Autor Thema: Professoren und deren Hartz-Berechnung  (Gelesen 5823 mal)

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Alex

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Professoren und deren Hartz-Berechnung
« am: Donnerstag, 04. September 2008 - 21:25:10 »
Unglaublich, was manche Leute so errechnen.  >:(

Essen von Aldi, Schuhe vom Resteladen, Möbel aus dem Billig-Shop: Dieses Niveau reicht Arbeitslosen zur Sicherung des Existenzminimums – meinen zwei Forscher aus Chemnitz. Den gültigen Hartz-IV-Satz von 351 Euro finden die Experten zu hoch. Vertreter der Arbeitslosen sind empört.

Zwei Chemnitzer Wirtschaftsforscher sorgen für Aufsehen. Sie haben berechnet, wie hoch die soziale Mindestsicherung in Deutschland sein muss. Auf der Basis eines Warenkorbs errechneten sie den Bedarf von Arbeitslosen sehr viel niedriger als den Regelsatz nach Hartz IV, der in Deutschland zurzeit 351 Euro pro Person monatlich beträgt.

Friedrich Thießen, Professor für Finanzen an der Technischen Universität Chemnitz, und sein Kollege Christian Fischer halten laut ihrer Studie dagegen 132 Euro Arbeitslosengeld II im Monat für das Minimum einer Existenzsicherung. Infrage stellen die beiden Wissenschaftler die Berechnung der geltenden Hartz-IV-Sätze. „Tatsächlich erhalten die Sozialleistungsempfänger aber mehr als das Existenzminimum, nämlich einen Lebensstandard, der sich an dem der arbeitenden Bevölkerung orientiert“, schreiben Thießen und Fischer.

Das heißt im billigsten Fall: Essen holen bei Aldi, gelegentlich Kleidung und Schuhe aus dem Restpostenladen oder bei Billigketten, seltener Möbel aus dem Ein-Euro-Laden oder dem Baumarkt. Für Freizeit, Unterhaltung und den Besuch von Kultur gestehen die Forscher Arbeitslosen gerade einen Euro pro Monat zu. Geld für Zigaretten, Bier und Schnaps sollen sie nicht mehr vom Staat bekommen.

Die Finanzexperten ermitteln außerdem einen Bedarf im Maximumfall und nehmen dafür Preise aus Supermärkten, Kaufhäusern und Fachgeschäften zur Grundlage. Auch dabei kommt die Studie mit 278 Euro monatlich auf einen Betrag, der unter dem heutigen Hartz-IV-Standard liegt – nicht eingerechnet Wohnungskosten, die beim ALG II zusätzlich erstattet werden.

Das Fazit: Die Sozialleistungen in bisheriger Höhe halten die Forscher für ungerechtfertigt. Sie fordern eine Debatte in Deutschland über die Höhe der Regelsätze. Insbesondere stellen sie den Begriff „kulturelles Existenzminimum“ infrage. Dieser definiert den Finanzwissenschaftlern zufolge mehr Bedürfnisse, als nötig wären – wie die Teilhabe an Kulturgenüssen. Dafür muss der Staat, so die These, den Arbeitslosen kein Geld bereitstellen.

In den vergangenen Monaten ist die Debatte häufig anders herum geführt worden. Arbeitslosenverbände haben kritisiert, dass der Hartz-IV-Satz nicht zum Leben ausreicht. Sie führen an, dass sich viele Erwerbslose extra Ausgaben wie für gelegentliche Kinobesuche längst nicht mehr leisten können. Anschaffungen wie die Erstausstattung eines Kindes zur Einschulung reißen dann ein Loch in die Haushaltskasse.

Gewerkschafter haben deshalb einen höheren Regelsatz von 420 Euro ins Gespräch gebracht. Andere Politiker, darunter der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin, rechneten dagegen öffentlich vor, dass Hartz IV völlig ausreichend sei. So veröffentlichte Sarrazin seinen viel diskutierten Hartz-IV-Speiseplan und empfahl jüngst ärmeren Menschen angesichts steigender Energiepreise, im Winter eben öfter mal einen dicken Pullover in der schlechter beheizten Wohnung überzustreifen.

Quelle Welt

Muckel

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #1 am: Donnerstag, 04. September 2008 - 21:33:34 »
Unglaublich, was manche Leute so errechnen.  >:(

Vor allem ... die Studie wurde aus Steuergeldern finanziert  ;).


Hülle

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #2 am: Donnerstag, 04. September 2008 - 21:42:27 »
Dann soll Sarrazin doch mal 2 Monate mit seinen laufenden kosten und mit Hartz 4 auskommen,dann kann er mal sehen wie es reicht....

saab

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #3 am: Donnerstag, 04. September 2008 - 22:00:09 »
Unglaublich, was manche Leute so errechnen.  >:(

Vor allem ... die Studie wurde aus Steuergeldern finanziert  ;).



            Fenster auf und raus mit solchem Pack !

Katja

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #4 am: Donnerstag, 04. September 2008 - 22:30:40 »
Sind 351 Euro realistisch?
Was muß davon bestritten werden?

Hülle

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #5 am: Donnerstag, 04. September 2008 - 22:34:57 »
Sind 351 Euro realistisch?
Was muß davon bestritten werden?

Strom
Essen
Trinken
Medikamente
Versicherungen
Putzmittel
Waschmittel..............

saab

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #6 am: Donnerstag, 04. September 2008 - 23:25:31 »
Sind 351 Euro realistisch?
Was muß davon bestritten werden?


           ein Ehepaar , pro Nase 316,.€ !

wassolls

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #7 am: Freitag, 05. September 2008 - 00:08:35 »
Wasser predigen, Wein trinken.

Komisch das solche Parolen immer von Besserverdienern kommen.
Leute die nicht mehr realistisch sind.
Allerdings sollte man was gegen den Missbrauch von Hartz 4 unternehmen.

Albrecht

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Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #8 am: Freitag, 05. September 2008 - 19:07:56 »
Allerdings sollte man was gegen den Missbrauch von Hartz 4 unternehmen.

Das wird schon mehr als genug getan!

Welchen Schaden richten eigentlich DAX-Vorstände durch ihr asoziales (teilweise kriminelles) Verhalten an ???

Robin

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #9 am: Freitag, 05. September 2008 - 20:08:25 »
Sind 351 Euro realistisch?
Was muß davon bestritten werden?

Strom
Essen
Trinken
Medikamente
Versicherungen
Putzmittel
Waschmittel..............

Schulmaterial
evtl. Klassenfahrten

und Ansparen sollen die "Kunden" auch. Den im Gegensatz zur früheren Sozialhilfe gibt es keinen Zuschuß für "neue" Gebrauchtgeräte, falls z.B. mal der Kühlschrank seinen Geist aufgibt.

Dafür kann man sich von der GEZ freistellen lassen. Ob es allerdings noch die früheren Telefonsozialtarife gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Offline Das Zauberlicht

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Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #10 am: Freitag, 05. September 2008 - 21:50:12 »
Zitat
Anschaffungen wie die Erstausstattung eines Kindes zur Einschulung reißen dann ein Loch in die Haushaltskasse.
Dafür gibt es bis zu 800€ extra, habe ich gerade gelesen.

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Nach den bisherigen Äußerungen klingt das jetzt vermutlich gemein, aber die Berechnungen stimmen tatsächlich!

Wenn man den Betrag des errechneten "Existenz"-Minimums tatsächlich zur Verfügung hat, kann man davon angenehm leben, auch ohne nur billigste und gebrauchte Sachen zu kaufen. Bei knapp 311€/Pers. (Regelsatz in GÖ für nicht alleinlebende Personen über 18 Jahren) kann man vielleicht nicht ständig verreisen, kein Auto fahren und nur selten mal essen gehen, aber man kann leben, ohne sich arm zu fühlen oder jeden Pfennig umzudrehen! Wenn man Lust dazu hat, ist auch immer mal wieder ein neues Kleidungsstück (ohne Notwendigkeit) oder ein Buch drin, oder eben ein Kinobesuch.

Es mag ja sein, daß einige noch weitere Dinge für absolut notwendig halten, aber gut existieren kann man mit weniger als dem, was Existenzminimum heißt. (meine eigene Erfahrung)
das wär's gewesen...

saab

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Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #11 am: Freitag, 05. September 2008 - 22:10:21 »

         Hallo Zauberlicht,

         Das bezweifle ich absolut !

         und es ist auch nicht einzusehen, das ein Mensch, der nach
         30, oder 40 Jahren Berufsleben arbeitslos wird, immer eingezahlt
         hat, nach einem Jahr ALG 1 in die Armut entlassen wird !

         Und die Berechnungen dieser Schwachköpfe " 132.-€ " im Monat
         würdest Du Dich da nicht bestraft fühlen ?

         Wo bleibt da die Solidarität der Gemeinschaft ?

          Es ist eine ungeheure Kaltschnäuzigkeit dieser flachköpfigen
          Sesselpuper !!

          ( und ich halte mich noch zurück, so eben grade !)
« Letzte Änderung: Freitag, 05. September 2008 - 22:12:32 von saab »

Robin

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #12 am: Samstag, 06. September 2008 - 01:48:29 »

         Hallo Zauberlicht,

         Das bezweifle ich absolut !

         und es ist auch nicht einzusehen, das ein Mensch, der nach
         30, oder 40 Jahren Berufsleben arbeitslos wird, immer eingezahlt
         hat, nach einem Jahr ALG 1 in die Armut entlassen wird !
         Und die Berechnungen dieser Schwachköpfe " 132.-€ " im Monat
         würdest Du Dich da nicht bestraft fühlen ?

         Wo bleibt da die Solidarität der Gemeinschaft ?

          Es ist eine ungeheure Kaltschnäuzigkeit dieser flachköpfigen
          Sesselpuper !!

          ( und ich halte mich noch zurück, so eben grade !)

Das sehe ich genauso.

Ich verfolge gerade eine Diskussion zu diesem Thema auf Spiegel Online. Da gibt es viele extreme Äußerungen nach dem Muster "Ich muss hart arbeiten, damit DIE sich auf die Faule Haut legen können und ihr Leben in vollen Zügen genießen".

Ich habe über den sozialen Hintergrund der  Schreiber keine Ahnung. Aber vielleicht sollten sie einmal versuchen mit dem Geld einen Monat auszukommen.

Worüber ich nie etwas gelesen habe: Wie lief das denn vorher?

Es gab Sozialhilfeempfänger (durch Steuern finanziert) und es gab auch Arbeitslosenhilfeempfänger (auch steuerfinanziert). Letztere haben allerdings nach ALG I Arbeitslosenhilfe zu einem bestimmten Prozentsatz (57 % verheiratet, 53 % ledig), abhängig vom letzten Lohn, bekommen (und das bis zur Rente!). Das war eine Art von Besitzstandswahrung. Wer vorher viel verdient hat, bekam auch "viel" Arbeitslosenhilfe. Wer vorher wenig verdient hat, bekam entsprechend weniger. Wenn das zum Lebensunterhalt nicht ausreichte, musste man sich den Rest vom Sozialamt holen.

Damals haben sich nur sehr wenige Leute über diese durch Steuern finanzierte Alimentation der Arbeitslosen aufgeregt. Warum ist das heute so?

Meiner Meinung nach sind das die Medien, die regelrechte Kampagnen gegen ALG 2 Bezieher durchführen. Aber wer kommt auf die Idee/steuert das? Ich weiß es nicht, habe aber meine Vermutungen...

Es ist schon ein Hammer, das gerade ältere Arbeitnehmer, die nach einem langen Berufsleben betriebsbedingt ausscheiden müssen, und dann nach einem Jahr ergebnisloser Jobsuche auf Sozialhilfeniveau landen (Das wäre denen mit Arbeitslosenhilfe nicht passiert). Und das gerade ehemalige Arbeitnehmer, auch in gehobenen Positionen, ab dem Alter es nicht mehr so leicht haben einen neuen Job zu bekommen, ist wohl mittlerweile bekannt.

Trotzdem scheint in diesem Fall "Hartz IV" viel teurer zu sein als die alte Regelung.
Entwickelt wurde die ganze Sache, um mehr Leute in Arbeit zu bringen. Und um eben auch die arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger, auch mit Zwangsmassnamen, in Arbeit zu bringen.

Die, die früher schon nicht arbeiten wollten, werden dies auch in Zukunft nicht tun, oder zumindest nur kurzzeitig. Für die anderen, die arbeiten wollen, aber nichts finden, ist ALG II eine Zumutung!

Des weiteren drückt ALGII die Löhne. Da jede angebotene Arbeit von einem ALG II Empfänger angenommen werden muss (bei Ablehnung ohne triftigen Grund wird das ALG II gekürzt bzw. gestrichen). Das ermuntert natürlich Arbeitgeber extrem niedrige Löhne zu zahlen. Denn er weiß ja, das der "Kunde" die Arbeit annehmen muss, da ihm im Fall einer Ablehnung die Bezüge des ALG II gekürzt bzw. gestrichen werden.

Dieses Sytem ist wirklich das letzte. Es funktioniert so nicht (ich habe da natürlich auch keinen Verbesserungsvorschlag ;-) )

Aber die derzeit Zuständigen werden niemals zugeben, das dies "ein Schuß in den Ofen" war, weil dadurch die eigene Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird.
Die Glaubwürdigkeit gegenüber der derzeit sich noch in der Mehrheit befindenden Arbeitnehmer und somit Steuerzahler.


saab

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #13 am: Samstag, 06. September 2008 - 02:00:09 »


         Hallo Robin,

         sehr klug erkannt und sehr gut geschrieben.

         Es hat keinen Sinn immer darauf zu verweisen wieviele
         Hartz IV Empfänger sich auf die faule Haut legen.

         Es hat nur Sinn denjenigen die arbeiten wollen keine
         Knüppel zwischen die Beine zu werfen.

         Und hier heisst es zu fördern, und nicht durch ständiges
         reglementieren und drohen zu hindern !

wassolls

  • Gast
Re: Professoren und deren Hartz-Berechnung
« Antwort #14 am: Samstag, 06. September 2008 - 07:18:57 »


Einen Verbesserungsvorschlag habe ich schon.
Es müßen vernünftige Löhne gezahlt werden, damit sich" Arbeit" wieder lohnt.
Eine Distanz zu schaffen, indem ich die "Sozialhilfeempfänger"in die Armut treibe, kann nicht die Lösung sein.So was sorgt dafür das wir Amerikanische Verhältnisse bekommen und die Kriminalität steigt.
« Letzte Änderung: Samstag, 06. September 2008 - 07:21:12 von wassolls »