Autor Thema: Führerschein kostenlos machen?  (Gelesen 4237 mal)

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breughel

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #15 am: Dienstag, 08. März 2011 - 17:32:51 »
Wäre nicht ein Kredit (zinslos) mit Rückzahlungsplan sinnvoll? So wäre Hilfe vorhanden und könnte verträglich wieder getilgt werden.
Es gibt doch auch Studiengebühren und Stipendien, die zurück gezahlt oder abgearbeitet werden müssen.

breughel

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #16 am: Dienstag, 08. März 2011 - 17:44:32 »
Ich habe mir den Artikel noch einmal angeschaut - stimmt - dort wird nicht gesagt, sie benötige den Führerschein, um zur Arbeitsstelle zu kommen sondern der Arbeitgeber sagt, sie brauche den Führerschein.
Insofern - mal wieder ein Beispiel für eine schön gründlich recherchierten und verfaßten NR_Artikel.
Wozu sie ihn benötigt wird nicht geschrieben und warum sie keinerlei Kredit bei der Bank bekommt auch nicht.
Wer arm ist dem Wird eher geholfen ...

Katja

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #17 am: Dienstag, 08. März 2011 - 18:46:34 »
Einen Führerschein zu finanzieren, damit die Frau einen Job bekommt, ist ziemlich weitsichtig, finde ich.

Als Bürohilfe könnte sie auch Besorgungsfahrten mit dem firmeneigenen Auto machen müssen... Ist ihre sonstige Qualifikation in Ordnung, lann sie ihren Job auch über die Probezeit hinaus halten, ist die Finanzierung des Führerscheines preiswerter, als sie weiterhin in Hartz IV zu belassen.

Wenn das Jobcenter dann auch noch ein zinsloses Darlehen gegeben hat, ist dort ein Umdenken zu erkennen ;)

Das nenne ich Hilfe zur Selbsthilfe

breughel

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #18 am: Dienstag, 08. März 2011 - 19:47:22 »
Zuschuss heißt in der Regel: keine Rückzahlung
Und warum kann der Arbeitgeber (der den Tipp mit dem Staatszuschuss gab) nicht einen Vorschuss zahlen und ihn dann in Raten verrechnen?
Wo beginnt die Eigenverantwortung - ich muß mich qualifizieren und mich um meinen Unterhalt kümmern -  und wo beginnt die Verantwortung der Gemeinschaft/des Staats?
Wäre hier vielleicht auch die Familie der jungen Frau und/oder ein eventuelle Freund/Mann gefragt?
Ist sie Vollwaise und ist nicht sonst auch die Familie gefordert?
In dem Artikel tauchen keine Verwandten oder Freunde auf, die helfen könnten - merkwürdig.
Viele Fragen.

Offline rizzo

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #19 am: Mittwoch, 09. März 2011 - 13:33:56 »
[...]
Wo beginnt die Eigenverantwortung - ich muß mich qualifizieren und mich um meinen Unterhalt kümmern -  und wo beginnt die Verantwortung der Gemeinschaft/des Staats?
Tja, das ist halt eine der großen Fragen in dieser Gesellschaft: mehr Staat oder mehr Eigenverantwortung? Im Parteienspektrum sind die Extreme ja ganz gut abgebildet. Im konkreten Einzelfall muss das meiner Meinung nach unter Berücksichtigung der Umstände abgewogen werden.

Zitat
Wäre hier vielleicht auch die Familie der jungen Frau und/oder ein eventuelle Freund/Mann gefragt?
Ist sie Vollwaise und ist nicht sonst auch die Familie gefordert?
In dem Artikel tauchen keine Verwandten oder Freunde auf, die helfen könnten - merkwürdig.
Viele Fragen.
Schlägst Du jetzt ernsthaft vor, dass jeder Empfänger von Sozialleistungen verpflichtet werden soll, seine Freunde und Verwandtschaft um Geld/Kredit anzupumpen?!
Wie soll das denn funktionieren/ kontrolliert werden?
Das Problem von Langzeitarbeitslosen ist ja gerade, dass sie eben nicht in einem "wohlbehüteten" finanziell gut ausgestatteten familiären Umfeld kommt und deshalb weniger Chancen auf eine gute (Aus-)Bildung haben. Das war und ist eines der wesentlichen Ergebnisse der Pisa-Studie. In keinem anderen Land hat die soziale Herkunft der Eltern so viel Einfluss auf den sozialen Status der Kinder wie in Deutschland.
Bei der Plagiats-Affäre von Herrn zu Guttenberg kann man ja erahnen, wie es am anderen Ende der sozialen Skala abläuft (Stichwort "Geklüngel" usw.)

Ich finde es gut, dass es in diesem Land einen einigermaßen funktionierenden Sozialstaat gibt. Wenn die soziale Schere (Arme werden Ärmer und Reiche werden reicher) in diesem Land immer weiter aufgeht, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass es hier auch von "unten" auch mal deutlich unfriedlicher werden könnte...

breughel

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #20 am: Mittwoch, 09. März 2011 - 14:39:02 »
Ich wies lediglich darauf hin, dass nach meinem Empfinden vor dem staatlichen Engagement stets die Familie stehen sollte und oder Partner.
Hier sieht es so aus, als sei der Gedanke, dass man sich familiär hilft, völlig abwegig oder es sei keine Familie da.
Tatsächlich scheinen sehr viele Menschen die Verantwortung von Familien für Mitglieder und die Verantwortung von Partnern füreinander nicht mehr so wichtig einzustufen - der Staat wird zur "Überfamilie".
Tatsächlich fände ich es normal, sich 1000..-€ familiär zu leihen. Und erst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollte der Staat mit einem Kredit einspringen.
So ist das ist eine trostlose Entwicklung.

Bernd

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #21 am: Mittwoch, 09. März 2011 - 16:08:39 »
Ich wies lediglich darauf hin, dass nach meinem Empfinden vor dem staatlichen Engagement stets die Familie stehen sollte und oder Partner.
...
Arbeitssuchende und Partner von Arbeitssuchenden, seid achtsam, geht nur mit Vorbehalt eine legale Beziehung ein! Wo bleibt denn dabei der Gleichheitsgrundsatz?
...
Hier sieht es so aus, als sei der Gedanke, dass man sich familiär hilft, völlig abwegig oder es sei keine Familie da.
...
Das ist auch völlig korrekt. Juristisch betrachtet!
Familiäre oder freundschaftliche Hilfeleistungen gehören nicht zu diesem Thema!
...
Tatsächlich fände ich es normal, sich 1000..-€ familiär zu leihen. Und erst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollte der Staat mit einem Kredit einspringen.
...

Daran hat die junge Arbeitssuchende sicherlich auch gedacht!
Jetzt bekam sie die Möglichkeit, durch einen einmaligen Zuschuss aus eigener Kraft und ohne notwendigen finanzkräftigen Hintergrund aus einer schlechten Lage herauszukommen.
...
So ist das ist eine trostlose Entwicklung.
Deshalb ist es genau das Zitierte aus den beschriebenen Umständen nicht!
Es ist sogar vertrauensvoll und ermutigend!

breughel

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #22 am: Mittwoch, 09. März 2011 - 16:16:39 »
Aha, familiäre Hilfe war also gar nicht in Betracht zu ziehen.
Interessant.

Bernd

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #23 am: Mittwoch, 09. März 2011 - 17:24:46 »
Aha, familiäre Hilfe war also gar nicht in Betracht zu ziehen.
Interessant.
Interessant? Soll bei Arbeitssuchenden erst der familiäre Hintergrund und die unterschiedlichen Partnerschaften durchleuchtet werden, bevor Zuschüsse genehmigt werden?
Auch interessant, aber nicht im positiven Sinn!

Luise

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #24 am: Mittwoch, 09. März 2011 - 20:14:39 »
Ich verweise auf § 9 Abs. 2 SGB II, da steht alles zu dem Thema "Einkommen und Vermögen von Partner und Familie" des Hilfebedürftigen.

ae8090

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #25 am: Mittwoch, 09. März 2011 - 20:57:14 »
Zwei Herzen wohnen, ach! in meiner Brust
Goethe, Faust I


Wenn ich lese, dass Führerscheine für Arbeitslose, gleich ob ALG I- oder ALG II– Empfänger/innen, aus Beitrags- oder Steuermitteln finanziert werden, löst das bei mir zwiespältige Gefühle und auch Überlegungen aus.

Zum Einen, und da hat z.B. Katja aber auch andere absolut Recht: Wenn es denn klappt und die junge Dame nunmehr dauerhaft in die Arbeitswelt integriert ist, dann ist es sehr, sehr gut angelegtes Geld mit zigfacher Dividende, denn besagte Dame wird ja von der Leistungsempfängerin zur Beitragszahlerin. Besser lässt sich Geld nicht anlegen.

Das gilt sogar dann, wenn die betreffende Person in einem, in zwei oder in drei Jahren wieder arbeitslos würde (was wir ihr mitnichten wünschen, aber hier einmal als Gedankenspiel zulassen wollen). Denn erstens hat sie ja ein, zwei oder drei Jahre Beiträge erwirtschaftet und zweitens hat sie dann in ein, zwei, drei Jahren durch diesen Führerschein vielleicht bessere Chancen, die Zeit der Arbeitslosigkeit möglichst kurz zu halten.

Darum bin ich ganz unbedingt dafür, solche Förderungen zu tätigen. In jedem Einzelfall muss individuell hingesehen werden: Was macht bei dieser Person denn Sinn? Steht es in direktem Zusammenhange mit einer zugesicherten neuen Position?

Ich kann konkrete Beispiele aus meiner Vermittlungsarbeit nennen, bei denen jeder sofort die Sinnhaftigkeit eines solchen Tuns zu erkennen vermag:

-   jener Erwerbslose, der sowohl Brunnenbauer gelernt als auch eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte, gleichwohl arbeitslos wurde und nun als Disponent zu einem Brunnenbaubetrieb sollte. Die Stelle war wie geschaffen für ihn mit seinen zwei Ausbildungen. Einziger Haken: er hatte keinen LKW-Führerschein. Die Agentur für Arbeit finanzierte den „Lappen“, nachdem der zukünftige Arbeitgeber zugesichert hat, dass der junge Mann auch eingestellt wird. Das Arbeitsverhältnis währt mittlerweile, wenn ich es aus dem Kopfe recht entsinne, fünf oder sechs Jahre.
-   Ebenfalls ein junger Mann, seines Zeichens Kfz-Meister, der in einem Autogasbetrieb anfangen sollte, dafür aber noch eine entsprechende Fortbildung benötigte, damit er den Einbau solcher Anlagen als Meister denn vornehmen und beaufsichtigen durfte. Die Agentur für Arbeit machte diese Einstellung durch ihre Leistung möglich. Vier Jahre hat der Kfz-Meister mindestens in dem Betrieb gearbeitet, mehr weiß ich nicht.


Dieses aufgewandte Geld ist mit Sicherheit besser angelegt als der x-te Bewerbungskurs, das soundsovielte Kommunikationstraining etc. Das sind auch wichtige Angelegenheiten, ich will das nicht klein reden, aber ich weiß auch, dass Arbeitslose mit derlei Kursen, die eine ganze Menge Geld verschlingen, auch (im übertragenden Sinne) erschlagen werden können. Und das passiert nahezu tagtäglich!

Andrerseits stößt es mir auch auf, wenn der jungen Dame so mir nix, dir nix der Führerschein finanziert wird. Noch als Schüler, als Abiturient, um genau zu sein, bin ich nachts wach geblieben und habe gearbeitet, um mir den Lappen leisten zu können. Meinen Kindern habe ich einen Teil zu ihrem Führerschein dazu gegeben, sie aber zugleich auch „verdonnert“ sich die zweite Hälfte selbst zu verdienen (weil ich es erzieherisch durchaus für sinnvoll gehalten habe und halte).

Andere haben von ihrem Gehalt, auch wenn es noch klein war, immer kleine, tlw. kleinste Beträge auf die sprichwörtliche hohe Kante gelegt und haben sich dann davon den Führerschein geleistet. Und da ich drei Kinder habe, weiß ich, was ein Führerschein heutzutage kostet. Aber ich weiß auch, dass diese Summe nicht in einem fällig wird, dass eine einzelne Fahrstunde durchaus erschwinglich ist und dass durchaus die eine oder andere Fahrschule sich auf Ratenzahlungen einlässt.

Ich frage mich in der Tat, wie z.B. breughel ja auch, nach der Rolle der Familie, ob da denn wirklich gar nichts möglich war, die Tochter/Enkelin/Nichte etc zu unterstützen. Ich frage mich weiter nach der Eigenverantwortung der jungen Dame. Wenn sie Leistungsempfängerin ist, und nur dann wird sie gefördert!, dann muss sie zuvor sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben. Was hat sie mit ihrem Verdienst gemacht? Ging der wirklich zu 100% für Miete und laufende Haushaltskosten drauf? Ich weiß, dass man das nicht nachträglich kontrollieren kann, das wäre eine furchtbare Horrorbehörde, die solches zu tun hätte. Und ich will es auch gar nicht nachträglich kontrollieren. Aber ich möchte es mal fragen dürfen!

Ich möchte mal ansprechen dürfen, wo unsere Eigenverantwortung bleibt, denn ich glaube, dass das in vielen Dingen in unserer Gesellschaft zu kurz kommt und zu viel auf die Gemeinschaft abgewälzt wird. Und das lässt sich nicht nur bei der Förderung von Erwerbslosen beobachten, dass zieht sich durch viele Bereiche unserer Gesellschaft, vom genannten Bereich über das Gesundheitswesen, die Altersvorsorge u.v.m. Und ich könnte aus jedem dieser Bereiche Beispiele beibringen.

Und im Übrigen freue ich mich für die junge Dame, dass sie nunmehr Arbeit hat und gratuliere ihr von ganzem Herzen dazu.

breughel

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Re: Führerschein kostenlos machen?
« Antwort #26 am: Donnerstag, 10. März 2011 - 08:55:27 »
Vielen Dank für einen substantiellen Beitrag - ich fürchtete schon, hier keine inhaltliche Auseinandersetzung mehr zu finden.
Es scheint völlig normal geworden zu sein, den Staat für seine Ausbildung vernatwortlich zu machen und nach dem Motto zu verfahren: Man muß mir helfen, sonst wird es noch teurer.
Der Erwerb eines Führerscheins war stest Privatsache - der Erwerb eine LKW-Führerscheins ist dann schon anders zu bewerten.
Das kann durchaus als berufsqualifizierende Maßnahme angesehen werden.
Offenbar erwarten immer mehr Menschen, dass ihre Entwicklung und Existenz durch die Solidargemeinschaft getragen wird.
Eigenverantwortung wird abgelehnt.
Dieser Bericht zu der jungen Frau ist leider ein Beispiel  für schlechten Journalismus.
Ich habe mich gefragt - worauf zielt der Bericht ab?
Soll hier die Flexibilität der ARGE gelobt werden? Sollen alle Beteiligten gelobt werden als gutes Beispiel?
Es fehlen klare Informationen und es entsteht der Eindruck - hier brachte ein findiger Unternehmer eine Bewerberin auf eine Idee.
Und dieses dauernde Suchen, wer denn mal die Kosten für etwas übernehmen könnte, ist es , was mich sehr stört.
Hier wird ein Job als Bürohelferin in Ausssicht gestellt für eine Frau, die eigentlich einen qualifizierten Beruf erlernt hat.
Also eher eine längerfristige Entqualifizierung bei vermutlich kargem Lohn.
Soll da nach dem Prinzip verfahren werden: Es wäre sonst wohl noch schlimmer?
Und warum ist für einige Mitglieder hier die Frage nach der Solidarität der Angehörigen so anstößig?
Ich empfinde den Artikel als sehr schlecht recherchiert und im Tenor peinlich - wie so oft bei NR-Artikeln.