen.
Dich wollte ich nciht provozieren - nur einfach mal demonstrieren, wie doof und platt es ist, einfach so pauschal bekloppte Thesen in die Welt zu setzen wie: Die Brandenburger sind dümmer - Bundeswehrtests haben das ergeben.
Oder "die Muslime" so als Problemgruppe zu bezeichnen - ich bin mit Muslimen befreundet, die erheblich mehr Kultur und Anstand und Gripps haben als sehr viele Deutsche.
Pauschales Nerven ist eben Folge des Nervgens - um auf dem Niveau Srrazins zu bleiben und seine Fans sind halt entweder schlicht gestrickt oder haben andere Interessen.
Jedenfalls weiß ich nun, das der Job des Vorstands der Bundesbank leicht nebenbei zu erledigen ist - und Parteipolitiker dank ihres Parteipolitikergens viele Vorteile haben - z.B den größten Quatsch zu verbreiten und dafür noch viel Geld zu kassieren.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Mugge am Samstag, 11. September 2010 - 17:15:51
Im Grunde sagt Sarrasin das was alle denken. Er hat sich teilweise etwas unglücklich ausgedrückt , aber wie immer wird nun erst einmal auf solchen Leuten rumgehackt .Wir lassen uns zuviel gefallen, aber bei unseren Gesetzen und Richtern ist das ja auch kein Wunder. Ach ja, seiner Meinung über Friedmann kann ich mich nur anschließen und damit meine ich ausschließlich die Person Friedmann und nicht etwa seine Gene oder Glauben.
Übrigens auch Freunde von mir ,Muslime , geben Herrn Sarrasin teilweise Recht. Seine " Genpolitik "
finde ich perönlich unterste Gürtellinie.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Bernd am Samstag, 11. September 2010 - 18:49:13
Im Grunde sagt Sarrasin das was alle denken.
Quatsch!
Ich kenne viele Menschen, die nicht so denken!
Wahrscheinlich gibt es auch viele, die wie Sarrazin es in seinem Buch beschreibt, empfinden, welches ich jetzt nur aus Medieninformationen weiß.
Dumm ist der Knabe jedenfalls nicht. Er schreibt ein Buch, von dem er weiß, dass es vieler Käufer finden wird. Lässt sich, wahrscheinlich von ihm erwartet, aus dem Job entfernen, bekommt jedoch 10.000 € im Monat weiterhin, kann bequem weitere Gassenhauer produzieren, sorgt vielleicht noch für Parteigründungen, und fühlt sich wohl.
Nur weil in Deutschland Vorurteile so gut funktionieren!
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Blubb am Samstag, 11. September 2010 - 20:05:44
Kann man überhaupt sinnvoll mit jemandem diskutieren, der sich auch gerne mal seine Statistik selbst baut (http://), in seinem Buch fragwürdige Berechnungen anstellt und wissenschaftliche Thesen ad absurdum führt, sodass sich deren Urheber in der Öffentlichkeit rechtfertigen müssen? Kann ja mal jeder für sich beantworten.

Übrigens ist eine Diskussion über Integration und deren Probleme gewünscht und dringlichst notwendig, aber nicht indem man ganze Bevölkerungsgruppen verächtlich macht. Das Thema "Integration" ist dann doch weitaus komplexer als und Vorurteilsschleuder Sarrazin glaubend machen will.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Katja am Samstag, 11. September 2010 - 20:33:53
Hat einer von Euch eigentlich dieses Buch gelesen?
Ich meine, immerhin wird hier ziemlich über die Inhalte diskutiert!
Selbst aus dem Sonntagsblättchen könnte ich Zitate nehmen, die dann alleine für sich äußerst provokant sind.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Sonntag, 12. September 2010 - 09:42:48
Ich habe etwa 70% des Buchs gelesen  (sehr lange Zugfahrt) - da fand ich dann so bizarre Überlegungen, dass ich mir die anderen Anteile ersparte und ich meine, man muß nicht die Elaborate eines offenbar recht merkwürdigen Menschen vollkommen lesen.
Er bezieht sich auf Themen, die durch aus brisant sind, nutzt sie aber lediglich, um seine krude Weltsicht daran aufzubauen. Ein narzisstisches Arschloch eben.
Wir könnten uns genauso über das merkwürdige Verhalten vieler deutscher Bürger unterhalten, die voll egoistisch jegliche Integration verweigern und nur stur ihre Ziele verfolgen.
Da wäre zum Beispiel das Porschecayennesyndrom, das Geländewagensyndrom, das Liechtensteinsyndrom usw.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Katja am Sonntag, 12. September 2010 - 10:09:08
 ;D Immerhin 70%, breughel! Wenn mich ein Buch nicht in den ersten 30 Seiten fesselt, lege ich es weg, weil es Zeitverschwendung wäre, es weiter zu lesen! Auch eine sehr lange Zugfahrt würde daran nichts ändern - der Blick aus dem Fenster wäre dann erbauender!

Das heißt, daß Du entweder auf einem Maso-Trip oder nachts unterwegs warst? ;) ODER daß Du einige seiner umstrittenen Thesen doch interessant gefunden hast...

Natürlich ist er ein Selbstdarsteller - ich bewundere jedoch seinen Mut, das auszusprechen, von dem er weiß, daß er meinungsmäßig gegen den Strom schwimmt.
Es gibt nun einmal eine Meinungsfreiheit bei uns - die gilt auch für Sarrazin!

Ich glaube, ich werde das Geld sparen, das Buch nicht kaufen. Immerhin kostet es gebraucht momentan bei Amazon mehr als eine druckfrische Ausgabe...
Dennoch kann ich mich nicht wehren, einige der (aus dem Zusammenhang gerissenen) Thesen inhaltlich abzuknicken.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Sonntag, 12. September 2010 - 10:17:17
Selbstdarsteller haben wir genug - das ganze Fernsehen ist voll davon.
Er ist aber auch ein Demagoge - das ist schlimm.
Und ich habe soviel gelesen weil ich schon dachte - bei Kritik werde ich natürlich gefragt: Hast du es gelesen?
Ich muß viel Mist lesen - da kommt es auf ein paar Stunden nicht an.
Sein Erfolg basiert auf der Primitivität deutscher Medienkultur und der tatsächlichen Verblödung der deutschen Bevölkerung, an der nicht nur die Gene sondern auch die Medien erheblich beteiligt sind.
Ein Hetzer mit Anspruch auf Staatspension und mit voll abgesicherter Existenz ist eine Knackwurst.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Capitano am Sonntag, 12. September 2010 - 12:43:31
Mir war Sarrazin schon zuwider bevor er dieses Buch geschrieben hat. Ich habe in das Buch an mehreren Stellen mal etwas reingelesen und es dann aufgehört. Ich schließe mich Breughels Meinung an.

Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Bernd am Sonntag, 12. September 2010 - 13:26:29
Sein Erfolg basiert auf der Primitivität deutscher Medienkultur und der tatsächlichen Verblödung der deutschen Bevölkerung, an der nicht nur die Gene sondern auch die Medien erheblich beteiligt sind.
Ein Hetzer mit Anspruch auf Staatspension und mit voll abgesicherter Existenz ist eine Knackwurst.
Eine bessere, präzisere und kürzere Analyse als die Zitierte findet man kaum.

Ein vollständig verantwortungsloser Egomane, der es, mit kräftigster Unterstützung der Medien, welches ich kaum verstehen kann, schafft, vom absinkenden Bildungsniveau bei Deutschen abzulenken, um gleichzeitig Faulheit, Dummheit und Gesetzesbrüche in abenteuerlicher Weise Mitbürgern mit fremden Namen oder ausländischem Geburtsort in die Schuhe zu schieben.

Und viele Deutsche fühlen sich bestätigt, welches wahrlich nicht auf Intelligenz schließen lässt.

Für ein besseres Miteinander bedarf es der Integration aller Menschen mit Schwächen, gleichgültig wie ihrer Schwierigkeit (Sprache, Geist, Körper, …) gelagert ist. 
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Sonntag, 12. September 2010 - 14:23:39
Ich habe etwa 70% des Buchs gelesen  (sehr lange Zugfahrt) -...

Dann hat er ja ein Ziel schon erreicht: Er hat ein Buch verkauft und Du hast Ihn mit dem Kauf somit zumindest indirekt finanziell Unterstützt.

Das Marketing ist für Sarazin ein Selbstläufer, die 1. Auflage bereits ausverkauft, die 2. auch bald...

Darum geht es ihm doch vorrangig. Verkaufen. Das hat er, sogar sehr gut. Hätte sich jemand ohne seine provokanten Thesen je für das Buch interressiert? Wohl kaum.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Sonntag, 12. September 2010 - 14:50:52
Ich habe etwa 70% des Buchs gelesen  (sehr lange Zugfahrt) -...

Dann hat er ja ein Ziel schon erreicht: Er hat ein Buch verkauft und Du hast Ihn mit dem Kauf somit zumindest indirekt finanziell Unterstützt.

Das Marketing ist für Sarazin ein Selbstläufer, die 1. Auflage bereits ausverkauft, die 2. auch bald...

Darum geht es ihm doch vorrangig. Verkaufen. Das hat er, sogar sehr gut. Hätte sich jemand ohne seine provokanten Thesen je für das Buch interressiert? Wohl kaum.
ich habe es gelesen, um mich nicht wieder dummerhaftig anpinkeln lassen zu müssen, ich hätte es nicht gelesen wenn ich ihn kritisiere. Nun weiß ich, ich werde immer dummerhaftig angepinkelt.
Und da ich leider auch oft auf diesen Staatssesselfurzer angesprochen werde, kann ich eine Stellungnahme kaum vermeiden.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Brilonius am Sonntag, 12. September 2010 - 18:03:47
Es war klar, daß Sarrazin niedergebrüllt wird – er riecht ja auch schon ein bißchen nach Schwefel! Und klar ist auch, daß wieder die bösen Medien schuld haben und natürlich nicht zu vergessen die dummerhaftigen Leute, die es richtig finden, daß endlich einmal in Deutschland jemand die volkswirtschaftlichen Betrachtungsweisen der Integrationspolitik beleuchtet. Die müssen ja dumm und verblödet sein! Und wie kommt es, dass so ein Sesselfurzer im öffentlichen Dienst Zeit hat, ein Buch zu schreiben? Und alimentiert wurde er auch noch. Und ich dachte immer, Angestellte bekämen ein Gehalt und keine Unterstützung.

Übrigens, die ganze Genkacke – vielleicht so zusammengefasst: wir importieren die Dummheit, finde ich genau so widerlich wie Ihr. Aber einiges aus seinem Buch gut finden, das darf man schon noch, ohne sich schämen zu müssen und  in die Tonne getreten zu werden – oder kommt dann wieder die große Plattmache?
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Sonntag, 12. September 2010 - 23:48:32
Es war klar, daß Sarrazin niedergebrüllt wird – er riecht ja auch schon ein bißchen nach Schwefel! Und klar ist auch, daß wieder die bösen Medien schuld haben und natürlich nicht zu vergessen die dummerhaftigen Leute, die es richtig finden, daß endlich einmal in Deutschland jemand die volkswirtschaftlichen Betrachtungsweisen der Integrationspolitik beleuchtet. Die müssen ja dumm und verblödet sein! Und wie kommt es, dass so ein Sesselfurzer im öffentlichen Dienst Zeit hat, ein Buch zu schreiben? Und alimentiert wurde er auch noch. Und ich dachte immer, Angestellte bekämen ein Gehalt und keine Unterstützung.

Übrigens, die ganze Genkacke – vielleicht so zusammengefasst: wir importieren die Dummheit, finde ich genau so widerlich wie Ihr. Aber einiges aus seinem Buch gut finden, das darf man schon noch, ohne sich schämen zu müssen und  in die Tonne getreten zu werden – oder kommt dann wieder die große Plattmache?

natürlich darfst du die Dinge sehen wie du willst.
Was die sogenannte Integrationspolitik angeht - was hat man den Ankömmlingen über Jahrzehnte geboten - dreckige schlecht bezahlte Arbeit , lausige Unterkünfte  - und viel Misstrauen und Ausbeutung. Ganz vergessen?
Und wenn wir über volkswirtschaftliche Daten reden - wer hat gerade 100erte Milliarden versenkt? Die sogenannte Elite.
Dass es massive <Probleme mit Migranten gibt ist unstrittig - das Thema wird aber bei Sarrazin verquirlt mit merkwürdigen Überlegungen zur zeugung und Intelligenz.
Er bedient die Ängste einer Mittelschicht, die um ihren Status bangt und der Unterschicht, die dankbar ist über jeden Angriff auf vermeintliche Feinde.
Schreib mal, was Du denn gut findest an seinen Theorien.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Montag, 13. September 2010 - 10:04:16
Nun weiß ich, ich werde immer dummerhaftig angepinkelt.

Das kenne ich auch zur Genüge.  ;D

Ich wollte Dich aber in diesem Fall nicht "anpinkeln", sondern den Mechanismus verdeutlichen, mit dem Sarrazin sein Buch verkauft. Und das ist schon nicht schlecht, so Marketingtechnisch gesehen...
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Montag, 13. September 2010 - 10:21:18
Nun weiß ich, ich werde immer dummerhaftig angepinkelt.

Das kenne ich auch zur Genüge.  ;D

Ich wollte Dich aber in diesem Fall nicht "anpinkeln", sondern den Mechanismus verdeutlichen, mit dem Sarrazin sein Buch verkauft. Und das ist schon nicht schlecht, so Marketingtechnisch gesehen...
klar kenne ich den Mechanismus -hier ging es mir darum, entgegen all den "Unterstützern" die treuherzig erklären, sein Buch nicht gelesen zu haben, aber seine Ansichten zu teilen und auch das Volk zu vertreten, in Kenntnis seines Elaborats antworten zu können. Eigentlich war das natürlich überflüssig, in Glaubensfragen zählen keine Fakten.
So habe ich dann mal das Profil eines Profilierungssüchtigen studieren können - wie geschrieben - immer im öffentlichen Dienst, durch seine Partei gefördert und in Posten geschoben, mit großer finanieller Sicherheit (10 000€ Pension/Monat) ausgestattet und ffenbar durch seine Tätigkeit nicht ausgelastet, hat er seit Jahren gerne mal gehetzt - stets "nach unten".
Er soll sich nich beklagen wenn er nun steifen Gegenwind erfährt - aber das gehört auch zu hm - dann auch noch die Diva spielen und pokern.
Und was seine Sympathisanen angeht - wer pauschal sympathisiert und sich in der Sache nicht informiert und argumentiert, der zeigt seine eigene Bedürftigkeit.
Bild immerhin, das führende nationale Hetzblatt, nimmt sich das Rcht, ihn auf den Thron zu setzen und dann auch anschließend zu meucheln. Eine schöne Gesellschaft ist das.
Derweil tobt die Tochter eines Faschisten, in Polen während der Besatzungszeit gezeugt, durch die Medien und beklagt die Kriegsvorbereitungen Polens und behauptet die Interessen der Vertrieben zu vertreten.
Wir benötigen dringend einen Bundespsychiater.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Montag, 13. September 2010 - 10:23:24
Es war klar, daß Sarrazin niedergebrüllt wird – er riecht ja auch schon ein bißchen nach Schwefel! Und klar ist auch, daß wieder die bösen Medien schuld haben und natürlich nicht zu vergessen die dummerhaftigen Leute, die es richtig finden, daß endlich einmal in Deutschland jemand die volkswirtschaftlichen Betrachtungsweisen der Integrationspolitik beleuchtet. Die müssen ja dumm und verblödet sein! Und wie kommt es, dass so ein Sesselfurzer im öffentlichen Dienst Zeit hat, ein Buch zu schreiben? Und alimentiert wurde er auch noch. Und ich dachte immer, Angestellte bekämen ein Gehalt und keine Unterstützung.

Übrigens, die ganze Genkacke – vielleicht so zusammengefasst: wir importieren die Dummheit, finde ich genau so widerlich wie Ihr. Aber einiges aus seinem Buch gut finden, das darf man schon noch, ohne sich schämen zu müssen und  in die Tonne getreten zu werden – oder kommt dann wieder die große Plattmache?

natürlich darfst du die Dinge sehen wie du willst.
Was die sogenannte Integrationspolitik angeht - was hat man den Ankömmlingen über Jahrzehnte geboten - dreckige schlecht bezahlte Arbeit , lausige Unterkünfte  - und viel Misstrauen und Ausbeutung. Ganz vergessen?
Und wenn wir über volkswirtschaftliche Daten reden - wer hat gerade 100erte Milliarden versenkt? Die sogenannte Elite.
Dass es massive <Probleme mit Migranten gibt ist unstrittig - das Thema wird aber bei Sarrazin verquirlt mit merkwürdigen Überlegungen zur zeugung und Intelligenz.
Er bedient die Ängste einer Mittelschicht, die um ihren Status bangt und der Unterschicht, die dankbar ist über jeden Angriff auf vermeintliche Feinde.
Schreib mal, was Du denn gut findest an seinen Theorien.

Ich denke, man muss sich einfach mal andere, klassische Einwanderungsländer ansehen.
Kern der Integration ist die Sprache. Andere Länder erwarten und verlangen von ihren Einwanderern einen Sprachkurs bevor eine Aufenthaltserlaubnis erteilt wird. Das finde ich richtig. Ohne Kommunikation keine Chance zur Integration.

Manch amerikanische Universität mit vielen Studenten aus unterschiedlichen Ländern haben festgestellt, dass die Volksgruppen meist unter sich bleiben, an den Kontaktpunkten jedoch vortrefflich zusammenarbeiten.

Warum gibt es ein "Chinatown", ein "French Quarter", "Klein Istanbul" etc? Warum sollten Einwanderer ihre kulturelle Identität aufgeben? Ich halte dies eher für eine Bereicherung unserer Kultur.

Jedoch muss eben an den Schnittstellen eine möglichst reibugslose Zusammenrabeit klappen. da ist es dann vielleicht besser Themen wir Religion auszuklammern und sich auf die professionelle Ebene zu begeben. Das zwanghafte Integrieren kann da nicht klappen.

Warum als Einwanderungsland nicht akzeptieren, dass die Einwanderer eine eigene Kultur mitbringen; verlangen kann man Sprachkenntnisse, Gesetzes- und Verfassungstreue.
Interessanterweise spricht ein Sigmar Gabriel nun auch von einer "deutschen Leitkultur". Vor nicht allzulanger Zeit wurden CDU-Politiker für diesen Ausdruck noch in die rechte Ecke gestellt. Da ist es schon ein Witze, dass der Begriff der "europäischen und deutschen Leitkultur" von einem syrischen Einwanderer geprägt wurde, Bassam Tibi.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: eilandhegel am Montag, 13. September 2010 - 10:47:43
Sarrazin bei Stuckrad-Barre:

Stuckrad-Barre erinnert mich in seinem krawallingen Interviewstil an Schlingensief, der früher mal bei RTL eine Late-Night Talkrunde hatte.

Faszinierend.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Montag, 13. September 2010 - 10:57:42
Genau, die FAZ am Sonntag bezog sich auch auf das Gespräch - zwei Narzissten im Duett(ll).
Sicher war auch Schlingensief ein solcher Selbstdarsteller - das ist eine Grundvoraussetzung für eine Karriere in den Medien.
Wer es sich ab und zu antut und Talkshows sieht, trifft auf einen Pool von ca. 50 Experten der Selbstvermarktung, die jedes Thema zu ihrem Thema machen - allen voran Paolo Pinkel.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Blubb am Montag, 13. September 2010 - 11:09:12
Sicherlich wird man in jedem Pamphlet irgendwo etwas finden, dem man irgendwie auch zustimmen würde, aber daraus kann ich bei Weitem nicht ableiten, dass ich Thilo Sarrazins Buch, welches ich ähnlich wie Capitano mal angelesen habe, gut finde oder für richtig halte, was dieser Mann da schreibt, zumal er auch vor dem Erscheinen seines Buches nicht durch Wohlwollen gegenüber muslimischen Migranten aufgefallen ist, sondern diese schlichtweg in dümmlichster Weise beleidigt hat.

Das Thema "Integrationspolitik" ist, wie ich bereits schieb, sehr viel komplexer als es Sarrazin glaubend machen will. Eine sinnvolle und gute Integrationspolitik wurde auch nicht erst seit gestern verschlafen, sondern schon vor 20, 30 Jahren. Man hat auch nicht nur ein bisschen verschlafen, sondern komplett auf voller Linie.

Man muss auch aufpassen, was man hier will, denn die Menschen müssen in die Gesellschaft sprachlich und allgemein teilhabend integriert sein, was nicht nur als einseitige Bewegung zu beschreiben ist, sondern als gegenseitige, da auch umfassende Angebote zur Integration angeboten werden müssen, aber auch gleichzeitig ihre kulturellen Eigenheiten bewahren dürfen. Alles andere ist Assimilation und in meinen Augen absolut fehlgeleitet und schlecht.
Und Unwille zur Integration kommt ja auch nicht von irgendwo her, sondern hat auch seine Ursachen, die ich nicht nur in der Kultur suchen würde, sondern auch im Linksliegenlassen seitens des Staates.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Montag, 13. September 2010 - 19:59:55
Und nun warte ich auf den Beitrag von Brilonius.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Katja am Montag, 13. September 2010 - 21:23:16
Und Unwille zur Integration kommt ja auch nicht von irgendwo her, sondern hat auch seine Ursachen, die ich nicht nur in der Kultur suchen würde, sondern auch im Linksliegenlassen seitens des Staates.

 Unwillen zur Integration - und Du siehst ihn auch, blubb? Sarrazin meint das auch ;)

Sooooo schnell kann man Dinge verdrehen...
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Dienstag, 14. September 2010 - 09:13:08
Und Unwille zur Integration kommt ja auch nicht von irgendwo her, sondern hat auch seine Ursachen, die ich nicht nur in der Kultur suchen würde, sondern auch im Linksliegenlassen seitens des Staates.

 Unwillen zur Integration - und Du siehst ihn auch, blubb? Sarrazin meint das auch ;)

Sooooo schnell kann man Dinge verdrehen...
So funktioniert Populismus. Aus dem Verhalten einer Gruppe wird gleich auf die Allgemeinheit hochgerechnet und die Rahmenbedingungen werden ausgeblendet.
Dazu gerade die heutige erste Seite der NR: Sprachkurse für Ausländer sind sehr nachgefragt, leider kein Geld mehr im Topf - zur selben Zeit meldet die HRE-Bank Bedarf für weitere 40 Milliarden Hilfe.
Ich habe mir gerade mal wieder in Dänemark angeschaut, wie Sprache gelernt werden kann - Dänisch ist von der Aussprache her eine sehr schwer  zu lernende Sprache. In Dänemark wird sehr viel Unterruicht angeboten und die Teilnahme gefordert.
Und da treffe ich dann überall wunderbar Dänisch sprechende Menschen aus aller Welt - stets eine Freude für mich und eine Überraschung wennn die Kassiererin im "Brugsen" offensichtlich Migrantin ist und herrlich Dänsch parliert.
Hier passiert passiert übrigens das, was auch außerhalb in der Diskussion läuft - Brilonius wirft das Thema in die Runde, erklärt, er habe das Buch nicht gelesen, bewundere aber wohl den Autor ob seines Muts udn Katja, ebenfalls Nichtleserin bemüht sich nun, das Thema doch noch inhaltlich zu retten. So läuft es, es werden Emotionen bedient und dankbar angenommen.
Populismus eben - Drees Wilder läßt grüßen.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Blubb am Dienstag, 14. September 2010 - 12:31:52
Und Unwille zur Integration kommt ja auch nicht von irgendwo her, sondern hat auch seine Ursachen, die ich nicht nur in der Kultur suchen würde, sondern auch im Linksliegenlassen seitens des Staates.

 Unwillen zur Integration - und Du siehst ihn auch, blubb? Sarrazin meint das auch ;)

Sooooo schnell kann man Dinge verdrehen...

Also in meinem Bekannten- bzw. Kollegenkreis kann ich das nicht sehen, aber das muss ja nicht repräsentativ sein. Es scheint diesen Unwillen aber zu geben, wohlgemerkt in einer kleinen Minderheit. Wobei ich nicht mal glaube, dass es ein echter Unwille ist, sondern eher eine Reaktion darauf wie man seit Jahren mit den Migranten, vor allem aus dem islamischen Kulturkreis, umgeht. Man beachtet sie nicht, woraus Frustation entsteht. Die überragende Mehrheit der Einwanderer will sich hier integrieren, nur wird ihnen dazu auf breiter Basis wenig Möglichkeit gegeben. Immer nur auf Einzelprojekte zu setzen ist nicht der richtige Weg.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: Brilonius am Mittwoch, 15. September 2010 - 19:58:58
Eure Gutmenschen – Argumente, sicherlich hübsch formuliert, flogen wie Pfeile auf mich zu. Deprimiert ob meiner eigenen Unzulänglichkeit und Schlichtheit duckte ich mich weg und verzog mich forumsmäßig in die unaufregende Rätsel- und Schachecke. Doch nun möchte ich noch etwas in der Sarrazin – Suppe  herumrühren, obwohl ich mich sicherlich einige Male wiederholen werde.
Ich gebe zu, ich habe gewagt, dieses Thema in die Runde zu werfen und war auch mindestens an einer Stelle populistisch (so breughel), ohne das Buch gelesen zu haben. Übrigens: mein Populismus zeigte keine Wirkung, entweder war  es war gar keiner oder es fehlt mir an Charisma, wahrscheinlich das Letztere.  ;D

Als 0%-Leser fühle ich mich ganz wohl und habe auch nicht vor, befördert zu werden. Für das Geld dieses verteufelten Buches bekomme ich die zwei mir noch fehlenden Bände der „Millennium-Trilogie“ des leider schon verstorbenen Stieg Larsson und zwar: „Verdammnis“ und „ Vergebung“. Eine gewisse Assoziation zu unserem Thema, finde ich. Und diese beiden Bücher lese ich in Dänemark während eines Urlaubes im November vor einem prasselnden Kaminfeuer nach einem Saunagang. Ist doch viel spannender und gemütlicher  als endlose Zahlenreihen und Tabellen nachzurechnen und sich womöglich noch in die Irre führen zu lassen. Und wenn ich dann morgens Brötchen kaufen werde, darf in meiner Bestellung, die ich gern mal in meinem holprigen Schlichtdänisch versuche, nicht die Zahl 7 – syn – vorkommen. Ich hab es einmal versucht, es misslang kläglich, die Verkäuferin sagte: „Das kann kein Deutscher und wird es auch niemals lernen“, dabei lächelte sie.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei den Prozentzahlen. Breughel ist Spitzenreiter mit 70%, Capitano und blubb haben einen Schnupperkurs belegt, bei den anderen weiß ich es nicht, vielleicht Tendenz gegen 0.
Als 0-Mann bin ich natürlich auf die bösen Medien angewiesen, die meist nur einzelne Zitate bringen. Ich versuche mal – alles natürlich ohne Gewähr – grob den Inhalt Sarrzins Buch wiederzugeben, so wie er sich mir darstellt:

Sarrazin beschreibt soziale Probleme, die Globalisierung der Wirtschaft und die Zukunft Deutschlands, die sich aus der Verflechtung von Geburtenrückgang und der aus seiner Sicht problematischen Zuwanderung ergibt. Er schließt aus Statistiken, daß Deutschland schrumpfe und immer dümmer und abhängig von Sozialtransfers wird. Außerdem beklagt er den Unwillen einiger muslimischen Einwanderer zur Integration, besonders in Ballungsgebieten.

Meine Bewertung: Das bisherige staatliche Zuwanderungskonzept ist gescheitert. Es gibt aber auch tlw. eine Integrationsverweigerung auf Seiten der Einwanderer, die sich in unserem Sozialsystem bequem einrichten, wie Sarrazin m.E. richtig erwähnt. Immerhin sind lt. Ausländerlagebericht 72%  der türkischen Zuwanderer im arbeitsfähigen Alter ohne Berufsabschluß. Dagegen halte ich: Ein echtes, vielfältiges Angebot zur Integration hat es aber auch kaum gegeben, z.B. wurden Sprachkurse aus Geldmangel gekürzt, die Probleme wurden bisher einfach verharmlost.
Ich glaube, Multikulti  im Großen gibt es nicht mehr, ich selbst möchte gern tolerant sein, jeder soll nach seiner Fasson selig werden, ich habe türkische, russische und kasachische Bekannte, Nachbarn, alles prima Leute, höflich, hilfsbereit. Warum funktioniert das nicht überall? Wahrscheinlich liegt es an einer wachsenden Islamfeindlichkeit, die Vorbehalte gegen den Islam sind nicht zu unterschätzen. Die Leute haben noch den 11. September im Kopf, werden jeden Tag mit Terroranschlägen, Hetztiraden und radikalen islamischen Ideen konfrontiert. Es gibt einige Gründe zum Mißtrauen und Gründe, Sarrazins Buch gut zu finden.
Sarrazin belegt seine Thesen mit Statistiken, Zahlenkolonnen und Tabellen. Diese Zahlen sind wohl von Wissenschaftlern und ehrenvollen Statistikern erstellt worden. Daran zweifele ich nicht. Doch Sarrazin zieht daraus einige falsche und verhängnisvolle Schlüsse und Scheinzusammenhänge, z.B. diesen: Arme sind überwiegend dumm und zeugen dumme Kinder, da Dumme mehr Kinder bekommen als Schlaue, verblödet Deutschland.
Abgesehen von diesem Mist zur Vererbungslehre und einiger menschenverachtender Aussagen spricht  Sarrazin auch unbequeme Wahrheiten an. Ihn einfach an den Pranger zu stellen, reicht nicht, die Politiker müssen schon die angesprochenen Mißstände sehen und versuchen, sie zu beseitigen. Und diese polemische, aufgeheizte Sprache hat es immerhin geschafft, daß Politiker aller Parteien auf einmal eine Debatte „ohne Tabus“ wünschen. Also waren da vorher Tabus.

 
Auf den 1. Blick spaltet dieses Buch, doch auf den 2. könnte es auch ein Ansporn sein, daß sich Moslems und Christen untereinander besser verstehen, daß sie es einfach m ü s s e n, denn im Zeitalter der Globalisierung sind die christliche und die islamische Welt untrennbar miteinander verbunden.
In dem Zwang zur Einsicht sehe ich den eigentlichen Sinn des Buches, gewissermaßen, wenn man so will, im höheren Sinn; wenn Ihr versteht, was ich meine, ich kann es einfach nicht anders ausdrücken

Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: breughel am Mittwoch, 15. September 2010 - 20:01:20
Puh, das ist Schwerarbeit und eher eine persönlich, philosphische Ausarbeitung.
Ich danke Dir für deine Stellungnahme - allemal eine persönlicher Anstrengung und differenzierter als erhofft.
Titel: Re: Sarrazin - Provokateur oder Kolporteur?
Beitrag von: ToRü | ToРуз am Donnerstag, 16. September 2010 - 09:50:17
Toller Beitrag, Brilonius!

Die Leute, die Sarrazin verurteilen haben sich über das, wie er schreibt und argumentiert, ausgelassen, aber das was er schreibt nicht verstehen wollen, weil es unbequem ist.