Autor Thema: Maritime Weltreisen  (Gelesen 4234 mal)

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Capitano

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Re: Maritime Weltreisen
« Antwort #15 am: Freitag, 11. Dezember 2009 - 22:53:34 »
Ein seltamer Bote erschien und verlas vor versammelter Mannschaft eine Botschaft.

Die Worte Tritons:

Oh ihr verlausten, verdreckten, affenähnlichen Gestalten,
verdorben vom Scheitel bis zur Sohle, stinkendes Pack der nördlichen Halbkugel!

Auf die Knie mit euch und küsst das Deck!

Hochverehrter NEPTUN!

Herrscher über alle Meere, Seen, Teiche, Tümpel, Pfützen und anderer feuchter Löcher.

Werte wackere Seefahrer auf dem im Sturm und Unwetter erprobten, NEPTUN wohlbekannten Motorschiff "WIKING BULKER“!

Morgen wird sich der große NEPTUN mitsamt seinem erlauchten Gefolge hier an Bord einfinden, um einer seit uralten Zeiten bestehenden Zeremonie beizuwohnen.

NEPTUN, großer Beherrscher eines  unermesslichen Reiches, allgegenwärtig, allwissend, von unermesslicher Gnade, und wenn es sein muss, gnadenlos und fürchterlich gegen unbotmäßige und aufmüpfige, wird hier auf der MS "WIKING BULKER" weilen um höchstpersönlich die Einhaltung und Ausführung der Gesetze seines Reiches zu überwachen und dem bevorstehenden Taufakt seinen allergnädigsten Segen erteilen,.....oder auch nicht.

Ihr unwürdigen, seid euch der Ehre bewusst, dass ihr vor NEPTUN eure vermanschten und stinkenden Kadaver beugen dürft. Ihr, die es bis jetzt nicht nötig gehalten habt, dem großen NEPTUN gebührend zu huldigen, aber gewagt habt, seine Gewässer mit euren mit Gonokokken verseuchten "Pinseln" zu betreten. Dafür sollt ihr Lumpenhunde den gerechten Zorn NEPTUNS zu spüren bekommen.

Ihr, im Dreck lebenden Würmer, die ihr gedacht habt, eure morschen Leiber im reiche NEPTUNS mästen zu können, euer Hirn immer schön mit Alkohol zu tränken und harter Seemannsarbeit aus dem Wege zu gehen, seid an der Tür zu NEPTUNS südlichem Reich angekommen.

Für euch schlägt die Stunde der Wahrheit, des Erkennens, der Reue, der Demütigung.

Ihr verlausten Galgenvögel habt euch in den letzten Tagen ein stattliches Sündenkonto zugelegt. Dafür soll euch Läuterung widerfahren und ein gerechter Lohn zuteil werden.

NEPTUN und sein Gefolge können es nicht zulassen, das ihr miesen Halunken und Tagediebe sein Reich südlich des Äquators ohne gründlicher Reinigung befahrt.

NEPTUN gibt euch in seiner unendlichen Barmherzigkeit deshalb die letzte Chance eure stinkenden Felle zu retten.

Wollt ihr diesen Zipfel seiner Gnade ergreifen, so antwortet mir laut und vernehmlich:

Ja - wir wollen.
 
So sperrt gefälligst eure dreckigen Löffel auf und lauschet andächtig dem geistigen Orgasmus, den NEPTUN in mühevoller Kleinarbeit seinem Gehirnkasten abgequält hat.

Ihr langhaarigen Hurenböcke legt hier vor dem großen NEPTUN und seiner Frau Thetis, vor NEPTUNS Gefolge und allen würdigen Seefahrern folgendes heilige Gelübde ab.

Wollt ihr, NEPTUN den Beherrscher aller Ozeane, Meere, Seen, Teiche, Tümpel und weiterer feuchter Löcher als euren  Gott anerkennen, ihm treu und redlich dienen, seinen Namen in Ehren halten und seine Gebote stets achten, so antwortet mir:

Ja, das geloben wir.

Wollt ihr euch dem heiligen Ritus der Äquatortaufe unterziehen um fortan mit neuen, reinen und unbefleckten Namen ein würdiges leben unter NEPTUNS Oberhoheit zu führen, so antwortet mir:

Ja, das geloben wir.

Wollt ihr, nachdem ihr vom Unrat der nördlichen Halbkugel gesäubert seid, die widerlichen Reste derselben von Deck entfernen, so antwortet mir:

Ja, das geloben wir.
 
Wollt ihr, die zur Säuberung eurer übelriechender Rektalkörper notwendigen Utensilien reinigen und voll funktionsfähig an den großen NEPTUN zurückgeben, so antwortet mir:

Ja, das geloben wir.

Nun denn, ihr jämmerlichen Kreaturen, wir haben eure Worte  und Gewinsel vernommen. Bevor wir euch unserem geschulten Personal übergeben, die sich in langjähriger Praxis ein dem höchsten Wasserstand entsprechendes wissen angeeignet haben, müsst ihr krummbeinigen Dackel noch laut und vernehmlich von euch geben:

Sprecht mir nach:

Wir nehmen an der Äquatortaufe freiwillig teil.
Wir sind von niemanden dazu gezwungen worden.
Wir haben von keiner fremden Macht Dollar noch Rubel noch Rupies für unsere Teilnahme erhalten.
Wir schwören es auf den Tintenfisch.
 
Schert euch zurück in euren Schweinestall und bereitet eure verkleisterten Seelen auf eine gründliche und peinliche Reinigung vor.

Bedenkt, dass es NEPTUN und seinem Gefolge nur dann möglich ist, eure entgleisten Gesichtszüge zu ertragen, wenn wir durch reichliche spenden von Feuerwasser unsere sämtlichen Sinne einschläfern können.
 
Seid ihr Galgenvögel und Taschendiebe geizig und knickrig so werden unsere Barbiere, Medikusse, Henker und Trabanten euch liebevolle Spezialbehandlungen angedeihen lassen, so dass ihr in einer nach unseren Vorstellungen entsprechenden Verfassung in eine neue Welt südlich das Äquators eintreten werdet, und das Kreuz des Süden sehen könnt.


Treiber! Hinfort mit dem Geschmeiß...


swetlana

  • Gast
Re: Maritime Weltreisen
« Antwort #16 am: Samstag, 12. Dezember 2009 - 00:49:06 »
WOW!

Das soll uns Ungläubigen wohl sagen:
HABT RESPEKT VOR DER SEE....

(Das war jetzt so mein erstes Gefühl...)

swetlana

Capitano

  • Gast
Re: Maritime Weltreisen
« Antwort #17 am: Samstag, 12. Dezember 2009 - 16:21:34 »
Triton der Bote Neptuns war der Auftakt zu einer alten seemännischen Tradition. Das Ritual der Äquatortaufe.

Wir waren damals 36 Mann Besatzung und auf der Reise von Hamburg hach Südafrika. 11 von uns waren noch nicht getauft und ich war einer von ihnen.
Die Janmaaten hatten schon am Beginn der Reise getuschelt und heimlich zusammen gesessen und alles geplant. Nun war es soweit. Uns war recht mulmig zumute, nicht ganz zu Unrecht. Die Nacht war kurz. Die Häscher Neptuns fingen einen nach dem anderen ein und sperrten uns in die Farbenlast ein. Dieser kleine Raum im Kabelgatt achtern war dunkel und stank entsetzlich nach - ich will es gar nicht so genau wissen.

Dann wurden wir nach und nach einzeln herausgeholt und zur Taufe geführt



Das hohe Paar Neptun und Thetis hatte sich am Pool eingerichtet, daneben einige aus dem Gefolge, der Astrologe und der Friseur




Erste Station war der Astrologe. Der hatte ein besonderes Fernglas mit einer recht konzentrierten Salzlake drin. Dadurch konnte man den Äquator sehen.



Dann zum Pastor. Dieser hielt eine Taufrede in der man auf Übelste beschimpft wurde und das eine oder andere rohe Ei  an den Kopf bekam. Und dann wurde der Taufname verkündet. Jeder Täufling erhielt einen Fischnamen, Steinbutt, Aal, Weißfisch oder Guppi, um nur einige zu nennen.



Weiter zum Barbier und zu Dr. Schmerz, dem Medikus.







Dann der Kniefall vor Neptun und Thetis, letztere mochte es wenn man ihr die Füße küsste, die man vorher schön mit Staufferfett eingeschmiert hatte.



Und dann wurde es echt hart. Im Pool warteten die kräftigsten Häscher, um zu taufen. Da kam man nur wieder raus wenn man eine angemessene Menge an Kisten Bier bot.



 

Und an diesem Schwergutmatrosen kam man nicht vorbei.



Aber die Tortur hatte danach dann auch ein Ende.



Jeder, der das überstand bekam dann seine Taufurkunde. Dieses Dokument war fast so wichtig wie das Seefahrtsbuch, denn wer keine hatte, war beim nächsten Mal wieder dran.




Der eine oder andere wird vielleicht entsetzt sein, weil solche Rituale menschenunwürdig sind. Wir haben aber stattdessen Abends eine Grillparty gefeiert und das gebotene Bier seiner Bestimmung zugeführt. Und alles war gut. Und nach über 30 Jahren erinnert man sich gerne daran.

swetlana

  • Gast
Re: Maritime Weltreisen
« Antwort #18 am: Samstag, 12. Dezember 2009 - 16:40:29 »
Capitano! Danke für deine lebhafte Schilderung und die Bilder. Sehr interessant!
Aber ein bisschen mulmig war dir schon, oder?

swetlana

Johomo

  • Gast
Re: Maritime Weltreisen
« Antwort #19 am: Samstag, 12. Dezember 2009 - 16:48:20 »
Kleine Anmerkung: Ich war nicht der Schwergutmatrose!

Offline Slartibartfass

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Re: Maritime Weltreisen
« Antwort #20 am: Samstag, 12. Dezember 2009 - 16:50:00 »
Kleine Anmerkung: Ich war nicht der Schwergutmatrose!
Die Frage stand ja schon im Raum. :)
Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.