Autor Thema: Es ist doch nur ein Film  (Gelesen 1017 mal)

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Katja

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Es ist doch nur ein Film
« am: Donnerstag, 10. November 2011 - 18:27:22 »
Heute läuft 'Anonymus' in den deutschen Kinos an - Roland Emmerichs Werk zum Thema Shakespeare. Wer war er wirklich? Kam er doch aus dem Hochadel des alten Englands?

Emmerich erzählt die Geschichte eines jungen Earls, dessen Begeisterung für die Schriftstellerei ein no go  seiner Zeit ist. Ist er nun wirklich der Künstler, den man heute auch noch verehrt wie kaum einen anderen vor und nach ihm?
Alle Shakespeare-Fans, allen voran die Shakespeare-Trust-Vereinigung, sind entsetzt, verhüllen sogar ein Denkmal in Stratford-upon-Avon.
Dabei weiß doch auch Emmerich, daß dieser junge Earl bereits gestorben war, als Shakepeares wichtigsten Werke entstanden sind.... und meint: "Es ist doch nur ein Film!"

Ich werde auf diesen Film auf DVD warten - einen solchen Film ohne mein Sofa, eine gute Tasse Kaffee und eine Zigarette geht ja mal gar nicht!
Aber der, der ihn schon bald sieht (Blubb??) möge mir bitte erzählen, ob es sich lohnt zu warten oder eher nicht....

Blubb

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Re: Es ist doch nur ein Film
« Antwort #1 am: Samstag, 12. November 2011 - 11:52:12 »
Lohnt sich.

Blubb

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Re: Es ist doch nur ein Film
« Antwort #2 am: Samstag, 12. November 2011 - 14:44:44 »
Ok, vielleicht doch ein bisschen ausführlicher.

Zunächst einmal sollte klargestellt werden, dass der Earl of Oxford nicht nur im Film, sondern auch in der Wissenschaft als möglicher Kandidat der wahren Urheberschaft des sheakespearschen Werkes gilt. Die zeitlichen Bedenken vermag der Film auch auf logische Weise zu erklären.
Insgesamt muss auch klargestellt werden, dass die Debatte um die Zweifel an Urheberschaft Shakespeares kein Hirngespinst sind, sondern durchaus ernstzunehmende Thesen in der Anglistik.

Zum Film selbst:

"Anonymus" ist zwar kein sehr guter, aber durchaus ein guter, einer der besseren Filme des Jahres.
Emmerich beschränkt sich nicht auf das Thema der Urheberschaft Shakespeares, was den Film alleine auch gar nicht tragen könnte, sondern bettet die Geschichte ein in einen politische Intrige um die Nachfolge Elisabeth I.
Sicherlich macht er hier und auch faktische Fehler, das kann ich nicht beurteilen und ob seine Lösung ob des echten "Shakespeares" jetzt der Weisheit letzter Schluss ist ebenso wenig, aber das ist ja auch keine Dokumentation, sondern eben ein Spielfilm.

Überraschenderweise wird man feststellen, dass Emmerich, den man bisher nur von Katastrophenfilmen, die ich persönlich immer sehr launig fand, her kannte mit gerade mal 26 Millionen Euro einen sehr runden, spannenden, in tollen prachtvollen Bildern des elisabethianischen Londons erzählten und ebenso wunderbar besetzten (Vanessa Redgrave und Joely Richardson sind als Elisabeth I. wirklich großartig) Film abliefert, der zeigt, dass der Deutsche eigentlich ein sehr guter Regisseur ist. Bisher ist das Roland Emmerichs bester Film.

Insofern lohnt er sich.

P.S.: Man muss am Anfang ein bisschen aufpassen, weil der Film anfangs in Rückblenden erzählt wird und in den Rückblenden gesprungen wird, was ich aber eher nicht als störend empfinde, sondern sogar eher als Gewinn für den Film, da sich so das Bild erst nach und nach lüftet.
« Letzte Änderung: Samstag, 12. November 2011 - 14:57:59 von Blubb »