Autor Thema: Die Bundesliga kehrt zu Premiere zurück  (Gelesen 921 mal)

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Alex

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Die Bundesliga kehrt zu Premiere zurück
« am: Mittwoch, 18. Juli 2007 - 20:04:07 »
Die Wettbewerbshüter genehmigten mit Hinweis auf die «angespannte wirtschaftliche Situation von arena» die Kooperation der beiden Sender bis zum 30. Juni 2009 und sorgten damit für leichte Verstimmung bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) sowie heftige Kritik von Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß. «Ich halte die Entscheidung des Bundeskartellamtes grundsätzlich für eine Katastrophe, denn so marschieren wir direkt auf ein Monopol zu. Ich dachte eigentlich, das Kartellamt sei dazu da, so etwas zu verhindern», sagte Hoeneß.

Nach dem Urteil des Kartellamtes darf arena die im Vorjahr in einem spektakulären Bieterwettbewerb für jährlich 220 Millionen Euro erworbenen Live-Rechte in Form einer Sublizenz an Premiere weiter reichen. Premiere soll für die Live-Übertragungen in den kommenden zwei Spielzeiten 300 Millionen Euro an die arena-Muttergesellschaft Unity Media zahlen. Die Unternehmen nannten keine Summe. Arena hatte in der ersten Spielzeit statt der erhofften Gewinne ein Minus von 200 Millionen Euro verbucht, weil sich laut Brancheninformationen nur 1,1 Millionen Fans für ein Abonnement entschieden hatten. Die «kritische Größe» liegt nach Experteneinschätzungen bei 2,5 Millionen Haushalten.

Die DFL machte in einer Pressemitteilung kein Hehl daraus, dass sie die Gewährleistung des Fortbestandes von arena als redaktionell eigenständiger Sender für die bessere Lösung gehalten hätte. «Für die Zukunft hoffen wir auf eine klare Richtung, die Planbarkeit für Investoren, Medienpartner, die Vereine, vor allem aber die Fans garantiert», sagte Liga-Präsident Wolfgang Holzhäuser. Die DFL wolle mir arena nun schnell die Detailfragen klären, die sich aus der künftigen Kooperation mit Premiere ergeben. «Wir erwarten eine zeitnahe Klärung», so Holzhäuser.

Finanzielle Einbußen für die Vereine seien dabei nicht zu befürchten. «Wir gehen davon aus, dass sich für die Clubs nichts ändert», hatte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert bereits in der Vorwoche erklärt. Nach Angaben von Unity Media werden die 36 Profi-Vereine von der Sublizenzierung sogar profitieren. «Für die Bundesliga sehe ich aktuell keine Nachteile, denn sie bekommt mehr Geld durch die Sublizenzierung von arena an Premiere. Außerdem ist unter Beweis gestellt worden, dass sich die Preise in Deutschland nachhaltig nach oben und nicht nach unten entwickeln», sagte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er habe daher nicht den Eindruck, dass am Ende ein Verlierer am Tisch sitzen werde, außer dem Kartellamt. «Deren Entscheidung ist eigentlich ein Hohn im Sinne des deutschen Kartellrechtes», rügte der Bayern-Boss.

«Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich die Entscheidung des Kartellamts nicht verstehe. Ich dachte, sie sollten Monopole verhindern und nicht kreieren sagte Rummenigge am Rande des Bayern-Trainings. Rummenigge geht davon aus, dass sich Premiere auch an der Ausschreibung für die TV-Rechte ab der Saison 2009/10 beteiligen wird. Ob es zu einer Monopolstellung des Senders komme, müsse abgewartet werden. «Man wird sehen, ob sie sich alleine für Pay- Rechte bewerben», sagte Rummenigge.

Auch Chef-Kritiker Hoeneß geht davon aus, dass Premiere die vereinbarten Gelder pünktlich zahlen werde. Er appellierte aber an die DFL, sich beim bevorstehenden Bieterverfahren Zeit zu lassen. «Man muss einem möglichen neuen Partner Zeit geben, sich zu formieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich einige große Konzerne schon ihre Gedanken machen. Ich hoffe nur, dass da ein weißer Ritter auftaucht, der die Konkurrenz schafft, die Herr Kofler dringend braucht, sonst haben wir ein Problem», sagte der Bayern- Manager. Die DFL will bereits in diesem Jahr die neuen Rechte ab der Saison 2009/10 ausschreiben.

Ähnlich wie die DFL bewerten die Wettbewerbshüter das von ihnen gefällte Urteil als nicht befriedigend. «Kooperationen der beiden einzigen aktuellen Wettbewerber sind kein Idealfall», sagte Kartellamts-Präsident Bernhard Heitzer. Man habe das kleinere Übel gewählt, weil mit Hilfe des neuen Modells das ursprünglich vereinbarte «hard core»-Kartell verhindert wurde. Es habe die Gefahr bestanden, dass sich die beiden Anbieter den Markt aufteilen, argumentierte das Bundeskartellamt.

Im Zuge der ursprünglichen Vereinbarung hätten arena und das Mutterunternehmen Unity Media in den Kabelgebieten Nordrhein- Westfalen und Hessen die Bundesliga exklusiv vermarktet, während Premiere in den übrigen Kabelgebieten sowie über Satellit den Vertrieb übernommen hätte. «Anders als die ursprünglich vorgesehene Kooperation, die für arena nur einen geringen Anreiz zu Preis- und Qualitätswettbewerb im Verhältnis zu Premiere bot, ist Wettbewerb nach den nunmehr vereinbarten Regelungen möglich und wahrscheinlich», erklärte das Kartellamt.

Arena erhält demnach für die künftig von Premiere produzierten Bundesligasendungen eine Rücklizenz für Kabel und Satellit. Damit kann der neue Sender seinen Kunden weiterhin die Bundesliga anbieten. Bei arena und Premiere hieß es, die Transaktion sei noch nicht vollständig abgeschlossen. Daher wolle man sich nicht zu Details äußern. Unity Media begrüßte die Kartellamtsentscheidung. «Dies erlaubt uns nun, die im Zusammenhang mit diesen Verträgen noch ausstehenden Formalitäten zu erledigen.» Weniger erfreut dürften die etwa 100 Mitarbeiter von arena sein, denn die aufwendig eingerichtete Sportredaktion steht nun vor dem Aus.

Quelle (Freenet.de)