Autor Thema: Gespür für´s schlichtweg Bescheuerte: Fanny Müller liest  (Gelesen 765 mal)

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Jens Rusch

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Gespür für´s schlichtweg Bescheuerte: Fanny Müller liest
« am: Dienstag, 31. Oktober 2006 - 09:39:10 »



Lyra-Lesung am Mittwoch 8. November um 20 Uhr
in der Galerie-Rusch

Die Süddeutsche nennt sie die "göttliche Fanny Müller", sie schreibt krasse Kolumnen über Gott und die Welt: kompromisslos, sargschwarz, schnoddrig, einfach nur fies.

Simple Stories mit "genau dem richtigen Tick Tiefgang" ( Osnabrücker Stadtblatt ) mit
"unfehlbarem Gespür für das schlichtweg Bescheuerte" ( Konkret ).

Ein moderner, weiblicher Alfred Polgar und deshalb liest sie auch gelegentlich mit Karen Duwe, Harry Rowohlt und Gerhard Henschel.

Wer erleben möchte, dass Literatur richtig Spaß machen kann, darf diese Lesung nun wirklich nicht versäumen. Die Bücher von Fanny Müller sind im normalen Buchhandel nur schwer erhältlich, weil sie vom Verlag Zweitauseneins verlegt werden.
Diese Lesung darf man also getrost unter "Insider-Kleinodien" registrieren.
Typisch für Lyra eben......

Mehr Informationen auf www.lyra-kultur.de
« Letzte Änderung: Dienstag, 31. Oktober 2006 - 11:40:23 von Jens Rusch »

Jens Rusch

  • Gast
Re: Gespür für´s schlichtweg Bescheuerte: Fanny Müller liest
« Antwort #1 am: Sonntag, 05. November 2006 - 19:26:24 »
Die allerlustigste Frau von allen
Von Andreas Maier

Sie ist als die »Grande Dame des bundesdeutschen Humorschaffens« bezeichnet worden und als »große Dame der kleinen Form«. Man hat sie »Hamburger Kultautorin« genannt und mit Fug darauf hingewiesen, daß sie eine der ganz wenigen Frauen in Deutschland ist, die Satire schreiben. Ein Rezensent äußerte sogar einmal den Wunsch, eine Kolumne in ihren Händen sein zu dürfen. Wobei wir hier auf die tiefenpsychologische Ausdeutung eines solchen Bedürfnisses verzichten wollen. Es könnten ja Kinder mitlesen.

Man wird sich nach all dem Gesagten nicht schwertun, mir zuzustimmen, wenn ich zusammenfassend feststelle, daß Fanny Müller – denn von wem sonst sollte hier die Rede sein – eine jener großen Damen ist, von denen es nur ganz wenige gibt. Viel weniger jedenfalls als von irgendwelchen verbiesterten Kratzbürsten und brotdoofen Zicken, wie man sie tagtäglich trifft, wenn man das Unglück hat, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren zu müssen.

Ob sich Fanny Müller denn nun wirklich gefreut hat über all das große Lob, das ihr gespendet wurde, sei indes einmal dahingestellt, denn sie selbst zeichnet sich gegenüber anderen Meistern des komischen Fachs gerade durch ihre Bescheidenheit aus. In ihren Glossen, Kurzgeschichten und Kolumnen meidet sie alles Bombastische und kommentiert ruhig und trocken den Alltag, wie er sich einer klugen Frau präsentiert, die in ihrem Leben schon vieles war, unter anderem: Büfettstütze und Kaltmamsell, Lehrerin an einer Gewerbeschule und Bikerbraut sowie, vielleicht der schönste Erfolg ihrer bisherigen Karriere, Gewinnerin des Ersten Offenen Theodor-W.-Adorno- Ähnlichkeitswettbewerbs.

Vielleicht nämlich ist es gar nicht angemessen, eine Dame, der es schon mal passiert, daß sie von Romeo und Julia zu deren Umzug in die Dingsstraße eingeladen oder von ihren Nichten im wohlverdienten Sommerurlaub Carlos, dem Stecher von La Palma, vorgestellt wird, mit erschreckend eindrucksvoll klingenden Namen zu behängen. Vielleicht ist Fanny Müller ja einfach nur »eine linke Emanze, die alles aufschreibt« (Fanny Müller über Fanny Müller) oder die »Allerlustigste deutsche Frau überhaupt (und von allen)«. Ich für meinen Teil finde jedenfalls: letzteres, weshalb ich hiermit diesen soeben von mir gestifteten, allerdings leider recht bescheiden dotierten Satirepreis – die Preisträgerin erhält das unverwirkbare Recht, auf Nachfrage bei passender Gelegenheit ein kostengünstiges Heißgetränk ihrer Wahl von mir spendiert zu bekommen – an Fanny Müller verleihe. Und wenn mein Preis auch, rein finanziell betrachtet, schwerlich konkurrieren kann mit dem Ben Witter Preis, den die begnadete Autorin in den letzten Tagen ebenfalls gewonnen hat, muß ich doch hervorheben, daß meine Auszeichnung einen sehr viel hübscheren, sehr viel besser zu Fanny Müller passenden Namen trägt. (Wer ist denn, bitte schön, Ben Witter?)

Sie aber, Leserin, Leser, huschen, sobald Sie hier auf www.kolumnen.de alles weggelesen haben, schnurstracks auf www.fannymueller.de und schauen sich erst mal die dort angebotenen Gratishäppchen, von Frau Müller mit viel Liebe für Sie zubereitet, an. Danach beachten Sie die auf der Homepage gegebenen Hinweise und bestellen flugs »Keks, Frau K. und Katastrophen«, das einzige Buch, das nicht nur alle Geschichten einer Autorin enthält, sondern sogar 39 mehr. (Bei Jellinek und Grass gibt's so was nicht.) Das Buch ist erstens sehr billig, zweitens sehr gut, und drittens will schließlich auch die allerlustigste deutsche Frau überhaupt leben. Mit meinem Preisgeld aber kommt sie nicht sehr weit.