Autor Thema: Was wußte Hildegard?  (Gelesen 4716 mal)

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Katja

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Was wußte Hildegard?
« am: Mittwoch, 30. Januar 2013 - 10:54:26 »
Wenn ich Hannes Morgengrüße lese, staune ich immer wieder, wie clever Hildchen doch gewesen ist.
Nun ist Hildchen ja schon ein paar Donnerstage tot - und immer noch scheinen ihre Beobachtungen Sinn zu machen. Aber warum?
Wenn es Euch interessiert, dann kann ich ja ab und zu einmal einen Spruch von ihr hier aufdröseln - fange ich mal mit dem heutigen an:

Zitat
Wer wider seinenWillen vergesslich ist, nehme Brenesseln
 und zerstoße sie, bis sie ein Saft sind, gebe etwas Oliveböl dazu
 und reibe sich damit, wenn er schlafen geht, Brust und Schläfen
 ein. Dies tue er oft, und seine Vergesslichkeit wird sich mindern. 

Die gemeine Brennnessel (ich mal mal ein 'n' mehr, weil Hanne oben eins vergessen hat! ;) ) oder auch 'urtica urens' wie der Lateiner sie nennt, brennt nicht nur gemein auf der Haut, sondern hat auch nennenswerte medizinische Eigenschaften - wenn man sie läßt.
So enthält sie u.a. auch Histamine, (das sind Botenstoffe zur Erhöhung der Abwehrreaktionen im Körper), wirkt anregend auf den Stoffwechsel im Allgemeinen und wirkt (z.B. homöopathisch angewandt) gegen viele Hautausschläge. Darüber hinaus wirkt sie bei rheumatischen Erkrankungen, bei Gicht... kurz gesagt: so einen schlechten Ruf, wie sie hat, verdient sie eigentlich gar nicht!

Wenn Hildegard nun eine Planze zerrieben hat, um sie als Umschlag gegen Vergeßlichkeit zu verschreiben, dann sieht man daran, daß der olle Hahnemann (als Begründer der Homöopathie) nicht nur ein paar Jahre später gelebt, sondern auch diese Eigenschaften weiter erkundet hat. Heute würde man sie trocknen und als Tee verschreiben, um damit den Stoffwechsel anzuregen. Das löst Verstopfungen, nicht nur im Darm, sondern auch in den Blutgefäßen. DAS wiederum ist förderlich für das Gehirn und ....>schwupps< hat man den Bogen zu Hildegards Anwendungsbeispiel.

Früher hat man alten Pferden den Samen der Brennessel gefüttert, bevor man sie auf dem Markt verkauft hat. Habt Ihr schon mal von Rosstäuschern gehört?  Die hatten ruckzuck u.a. diesen Trick drauf, um altersschwachen Tieren ein bißchen mehr Pep zu geben.
Diese Gabe hatte nur kurzzeitigen Erfolg, könnte aber dauerhaft für die Steigerung des Allgemeinzustandes sorgen - und weil Säugetier gleich Säugetier ist, nicht nur beim Pferd sondern auch beim Menschen.

Probiert es aus - schaden tut es nicht!

Offline Hanne Kirstein

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #1 am: Mittwoch, 30. Januar 2013 - 11:29:08 »


  Hallo, Katja

  vielen Dank für deine Erläuterungen. Das ist alles ganz interssant zu wissen.
  Brennesseltee trinke ich auch von Zeit zu Zeit. Ich kann aber keine gravierenden
  Linderungen feststellen. Aber, nun gut, gesund  ist die Brennessel auf jeden Fall. 
  Als wir Kinder waren, haben wir immer ganz früh im Jahr Brennesseln gesammelt
  und  Salat davon gemacht. " Kräuterhexen" und Vegetarier machen das heute noch.
  Die Brennesseln müssen aber aus einer Region sein , wo  Autos keine Abgase hinterlassen.

Offline Desinfector

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #2 am: Mittwoch, 30. Januar 2013 - 20:10:11 »
nicht nur Hilde kannte so einiges,

Maria auch

gravity sux!

Katja

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #3 am: Donnerstag, 31. Januar 2013 - 12:24:02 »
Wenn Hildchens Tipp heute für Rosmarin zur Herstellung von  Kräuteröl ist, muß man wissen, daß man in der Zeit einer Hildegard von Bingen um 11hundertschießmichtot Öl ein sehr wertvolles Gut war.

Kräuteröle waren im Mittelalter richtig teuer, so daß sie dem Adel und den Kirchenfürsten vorbehalten waren.
In der Fastenzeit (und Hildchen war eine Nonne!!) war dieses Öl die einzige Fettzufuhr der Menschen.

Heilkundige verwendeten es auch, zogen allerdings ihre Tinkturen oder Salben eher auf billigere tierischen Fette.
Rosmarin wirkt krampflösend und etwas antimikrobiel und antiviral, sowie durchblutungsfördernd.

Und dann gibt es da noch den Aspekt des Aberglaubens ;) und scheinbar war unser Hildchen auch nicht so ganz frei davon! Rosmarin soll böse Geister abwehren! ;D

Darum gibt es bei uns mindestens einmal im Monat Rosmarin-Kartoffeln:

1 kg kleine Kartoffeln (z.B. Drillinge) nur waschen (nicht schälen) und vierteln
4-5 Schalotten schälen und der Länge nach vierteln
3 Zehen frischen Knoblauchs kleinhacken, mit einem Bund frischen Rosmarins, etwas Pfeffer (KEIN SALZ!!!) und 5 Eßlöffeln (oder mehr ;) ) Olivenöl mischen

Alles in einer großen Schüssel vermengen, so daß die Kartoffeln schön mit dem Öl benetzt sind (verfärben sich dann nicht), und über Nacht ziehen lassen.
Dann auf einem Backblech verteilen und bei 180° für ca. 25 Minuten goldbraun werden lassen - dann erst mit einem bißchen groben Meersalz bestreuen - fertig! Kräuterquark dazu, aber auch als Beilage zu Kurzgebratenem eine Wucht

Offline Desinfector

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #4 am: Donnerstag, 31. Januar 2013 - 20:01:27 »
nach den 180° wird es wohl beim Aberglauben bleiben müssen...

Ich kann mir da jedenfalls nicht mhr soviel Wirksames vom Rosmarin vorstellen.
gravity sux!

Katja

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #5 am: Freitag, 15. Februar 2013 - 10:23:22 »
Hannes heutige Hildegard-Empfehlung möchte ich aufgreifen:

Die Kastanie ist wirklich ein guter Quell für die Hausapotheke:
die getrockneten Blätter eignen sich hervorragend zur Linderung von trockenem Husten. Dumm nur, daß man jetzt so wenig davon findet ;) Wer aber im Sommer noch daran denkt, sollte sich im Juli/August ein paar Blätter pflücken und trocknen - der nächste Winter (und damit die nächste Erkältung) kommt bestimmt.
Wer es tatsächlich ausprobieren will, sollte die Blätter am frühen Morgen 'ernten'.

Früher hat man übrigens aus Kastanien (NICHT Maroni)!) sogar Brot gebacken. Der intensive Geschmack läßt sich durch die Zugabe von einfachem Roggenmehl mildern. Das Brot wird allerdings -aufgrund des großen Stärkeanteils- sehr fest, wenn man keine Hefe hinzufügt.

Wer an Rheuma leidet, der kann die Kastanienschalen (also diese stacheligen Dinger) zusammen mit Kastanien aufkochen den Sud abgießen. Ein Leinen- oder Baumwolltuch getränkt und auf die schmerzende Stellen gelegt, bringt auch Linderung. Eine Idee wäre ebenfalls, den Sud als Saunaaufguß zu verwenden ;) (Hägar??)

Warum hilft die Kastanie auch gegen allerlei andere Wehwehchen?
Sie hat einen großen Anteil an B-Vitaminen (NICHT B12!), Vitamin A, etwas Vitamin C und viel Kalium und Magnesium.

Wer Kastanien lange kocht, erhält sogar eine Art 'Zuckerersatz', den auch Diabetiker verwenden können.

Oder man nimmt einfach ein paar Streichhölzer und bastelt Kastanienmännchen.... :D

Offline eilandhegel

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #6 am: Freitag, 15. Februar 2013 - 12:41:59 »
Was hätte Hildegard denn zum Thema "Warzen entfernen" gesagt?

Schöllkraut?
Unsere Kinderärztin empfahl, einmal eine Nacktschnecke drüberkriechen zu lassen...  ;D
"Everybody is a genius. But if you judge a fish by its ability to climb a tree, it will live its whole life believing that it is stupid."
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Offline ToRü | ToРуз

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #7 am: Freitag, 15. Februar 2013 - 14:16:51 »
Was hätte Hildegard denn zum Thema "Warzen entfernen" gesagt?

Schöllkraut?
Unsere Kinderärztin empfahl, einmal eine Nacktschnecke drüberkriechen zu lassen...  ;D

Blutegel oder Eigenurin...
« Letzte Änderung: Freitag, 15. Februar 2013 - 14:19:04 von ToRü »
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
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Offline Hanne Kirstein

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #8 am: Freitag, 15. Februar 2013 - 14:56:16 »


  Ich weiß ein viel besseres Rezept! Dazu müßt ihr aber mit mir Kontakt aufnehem.
  Das hat was mit Selbstüberredung zu tun. Geheime Sprüche. Es hilft sicher . Ich
  das zuletzt vor 10 Jahren erfolgreich angewendet.

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #9 am: Freitag, 15. Februar 2013 - 15:04:18 »
Besprechen?
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
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Johomo

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #10 am: Freitag, 15. Februar 2013 - 16:38:10 »
Was hätte Hildegard denn zum Thema "Warzen entfernen" gesagt?

Schöllkraut?
Unsere Kinderärztin empfahl, einmal eine Nacktschnecke drüberkriechen zu lassen...  ;D
Aus der amerikanischen Sauna?

Offline Hanne Kirstein

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #11 am: Freitag, 15. Februar 2013 - 16:45:28 »


  So kann man das auch nennen.
  Auch wenn man nicht daran glaubt
  wirkt es.

Offline Desinfector

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #12 am: Freitag, 15. Februar 2013 - 17:49:14 »
das mit dem Schöllkraut kann ich bestätigen.
Ich hatte lange Zeit eine Warze am Ringfinger.
Nach nur 2 mal Einreiben mit dem orangenen Saft war sie weg.
gravity sux!

Katja

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #13 am: Donnerstag, 28. Februar 2013 - 12:11:58 »
Hannes heutiger Hildegard-Spruch handelte von Brunnenkresse.
Es ist erstaunlich, wie gut Hildchen schon beobachtet hat: Brunnenkresse fördert tatsächlich die Verdauung!
Das liegt vor allem auch an dem Bestandteil Raphanol, der die Eigenschaft hat, Gallensaft zu verflüssigen und deshalb der Leber die Verdauungsarbeit zu erleichtern.
Gleiches macht übrigens auch Rettich - den man in Bayern viel häufiger ißt, als bei uns.

Wer Brunnenkresse selbst ernten möchte, tut das am besten bevor sie blüht - dann hat sie die höchsten Kräfte, sprich Mineralstoffe, Gerbstoffe und Vitaminanteile. Ein bißchen vorsichtig sollte man sein, wenn die Krasse direkt neben einer Viehwiese wächst und wenn man sie roh essen will. Hier können Parasiten enthalten sein, die die Leber angreifen. Wer sie allerdings an fließenden Gewässern findet, der kann unbesorgt zugreifen.

Ein schönes Rezept  zur Brunnenkresse - hier

Schaumsüppchen von der Brunnenkresse

2 Bund Brunnenkresse
5 Frühlingszwiebeln
50 g Butter
2 Kartoffel, mittelgroß
1 Becher Creme fraîche
1 l Hühner- oder Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer, Muskat

In Scheiben geschnittene Zwiebeln, Kresse und gewürfelte Kartoffeln in der Butter anschwitzen, bis die Kresse zusammengefallen ist und die Kartoffeln etwas Farbe bekommen haben, dann mit der Brühe ablöschen und ca. 10 - 15 Minuten leicht köcheln lassen (Garprobe bei den Kartoffeln ist ratsam!). Anschließend Creme fraîche einrühren und noch einmal aufkochen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken und mit einem Pürrierstab schaumig aufmixen.
Wer kann, backt dazu ein kräftiges Roggenbrot oder kauft es beim Bäcker seines Vertrauens ;)

Dafür zahlt man übrigens in guten Restaurants um die 7 - 9 Euro PRO TASSE/TELLER - wer die Kresse selbst sammelt, Hühnerkarkassen und Gemüse auf dem Markt für kleines Geld kauft, kann sich für einen Bruchteil der Kohle eine echte  Delikatesse selbst zubereiten. Selbstverständlich kann man den Rest wunderbar einfrieren.

Katja

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Re: Was wußte Hildegard?
« Antwort #14 am: Sonntag, 10. März 2013 - 20:09:57 »
Hildchen rät heute an, das erste Mahl des Tages erst am frühen Vormittag einzunehmen.

Wenn wir jetzt meinen, daß das so gegen 10 oder11 Uhr sein könnte, sollten wir uns vor Augen halten, daß das Klosterleben damals schon kurz nach Mitternacht (gegen 2 Uhr) anfing. Man hatte schließlich fromm 7 x am Tag den Herrn zu loben und ihn anzubeten, die sogenannten Stundengebete waren eben Pflicht.

Da in manchen Klöstern das erste Gebet des Tages schon mal 3 Stunden dauern konnte, erklärt sich dann, was Hildchen mit 'frühen Vormittag' meinte - daß sie dabei die Organuhr im Blick haben konnte, glaube ich eher nicht - aber Recht hatte sie:
Die beste Verdauung hat der Mensch tatsächlich zwischen 9 und 11 Uhr, denn in dieser Zeit ist Magen, Milz und Pankreas in Höchstform!