0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Zitat von: ae8090 am Mittwoch, 16. November 2011 - 08:11:01Zitat von: groundstar am Dienstag, 15. November 2011 - 23:37:52Zitat von: ae8090 am Dienstag, 15. November 2011 - 19:56:19und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.Natürlich bekommt ein 1-€-Jobber den einen Euro zusätzlich zu seinen Leistungen. Aber darum ghing es hier doch gar nicht. Hier ging es, wen ich es recht verstanden habe, in dem Ausgangsposting von Katja um einen ALG-II-Em,pfänger, der einen 400-Euro-Job bei der Katzenhilfe annimmt. Und wenn er 14,9 Stunden in der Woche arbeitet und dafür 400,-- Euro im Monat bekommt, sind das eben nicht zwei Euro die Stunde sondern ca. € 6,30. Dass dann die Hilfen der Allgemeinheit entsprechend gekürt werden, liegt auf der Hand. Dass die betreffende Person diese Kürzung gedanklich wieder von seinen 400,-- Euro abzieht, lässt tief auf seine Denke blicken: Er betrachtet die Hilfen der Gemeinschaft offenbar schon als eine Art Grundeinkommen. Mit dieser Art zu denken ist er m.E. im Bereich der ALG-II-Empfänger/innen kein Einzelfall.Und nein, NF, das ist hier keine Diskussion zu Lasten der Schwächsten, die der Hilfe dringend benöten. In Deutschland bekommt jeder die Hilfe, die ihm zusteht (von den Massen an fehlerhaften Bescheiden der Jobcenter mal abgesehen; das liegt aber daran, dass das System ALG II so kompliziert geworden ist, wo es doch viel einfacher hätte werden sollen. Und ich weiß, dass die Mitarbeiter/innen der JC wöchentlich mit neuen Bestimmungen traktiert werden. Mir tun die manchmal richtig leid) und niemand muss hungern.Und was NF schreibt ist völlig korrekt: Der Abstand zwischen vielen Löhnen und ALG-II-Leistungen stimmt nicht. Und das liegt nicht nur an den zu niedrigen Löhnen!Sehr schöner Beitrag meiner Meinung nach Ich habe momentan fast täglich mit Hartz IV-Empfängern auf Jobsuche zu tun und würde als Erfahrungswert oberflächlich betrachtet lediglich ca. 10% der Kategorie "vermeintliche Sozialschmarotzer ohne Arbeitswillen" zuordnen. Hier mal zwei Beispiele, die meiner Meinung nach zeigen, dass es auch bei diesen Menschen bei genauerer Betrachtung nicht ganz so einfach ist.Fall 1:Familie mit Vater+Mutter+KindMutter arbeitet stundenweise im Pflegebereich, Vater hat einen Handwerksberuf erlernt, ist aber wegen gesundheitlicher- und schweren Alkoholproblemen langfristig nicht arbeitsfähig und kriegt "Hartz IV". Das Kind ist vormittags im Kindergarten und nachmittags beim völlig überforderten Vater (es wird häufiger mal "laut"). Die Mutter weiß um die Probleme, kann sich aber nicht von dem Mann trennen. Das Jugendamt sieht keinen Handlungsbedarf.Der Arbeitgeber bietet der Frau eine Vollzeit-Stelle an. Dagegen "wehrt" sie sich, weil sie dann noch länger von ihrem Sohn getrennt ist und das Geld, was Sie verdient voll auf die staatliche Unterstützung angerechnet wird, so dass sie monatlich nur wenige € mehr auf dem Konto hätten als jetzt. Hinzu kommt, dass der Pflegejob ihr jetzt schon gesundheitliche Beschwerden beschert, die durch eine Vollzeitstelle vermutlich nicht besser werden würden.Zusätzlich dazu sind beide Eltern aufgrund fehlender Bildung nicht in der Lage, Ihre Anliegen bei der Bürokratie sachlich vorzutragen und werden durch ihre "Emotionalität" schnell als unverbesserliche Querulanten abgestempelt.Fall 2:Ein Handwerksgeselle hat als Jugendlicher zwei Kinder gezeugt. Weder zur Frau noch zu den Kindern hat er aus unbekannten Gründen keine Beziehung (mehr). In seinem Beruf hat er quasi keine Aufstiegsmöglichkeiten und würde bei Aufnahme einer Arbeit langfristig ca. 100-200€ mehr auf dem Konto haben, weil der Rest seines Gehalts an Unterhalt für seine Kinder draufgeht.In beiden Fällen könnte man den Leuten sicherlich (zu Recht) vorhalten, dass sie in fast allen anderen Ländern der Welt zwangsläufig Arbeit aufnehmen müßten, weil sie sonst von und auf der Strasse leben müssten. Viele von uns würden zumindest behaupten, dass sie "selbstverständlich auf jeden Fall" alles daran setzen würden, trotzdem eine Arbeit zu finden, aber mir kann keiner erzählen, dass die "Arbeitsunwilligkeit und Faulheit" in beiden Fällen nicht nachvollziehbar ist.Daran muss sich meiner Meinung nach etwas ändern. Deshalb gefällt mir der Beitrag von ae8090, der sich eventuell mit dem abgegegriffenen Satz "Arbeit muss sich wieder lohnen." zusammen fassen läßt, auch wenn die FDP damit offenbar etwas völlig anderes zu meinen scheint als ich.
Zitat von: groundstar am Dienstag, 15. November 2011 - 23:37:52Zitat von: ae8090 am Dienstag, 15. November 2011 - 19:56:19und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.Natürlich bekommt ein 1-€-Jobber den einen Euro zusätzlich zu seinen Leistungen. Aber darum ghing es hier doch gar nicht. Hier ging es, wen ich es recht verstanden habe, in dem Ausgangsposting von Katja um einen ALG-II-Em,pfänger, der einen 400-Euro-Job bei der Katzenhilfe annimmt. Und wenn er 14,9 Stunden in der Woche arbeitet und dafür 400,-- Euro im Monat bekommt, sind das eben nicht zwei Euro die Stunde sondern ca. € 6,30. Dass dann die Hilfen der Allgemeinheit entsprechend gekürt werden, liegt auf der Hand. Dass die betreffende Person diese Kürzung gedanklich wieder von seinen 400,-- Euro abzieht, lässt tief auf seine Denke blicken: Er betrachtet die Hilfen der Gemeinschaft offenbar schon als eine Art Grundeinkommen. Mit dieser Art zu denken ist er m.E. im Bereich der ALG-II-Empfänger/innen kein Einzelfall.Und nein, NF, das ist hier keine Diskussion zu Lasten der Schwächsten, die der Hilfe dringend benöten. In Deutschland bekommt jeder die Hilfe, die ihm zusteht (von den Massen an fehlerhaften Bescheiden der Jobcenter mal abgesehen; das liegt aber daran, dass das System ALG II so kompliziert geworden ist, wo es doch viel einfacher hätte werden sollen. Und ich weiß, dass die Mitarbeiter/innen der JC wöchentlich mit neuen Bestimmungen traktiert werden. Mir tun die manchmal richtig leid) und niemand muss hungern.Und was NF schreibt ist völlig korrekt: Der Abstand zwischen vielen Löhnen und ALG-II-Leistungen stimmt nicht. Und das liegt nicht nur an den zu niedrigen Löhnen!
Zitat von: ae8090 am Dienstag, 15. November 2011 - 19:56:19und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!
Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!
Zitat von: groundstar am Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 18:34:47Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!Ach, das sind doch nur 350.000 Menschen. Die sind bestimmt nur zu faul, sich einen besseren Job zu suchen .
Abgesehen von Deinen häufigen OT-Seitenhieben auf die FDP:
Natürlich muss sich Arbeit lohnen! Grundsicherung bedeutet eben nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Befriedigung von Grundbedürfnissen zum überleben.Anstregungslosen Luxus kann sich meist nur wohlhabende Erben leisten. Sei ihnen gegönnt.
Der Rest schuftet also, dass er über die Runden kommt.
[...]Und zu Fall 2 fällt mir eh nix ein. Der will sich doch offensichtlich nur um seine Unterhaltsverpflichtung drücken. Und das auf Staatskosten, gleich doppelt. Denn er kassiert H4 und für den Kindsunterhalt kommt der Staat ja dann auch noch auf! Immerhin hätte er bis zu 200 EUR mehr in der Tasche als H4. Sind 200 EUR nix? Dafür habe ich kaum Verständnis!
Diese 350.000 Menschen haben meinen vollsten Respekt!!
...Ein weiteres Problem, auf dass ich noch gar nicht eingegangen bin sind diese unsäglichen Zeitarbeitsunternehmen, die für eine Arbeitnehmerstunde vom Auftraggeber 20€+/Stunde kassieren und lediglich 4-6€ an die Arbeitnehmer auszahlen. Dabei sind unbezahlte Überstunden, ständiger Druck vom Arbeitgeber und den (angestellten) Kollegen sowie die andauernde Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes noch gar nicht eingerechnet. Im Bereich der gering qualifizierten Jobs ist das amerikanisch "hire and fire" schon längst Realität- seltenst werden Arbeitnehmer dort zu anständigen Tarifen irgendwann mal von einem Unternehmen unbefristet übernommen....
[...]es wäre besser gewesen, hätte man den Kündigungschutz flexibilisiert. Ja, das wird einigen auch nicht gefallen, aber was hilft es, wenn ein Unternehmen in der Krise u.a. an den Personalkosten pleite geht, weil es mehr Personal hat, als es dann benötigt..
Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:
Zitat von: groundstar am Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 18:34:47Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:Möchte nur kurz feststellen, dass ich gar nichts hierzu geschrieben hatte !
Zitat von: groundstar am Freitag, 09. Dezember 2011 - 10:11:08[...]es wäre besser gewesen, hätte man den Kündigungschutz flexibilisiert. Ja, das wird einigen auch nicht gefallen, aber was hilft es, wenn ein Unternehmen in der Krise u.a. an den Personalkosten pleite geht, weil es mehr Personal hat, als es dann benötigt..Erstaunlicherweise hört man selbst von den Langzeitarbeitslosen öfter mal den Vorschlag, den Kündigungsschutz zu flexibilisieren.Ein befreundeter Inhaber eines mittelständischen Unternehmens hat mir mal erzählt, dass er einen Mitarbeiter, der einen unbefristeten Vertrag hatte, wegen quasi Arbeitsverweigerung rausgeschmissen hatte. Es gab vorher Mitarbeitergespräche, Abmahnungen und auch der Betriebsrat war mit der Kündigung einverstanden. Der Mitarbeiter hat dann gegen die Kündigung geklagt. Beim Arbeitsgericht sind meinem Kumpel dann die Ohren abgefallen, als der Richter als "Schlichtungsangebot" 2000€ Abfindung vorschlug.Andererseits wird der Kündigungsschutz ohnehin schon von vielen Unternehmen umgangen. Gerade bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen kann man als Arbeitgeber mit Hilfe von (unbezahlten) Praktika, Einstiegsqualifizierungen, Probezeit und mehrfach verlängerbaren befristeten Arbeitsverträgen einen Arbeitnehmer ziemlich lange "unverbindlich testen". Die Leute, die wegen angeblichen Fehlverhaltens fristlos gekündigt werden, hat glaube ich auch noch niemand gezählt.
Ich glaube nicht, dass "die Arbeitgeber" bei einem gelockertem Kündigungsschutz auf die Möglichkeit eines halb- oder ganzjährigen unbezahlten Praktikums verzichten möchten.