Autor Thema: Eine wichtige Entscheidung  (Gelesen 3241 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline NF

  • Administrator
  • Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 7.489
  • Geschlecht: Männlich
  • Am ENDE wird alles gut
    • NFsGalerie
Eine wichtige Entscheidung
« am: Freitag, 03. Februar 2012 - 22:36:16 »

Die Patientenverfügung

Ich habe mich mit dem Thema bisher nur am Rande beschäftigt - mit dem sonoren Unnterton "hat ja noch ein bisschen Zeit". Allerdings hat mich die Realität gerade brutal aus der Lethargie gerissen, im persönlichen/privaten Umfeld war es plötzlich das beherrschende Thema.
Auf Ärzte darf man keinen/nur sehr eingeschränkten Einfluss im Fall der Fälle nehmen - und das ist ganz sicher richtig so! Denn man hat ja im Vorfeld die Chance -ähnlich wie im Testament- die entscheidenden Weichen diesbzgl. zu stellen.

Bei Wiki beginnt das Thema mit folgender Einleitung,Zitat:

"Eine Patientenverfügung ist eine schriftliche Vorausverfügung einer Person für den Fall, dass sie ihren Willen nicht mehr (wirksam) erklären kann. Sie bezieht sich auf medizinische Maßnahmen wie ärztliche Heileingriffe und steht meist im Zusammenhang mit der Verweigerung lebensverlängernder Maßnahmen. Was genau unter einer Patientenverfügung zu verstehen ist, richtet sich nach der Rechtsordnung."

Hier vielleicht noch ein kurzer filmischer Hinweis zum Thema - sicherlich völlig überzeichnet, aber zumindest sensibilisierend

Not a valid youtube URL

Auf Eure Meinungsäußerungen bin ich sehr gespannt - ebenso wie aud das Ergebnis der angepinnten Umfrage.
EINFACH MAL MACHEN.
KÖNNTE JA GUT WERDEN.

wutz

  • Gast
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #1 am: Freitag, 03. Februar 2012 - 22:55:24 »
Ich halte es für sehr wichtig diese Möglichkeit zu nutzen.
Ich habe seit ein paar Tagen die Formulare
auf meinem Rechner um sie auszufüllen.
« Letzte Änderung: Freitag, 03. Februar 2012 - 22:58:49 von wutz »

Rhaco

  • Gast
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #2 am: Freitag, 03. Februar 2012 - 23:07:42 »
Ganz heikles Thema....Patientenverfügung...hab ich mir damals nie Gedanken drüber gemacht, bis ich eines Tages zum Umdenken
gezwungen wurde. Nichts ist schlimmer, als hilflos irgendwo in einer Ecke zu hocken und nur noch vor sich hin zu vegetieren. Wer
den Blick solcher Menschen einmal gesehen hat  :'(, der überlegt nicht lange...

So, zurück vom Luft holen...

Und wer selbst einmal in so einer Lage war, der überlegt noch weniger.  :-\






« Letzte Änderung: Freitag, 03. Februar 2012 - 23:23:29 von Rhaco »

Offline Hägar

  • Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 6.408
  • Geschlecht: Männlich
  • ja ja....
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #3 am: Freitag, 03. Februar 2012 - 23:22:23 »
...finde das Thema nicht "heikel".....finde es einfach notwendig.....auch wenn es unschön ist sich damit zu befassen, aber "watt mutt datt mutt"...im Interesse aller Betroffener/Beteiligter/Familienangehöriger...und es ist eine gute Möglichkeit zu regeln was nun mal geregelt werden muss...und es beruhigt schlußendlich auch...bei uns ist das so gemacht worden und alle wissen was im Fall der Fälle passieren soll...

Rhaco

  • Gast
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #4 am: Freitag, 03. Februar 2012 - 23:53:51 »
...finde das Thema nicht "heikel".....finde es einfach notwendig.....auch wenn es unschön ist sich damit zu befassen, aber "watt mutt datt mutt"...im Interesse aller Betroffener/Beteiligter/Familienangehöriger...und es ist eine gute Möglichkeit zu regeln was nun mal geregelt werden muss...und es beruhigt schlußendlich auch...bei uns ist das so gemacht worden und alle wissen was im Fall der Fälle passieren soll...

Das ist sehr wohl ein heikles Thema, eben weil es, wie du schon geschrieben hast, ein unschönes Thema ist. Und es ist sogar sehr notwendig.

Ich habe während meiner Reha in Bad Segeberg junge Menschen, grad mal Anfang 20 kennengelernt, denen das gleiche Schicksal
zuteil wurde wie mir. Meinst du wir hätten jemals einen Gedanken daran gehegt, eine Patientenverfügung zu erlassen. Ne warum denn....wir waren ja jung, dynamisch, voller Elan. Wer kann denn in so einer Situation schon damit rechnen, dass plötzlich eines Tages der Sensemann vor einem steht und das Licht aus geht. Pafff!!! Hinterher ist man sicherlich immer schlauer. Nicht nur ich...meine
Familie auch. Aber niemand, der nicht selbst betroffen ist (sei es nun durch eigene Krankheit oder durch erlebter Krankheit eines Angehörigen) kann einem realistisch schildern wie Mann oder Frau sich in so einer hilflosen Situation fühlt. Es fühlt sich verdammt
gruselig an, wenn man plötzlich nicht mehr gehen, stehen, reden, essen, sehen, zur Toilette gehen und was weiß ich nicht noch alles nicht mehr kann.
Das ist mit Worten nicht zu beschreiben. So etwas muß man erleben um zu wissen, wovon eigentlich überhaupt wirklich die Rede ist.

Und genau dort liegt das Problem. Die Phantasie des Menschen ist groß, aber nicht groß genug um sich in solche Szenarien reinversetzen zu können.




Offline Baltic

  • Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 276
  • Geschlecht: Weiblich
    • Facebook-Seite von Baltic
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #5 am: Freitag, 03. Februar 2012 - 23:57:32 »
Das ist in der Tat ein wichtiges und notwendiges Thema. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das zwar weiß, wie wichtig es ist, aber mich  (für mich selbst) noch näher damit befasst habe.
Als mein Vater Ende 2008 plötzlich schwer erkrankte, hat er sehr zielstrebig die Patientenverfügung voran getrieben. Allerdings erschien ihm das vorgedruckte Formular nicht spezifisch genug, deswegen hat er die Verfügung mit Hilfe seines Anwalt formuliert. Das fertige Dokument legte er uns Kindern dann vor, ihm war es wichtig, dass seine Entscheidungen von uns nicht in Frage gestellt werden. Uns war zwar mulmig zumute, aber es war gut überlegt.
Ihm war es ungemein wichtig, dass sein Leiden nicht "unnötig" verlängert wird bis zur Qual. Das war für uns Angehörige auf der einen Seite sehr hart, weil es mit ihm unerwartet schnell zu Ende ging. Aber ich bin heute noch überzeugt, mein alter Herr hat die für ihn richtige Entscheidung getroffen.

Daher denke ich, es ist sinnvoll, nicht nur eine Patientenverfügung zu treffen, sondern diese auch mit den Angehörigen zu besprechen. Dann gibt es nachher am Krankenbett keine Diskussionen, sondern man kann sich dem liebevollem Abschiednehmen widmen.

« Letzte Änderung: Freitag, 03. Februar 2012 - 23:59:11 von Baltic »
Bin hier in friedlicher Absicht unterwegs... Leben und leben lassen

Offline Hägar

  • Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 6.408
  • Geschlecht: Männlich
  • ja ja....
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #6 am: Samstag, 04. Februar 2012 - 00:06:44 »
...sollte ich falsch verstanden worden sein: ich pflichte dem oben Stehenden voll und ganz bei ! Auch ich habe damit zu tun und bin betroffen...und mir ist es lieber das geregelt ist was geregelt werden muss...so unschön das auch ist !

Johomo

  • Gast
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #7 am: Samstag, 04. Februar 2012 - 06:49:48 »
Wer entscheidet das ich entscheidungsunfähig bin?
Ich konnte nach einmonatigen Koma weder laufen noch sprechen und das Kurzzeitgehirn funktionierte auch nicht mehr so richtig. Außerdem hatte ich vom liegen ein zweites "A..loch" bekommen, so groß, das es in einer Fachzeitschrift abgebildet wurde. Als ich dann aufwachte und feststellen musste, das ich nicht mehr laufen kann und auf den Rollstuhl angewiesen bin, habe ich auch gedacht, warum habt Ihr mich nicht einfach sterben lassen. Mitteilen konnte ich es aber auch niemanden, da ich ja auch nicht mehr sprechen konnte.
Heute bin ich einfach nur dankbar, das man das nicht gemacht hat und ich nach 3-jähriger Pflegezeit, zwar nicht mehr so wie früher, aber immerhin wieder am Leben teilnehmen kann. Es ist auch nicht mehr das Heidewitzka-Leben wie früher, aber es ist ein Leben.
Daher lehne ich eine Verfügung ab, da ich ja nicht weiß, was ärztliche Kunst zu tun vermag. Kommt auch drauf an, in welchem Krankenhaus und Pflegeheim man gelandet ist. Also, wenn ich sowas unterschrieben hätte, was es aber damals (2002) noch nicht gab, hätte man voraussehen können, ob es mir je wieder besser gehen wird und das mein Gehirn fast volle Funktionsfähigkeit wieder erlangt?
Ich selber soll ja versucht haben, die Schläuche aus meinem Körper zu ziehen, da ich es vor Schmerzen nicht ausgehalten habe, so sagte man mir jedenfalls.
Ich werde so ein Ding nicht unterschreiben, denn ich bin froh das ich lebe! Und wer sagt mir, das ich auch beim zweiten Mal nicht wieder gesund werde?

wattwurm

  • Gast
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #8 am: Samstag, 04. Februar 2012 - 22:54:27 »
Auch ich bin betroffen,nach einem schlaganfall ende august habe ich gemerkt wie wichtig so etwas ist.
eine vorsorge vollmacht ist aber genau so wichtig. selbst wenn man noch einen partner hat,kann es ganz schnell zu einem
gerichtlich bestellten vormund kommen und deine nächsten verwanten haben keinerlei rechte.

PS weis jemand wo man sich gute vordrucke runterladen kann. die vorlage von wutz ist sehr aufschlußreich aber viel zu lang zum lesen.

wutz

  • Gast
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #9 am: Samstag, 04. Februar 2012 - 23:24:21 »
Das sind die amtlichen Formulare, was möchtest Du gerne haben?
Dies
http://www.bmj.de/DE/Service/Broschueren/_node.html
ist die Adresse.
Amtlicher und rechtlich einwandfreier geht es nicht  .

Offline zahn

  • Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 2.569
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #10 am: Sonntag, 05. Februar 2012 - 11:44:03 »

wichtig finde ich ebenfalls
Betreuungsrecht zur Vorsorgevollmacht   www.bmj.bund.de

Die Broschüre ist auch in der Kreisverwaltung in der Viktoriastr. erhältlich.
Dort kann man sich die ausgefüllten Anträge für 10 € beglaubigen lassen.

ae8090

  • Gast
Re: Eine wichtige Entscheidung
« Antwort #11 am: Sonntag, 05. Februar 2012 - 14:02:56 »
Seit rund zwanzig Jahren habe ich beruflich immer wieder mit dem Thema Tod zu tun und mit allem, was denn so drum und dran hängt. Ein nicht untypischer Fall sei hier einmal kurz skizziert.

Ein junges Paar, beide so erste Hälfte dreißig, sie hat zwei Kinder sieben und zehn Jahre alt aus einer früheren Beziehung. Kaum Kontakt zum leiblichen Vater der Kinder, der auch unregelmäßig bis gar nicht zahlt und das Sorgerecht auch im Zuge der Scheidung abgegeben hat. Die Rolle des Vaters hatte sehr überzeugend und verantwortungsbewusst der neue Partner der Mutter übernommen.

Die beiden waren allerdings nicht verheitet. ("Muss man ja heute nicht mehr."), hatten kein Testament gemacht ("Wir sind doch noch jung!"), keine gegenseitige Vertretungsvolmacht abgeshlossen ("wir sind doch noch jung!"), und auch eine Patientenverfügung lag nicht vor ("wir sind doch noch jung!").

Dann ein schwerer Autounfall, sie lag im Krankenhaus im Koma, Intensivstation. Nach mehreren Wochen im Koma verstarb sie.

Die Folgen unter anderem (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

- er durfte sie im Krankenhaus nicht besuchen

- er bekam keinerlei Auskunft von den Ärzten (und wenn doch, dann weil einer der Ärzte mitfühlend und freundlich war; meistens hatten die sich aber - und das kann man ihnen nicht vorwerfen - an den Buchstaben des geltenden Rechtes gehalten. Und er hatte nichts Schriftliches, womit er belegen konnte, der Partner zu sein)

- er durfte nicht für die Kinder sorgen, nach wenigen Tagen stand das Jugendamt auf der Matte und der insuffizente leibliche Vater kam plötzlich weder ins Spiel. (und hier meine ich in Sonderheit die zweite Silbe des Wortes insuffizient!)

- ihre Lebensversicherung (immerhin, die hatte sie noch aus früheren Tagen) wurde an die eingetragenen Kinder ausgezahlt und damit de facto an den sorglosen leiblichen Vater.

- der "verwitwete" Partner kam dann aus eigener Tasche für die Beerdigungskosten auf - der ehemalige Ehemann sackte zwar die Lebensversicherung ein, stellte sich aber bei den Beerdigungskosten auf den Standpunkt, dass er ja von dieser Frau geschieden sei. Formal korrekt.

Rechtzeitige Vorsorge wie ein Testament und eine Patientienverfügung hätten hier einiges anders laufen lassen können.

Merke: Lebe, als wenn morgen Dein letzter Tag wäre. Sorge vor.

Und dann lebe!

PS: Der leibliche Vater hat das Geld aus der Lebensversichung inzwischen durchgebracht und auch das Jugendamt davon überzeugt, dass er nicht in der Lage ist, die Verantwortung für die Kinder zu übernehmen. Die Kinder leben mittlerweile in einer Pflegefamilie. Der "verwitwete" Partner der verstorbenen Mutter, zu dem die Kinder gerne wollten, kam hierfür nicht in Frage, da er ja alleine war und keine Partnerin hatte ....