Autor Thema: Studentenproteste in Deutschland  (Gelesen 1424 mal)

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Blubb

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Studentenproteste in Deutschland
« am: Samstag, 14. November 2009 - 22:57:28 »
Dieser Tage geht an den deutschen Universitäten ganz schon die Post. Hörsäle und Uni-Gebäude werden werden besetzt, Vorlesungen werden gestürmt, auf dem Campus und auch in den Innenstädten der Universitätsstädte wird demonstriert. Wre es noch nicht mitbekommmen hat, kann hier nachlesen. Damit wird das fortgesetzt, was im Sommer mit den Bildungsstreiks begann. Am Dienstag soll es nun zu bundesweiten Protesten kommen.
Vordergründig geht es um die (schlechte) Umsetzung der BA/MA-Studiengänge, die Studiengebühren, sowie die damit zusammenhängenden öffentliche Unterfinanzierung der Hochschulen und auch die Verdrängung der Geisteswissenschaften zugunsten "profitablerer" Studiengänge, wie z.B. BWL, VWL oder ebenso Jura und Medizin und die starken Restriktionen des Zuganges zu Master-Studiengängen. Im Zusammenhang mit Vorletztem steht auch die immer stärker werdende Abhängigkeit von Drittmitteln.
Vermischt werden die Proteste immer wieder mit - teilweise sehr extremer - Kapitalismuskritik, Ablehnung des sogenannten Neoliberalismus (Was immer dies sein mag), aber auch mit der Frage, was ein Studium prinzipiell erreichen soll. Geht es allein um die Ausbildung junger Menschen oder daneben auch um die Entwicklung frei denkender Menschen. Letzteres wird ja angeblich durch die Einführung der BA/MA-Studiengänge und die hier fortschreitende Verschulung der universitären Ausbildung verhindert.

Festzustellen bleibt aber, dass an den deutschen Universitäten so einiges im Argen liegt, selbst wenn man den zweiten Teil der Kritik seitens der Protestierenden nicht teilen mag.
« Letzte Änderung: Samstag, 14. November 2009 - 23:02:06 von Blubb »

breughel

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Re: Studentenproteste in Deutschland
« Antwort #1 am: Sonntag, 15. November 2009 - 09:48:39 »
Wenn es dem Staat möglich ist, mehrere Hundert Miliarden für notleidende Banken bereit zu stellen und dann bekannt wird, wie Banker sich bedient haben und weiter bedienen mit Boni, eigenem Schiff (HSH-Nordbank) , riesigen Abfindungen und Dienstwagen, ohne dass sie zur Rechenschaft für dieses von ihnen angerichetete Desaster gezogen werden, dann ist der Frust der Studenten verständlich.
Studiengebühren in größer Höhe, Verschulung des Curriculums, völlig überfüllte Räume, fehlende Vermittlung der sogenannten Studienreform. Sogar Frau Schavan, die nicht viel Gutes angerührt hat, hat Verständnis.
Von Chancengleichheit kann keine Rede sein. Dafür sorgen Gebühren und mangelndes Angebot an Jobs. Und es trifft wieder die, die sowieso nicht mit dem Scheckbuch an die Uni kommen.
Hier ist der Protest noch moderat und begann spät. In Frankreich flogen die Fetzen.


Blubb

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Re: Studentenproteste in Deutschland
« Antwort #2 am: Sonntag, 22. November 2009 - 23:45:07 »
Vollkommen richtig, breughel.

Seitens der Politik sollte man sich mal fragen, was man an den Unis überhaupt will. Geht es bei einem Studium rein um die Arbeitsmarktkonformität oder möchte man selbstständig denkende Menschen ausbilden, die möglichst schnell auch einen guten Job finden? Die mit BA/MA-Studiengängen einhergehende Verschulung des Studiums verhindert - auch durch die enorme zeitliche Straffung - eben genau das. Es geht eigentlich nur noch darum, wie bei einer Stopfgans, dem Studenten einen Trichter einzustecken und das Wissen dort einzufüllen.

Das Problem bei den Protesten ist aber, dass es dort auch noch um andere Dinge geht, die nicht alle Studenten teilen. Die radikale Kapitalismuskritik und anderes ultralinkes Gedankengut sprechen nicht alle Studenten an, die die Kritik am Bologna-Prozess teilen. Hier wird der Protest verwischt. Das führt dazu, dass ein nicht geringer Teil der Studenten die Proteste ablehnt, was auch dadurch noch verstärkt wird, dass seitens der Protestierenden wenig Kompromissbereitschaft vorhanden ist. Auch sind nicht alle Studenten gegen Studiengebühren.

Ändern muss sich aber in jedem Fall etwas. Die BA/MA-Studiengänge könnten zeitlich verlängert werden und der Zugang zum Master erleichtert werden, vor allem vor dem Hintergrund, dass er Bachelor auf dem Arbeitsmarkt nur eine geringe Wertigkeit besitzt.