Autor Thema: ...dann lieber Hartz IV!  (Gelesen 9746 mal)

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Offline ToRü | ToРуз

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #30 am: Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 18:34:47 »
und es muss immer noch niemand für zwei Euro arbeiten. lasst Euch doch von dem Scharlatan nicht aufs Glatteis führen!

Es sind ja immer Einkünfte zusätzlich zur Staatsleistung. Ein 1 Eurojobber bekommt das dann zusätzlich zum Leistungsbezug. Er. Arbeitet also nicht für 1 Euro.

Natürlich bekommt ein 1-€-Jobber den einen Euro zusätzlich zu seinen Leistungen. Aber darum ghing es hier doch gar nicht. Hier ging es, wen ich es recht verstanden habe, in dem Ausgangsposting von Katja um einen ALG-II-Em,pfänger, der einen 400-Euro-Job bei der Katzenhilfe annimmt. Und wenn er 14,9 Stunden in der Woche arbeitet und dafür 400,-- Euro im Monat bekommt, sind das eben nicht zwei Euro die Stunde sondern ca. € 6,30.

Dass dann die Hilfen der Allgemeinheit entsprechend gekürt werden, liegt auf der Hand. Dass die betreffende Person diese Kürzung gedanklich wieder von seinen 400,-- Euro abzieht, lässt tief auf seine Denke blicken: Er betrachtet die Hilfen der Gemeinschaft offenbar schon als eine Art Grundeinkommen. Mit dieser Art zu denken ist er m.E. im Bereich der ALG-II-Empfänger/innen kein Einzelfall.

Und nein, NF, das ist hier keine Diskussion zu Lasten der Schwächsten, die der Hilfe dringend benöten. In Deutschland bekommt jeder die Hilfe, die ihm zusteht (von den Massen an fehlerhaften Bescheiden der Jobcenter mal abgesehen; das liegt aber daran, dass das System ALG II so kompliziert geworden ist, wo es doch viel einfacher hätte werden sollen. Und ich weiß, dass die Mitarbeiter/innen der JC wöchentlich mit neuen Bestimmungen traktiert werden. Mir tun die manchmal richtig leid) und niemand muss hungern.

Und was NF schreibt ist völlig korrekt: Der Abstand zwischen vielen Löhnen und ALG-II-Leistungen stimmt nicht. Und das liegt nicht nur an den zu niedrigen Löhnen!

Sehr schöner Beitrag meiner Meinung nach :clap

Ich habe momentan fast täglich mit Hartz IV-Empfängern auf Jobsuche zu tun und würde als Erfahrungswert oberflächlich betrachtet lediglich ca. 10% der Kategorie "vermeintliche Sozialschmarotzer ohne Arbeitswillen" zuordnen. Hier mal zwei Beispiele, die meiner Meinung nach zeigen, dass es auch bei diesen Menschen bei genauerer Betrachtung nicht ganz so einfach ist.

Fall 1:
Familie mit Vater+Mutter+Kind
Mutter arbeitet stundenweise im Pflegebereich, Vater hat einen Handwerksberuf erlernt, ist aber wegen gesundheitlicher- und schweren Alkoholproblemen langfristig nicht arbeitsfähig und kriegt "Hartz IV". Das Kind ist vormittags im Kindergarten und nachmittags beim völlig überforderten Vater (es wird häufiger mal "laut"). Die Mutter weiß um die Probleme, kann sich aber nicht von dem Mann trennen. Das Jugendamt sieht keinen Handlungsbedarf.
Der Arbeitgeber bietet der Frau eine Vollzeit-Stelle an. Dagegen "wehrt" sie sich, weil sie dann noch länger von ihrem Sohn getrennt ist und das Geld, was Sie verdient voll auf die staatliche Unterstützung angerechnet wird, so dass sie monatlich nur wenige € mehr auf dem Konto hätten als jetzt. Hinzu kommt, dass der Pflegejob ihr jetzt schon gesundheitliche Beschwerden beschert, die durch eine Vollzeitstelle vermutlich nicht besser werden würden.
Zusätzlich dazu sind beide Eltern aufgrund fehlender Bildung nicht in der Lage, Ihre Anliegen bei der Bürokratie sachlich vorzutragen und werden durch ihre "Emotionalität" schnell als unverbesserliche Querulanten abgestempelt.

Fall 2:
Ein Handwerksgeselle hat als Jugendlicher zwei Kinder gezeugt. Weder zur Frau noch zu den Kindern hat er aus unbekannten Gründen keine Beziehung (mehr). In seinem Beruf hat er quasi keine Aufstiegsmöglichkeiten und würde bei Aufnahme einer Arbeit langfristig ca. 100-200€ mehr auf dem Konto haben, weil der Rest seines Gehalts an Unterhalt für seine Kinder draufgeht.

In beiden Fällen könnte man den Leuten sicherlich (zu Recht) vorhalten, dass sie in fast allen anderen Ländern der Welt zwangsläufig Arbeit aufnehmen müßten, weil sie sonst von und auf der Strasse leben müssten. Viele von uns würden zumindest behaupten, dass sie "selbstverständlich auf jeden Fall" alles daran setzen würden, trotzdem eine Arbeit zu finden, aber mir kann keiner erzählen, dass die "Arbeitsunwilligkeit und Faulheit" in beiden Fällen nicht nachvollziehbar ist.

Daran muss sich meiner Meinung nach etwas ändern. Deshalb gefällt mir der Beitrag von ae8090, der sich eventuell mit dem abgegegriffenen Satz "Arbeit muss sich wieder lohnen." zusammen fassen läßt, auch wenn die FDP damit offenbar etwas völlig anderes zu meinen scheint als ich.

Abgesehen von Deinen häufigen OT-Seitenhieben auf die FDP:

Natürlich muss sich Arbeit lohnen! Grundsicherung bedeutet eben nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Befriedigung von Grundbedürfnissen zum überleben.
Anstregungslosen Luxus kann sich meist nur wohlhabende Erben leisten. Sei ihnen gegönnt.

Der Rest schuftet also, dass er über die Runden kommt.

Im ALG-II- Bereich gibt es viele, individuelle, teilweise komplexe Situationen. Alle sicherlich nachvollziehbar, verständlich etc.
ALG-II ist auch deshalb so kompliziert geworden, weil (ähnlich wie im Steuerrecht) Einzelfallgerechtigkeit hergestellt werden soll. Ein passendes Gesetz für jeden Individualfall. Das überfordert Staat! Richter tun ein Übriges. jedes Urteil eines Sozialgerichts hat auswirkungen, erfordert Änderungen. Das verkompliziert die Sache so unerträglich.
Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:

Wieviele Mütter müssen entsprechend den ganzen Tag Arbeiten, um leben zu können? Das Ziel kann doch nciht sein, von H4 zu leben und nur so zu arbeiten, dass mir möglichst wenig von der Grundsicherung abgezogen wird. Das Ziel ist doch, einen Job zu haben, der einen selber ernährt, oder? Das ist doch ein Stück Unabhängigkeit!
Und wenn Vater + Mutter + Kind im H4-Bezug sind, dann haben sie Leistungen, die so schlecht nicht sind. Klar, es ist schwer damit über die Runden zu kommen - aber das Problem hat jeder Geringverdiener (und der bekommt keine Zusatzleistungen oder Vergünstigungen wie Bildungs- und Teilhabepaket oder Sozialpass.)
Man muss immer überlegen, was man Brutto verdienen muss, um ähnliches Geld Netto zu haben.

Und zu Fall 2 fällt mir eh nix ein. Der will sich doch offensichtlich nur um seine Unterhaltsverpflichtung drücken. Und das auf Staatskosten, gleich doppelt. Denn er kassiert H4 und für den Kindsunterhalt kommt der Staat ja dann auch noch auf! Immerhin hätte er bis zu 200 EUR mehr in der Tasche als H4. Sind 200 EUR nix???? Dafür habe ich kaum Verständnis!

Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!
 
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
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Offline Moni84

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #31 am: Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 18:45:23 »
Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!

Ach, das sind doch nur 350.000 Menschen. Die sind bestimmt nur zu faul, sich einen besseren Job zu suchen  >:D.

Katja

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #32 am: Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 18:54:31 »
Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!

Ach, das sind doch nur 350.000 Menschen. Die sind bestimmt nur zu faul, sich einen besseren Job zu suchen  >:D.

Diese 350.000 Menschen haben meinen vollsten Respekt!!

Offline rizzo

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #33 am: Donnerstag, 08. Dezember 2011 - 20:02:40 »
Abgesehen von Deinen häufigen OT-Seitenhieben auf die FDP:

Häufig? Beabsichtigt war lediglich der "Arbeit muss sich wieder lohnen."-Seitenhieb. Vielleicht liegt es an den Medien oder dem Koalitionspartner, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die FDP seitdem sie im Bund mitregiert, irgendwas substantielles in Richtung "Lösung des Problemkomplexes ALG II" gehört zu haben. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass ich das schuldhaft verpasse habe.

Zitat
Natürlich muss sich Arbeit lohnen! Grundsicherung bedeutet eben nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Befriedigung von Grundbedürfnissen zum überleben.
Anstregungslosen Luxus kann sich meist nur wohlhabende Erben leisten. Sei ihnen gegönnt.

Ob es Erben wohlhabender Eltern gegönnt sein soll, den Luxus anstrengungslos zu geniessen ist glaube ich fiskalpolitisch umstritten, aber das gehört jetzt nicht hier her.

Zitat
Der Rest schuftet also, dass er über die Runden kommt.

Ob ein z.B. ein Topmanager wirklich schuften musste für die 13 Mio Dollar Abfindung, die er erhält, weil er wegen Erfolglosigkeit rausgeworfen wurde, sei mal dahin gestellt, aber für die Masse der Leute trifft Deine Aussage sicherlich zu
Zitat
[...]
Und zu Fall 2 fällt mir eh nix ein. Der will sich doch offensichtlich nur um seine Unterhaltsverpflichtung drücken. Und das auf Staatskosten, gleich doppelt. Denn er kassiert H4 und für den Kindsunterhalt kommt der Staat ja dann auch noch auf! Immerhin hätte er bis zu 200 EUR mehr in der Tasche als H4. Sind 200 EUR nix???? Dafür habe ich kaum Verständnis!

Es ging mir bei den Beispielen auch nicht darum, um Verständnis (="Mitleid") für das Verhalten der beiden Betroffenen zu werben, sondern einfach mal zu zeigen, wie schwierig es ist, unter den gegebenen (gesetzlichen) Umständen Leute zu motivieren,  sich intensiv um eine geregelte Arbeit zu bemühen.

Zitat
Unmöglich ist es, wenn Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann trotzdem noch als Aufstocker zum JC rennen müssen - das geht gar nicht!

Ein weiteres Problem, auf dass ich noch gar nicht eingegangen bin sind diese unsäglichen Zeitarbeitsunternehmen, die für eine Arbeitnehmerstunde vom Auftraggeber 20€+/Stunde kassieren und lediglich 4-6€ an die Arbeitnehmer auszahlen. Dabei sind unbezahlte Überstunden, ständiger Druck vom Arbeitgeber und den (angestellten) Kollegen sowie die andauernde Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes noch gar nicht eingerechnet. Im Bereich der gering qualifizierten Jobs ist das amerikanisch "hire and fire" schon längst Realität- seltenst werden Arbeitnehmer dort zu anständigen Tarifen irgendwann mal von einem Unternehmen unbefristet übernommen.

Ich habe auch mit Leuten zu tun, die Mitte/Ende 40 sind und sich seit 10 Jahren in diversen Zeitarbeitsfirmen reingehängt haben und letztlich doch immer wieder auf der Strasse standen. Mit der realistischen Perspektive, sich bis zur Rente - die natürlich voraussichtlich wegen zu geringer Beiträge aufgestockt werden muss - weitere 10-20 Jahre durchzuschlagen, wäre ich auch nicht motiviert, jeden Job zu nehmen, der mir angeboten würde.
Auch in Bezug auf einen gesetzlichen Mindestlohn und der Regulierung/Kontrolle der Zeitarbeitsbranche ist unsere derzeitige Bundesregierung ja eher "zurückhaltend", um es mal vorsichtig auszudrücken...
   

Offline Moni84

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #34 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 08:32:02 »
Diese 350.000 Menschen haben meinen vollsten Respekt!!

Ich hoffe, die Ironie war erkennbar.

Offline ToRü | ToРуз

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #35 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 10:11:08 »
...
Ein weiteres Problem, auf dass ich noch gar nicht eingegangen bin sind diese unsäglichen Zeitarbeitsunternehmen, die für eine Arbeitnehmerstunde vom Auftraggeber 20€+/Stunde kassieren und lediglich 4-6€ an die Arbeitnehmer auszahlen. Dabei sind unbezahlte Überstunden, ständiger Druck vom Arbeitgeber und den (angestellten) Kollegen sowie die andauernde Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes noch gar nicht eingerechnet. Im Bereich der gering qualifizierten Jobs ist das amerikanisch "hire and fire" schon längst Realität- seltenst werden Arbeitnehmer dort zu anständigen Tarifen irgendwann mal von einem Unternehmen unbefristet übernommen.
...

Da bin ich bei Dir!
Damals wurde die Büchse der Pandora aufgemacht, indem man den Zeititarbeitsfirmen ihr heutiges Geschäftmodell ermöglicht hat.

es wäre besser gewesen, hätte man den Kündigungschutz flexibilisiert. Ja, das wird einigen auch nicht gefallen, aber was hilft es, wenn ein Unternehmen in der Krise u.a. an den Personalkosten pleite geht, weil es mehr Personal hat, als es dann benötigt..
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Offline rizzo

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #36 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 10:24:37 »
[...]
es wäre besser gewesen, hätte man den Kündigungschutz flexibilisiert. Ja, das wird einigen auch nicht gefallen, aber was hilft es, wenn ein Unternehmen in der Krise u.a. an den Personalkosten pleite geht, weil es mehr Personal hat, als es dann benötigt..

Erstaunlicherweise hört man selbst von den Langzeitarbeitslosen öfter mal den Vorschlag, den Kündigungsschutz zu flexibilisieren.

Ein befreundeter Inhaber eines mittelständischen Unternehmens hat mir mal erzählt, dass er einen Mitarbeiter, der einen unbefristeten Vertrag hatte, wegen quasi Arbeitsverweigerung rausgeschmissen hatte. Es gab vorher Mitarbeitergespräche, Abmahnungen und auch der Betriebsrat war mit der Kündigung einverstanden. Der Mitarbeiter hat dann gegen die Kündigung geklagt. Beim Arbeitsgericht sind meinem Kumpel dann die Ohren abgefallen, als der Richter als "Schlichtungsangebot" 2000€ Abfindung vorschlug.

Andererseits wird der Kündigungsschutz ohnehin schon von vielen Unternehmen umgangen. Gerade bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen kann man als Arbeitgeber mit Hilfe von (unbezahlten) Praktika, Einstiegsqualifizierungen, Probezeit und mehrfach verlängerbaren befristeten Arbeitsverträgen einen Arbeitnehmer ziemlich lange "unverbindlich testen". Die Leute, die wegen angeblichen Fehlverhaltens fristlos gekündigt werden, hat glaube ich auch noch niemand gezählt.

Rizzi

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #37 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 11:40:16 »

Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:


Möchte nur kurz feststellen, dass ich gar nichts hierzu geschrieben hatte !

breughel

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #38 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 11:42:31 »

Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:


Möchte nur kurz feststellen, dass ich gar nichts hierzu geschrieben hatte !
Singular udn Plural werden oft verwechselt

Offline ToRü | ToРуз

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #39 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 14:50:56 »

Nehmen wir mal die von Rizzi dankenswerter Weise aufgezeigten Fälle:


Möchte nur kurz feststellen, dass ich gar nichts hierzu geschrieben hatte !

Rizzi - Rizzo: Da kann man schonmal den Überblick verlieren, sorry.  8)
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Offline ToRü | ToРуз

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #40 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 14:54:21 »
[...]
es wäre besser gewesen, hätte man den Kündigungschutz flexibilisiert. Ja, das wird einigen auch nicht gefallen, aber was hilft es, wenn ein Unternehmen in der Krise u.a. an den Personalkosten pleite geht, weil es mehr Personal hat, als es dann benötigt..

Erstaunlicherweise hört man selbst von den Langzeitarbeitslosen öfter mal den Vorschlag, den Kündigungsschutz zu flexibilisieren.

Ein befreundeter Inhaber eines mittelständischen Unternehmens hat mir mal erzählt, dass er einen Mitarbeiter, der einen unbefristeten Vertrag hatte, wegen quasi Arbeitsverweigerung rausgeschmissen hatte. Es gab vorher Mitarbeitergespräche, Abmahnungen und auch der Betriebsrat war mit der Kündigung einverstanden. Der Mitarbeiter hat dann gegen die Kündigung geklagt. Beim Arbeitsgericht sind meinem Kumpel dann die Ohren abgefallen, als der Richter als "Schlichtungsangebot" 2000€ Abfindung vorschlug.

Andererseits wird der Kündigungsschutz ohnehin schon von vielen Unternehmen umgangen. Gerade bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen kann man als Arbeitgeber mit Hilfe von (unbezahlten) Praktika, Einstiegsqualifizierungen, Probezeit und mehrfach verlängerbaren befristeten Arbeitsverträgen einen Arbeitnehmer ziemlich lange "unverbindlich testen". Die Leute, die wegen angeblichen Fehlverhaltens fristlos gekündigt werden, hat glaube ich auch noch niemand gezählt.

Richtig. Bei einem gelockertem Kündigungsschutz wären solche Verwindungen nicht nötig, da man dann ja entsprechend reagieren kann. So sieht der Arbeitgeber natürlich zu, das er nach dem Motto geht: Drum prüfe wer sich ewig bindet...
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Offline Slartibartfass

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #41 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 15:04:35 »
Ich glaube nicht, dass "die Arbeitgeber" bei einem gelockertem Kündigungsschutz auf die Möglichkeit eines halb- oder ganzjährigen unbezahlten Praktikums verzichten möchten. :(
Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.

Offline rizzo

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Re: ...dann lieber Hartz IV!
« Antwort #42 am: Freitag, 09. Dezember 2011 - 23:39:05 »
Ich glaube nicht, dass "die Arbeitgeber" bei einem gelockertem Kündigungsschutz auf die Möglichkeit eines halb- oder ganzjährigen unbezahlten Praktikums verzichten möchten. :(

So in die Richtung war der Absatz auch von mir gemeint. Eine einseitige Lockerung des Kündigungsschutzes wird vermutlich nicht direkt das Ende der Zeitarbeit nach sich ziehen... ::)

Meiner Meinung nach muss man einen angemessenen gesetzlichen Mindestlohn finden, der dann ohne wenn und aber für alle Arbeitnehmer zu gelten hat.  Hoffentlich dringt diese Zahl dann auch in alle Bevölkerungsschichten durch, so dass der Lohn auch eingefordert werden kann. Nicht zuletzt muss es ausreichend Kontrollen und rigide Strafen für alle Arbeitgeber geben, die keinen Mindestlohn zahlen- dies sollte im Übrigen auch im Interesse aller Arbeitgeber sein, damit ehrliche Arbeitgeber nicht nachher am Markt untergehen, weil die Wettbewerber Lohndumping beitreiben.