Autor Thema: wahre (klare) Worte  (Gelesen 9056 mal)

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Rantanplan

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #60 am: Samstag, 26. April 2008 - 15:26:44 »
@Dr.Kloebner

....klasse, da ist es ja wieder. Ich hatte es schon gesucht, aber nicht sofort gefunden, obwohl ich es einmal hier eingestellt habe.

Gruss Rantanplan

Offline ToRü | ToРуз

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #61 am: Samstag, 26. April 2008 - 16:00:39 »
Nein, das ist kein Wahlwerbebeitrag!
“Klare Worte” das ist es, was auch ich in IZ vermisse und für die ich stehe!

Die SuderCrew hat mit dem Video die Situation grandios auf den Punkt gebracht!

 :respekt

Aber was kann man von Entscheidern erwarten, die von Jugend keine Ahnung mehr haben, da sie selber schon zu den älteren Semestern zählen und die eigenen Kinder schon lange aus dem Haus sind.
Woher soll das Wissen über EURE Bedürfnisse kommen?

Leute,Ihr dürft am 25.05 wählen,wenn Ihr 16 seit.

Egal wen Ihr auswählt -geht wählen, sucht Euch junge Politiker, die Euch verstehen und Unterstützen und wählt Sie.
Wer nicht wählt hat schon verloren und kann sich dann auch nicht beschweren!

Also - nehmt Eure Zukunft selber in die Hand und wählt Euch die Leute, die Euch unterstützen oder noch besser - egagiert Euch!! Danke!

Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
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Offline ToRü | ToРуз

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #62 am: Samstag, 26. April 2008 - 16:03:24 »
Und noch ein Beitrag zum Thema:

http://ranking.faz.net/staedte/meine_stadt.php?cid=7&bl=%2Fstaedte%2Fmeine_stadt.php%3Fstadt%3Ditzehoe&more=0:

Heinrich Thomsen
Die trostlose Stadt
Ein Klagelied

Ich kenne den Namen der Stadt seit ich mich erinnern kann. Dort wurde ich geboren, dorthin fuhr ich später als Kind mit meiner Mutter wenn sie das Abenteuer eines Stadtbesuchs erleben wollte mit dem Bus.

Die Stadt war weit entfernt von unserem Wohnort. Zehn Kilometer waren es hin und zehn Kilometer zurück. Mein Vater arbeitete dort und die Stadt war so mit uns verbunden.
Es gab dort prächtige Läden. Drei waren besonders wichtig: Das Spielzeuggeschäft, der Schuhladen mit dem Fußröntgengerät und der Schokoladenmann.

Später zogen wir dorthin, ich war 13 und mußte in der Bücherei mit der Leiterin darum kämpfen, Bücher für Erwachsene ausleihen zu dürfen. Es gab drei Eisdielen, drei Kinos und viele Drogerien. Es war eine prächtige Stadt.

Heute ist das anders. In der Innenstadt stehen viele Läden leer, es gibt mehr Telefonshops als Bäcker und mehr Backshops als andere Händler. Solange es hell ist, schleppen sich lieblos gekleidete Menschen durch die Fußgängerzone und in der Nacht kommen die Eierdiebe, die Sprayer und Einbrecher.

Fröhliche Menschen sind selten geworden, Dreck liegt überall und Autos haben die Grünflächen und Hinterhöfe erobert. Parkplätze, Sonderangebote und schnelles Essen sind wichtig.

Das Theater wurde von einem berühmten Architekten entworfen, der leider kein Interesse an der späteren Nutzung hatte. Wozu auch, war er doch berühmt. So quält sich das Theater hochsubventioniert dahin.

Kultur bedeutet hier Dackelrennen, bayrisches Bierfest, Weinfest mit Besäufnis und Wurstbude für viele Meschen. Die gebildeten Bürger fahren längst nach Hamburg. Die Wirtschaft schleppt sich wohl noch einige Jahre dahin bis zum endgültigen Aus, die täglichen Staus der Berufspendler und Schülertransporte prägen das Stadtbild. Man wohnt auf dem Lande vor der Stadt oder hinter ihr.

Wer Lebensmittel braucht, fährt an die Peripherie, dort gibt es alle Supermärkte und auch Autoteile und Kleidung sehr günstig. Man sieht auf riesigen Parkplätzen übellaunige Menschen die Ware verstauen. Schlecht, im Zentrum zu leben, und kein Auto zu haben.
Der Bahnhof ist trist, ein Imbis hat schon fast kapituliert und sich auf Alkohol spezialisiert, abends kommen die Vandalen gerne mal vorbei.

Die Politik wird seit Jahren ritualisiert erledigt, Überraschungen sind nicht zu fürchten und Veranstaltungen finden in einem Café statt, das sich trefflich auch für Beerdigungsfeiern eignet. Hier ist alles sehr alt, sehr dunkel und sehr praktisch.

So schleppt sich die Stadt denn ihrem Ende entgegen.

Der Stadtmanager brütet über einem Konzept, das letzte Kino verkommt immer mehr, im Theater gibt es Diashows vom Jakobsweg, der Feinkosthändler setzt zunehmend auf Konservendosen, die Sparkassen fusionieren und es soll bald wieder einen revitalisierten Park geben. Die Hundehalter freuen sich schon auf die Eröffnung. In den wenigen Kneipen wird die Revolution geübt, man raucht trotz Verbot. Aber vielleicht macht das auch nur der Suff.

Die Schulparkplätze sind jedenfalls besser geworden, Lehrer kommen jetzt auch mehr von außerhalb.

Das Geld ist knapp, überall und bei fast allen, und da wo es nicht knapp ist, da möchte man es nicht so gerne zeigen. Das geht besser in Hamburg.

Es gibt mehr sehr dicke Menschen hier, mehr sehr schlecht gekleidete Menschen, mehr sehr ungepflegte Menschen mit lausigen Manieren und es gibt die aggressiven Impulskäufer.
Die Pensionäre sitzen morgens beim Tagesangebot, einem Pott Kaffee und ein belegtes Brötchen im Cafe und lesen ihre BILD, sie reden über bedenkliche Entwicklungen. Das Benzin wird teurer. Die Kirchengemeinde hat die Tafel für Bedürftige eingerichtet. Am Freitag sethen sie Schlange wie die Enten, die am Marktag ihre Ration altes Brot erhalten.

Demnächst wird das Haus der Jugend abgerissen. Die Berufsschule benötigt den Platz.
Das Frauenhaus ist voll, die Gleichstellungsbeauftragte kämpft gegen die Ungleichbehandlung und die Polizei kämpft mit zunehmender Jugendkriminalität und Drogenhandel.

Die Diskothek wird durch die Türsteher zäh verteidigt gegen den Pöbel, der regelmäßig dort anbrandet. Der Puff wirbt mit sensationellen Frauen.

Eine ganz normale kleine Stadt also wie viele andere.

Nichts Besonderes - bald haue ich ab.

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Johomo

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #63 am: Samstag, 26. April 2008 - 17:16:46 »

Aber was kann man von Entscheidern erwarten, die von Jugend keine Ahnung mehr haben, da sie selber schon zu den älteren Semestern zählen und die eigenen Kinder schon lange aus dem Haus sind.
Woher soll das Wissen über EURE Bedürfnisse kommen?
Mag ja sein, das wir Älteren die Jugend nicht mehr verstehn. Aber das war in unserer Jugend nicht anders. Auch wir wollten nicht wahrhaben, das die Älteren zum größten Teil recht hatten. Die Erkenntnis kam erst im reiferen Alter.
In jeder Generation vor uns gab es dieses Problem und es wird auch nach uns weiter gehen.
Obwohl wir 4 Kinos hatten, diverse Tanzmöglichkeiten am Wochenende, wussten wir auch manchmal nicht was man anfangen sollte. Denn schließlich kostete es damals auch schon alles Geld und das war in der Nachkriegszeit noch weniger als heute. Auch Taschengeld gab es unserer Meinung zu wenig, aber erst später begriffen wir, das die Eltern ja auch nichts hatten.
Das Freibad gab es auch noch nicht, wenn wir baden wollten, gingen wir in die beiden Tonkuhlen oder zum Planschbecken oder fuhren mit dem Fahrrad nach Lägerdorf.
Später gab es wenigstens Minigolfanlagen am Planschbecken und an der Breitenburger Fähre.
Ich will nur sagen, das Itzehoe auch früher schon in unseren Augen langweilig war. Trotzdem haben wir uns hier wohlgefühlt und unseren Spass gehabt.

Offline Desinfector

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #64 am: Samstag, 26. April 2008 - 17:39:36 »
Also das mit Indoorspielplätzen finde ich auch recht spastig.
Früher ist unsereins auch jeden Tag draußen gewesen.
Auch ohne einen "abgesteckten" Spielplatz zu haben.
Da hat man sich auf'm Acker Torpfosten aufgestellt.

Indoorspielplätze muss man dann haben,
wenn sich die älteren unter uns über Lärmbelästigung beklagen.

Heutige Eltern sind oft zudem recht egoistisch und versuchen am besten
gleich hinterher zu klagen, wenn sich mal gerauft wird.
Weil... "Eltern haften für ihre Kinder" (wer das glaubt ist eh schon nicht ganz richtig...).
Und aus diesem Sicherheitsdenken heraus entstehen dann solche Bedürfnisse

Apropos egoistisch.
Schon mal im Flieger die Babys gezählt?
Die gehören nach Hause und nicht auf eine Fernreise.
gravity sux!

Offline ToRü | ToРуз

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #65 am: Samstag, 26. April 2008 - 20:39:31 »
Schon mal im Flieger die Babys gezählt?
Die gehören nach Hause und nicht auf eine Fernreise.

Ja, habe ich gezählt: 3unter 3 Jährige letzten Dienstag.

Spaß beiseite. Das "Früher war es auch nicht anders" ist eine Totschlagargument. Früher konnte man als Jugendlicher Dinge tun, die heute nicht mehr machbar sind. Die Gesellschaft hat sich geändert,dem ist einfach Rechnung zu tragen.

Keiner will einen Generationenkrieg, aber speziell in Steinburg wird halt oft nur über Angebote für die Generation 50+ gedacht. Warum? Nun, da ist das Geld.

Man muss den Jugendlichenschon angebote machen. Mal ehrlich, was gibt es denn in Itzehoe noch für Jugendliche?

Ein Erfolg der Langeweile ist übrigens Randale, Provokation bis hin zur Kriminalität.
« Letzte Änderung: Samstag, 26. April 2008 - 23:58:36 von groundstar »
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DerDerbste

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #66 am: Samstag, 26. April 2008 - 21:49:39 »
Spaß beiseite. Das "Früher war es auch nicht anders" ist eine Tozschlagargument. Früher konnte man als Jugendlicher Dinge tun, die heute nicht mehr machbar sind. Die Gesellschaft hat sich geändert,dem ist einfach Rechnung zu tragen.


Du kennst das doch: "Mensch, als wir in eurem Alter waren, in den 70ern/80ern... da hatten wir ja nix..."
In der heutigen Medien- und Konsumgesellschaft wird einem eben schnell langweiliger, diese Schwelle kann man nicht mit "damals" vergleichen.
Der technische Fortschritt frisst seine Kinder wohl doch langsam auf.

Wenn ich die aktuelle Situation betrachte... besser können es die Jugendlichen doch nicht haben. Es gibt zig Mittel und Wege, auch gehört zu werden, wenn man denn was zu sagen hätte.
Die Jungs von SuderCrew haben das ja vortrefflich bewiesen.
Aber: Man organisiert eben eher mal einen Burger-Flashmob und grinst in die Kamera vom Rundschau-Fotografen. Das ist bequem.
Was da für Potential brachliegt...


Offline ToRü | ToРуз

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #67 am: Sonntag, 27. April 2008 - 00:00:44 »
Ich gebe Dir da Recht, ein wenig mehr Initiative der Jugendlichen würde ich mir auch wünschen. Wer was macht, dem wird geholfen.

Aber auch das ist ein Gesellschaftsproblem: Alles haben wollen aber nix dafür tun wollen...  :o
« Letzte Änderung: Sonntag, 27. April 2008 - 00:11:29 von groundstar »
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wassolls

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #68 am: Sonntag, 27. April 2008 - 00:14:56 »


Aber auch das ist ein Gesellschaftsproblem: Alles haben wollen aber nix dafür tun wollen...  :o

waren wir da viel anders?

Offline ToRü | ToРуз

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #69 am: Sonntag, 27. April 2008 - 01:46:57 »


Aber auch das ist ein Gesellschaftsproblem: Alles haben wollen aber nix dafür tun wollen...  :o

waren wir da viel anders?

Ich für meinen Teil schon, auch mein Umfeld war da definitif anders gestrickt.
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.

Katja

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #70 am: Sonntag, 27. April 2008 - 09:55:48 »
Steht es mir schon zu, etwas zu Itzehoe zu sagen? Wir wohnen hier erst seit nicht einmal 4 Jahren.....

UND wir wohnen GERNE hier! Wir wissen nicht, wie es einmal war; kennen es so, wie es JETZT ist.
Wenn uns etwas nicht gefällt, versuchen wir es zu ändern - denn überall in Deutschland ist es so: meckern allein nützt nicht - 'tu es selbst und tu es gleich' ist unser Motto!

Es kotz mich an, wenn Itzehoer nicht erkennen, wie schön diese Stadt ist, nur den Dreck sehen - mich kotzen die "alles Scheiße"-Sprüche an, diese negative Einstellung zu allem und gegen jeden.

Wir wurden freundlich und überaus nett in Itzehoe aufgenommen, unser Umfeld ist eines, in dem man sich wohlfühlen kann - WENN MAN ES KANN!
Dazu gehört aber auch eine offene Einstellung, Toleranz und positives Denken - UND die Fähigkeit, über kleine Nickeligkeiten hinweg zu sehen.

Ist es wichtig, daß wir ein Überangebot an Telefonläden, Bäckern und Friseuren haben? Ich finde nicht, rege mich darüber nicht auf, sondern wundere mich: der Einzelhandel konnte scheinbar nicht mehr überleben in Itzehoe - und darum ist es  heute so, wie es ist.

WIR SIND ITZEHOE - und wenn wir es langweilig finden, dreckig und verstaubt, kleinkariert und sterbend - DANN SIND WIR ES SELBST!

Ich mag Itzehoe - wir fühlen uns hier sau-wohl, trotz der paar Miesepeter, die scheinbar mit ihrem Leben unzufrieden sind- und das sehe ich unabhängig von der geographischen Lage ihres Wohnortes. Die ewig Meckernden wären nirgendwo zufrieden....

Das Projekt der Suder Crew ist klasse - denn sie haben etwas SINNVOLLES getan.
DAS sind die Jugendlichen, die trotz des mangelhaften Freizeitangebotes (für sie) etwas getan haben - sie unterhalten und erheben nicht den Anspruch, NUR unterhalten zu werden.







Martin100

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #71 am: Sonntag, 27. April 2008 - 11:48:40 »

Hallo,

Das Projekt der Suder Crew ist klasse - denn sie haben etwas SINNVOLLES getan.
DAS sind die Jugendlichen, die trotz des mangelhaften Freizeitangebotes (für sie) etwas getan haben - sie unterhalten und erheben nicht den Anspruch, NUR unterhalten zu werden.



Das finde ich auch.

Aber dieser Rap hätte sicher auch in Eutin oder Wanne-Eickel entstehen können.


Ich glaube auch das die heutige Jugend es nicht so leicht hat eie wir (ich) vor 35 Jahren.

Man konnte sich z.B. eine Lehrstelle aussuchen. Das danach ein auskömmliches Gehalt
gezahlt wurde, war normal.

Das ist heute oft nicht mehr der Fall.

Und die Auswahl an Diskotheken war auch erheblich größer.

Da wo jetzt das vorläufige HdJ rein soll, war auch mal eine :-)

Und das der Verkauf des HdJ ohne vernüftige Alternative bei den Jugendlichen
Nachdenken über ihren Stellenwert bei den Verantwortlichen hervorruft, kann ich verstehen.

Gruß Martin

saab

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #72 am: Sonntag, 27. April 2008 - 16:54:11 »
Zu dem Thema passt ein Beitrag von Rantanplan vom 5.3.07
 
               " Wir waren Helden ! "



Gruss saab

Alex

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #73 am: Sonntag, 27. April 2008 - 20:55:54 »
Und noch ein Beitrag zum Thema:
Heinrich Thomsen Die trostlose Stadt Ein Klagelied
Ich kenne den Namen der Stadt seit ich mich erinnern kann. Dort wurde ich geboren, dorthin fuhr ich später als Kind mit meiner Mutter wenn sie das Abenteuer eines Stadtbesuchs erleben wollte mit dem Bus.
Die Stadt war weit entfernt von unserem Wohnort. Zehn Kilometer waren es hin und zehn Kilometer zurück. Mein Vater arbeitete dort und die Stadt war so mit uns verbunden.
Es gab dort prächtige Läden. Drei waren besonders wichtig: Das Spielzeuggeschäft, der Schuhladen mit dem Fußröntgengerät und der Schokoladenmann.
Später zogen wir dorthin, ich war 13 und mußte in der Bücherei mit der Leiterin darum kämpfen, Bücher für Erwachsene ausleihen zu dürfen. Es gab drei Eisdielen, drei Kinos und viele Drogerien. Es war eine prächtige Stadt.
Heute ist das anders. In der Innenstadt stehen viele Läden leer, es gibt mehr Telefonshops als Bäcker und mehr Backshops als andere Händler. Solange es hell ist, schleppen sich lieblos gekleidete Menschen durch die Fußgängerzone und in der Nacht kommen die Eierdiebe, die Sprayer und Einbrecher.
Fröhliche Menschen sind selten geworden, Dreck liegt überall und Autos haben die Grünflächen und Hinterhöfe erobert. Parkplätze, Sonderangebote und schnelles Essen sind wichtig.
Nichts Besonderes - bald haue ich ab.
Wenn ich das so lese, komme ich zu dem Ergebnis, daß hier ein pauschales Urteil gefällt wird.

Das trifft so, wie es da steht, auf die meisten deutschen Kleinstädte zu und ist somit kein Problem der Stadt Itzehoe, sondern ein Bundesweites.


Spielzeuggeschäft, Schuhladen, Schokoladenmann. Warum sind sie denn weg, die kleinen Geschäfte, doch nicht weil Itzehoe Scheiße ist, sondern weil sich die Wirtschaft im Gesamten verändert hat. Welcher Einzelhändler will sich, so die Nachfolgefrage geklärt ist, den ganzen Tag und die Wochenenden für einen relativ geringen Gewinn die Beine in den Bauch stehen.

Nehmen wir mal das Spielzeuggeschäft als Beispiel. Früher konnte er einkaufen wo er wollte, heute gibt es Gebietsschutz und höhere Rabatte für Firmen, die Einkaufskooperationen angeschlossen sind. Das wiederum würde auch Geld kosten. Die Wochenenden werden von Messen und Orderterminen bestimmt. Läuft der Laden nicht so wie er sollte, sind die Sorgen immens hoch. Das sind die wahren Gründe dafür, warum immer mehr Alteingesessene oder deren Kinder(Nachfolger) es vorziehen andere Dinge zu tun.
Was ist denn mit Hinrichs, Spillner, John usw, die sind doch nicht gegangen weil sie ein Problem mit Itzehoe haben. Sie haben das Alter erreicht und Nachfolger haben sich nicht gefunden.

Man kann natürlich alles von seiner Seite beleuchten und es in markige Worte kleiden, aber dadurch wird Itzehoe , zumindest in meinen Augen, nicht schlechter. Ich habe mein eigenes Urtelsvermögen und finde es nur schade, daß Menschen, die unsere Stadt nicht kennen, durch solche Artikel, falsche Schlüsse ziehen.
 

saab

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Re: wahre (klare) Worte
« Antwort #74 am: Sonntag, 27. April 2008 - 21:00:37 »
Ich glaube Herr Thomsen benutzt Itzehoe nur als Synonym für seine eigene Lebenseinstellung

Gruss saab