Autor Thema: Der letzte Buchladen in Itzehoe  (Gelesen 6177 mal)

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breughel

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Der letzte Buchladen in Itzehoe
« am: Samstag, 23. Februar 2013 - 22:38:14 »
Ewig lange gab es in Itzehoe die drei Buchändler - Gerbers, Elias, Gloyer (Buchladen in der oberen Feldschmiede).
Dann kamen sogar in den 80ern neue Läden hinzu - Kupeknoks, Büchereule und zwei Läden im HC und in der Beekstraße und auch Karstadt hatte etwas im Angebot, das mit gutem Willen noch als Bücher bezeichnet werden konnte  - inzwischen hat sich das sehr geändert.
Es gibt Heymann aus Hamburg - ein Papiergeschäft mit Buchangebot und es gibt noch einen echten Buchladen - das Bücherkänguruh.
Traurig aber wahr.
Während nun fleissig auf Amazon geschimpft wird, setzt sich natürlich die Bequemlichkeit durch - man bestellt dort und mosert über Ausbeutung.
Beim Bücherkänguruh kann man jedes Buch bestellen und es wird kostenfrei sehr schnell  dort bereit sein.
Und man kann stöbern, Anregungen erhalten, Zeitungen kaufen, interessante Kalender, Hörbücher und viele besondere Bücher dort entdecken.
Fachbücher sind ruck zuck bestellt und können auch wieder zurück gehen - ohne Paketablieferung und Packarbeit.
Schon mal dran gedacht?
Man trifft dort reale Menschen und dort wird auch Praktikanten Arbeit angeboten.
Also, mal hingehen.

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #1 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 00:29:53 »
Alles richtig, aber bitte mal folgenden Ansatz berücksichtigen:

Wie kommt das beim Händler bestellte Buch zum stationären Händler? Da steckt die selbe Niedriglohnlogistik dahinter, wie bei Amazon. Letztere liefern halt direkt zum Kunden. Wenn 2 das selbe tun, ist es dann beim einen besser als beim anderen, nur weil er vor Ort an den statonären Handel liefert?
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.

Katja

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #2 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 09:14:24 »
Wenn man weiß, was man will...
Wenn ich ein Buch/Hörbuch kaufe, dann geschieht das meistens aus einem Impuls heraus, der aus einer Präsentation ausgelöst wird - latente Bedürfnisse werden geweckt ;) - viele Autoren habe ich erst dadurch 'kennengelernt', weil ihre Bücher in einem Buchladen entsprechend angeboten wurden.
Ich mag Känguruh, weil die Verkäuferinnen dort wissen, wovon sie reden - aber ich finde den Laden sehr klein und ziemlich dunkel, für mich nicht besonders attraktiv zum Stöbern.
Dennoch ist es DIE Adresse, wenn man etwas Spezielles sucht - dort wird man definitiv fündig!


breughel

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #3 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 10:04:45 »
Alles richtig, aber bitte mal folgenden Ansatz berücksichtigen:

Wie kommt das beim Händler bestellte Buch zum stationären Händler? Da steckt die selbe Niedriglohnlogistik dahinter, wie bei Amazon. Letztere liefern halt direkt zum Kunden. Wenn 2 das selbe tun, ist es dann beim einen besser als beim anderen, nur weil er vor Ort an den statonären Handel liefert?
es ist ein großer Unterschied ob ein Mitarbeiter einige Buchläden beliefert und ausschließlich Bücher liefert vom Grossisten oder massenhaft Haushalte mit allen möglichen Dingen ansteuert.
Und der Kunde kann direkt vor Ort prüfen und entscheiden - das schont Ressourcen und sorgt für direkte Kommunikation und Kostensparung.

breughel

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #4 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 10:13:56 »
Wenn man weiß, was man will...
Wenn ich ein Buch/Hörbuch kaufe, dann geschieht das meistens aus einem Impuls heraus, der aus einer Präsentation ausgelöst wird - latente Bedürfnisse werden geweckt ;) - viele Autoren habe ich erst dadurch 'kennengelernt', weil ihre Bücher in einem Buchladen entsprechend angeboten wurden.
Ich mag Känguruh, weil die Verkäuferinnen dort wissen, wovon sie reden - aber ich finde den Laden sehr klein und ziemlich dunkel, für mich nicht besonders attraktiv zum Stöbern.
Dennoch ist es DIE Adresse, wenn man etwas Spezielles sucht - dort wird man definitiv fündig!
so sehe ich es auch - ich finde den Laden auch sehr eng und ich würde mir wünschen, die suchen sich noch mal ein größeres Ladenlokal.
Ich kann als Beispiel für Buchläden nennen, in denen ich sehr viel stöbere: Kortes in Hamburg Blankenese - wunderschöner Laden, Nautilus in Ottensen,
Samtlebe im Literaturhaus Hamburg, Felix Judd am Neuen Wall, Kupitsch am Schottentor in Wien, Peter Panther in Meldorf und noch einige skurrile Läden in verschiedenen Städten.
Aber in Itzehoe bin ich froh, den Laden zu haben.
Der Chef kennt sich  mit guten Krimis aus, als ich versehentlich einen Stapel Fachbücher orderte, war Rückgabe kein Problem (ca. 7kg Gewicht), ich finde dort gute Musikbücher und seit einiger Zeit hat er auch die FAZ zuverlässig auf Lager (das ist für Itzehoe schon sensationell während ich sie auf Langeland in Dänemark in einem herrlich verstaubten Buchladen, der dort schon ewig gut genutzt wird, selbstverständlich immer erhalte).
Also - support your local bookseller!

Offline ThK

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #5 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 10:37:00 »
Wir sind seit Jahrzehnten Kunden des Bücherkänguruhs. Was ich dort schon entdeckt habe, während ich auf jemand Anderen gewartet habe, füllt ganze Regale  ;D

Wenn das gewünschte Buch nicht vorrätig ist, wird es bestellt, wenn da, wird angerufen und beim nächsten Einkauf dann abgeholt.

Der Laden mag ein bisschen dunkel sein, hat aber im Sommer den Vorteil, dass die Temperatur noch erträglich ist, gegenüber den anderen Läden.

In letzter Zeit stellen wir uns sogar einen Geburtstagskorb zusammen, wie man es sonst nur von Spielzeugläden kennt. Die Bücher die man haben möchte, gibt man am Tresen mit seinem Namen ab, und sagt seinen "Schenkern", dass man im Bücherkänguruh was zurück legen lassen hat. Was bis zum Geburtstag nicht abgeholt wurde, wandert zurück ins Sortiment.

Offline Blubb

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #6 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 11:23:58 »
Ich stelle mal die steile These auf, dass die kleinen Buchläden mit nur einer Filiale gute Chancen haben zu überleben. Es sind hier die Buchkäufhäuser, die immer mehr Probleme haben. Thalia macht in der Hamburger Innenstadt ja bereits eine Filiale dicht.

Hier um die Ecke ist auch ein kleiner Buchladen, ähnlich dem Bücherkänguruh in IZ. Ich mag das. Ich weiß zwar immer was ich will, aber wenn man mal was verschenken möchte, kann man immer fragen und bekommt einen guten Tipp.

Offline Blubb

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #7 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 11:52:39 »
Übrigens passt dieser Thread ganz wunderbar zu dem, was breughel im Prinovis-Thread geschrieben hat.

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #8 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 14:18:58 »
Aber Bücher-Känguruh hängt an Libri. Wenn auch als offenbar selbständiger Vertragspartner von Libri, die allerdings den Onlineshop des Ladens darstellen. Ist natürlich OK.

Libri macht es aber auch nicht anders als Amazon:

Keine Chancen zur Übername nach der Probezeit, Einstieg in der Firma nur über Leiharbeit, Bezahlung zum Teil nur Leistung, Akkordarbeit etc.

Das war mein Einwand. Der Laden ist sicher ok, aber die Logistik dahinter ist nicht besser oder schlechter wie beim Versandhändler. Auch bei dem kann der Kunde prüfen und ggf zurückschicken. Das macht der Buchhändler nur dahingehend anders, dass er entscheidet, ob er das vom Kunden geprüfte Buch, das jener nicht kauft, auf Lager nimmt oder zurücksendet.

Übrigens arbeitet Libri auch für Amazon.
« Letzte Änderung: Sonntag, 24. Februar 2013 - 14:35:21 von ToRü »
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Offline ToRü | ToРуз

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #9 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 14:48:44 »
« Letzte Änderung: Sonntag, 24. Februar 2013 - 14:54:06 von ToRü »
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breughel

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #10 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 15:18:56 »
Aber Bücher-Känguruh hängt an Libri. Wenn auch als offenbar selbständiger Vertragspartner von Libri, die allerdings den Onlineshop des Ladens darstellen. Ist natürlich OK.

Libri macht es aber auch nicht anders als Amazon:

Keine Chancen zur Übername nach der Probezeit, Einstieg in der Firma nur über Leiharbeit, Bezahlung zum Teil nur Leistung, Akkordarbeit etc.

Das war mein Einwand. Der Laden ist sicher ok, aber die Logistik dahinter ist nicht besser oder schlechter wie beim Versandhändler. Auch bei dem kann der Kunde prüfen und ggf zurückschicken. Das macht der Buchhändler nur dahingehend anders, dass er entscheidet, ob er das vom Kunden geprüfte Buch, das jener nicht kauft, auf Lager nimmt oder zurücksendet.

Übrigens arbeitet Libri auch für Amazon.
das Bücherkänguruh ist eben nicht Libri sondern Vertragspartner von Libri und hat erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten neben diesem Vertragsgeschäft.
Und die Logistk ist besser als bei Amazon oder ähnlichen Versendern - man kann vor Ort prüfen und zurück geben, man erspart sich Rücksendung und die Rücksendungen laufen koordiniert über den Händler und sparen ebenfalls Arbeit und Aufwand. Weniger Aufwand, weniger Kosten, weniger Belastung.
Mehr Inspiration und Beratung und mehr individuelle Betreuung - das kann die Scheinbetreuung der Versender nicht leisten.
Wenn ich schon die grausigen Empfehlungen dort lese und die manipulierten Bewertungen wird mir schlecht.
Ich weiß nicht, warum Du Dich so anstrengst, hier den kleinen Buchhändler zum Teil von Libri und dem Versandkartell zu definieren.

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #11 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 15:33:51 »
Breughel, mir geht es nicht darum, den lokalen Händler schlecht zu schreiben. Der Beratungsaspekt, der persönliche Kontakt etc ist alles gut und akzeptiert.

Jedoch sollte man nicht glauben, dass die Logistik dahinter besser ist, als bei einem Versandhändler.

Die ist meist identisch.

Du sparst Dir, beispielsweise, Deinen Rücksendeaufwand. Ja. Der Händler kann das gesammelt koordinieren. Ja.
Aber deswegen wird bei Libri im Lager nicht besser bezahlt oder mit festen Mitarbeitern gearbeitet. Darum geht es mir.

Und ich guck mal in die AGBs:

http://buecher-kaenguruh.shop-asp.de/shop/action/magazine/5809/agb.html

Und ins Impressum:

http://buecher-kaenguruh.shop-asp.de/shop/action/magazine/imprint

Und frage mich dann: Bei wem kaufe ich tatsächlich ein.

Aber wie gesagt: Letztendlich bin auch ich froh, dass es noch lokale Buchhändler gibt.
« Letzte Änderung: Sonntag, 24. Februar 2013 - 16:00:06 von ToRü »
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breughel

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #12 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 18:08:15 »
Interessant und für mich auch überraschend, wie LiBRI da agiert.
Vermutlich der Versuch, den großen Ketten und Versandhändlern Paroli zu bieten.
Es bleiben für mich mehr als genug Vorteile, die für den Alden sprechen gegenüber dem Versand oder den Ketten.
Über die rein an Verkaufszahlen angelegte Verkaufspolitik der Großen ganz zu schweigen.

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #13 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 21:43:19 »
Das "Front Office" ist hier halt ein Ladengeschäft, keine Website, das "Back Office" bei beiden quasi gleich.

Alles gut - oder auch nicht.
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breughel

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Re: Der letzte Buchladen in Itzehoe
« Antwort #14 am: Sonntag, 24. Februar 2013 - 21:56:16 »
Das "Front Office" ist hier halt ein Ladengeschäft, keine Website, das "Back Office" bei beiden quasi gleich.

Alles gut - oder auch nicht.
Das backoffice ist eben nicht bei beiden gleich sondern ergänzt hier ein Ladengeschäft, das aufgrund der Großhandelsstruktur und der Verlagspolitik
sowie der Handelskonzerne nur mit diesem Kompromiss leben kann.
Kleine Läden sind eigentlich nicht mehr wirklich vorgesehen im großen Plan.
Deshalb - kauft bei dem Buchladen - nirgendwo sonst könnt Ihr reden, Informationen direkt erhalten, schmökern, einfach zurück legen, blättern, träumen und Kultur schnuppern.
ToRü soll machen was er will.