Autor Thema: Bankier, Banker, Bankster  (Gelesen 2303 mal)

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Offline Brilonius

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Bankier, Banker, Bankster
« am: Dienstag, 15. Dezember 2009 - 18:57:07 »
Man kann nicht nur Adjektive und einige wenige Adverbien steigern, sondern neuerdings auch Substantive,  allerdings handelt es sich um eine Negativ-Steigerung: Bankier, Banker, Bankster.
Aber genug der Grammatik, ein langweiliges Regelwerk, das eigentlich auf jedermann einschläfernd wirkt, aber in diesem speziellen Fall bin ich verbittert und irgendwie fühle ich mich hilflos.

Auslöser meiner schlechten Laune sind wieder einmal die Landesbanken. Anstatt die Wirtschaft im Lande zu fördern, spielten sie (und spielen wieder) mit dem Geld ihrer Kunden Roulett auf dem Weltkapitalmarkt. Natürlich muß das schiefgehen, aber was soll’s: Schnell wird eine Bad Bank gegründet (in diesen Tagen die WestLB), giftige Wertpapiere werden ausgelagert, die Bilanz wird gebohnert, das Risiko trägt ja der Staat.

Gierige Manager beherrschen die Schlagzeilen der Nachrichten, völlig losgelöst von sozialer Verantwortung, ohne Schamgefühl, ohne jegliche Moral.
Sie ruinierten, ohne mit der Wimper zu zucken, die gesamte Weltwirtschaft, kippen uns den Müll vor die Tür und greifen dem Staat in die Tasche.

Die smarten Investmentbanker gehen ja kein Risiko ein. Bei einem Wettgewinn streichen sie bis zu 50% des Gewinns ein, bei Verlust bekommen eben die Aktionäre die Probleme und noch schlimmer, die Steuerzahler.

Jetzt ist der Ruf der Banken und der Manager im Eimer. Aber was nützt uns das? Die Boni werden trotzdem ausgezahlt, sie wurden ja vertraglich zugesichert – so lautet es.

Der Volkszorn hat nichts mit Neid zu tun. Die Leute haben ein feines Gespür für die Ungerechtigkeit, Dummheit mit Steuergeldern zu belohnen, während sie selbst Einbußen erleiden oder sogar entlassen werden. Große Vermögen müßten  auch dem Gesamtwohl, nicht nur dem Eigennutz dienen. Aber die hierfür erforderlichen Gesetze bekommen wir mit unseren Abgeordneten nicht hin, da sie von einer Lobby beeinflußt werden.

Und wir stehen da und staunen. Keiner tut etwas. Wir müßten uns zusammenrotten und rebellieren. Bei dieser Abzockermentalität wünsche ich mir eine Radikaldemokratie, die solchen Auswüchsen Einhalt gebieten könnte. Wohlgemerkt, eine andere Demokratieform, keine Radikalisierung der Massen, das wäre nämlich eine gute Zeit für Demagogen, die hatten wir schon einmal. Und die Bankster und Manager hätten sich schon eh ins sonnige Ausland abgesetzt, in ihre Burgen, Schlösser und 1000-qm-Villen und wedelten mit 500-€-Scheinen uns höhnisch zu.


swetlana

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Re: Bankier, Banker, Bankster
« Antwort #1 am: Dienstag, 15. Dezember 2009 - 23:52:53 »
Lieber Brilonius,

bin völlig d´accord mit dir.
Aber was stellst du dir unter "Radikaldemokratie" vor?

swetlana

Martin100

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Re: Bankier, Banker, Bankster
« Antwort #2 am: Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 06:39:32 »
Hallo,


Die smarten Investmentbanker gehen ja kein Risiko ein. Bei einem Wettgewinn streichen sie bis zu 50% des Gewinns ein, bei Verlust bekommen eben die Aktionäre die Probleme und noch schlimmer, die Steuerzahler.

Die Banken müssen für Zahlungen und Bürgschaften aus dem Rettungsfond für Banken und Unternehmen
Zinsen und Gebühren zahlen.

Laut Spiegel 50/2009 S.101 macht dieser Fond zur Zeit Gewinn.

Ausfall in diesem Jahr war eine Bürgschaft unter zwei Millionen Euro. (Millionen nicht Milliarden, wird in
den Zeitungen in letzter Zeit ja immer öfter verwechselt.)

Gruß Martin

Offline Brilonius

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Re: Bankier, Banker, Bankster
« Antwort #3 am: Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 14:49:50 »
Zitat
Aber was stellst du dir unter "Radikaldemokratie" vor?

@ swetlana

Die Radikaldemokratie ist eine Form der Demokratie, in der uns nicht mehr die Abgeordneten vertreten, sondern die Macht unmittelbar vom Volk ausgeübt wird.

Unternehmensentscheidungen – in diesem Fall der Banken - die nur darauf abzielen, die Gier der Entscheidungsträger zu befriedigen, wären bei dieser Herrschaftsform nicht möglich.

Doch ich gebe zu, ohne Repräsentanten auszukommen ist wohl nicht möglich. Jede Entscheidung – ob trivial oder lebenswichtig – müßte über Volksentscheide getroffen werden. Also rein technisch bei uns leider unmöglich.
Doch dem Argument: „ Das Volk ist zu blöd, gute Politik zu machen“ halte ich entgegen: „ Warum sollte es dann aber so gescheit sein, um passable Politiker zu wählen?“

Martin100

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Re: Bankier, Banker, Bankster
« Antwort #4 am: Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 17:29:54 »
Hallo,

Doch ich gebe zu, ohne Repräsentanten auszukommen ist wohl nicht möglich. Jede Entscheidung – ob trivial oder lebenswichtig – müßte über Volksentscheide getroffen werden. Also rein technisch bei uns leider unmöglich.

Wieso unmöglich? Nächstes Jahr wird in Hamburg über die Schulreform abgestimmt.

Aber dort wurde auch gegen die Krankenhausverkäufe gestimmt.....

Gruß Martin

Offline Brilonius

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Re: Bankier, Banker, Bankster
« Antwort #5 am: Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 20:11:54 »
Zitat
Wieso unmöglich? Nächstes Jahr wird in Hamburg über die Schulreform abgestimmt.

Aber dort wurde auch gegen die Krankenhausverkäufe gestimmt.....

Mich interessieren in diesem Zusammenhang nur die Bundesgesetze. Und auf Bundesebene gibt es für die Bürger in Deutschland keine Möglichkeit einen Volksentscheid zu initiieren.