Autor Thema: Unwort des Jahres  (Gelesen 2702 mal)

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Offline NF

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Unwort des Jahres
« am: Dienstag, 12. Januar 2016 - 12:33:12 »

"Gutmensch" ist das Unwort des Jahres.

Gewählt von einer Jury von Sprachwissenschaftlern und Journalisten hat den Begriff "Gutmensch" zum Unwort des Jahres gekürt.

Begründung: Das Schlagwort in Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe diffamiere "Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischen Imperialismus".

Es gab insgesamt 1644 eingesendete Begriffe - und der o.g. hat sich klar durchgesetzt.
Zu Recht, wie ich meine - IHR auch?
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Offline Hägar

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Re: Unwort des Jahres
« Antwort #1 am: Dienstag, 12. Januar 2016 - 13:01:33 »
....mal ganz unabhängig von der Flüchtlingsfrage - für manche finde ich das Wort sehr zutreffend....

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Unwort des Jahres
« Antwort #2 am: Dienstag, 12. Januar 2016 - 17:40:44 »
http://www.duden.de/rechtschreibung/Gutmensch

"[naiver] Mensch, der sich in einer als unkritisch, übertrieben, nervtötend o. ä. empfundenen Weise im Sinne der Political Correctness verhält, sich für die Political Correctness einsetzt"

So der Duden.

Dazu passt ja dann das Wort des Jahres: "Flüchtlinge"

http://www.echo-online.de/lokales/rhein-main/gesellschaft-fuer-deutsche-sprache-kuert-fluechtlinge-zum-wort-des-jahres-2015_16457081.htm

Übrigens:

Das Unwort des Jahres 2009 war:

"Flüchtlingsbekämpfung"
Militärische Umschreibung der Abwehr von Flüchtlingen; Kanzlerin Merkel.

Und 2006:

"Freiwillige Ausreise"
Gesetzes- und Behördenterminus, wenn abgelehnte Asylbewerber aus deutschen Abschiebehaftanstalten, sog. Ausreisezentren, nach intensiver "Beratung" in ihre Herkunftsländer zurückkehren, wobei die Freiwilligkeit in vielen Fällen zweifelhaft ist.

Und 2004:
"Begrüßungszentren"
Sprachliche Verniedlichung von Auffanglagern für afrikanische Flüchtlinge; diese Wortbildung ist kongenial zu dem schon offiziellen Namen Ausreisezentrum für Abschiebehaftanstalten.

1993:

"Überfremdung"
Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern.

1992:

"Aufenthaltsbeendende Maßnahmen"

Abschiebung im sog. Asylkompromiss; GG Artikel 16a.

Und so zieht sich die Thematik immer wieder durch die Geschichte des "Unwort des Jahres"
« Letzte Änderung: Dienstag, 12. Januar 2016 - 17:50:49 von ToRü | Erklärba(e)r »
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.

Offline Brilonius

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Re: Unwort des Jahres
« Antwort #3 am: Donnerstag, 14. Januar 2016 - 16:06:30 »
Mit dem Wort „Gutmensch“ werden "Helfer in der Not" pauschal diskreditiert. Die Bezeichnung klingt erst einmal wie ein Kompliment, soll aber eine Beleidigung ausdrücken und hat einen lächerlichen, ironischen Beigeschmack.

Doch man muss differenzieren. Die freiwilligen Helfer, z.B. in Flüchtlingsheimen, die ihr Geld und ihre Zeit opfern, sind keine Gutmenschen sondern gute Menschen. Das wird nur durch Dumpfbacken, hauptsächlich aus der rechten Ecke, kritisiert.

Doch es gibt auch die Gutmenschen, die aus moralischer Überheblichkeit erwarten, dass andere etwas Gutes tun. Ihre Absicht ist wichtiger als konkretes Handeln.

Zusammenfassend: Ein guter Mensch tut etwas Gutes, der Gutmensch möchte, dass andere etwas Gutes tun.

Mein Fazit der Wahl: Kein Wort passt besser für die pauschale Verunglimpfung der "guten Menschen". Mein weiterer Favorit war für das Unwort 2015: "Verschwulung".

Für 2016 schlage ich schon jetzt vor: "Armlänge".
« Letzte Änderung: Donnerstag, 14. Januar 2016 - 16:09:04 von Brilonius »

Offline NF

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Re: Unwort des Jahres
« Antwort #4 am: Donnerstag, 14. Januar 2016 - 19:52:00 »
Mit dem Wort „Gutmensch“ werden "Helfer in der Not" pauschal diskreditiert. Die Bezeichnung klingt erst einmal wie ein Kompliment, soll aber eine Beleidigung ausdrücken und hat einen lächerlichen, ironischen Beigeschmack.

Doch man muss differenzieren. Die freiwilligen Helfer, z.B. in Flüchtlingsheimen, die ihr Geld und ihre Zeit opfern, sind keine Gutmenschen sondern gute Menschen. Das wird nur durch Dumpfbacken, hauptsächlich aus der rechten Ecke, kritisiert.

Doch es gibt auch die Gutmenschen, die aus moralischer Überheblichkeit erwarten, dass andere etwas Gutes tun. Ihre Absicht ist wichtiger als konkretes Handeln.

Zusammenfassend: Ein guter Mensch tut etwas Gutes, der Gutmensch möchte, dass andere etwas Gutes tun.

Mein Fazit der Wahl: Kein Wort passt besser für die pauschale Verunglimpfung der "guten Menschen". Mein weiterer Favorit war für das Unwort 2015: "Verschwulung".

Für 2016 schlage ich schon jetzt vor: "Armlänge".

Chapeau-noch besser und eindeutiger ist eine Erklärung nicht möglich.
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Offline Peter D.

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Re: Unwort des Jahres
« Antwort #5 am: Donnerstag, 14. Januar 2016 - 22:54:06 »
Chapeau-noch besser und eindeutiger ist eine Erklärung nicht möglich.

Schließe mich dem uneingeschränkt an! Brilonius, Du triffst auch ohne 'Copy&Paste'-Zitate den Nagel auf den Kopf!
"Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten." (Dieter Nuhr)