Autor Thema: Heimat  (Gelesen 2061 mal)

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Alex

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Heimat
« am: Sonntag, 10. Oktober 2010 - 20:16:27 »
Was ist das ? Wie definiere ich sie ? Ist das eine ganz einfache Frage oder doch schwerer zu beantworten, wie man eigentlich denkt ? Nun gut, für mich relativ einfach, ich bin in Itzehoe geboren, hier aufgewachsen, habe meine Familie und meine Freunde hier.

Aber gerade in der letzten Zeit sind viele Bekannte und Freunde berufsbedingt aus Itzehoe weggezogen, oder werden wegziehen ;), was fühlt man, wenn man viele Jahre an einem Ort verbracht hat, dort alle Höhen und Tiefen miterlebt hat ? Ist es trotzdem irgendwie die Heimat, schwingt ein wenig Wehmut mit, wenn man geht ? Oder bezeichnet man es nur als Heimat wenn alles rund gelaufen ist ? Ist Heimat generell da, wo die Familie ist, oder dort wo man groß geworden ist, oder dort wo eine vermeintlich bessere Zukunft zu erwarten ist ?


swetlana

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Re: Heimat
« Antwort #1 am: Sonntag, 10. Oktober 2010 - 21:11:43 »
HEIMAT...

Wenn man mal das Wort durch sich durchläßt, merkt man ja, welche Gefühle es einem macht. Manch einer empfindet wohl wenig, manch einer mehr.

Meine Heimat ist die ländliche Umgebung von Stuttgart. Dort bin ich geboren/augewachsen und wenn ich (leider eher selten) mal hinfahre, dann spreche ich wie auf Kommando wieder astrein schwäbisch, wie wenn ich nie etwas anderes gemacht hätte. Wenn ich mich dann so beobachte, merke ich, ich bin ein ganz anderer Mensch. Wundere mich, wie ich es hier im Norden aushalte, von dort aus gesehen, ist dann hier oben alles sehr fremd.

Kässpätzle, ein Viertele Trollinger, die Weinberge, die gerade jetzt besonders farbenprächtig leuchten, Obstwiesen im Sommer, der Neckar...

Wenn ich dann wieder hier im Norden bin, fühle ich mich erstmal komisch und wehmütig. Nach einigen Tagen habe ich mich dann aber wieder "eingenordet", liebe ich auch das platte Land wieder und finde es toll, mal "schnell" ans Meer fahren zu können, worum viele süddeutsche Bekannte mich beneiden. Und wenn ich dann in St. Peter Touristen laut schwäbisch reden höre, denke ich nur: Oh Gott, wie unangenehm!

Ich glaube, wichtig ist, wo die Familie und die Freunde sind. Grundsätzlich denke ich aber, dass man sich überall auf der Welt zu Hause fühlen kann, wenn man denn unbedingt z. B. aus beruflichen Gründen seine vertraute Umgebung verlassen muss.

swetlana
« Letzte Änderung: Sonntag, 10. Oktober 2010 - 21:13:30 von swetlana »

breughel

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Re: Heimat
« Antwort #2 am: Sonntag, 10. Oktober 2010 - 22:14:29 »
Heimat ist gefühlsmäßig für mich dort, wo ich mich mit Menschen wohl fühle, wo ich freundlich wahrgenommen werde, wo ich mich geistig und/oder seelisch verwandt fühle mit Menschen um mich herum. Ich fühle mich durchaus auch geistig und seelisch verbunden mit Menschen, die weit weg sind, die ich nicht einmal real kenne - nur aus ihren Werken oder Taten - da spreche ich dann von meinen seelischen und geistigen Verwandten. Sie machen meine Heimat aus.
Mit dem klassischen Heimatbegriff kann ich nichts anfangen. Da spreche ich eher von Geburtsort, Orten, in denen ich lebte usw.
Wer einen starren Heimatbegriff hat, gilt bei mir als beschränkt.
Wollte man mich regional zuordnen - was dann meine Heimat ist - Hamburg.
Dort fand ich geistige Freiheit und freundliche Unterstützung - das ist schon sehr viel.

Plumbum

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Re: Heimat
« Antwort #3 am: Sonntag, 10. Oktober 2010 - 22:22:30 »
Für mich gibt es nur eine Heimat, "ITZEHOE"

und wenn die Amis jetzt zu mir sagen würden:

"So, Herr Möller, entweder Deutschland oder Amerika!"

dann würde ich sagen: "Bye, Bye, miss american pie........"

Bernd

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Re: Heimat
« Antwort #4 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 06:06:54 »
Ein interessantes, vielschichtiges Thema hat Alex platziert!

HEIMAT ist für mich ein größerer Raum, in dem ich mich gern aufhalte, weil ich dort gute Erfahrungen machte, an den ich schöne Erinnerungen habe, dessen Optik (weites, flaches Land, Felder, Wiesen, kleine Wälder und mit viel Küste und Wasser, Deiche, Leuchttürme, Wind, kleine Städte, … aber auch Freunde und ihre Taten), dessen Akustik (Windgesäusel, Wellenrauschen und –Getöse, Möwenschreien und Amsel-, Drossel-, Spatzenrufe, … aber auch der Freunde Sprache und Musik), dessen Düfte (der Lüfte, der Wälder, der Meere, Algen, … aber auch der ehemaligen Keksfabrik, der Tonkuhle, meiner Mutter und ihr Essen, der Freunde), dessen Geschmack (Speisen und Getränke), dessen Berührungen (angenehm kühle(s), frische(s) Luft und Wasser, lieber Menschen) mich prägten und prägen.

Einen alten Baum verpflanzt man nicht!

Sich wohlfühlen und lieben kann man an vielen Orten, doch diese vertrauten, Geborgenheit erzeugenden Gefühle sind einzigartig, wenn man als junger Mensch längere Zeit an einem Ort glücklich war.

Ich denke jedoch auch, dass Heimatwechsel möglich sind, falls man für längere Zeit einen anderen Ort für den glücklicheren hält. Dann hat man eben zwei Heimaten und muss pendeln.

Zum Thema fallen mir noch angemessene Fragen ein.
Warum war früher Anderes besser?
Warum wird man nach einem erlebten, schönen Urlaub bei einem zweiten Besuch am gleichen Ort häufig enttäuscht?
Warum geht eine Rückreise meist schneller als eine Hinreise?
Warum werden Veränderungen, Neuerungen oft lästig empfunden?


Danke, Alex, ein schönes Thema!

Katja

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Re: Heimat
« Antwort #5 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 08:10:06 »
Für mich ist Heimat dort, wo ich mich 'angekommen' fühle. Heimat ist ein Nest, in das man geborgen und behütet zurück kommt, seinen Körper und seine Seele baumeln lassen kann, sich verstanden und gemocht fühlt.
Heimat ist das wohlige Seufzen, wenn man nach einem Aufenthalt woanders wieder in seine gewohnte Umgebung kommt und der Schnack am Gartenzaun.
Heimat ist das Wissen, daß es dort Menschen gibt, die einem vertraut und lieb geworden sind. Es ist das warme Gefühl, das einem nur dieser Ort gibt.
Heimat ist das, was einem Kraft und Ausgeglichenheit verleiht, der Ort, in dem die Batterien aufgeladen werden, weil er zum Lebensmittelpunkt geworden ist.

Mich zieht nichts mehr in die Gegend zurück, in der ich aufgewachsen bin - weil er sich verändert hat und nur noch in meiner Erinnerung so ist, wie ich ihn liebte. Das warme Gefühl starb, als die Menschen, mit denen ich diesen Ort verband, auch von dort weggingen.

Als wir nach Itzehoe zogen, war es ein 'nach Hause kommen', obwohl unsere Wurzel ganz woanders waren.
Das lag und liegt aber daran, daß die Menschen uns hier warm und herzlich empfangen haben und wir niemals das Gefühl haben mußten, Eindringlinge und/oder Fremde zu sein.

'Home ist where the heart is'

Offline Koch Th

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Re: Heimat
« Antwort #6 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 09:38:05 »
Heimat

 Heimat ist da wo meine Familie,Freundeund mein Bett+Arbeit ist.

Ich habe 20Jahre in Nordfriesland gelebt:Dort war ich 20Jahre zu Hause.
Jetzt bin zurück nach Itzehoe (was ich nie aus den Augen verloren hatte) und bin hier zu Hause.

Zu Hause und Heimat Ist das nicht das gleiche????
Mit Jungen Leuten bleibt mann jung

Bernd

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Re: Heimat
« Antwort #7 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 11:49:36 »
Heimat
Zu Hause und Heimat Ist das nicht das gleiche????
Für mich gibt die Unterscheidung von Heim und Heimat.

Offline ToRü | ToРуз

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Re: Heimat
« Antwort #8 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 15:51:19 »
Wo meine Familie ist, ist für mich zu Hause.

Heimat ist da, wo meine Wurzeln sind, wo ich z.B. geboren bin.
Respektiere jede Meinung. Gefallen muss sie mir ja nicht. Und das sag ich dann auch.
Toleranz und Moral ist immer die Toleranz und Moral der anderen.

Offline Sandberger

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Re: Heimat
« Antwort #9 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 21:03:14 »
Heimat

Heimat, das sind die Menschen, die man kennt, die man Verwandte, Nachbarn und Freunde nennt.

Heimat, das ist die Sprache, die man spricht, die man hört, liest und versteht wie ein Gedicht.

Heimat, das sind der Hof, das Haus und die Räume, das sind das Feld, die Wiese, der Garten, die Bäume.

Heimat, das sind die Wälder, die Berge und die Quellen, das sind die Bäche, die Ufer und der Flüsse Wellen.

Heimat, das ist der Ort, seine Straßen und Brücken, das sind die Blumen, die wir am Wegrand pflücken.

Heimat, das ist die Luft die wir atmen, das ist die Sonne, das Licht der Sterne,

das ist unsere Erde, die Nähe und die Ferne.

Heimat, das ist was wir lieben, ist all das Vertraute, was unser Vorfahr hier einst erbaute.

Heimat, das ist die Vergangenheit von der unsere Väter berichten, in vielen alten und fernen Geschichten,

Heimat, das ist die Gegenwart mit Freude und Sorgen, das ist unserer Kinder leuchtendes morgen.

Heimat, das ist wo wir wirken, schaffen und streben, das ist wo wir lieben, leiden und leben.

Heimat, viele Wege führen von dir hinaus, aber alle führen einmal zurück nach Haus.

 Arnold Scherner
Weil wir Engel ohne Flügel nicht Engel nennen dürfen, nennen wir sie Freunde  u.Vf.

ae8090

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Re: Heimat
« Antwort #10 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 22:31:33 »
Auch wenn ich in Hamburg geboren und aufgewachsen bin, habe ich einen wesentlichen Teil meines Studiums südlich der Elbe und zwar im Fränkischen und in Göttingen verbracht. Zum Schluss dann noch in Berlin, damals noch West und Candidatus war ich dann in Hamburg, aber das spielt hier jetzt keine Rolle.

Wie oft ich von Süden kommend mit dem Zug nach Hamburg reingefahren bin, weiß ich nicht mehr, aber es wahren einige Male. Und es war jedes Mal wieder etwas Besonderes und auch ein Stück weit erhebend. Die Elbe und die Schiffe, die Ladekräne, die Türme des Stadt, der Geruch, der so anders ist als überall sonst und auch die Geräusche, die so unverwechselbar sind.

Oft kam mir in solchen Momenten die Hammonia in den Sinn:

Stadt Hamburg an der Elbe Auen,
wie bist du stattlich anzuschauen
mit deiner Türme Hochgestalt
und deiner Schiffe Mastenwald.


1982 hatte ich Abi gemacht und ich hätte vermutlich zu der Zeit jeden, der mir solches versucht hätte zu erklären bestensfalls für verrückt erklärt, vermutlich und wahrscheinlicher jedoch hätte ich ihn für einen Ahänger einer gewissen Blut-und-Boden-Ideologie gehalten.

Heute bin ich um diese Erfahrungen reicher und dankbar darum.

breughel

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Re: Heimat
« Antwort #11 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 22:54:03 »
Auch wenn ich in Hamburg geboren und aufgewachsen bin, habe ich einen wesentlichen Teil meines Studiums südlich der Elbe und zwar im Fränkischen und in Göttingen verbracht. Zum Schluss dann noch in Berlin, damals noch West und Candidatus war ich dann in Hamburg, aber das spielt hier jetzt keine Rolle.

Wie oft ich von Süden kommend mit dem Zug nach Hamburg reingefahren bin, weiß ich nicht mehr, aber es wahren einige Male. Und es war jedes Mal wieder etwas Besonderes und auch ein Stück weit erhebend. Die Elbe und die Schiffe, die Ladekräne, die Türme des Stadt, der Geruch, der so anders ist als überall sonst und auch die Geräusche, die so unverwechselbar sind.

Oft kam mir in solchen Momenten die Hammonia in den Sinn:

Stadt Hamburg an der Elbe Auen,
wie bist du stattlich anzuschauen
mit deiner Türme Hochgestalt
und deiner Schiffe Mastenwald.


1982 hatte ich Abi gemacht und ich hätte vermutlich zu der Zeit jeden, der mir solches versucht hätte zu erklären bestensfalls für verrückt erklärt, vermutlich und wahrscheinlicher jedoch hätte ich ihn für einen Ahänger einer gewissen Blut-und-Boden-Ideologie gehalten.

Heute bin ich um diese Erfahrungen reicher und dankbar darum.
1982 studierte ich in Hamburg und ich kann Deine Eindrücke voll nachvollziehen. Und es geht mir heute noch so wenn ich in Blankenese an der Elbe sitze, wenn ich in der Oberhafenkantine sitze oder mit dem Zug von Süden komme .

Offline Hägar

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Re: Heimat
« Antwort #12 am: Montag, 11. Oktober 2010 - 23:40:34 »
...ist es nicht genauso wenn man hier -auch wenn es "nur" 3 Kräne gab- wieder zurückkommt auch so ?...die Störschleife...ja, IZ hat sich sehr verändert...und ich persönlich vermisse die Störschleife (sie war für mich eine Art Identität von IZ, bin halt damit aufgewachsen) von Süden kommend lange weg gewesen über die Delftorbrücke kam ?...Ok...die Dimensionen mögen im Gegensatz zu HH andere sein...aber auch hier weht der besondere Duft der Heimat...das Gefühl "hier gehöre ich hin"....und das geht schon los wenn man -von Süden kommend- in HH einfährt und dann weiter Richtung IZ....also MIR geht das so... war auch monatelang weg (Bosnien/Kosovo)...wenn man von dort zurück kommt...DANN hat man ECHTE Heimatgefühle...und ist soooo froh wieder hier zu sein...auch wenn das absolute Heimatgefühl wieder irgendwann zur Gewöhnung wird...immer wieder kommt es doch zurück...je nachdem was einem widerfährt, welchen Gefühlsregungen man unterliegt - Heimat ist wirklich etwas Schönes ... sie ist das Gefühl der Geborgenheit - ob aller widrigen Umstände.