Autor Thema: Hindenburg, was nun?  (Gelesen 2314 mal)

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Offline ThK

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Hindenburg, was nun?
« am: Donnerstag, 07. Februar 2019 - 19:15:43 »

Vor kurzem wurde nach nur 6 Jahren in Lübeck entschieden, alle Straßennamen und Plätze, die Hindenburg enthalten, umzubenennen.
Aktuell wird diskutiert, ob der Hindenburgdamm umbenannt werden soll! Da gibt es ein klitzekleines Problem, der Damm
heißt offiziell gar nicht Hindenburgdamm, sondern Streckennummer 1210 laut Bahn.

In Itzehoe fällt mir die Hindenburgstraße ein. Bin gespannt, wie es weitergeht.

Offline Hägar

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Re: Hindenburg, was nun?
« Antwort #1 am: Donnerstag, 07. Februar 2019 - 20:00:14 »
...zufällig wohne ich genau in dieser Straße in Itzehoe und bin schon allein vom Aufwand her GEGEN eine Umbenennung ! Wer sich allerdings ein weinig mit der Geschichte befasst hat, weiß, dass Hindenburg mehrfach versucht hat, Hitler zu verhindern und dann nicht anders konnte als er dann tat....auch das ist Teil der Geschichte. Dass er als Heerführer im Ersten Weltkrieg die Zeichen der Zeit nicht erkannt und viele Fehlentscheidungen getroffen hat sei mal dahingestellt....

Offline NF

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Re: Hindenburg, was nun?
« Antwort #2 am: Donnerstag, 07. Februar 2019 - 21:21:02 »

...wenn man da anfängt geht es aber mächtig los - entweder ALLE zweifelhafte Namen oder KEINEN!
EINFACH MAL MACHEN.
KÖNNTE JA GUT WERDEN.

Johomo

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Re: Hindenburg, was nun?
« Antwort #3 am: Donnerstag, 07. Februar 2019 - 23:31:55 »
Ich habe seit der Geburt 36 Jahre in der Hindenburgstr. gewohnt. Meinetwegen kann sie ruhig weiter so heißen. Sie tut doch keinen was.

Offline Blubb

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Re: Hindenburg, was nun?
« Antwort #4 am: Freitag, 08. Februar 2019 - 10:08:03 »
Man muss das differenzieren, so wie es hier dieser Historiker tut:

Zitat
Historiker Danker zufolge muss bei Hindenburg zwischen den Zeitpunkten der Benennung unterschieden werden. "1933/34, im Kontext der Machtübernahme der Nationalsozialisten benannte Plätze, wären heute umzubenennen, weil die Benennung für Hindenburgs aktive Rolle als Totengräber der Weimarer Republik erfolgte", sagt der Forscher, der selbst auf Sylt geboren ist. 1927 jedoch, so Danker, sei Hindenburg als Nachfolger Friedrich Eberts erst seit zwei Jahren Reichspräsident gewesen - und "überraschend verfassungstreu".

"Zu diesem Zeitpunkt hat er eine integrative Rolle gespielt und das rechte Spektrum an die Republik herangeführt", sagt Danker, dessen Mutter Hindenburg als Blumenmädchen noch mit auf Sylt empfangen hatte. Er würde den Namen beibehalten - und auf den Bahnhöfen in Westerland und Niebüll eine einordnende Tafel aufstellen. Dabei gelte es aber auch, darauf hinzuweisen, "dass Hindenburgs Kriegsherrenrolle, insbesondere im Sommer 1918, als er und Erich Ludendorff noch einmal Hunderttausende Opfer in Kauf nahmen, eine ethisch extrem grenzwertige war."

Das halte ich für eine gangbare Lösung. Wahr ist, dass Paul von Hindenburg eine historisch hochgradig problematische Person ist. Wenn man an dem Namen festhält, was ich für Benennungen nach Straßen und Plätzen nach 33/34 überhaupt nicht für tragbar halte, muss es an dem Ort eine Tafel mit einer Einordnung geben. Personen der Geschichte stehen ja nicht beziehungslos in Zeit und Raum. Klar ist, dass Paul von Hindenburg der NS-Diktatur maßgeblich den Weg bereitet hat. Klar ist auch, dass Paul von Hindenburg im 1. Weltkrieg durch seine Rolle in der OHL und beim Ende des Krieges (Stichwort: "Dolchstoßlegende") eine sehr unrühmliche Rolle gespielt hat.

Daher halte ich eine Umbenennung von Orten, die von Hindenburg gewidmet sind, im Einzelfall für gerechtfertigt. Argumente wie "Die hat schon immer so geheißen" oder "Der Aufwand ist so groß" sind dagegen eher schwach. Das ist schlichtweg unhistorisch und ignorant. Es würde ja auch keiner befürworten, dass eine Straße, die nach einer Person benannt ist, die im Zusammenhang mit der NS-Diktatur steht, weiter so heißen soll, weil die ja schon immer so geheißen habe. In Itzehoe gab es diesen Fall ja bereits. Auch aktuell gibt es Beispiele wie die Benennung von Kasernen nach Erwin Rommel.

Im konkreten Fall des Hindenburgdamms ist auch noch Folgendes zu beachten:

Zitat
Laut dem nordfriesischen Historiker Thomas Steensen geht die Bezeichnung auf den früheren Generalbahndirektor Julius Dorpmüller zurück. Der später als NS-Verkehrsminister auch an der Deportation von Juden beteiligte Eisenbahner habe den Damm beim Festakt auf Sylt nach Hindenburg benannt. Auch deshalb hatte Steensen bereits vor knapp zwei Jahren eine Umbenennung gefordert.

Zusammengefasst: Im Einzelfall ist es gerechtfertigt, eine Straße oder Platz dann umzubenennen. Den Lübecker Weg finde ich falsch.

Offline NF

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Re: Hindenburg, was nun?
« Antwort #5 am: Freitag, 08. Februar 2019 - 10:47:04 »

Im konkreten Fall des Hindenburgdamms ist auch noch Folgendes zu beachten:

Zitat
Laut dem nordfriesischen Historiker Thomas Steensen geht die Bezeichnung auf den früheren Generalbahndirektor Julius Dorpmüller zurück. Der später als NS-Verkehrsminister auch an der Deportation von Juden beteiligte Eisenbahner habe den Damm beim Festakt auf Sylt nach Hindenburg benannt. Auch deshalb hatte Steensen bereits vor knapp zwei Jahren eine Umbenennung gefordert.

Zusammengefasst: Im Einzelfall ist es gerechtfertigt, eine Straße oder Platz dann umzubenennen. Den Lübecker Weg finde ich falsch.

Die offizielle Bezeichnung "Hindenburg-Damm" gibt es doch gar nicht.
Viel Spaß beim Umbenennen - die Bahnbezeichnung lautet auf eine vierstellige Nummer...es geht also um den sogenannten Volksmund :o

Abgesehen davon gibt es zu Hindenburg keine wirklich neuen Erkenntnisse, die vorhandenen Grundlagen hätte man also oft und auch sehr gerne gleich berücksichtigen dürfen!
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Offline Blubb

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Re: Hindenburg, was nun?
« Antwort #6 am: Freitag, 08. Februar 2019 - 16:46:06 »

Im konkreten Fall des Hindenburgdamms ist auch noch Folgendes zu beachten:

Zitat
Laut dem nordfriesischen Historiker Thomas Steensen geht die Bezeichnung auf den früheren Generalbahndirektor Julius Dorpmüller zurück. Der später als NS-Verkehrsminister auch an der Deportation von Juden beteiligte Eisenbahner habe den Damm beim Festakt auf Sylt nach Hindenburg benannt. Auch deshalb hatte Steensen bereits vor knapp zwei Jahren eine Umbenennung gefordert.

Zusammengefasst: Im Einzelfall ist es gerechtfertigt, eine Straße oder Platz dann umzubenennen. Den Lübecker Weg finde ich falsch.

Die offizielle Bezeichnung "Hindenburg-Damm" gibt es doch gar nicht.
Viel Spaß beim Umbenennen - die Bahnbezeichnung lautet auf eine vierstellige Nummer...es geht also um den sogenannten Volksmund :o

Abgesehen davon gibt es zu Hindenburg keine wirklich neuen Erkenntnisse, die vorhandenen Grundlagen hätte man also oft und auch sehr gerne gleich berücksichtigen dürfen!

Das steht natürlich auf einem anderen Blatt. Hier geht es dann darum, einen anderen Namen, im Volksmund zu etablieren, was ungemein schwieriger sein könnte. Mir geht es eher um den generellen Aspekt, weil man eine Umbenennung eines Hindenburgplatzes oder einer Hindenburgstraße eben nicht von vorneherein ausschließen kann und sollte. Ebenso sollte man nicht anfangen, generell umzubenennen. Beide Ansichten zeugen von fehlendem Respekt vor der Geschichte.

Um mal ein Beispiel zu nehmen: Mal angenommen, es gibt irgendwo eine Martin-Luther-Straße. Martin Luther war zwar Reformator, wahrscheinlich eine der prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Ohne ihn keine Reformation und in der Folge kein Dreißigjähriger Krieg, der das Land für Jahrhunderte prägte. Luther war aber auch ein krasser Antisemit. Hitler hat sich u.a. auf Luther berufen. Muss man die Martin-Luther-Straße nun umbenennen? Ich meine: Es kommt darauf an. Wollte man mit der Straße den Reformator würdigen, dann kann weiter so heißen. Erfolgte die Benennung der Straße zwischen 33 un 45 zur Würdigung des Antisemitismus Luthers, was jetzt ein wenig abwegig ist, dann sollte man die Lutherstraße entweder umbenennen oder die Benennung der Straße mittels einer Tafel einordnen. Luther war in gewisser Weise in seinem Antisemitismus Kind seiner Zeit.

Es lohnt sich also mit den Zusammenhängen zu beschäftigen, anstatt etwas von vorneherein auszuschließen.

Offline NF

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Re: Hindenburg, was nun?
« Antwort #7 am: Freitag, 08. Februar 2019 - 17:09:39 »

@ Blubb:  daumenhoch

Das Statement passt - sogar mir!
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